Digitale Nomaden – das klingt nach grenzenloser Freiheit, exotischen Orten und dem Arbeiten mit Blick aufs Meer. Doch wie sieht der Alltag wirklich aus, wenn man ohne festen Wohnsitz durch die Welt reist? Lena und Oliver leben seit über zwei Jahren genau diesen Traum – mit all seinen Höhen und Tiefen. In diesem ehrlichen Gespräch erzählen sie, was es bedeutet, ständig unterwegs zu sein, wie sie ihre Fotokunst in ihr Leben integrieren und warum dieses Abenteuer genauso herausfordernd wie erfüllend ist.

Oliver, Lena – ihr seid seit über zwei Jahren als digitale Nomaden unterwegs. Das klingt nach Freiheit und Abenteuer. Was bedeutet dieser Lebensstil für euch?
Oliver: Freiheit, definitiv. Wir entscheiden jeden Tag aufs Neue, wie unser Leben aussehen soll. Das Gefühl, nicht an einen festen Ort gebunden zu sein, ist unbeschreiblich. Aber es ist auch mehr als das: Es ist die Möglichkeit, unsere Kunst und unser Leben in Einklang zu bringen.
Lena: Gleichzeitig ist es auch ein Weg, immer wieder in den Spiegel zu schauen. Du kannst dich nirgendwo verstecken – weder vor den Herausforderungen des Lebens noch vor dir selbst. Es ist wunderschön und anstrengend zugleich.
Wie seid ihr auf die Idee gekommen, in Deutschland alles hinter euch zu lassen und ein Leben als digitale Nomaden zu führen?
Lena: Ich wollte schon immer die Welt entdecken und reisen, hatte aber nicht die Chance dazu. Sei es, weil es zu Hause zu viele Verpflichtungen gab, zu viele Tiere, zu viele Kinder oder zu wenig Geld. Und ich habe nicht herausgefunden, wie ich so viel Geld verdiene, dass ich losreisen kann. Irgendwann kam für mich der Punkt, an dem ich mich gefragt habe: Worauf warte ich? Dieser Wunsch, die Welt zu entdecken, ist so groß! Warum warte ich auf Punkt X, der irgendwie nie zu kommen scheint? Dann ist mir doch lieber, mit all meinen Themen loszureisen und in der Welt zu leben und dort weiterhin – genauso, wie ich es bisher zu Hause getan habe – herauszufinden, wie es Monat für Monat weiter geht, wie ich leben möchte, wie ich mir das ermöglichen kann und wo es hin geht. Und: Ich möchte lieber mit den gleichen Struggles an verschiedenen Orten sein, als am selben Ort zu sein und endlich diese Struggles loszuwerden!
Oliver: Ich spielte schon länger mit dem Gedanken, auszuwandern, als ich Lena kennenlernte. Zeitgleich damit, dass ich mich in sie verliebte, habe ich erfahren, dass sie nach Skandinavien geht – und das ohne die Absicht, wieder nach Deutschland zurückzukehren. Das war eine harte Nummer für mich! Aber gleichzeitig auch der Katalysator für meine eigene Befreiung. Mich hat es so sehr zu ihr gezogen, dass ich bereit war, mein Leben in Deutschland, das mich nicht mehr erfüllte, komplett hinter mir zu lassen. Ich fragte sie, ob ich sie begleiten und diese Reise mit der Kamera dokumentieren darf. Sie sagte “Ja”, und das hat eine unglaubliche Energie in mir freigesetzt – so viel, dass selbst 14 Stunden Fahrt bis zu unserem Zusammentreffen in Schweden möglich waren. Seitdem reisen und leben wir zusammen.

Beim Begriff “digitale Nomaden” denken wir sofort an Strand, Klappstuhl und Laptop. Was ist dran an diesem Klischee?
Oliver: (lacht) Das haben wir auf Mallorca ausprobiert – und ganz ehrlich? Es ist ein Mythos! Kein Laptop dieser Welt ist hell genug, als dass er gegen die knallende Sonne ankommen kann – zumindest ohne Steckdose! Und der Internet-Empfang ist am Strand auch nicht zwingend gegeben.
Lena: Ja! Und die Welt hat so viel mehr zu bieten, als den ganzen Tag am Strand zu brutzeln. Es gibt so viele Wege, als digitale Nomaden zu leben. Entweder mit unserem kleinen Auto von Region zu Region zu reisen und dort für einen oder mehrere Monate ein AirBnB zu mieten. Oder ein einfaches Bett hinten in einen Kombi zu bauen und damit als Zuhause einen gesamten Sommer durch Europa zu touren – beides haben wir schon erlebt. Vielleicht haben wir als nächstes ein rollendes Zuhause in Form eines Wohnwagens? Wer weiß! Es ist uns wichtig, offen dafür zu sein, was das Leben uns für Chancen bietet und dann auf unser Bauchgefühl zu hören.
Was macht eure Fotokunst so besonders – und wie berührt sie die Menschen?
Oliver: Unsere aktuelle Serie „Symbiosis“ eröffnet den Menschen einen Raum, in dem sie innehalten, fühlen und sich erinnern können. Die vielschichtigen, emotionalen Kompositionen tragen die Tiefe spontaner, intimer Momente in sich – Momente, die für viele im hektischen Alltag verloren gehen. Sie vermitteln, dass Liebe und Verbundenheit nicht nur möglich sind, sondern auch in unserer schnelllebigen Welt Bestand haben können. Für manche mag das wie ein leiser, rebellischer Akt wirken: sich bewusst mit Liebe und Beständigkeit zu verbinden. Diese Werke erinnern daran, dass es solche tiefen Gefühle gibt – und dass sie ein Geschenk sind.
Lena: Unsere Bilder laden die Menschen ein, die Verbindung zu sich selbst und zur Welt um sie herum zu spüren. Sie verkörpern für mich das tiefe Verständnis, dass alles miteinander vernetzt ist. Diese Botschaft berührt, inspiriert und schenkt Kraft. Was unsere Kunst besonders macht, ist, dass sie von der Schönheit der Natur erzählt und davon, wie sie uns immer wieder magische Momente schenkt – oft unerwartet. Dieses Gefühl von Staunen und Entdecken tragen unsere Werke in sich und schaffen so für jeden Betrachter eine ganz persönliche Erfahrung.



Für wen sind eure Arbeiten besonders inspirierend?
Oliver: Unsere Werke sind für Menschen gedacht, die Orte schaffen, an denen Gefühle und Erlebnisse im Mittelpunkt stehen. Sie sind sowohl Kunst für Hotels und Restaurants als auch für Cafés, Galerien oder Healing Spaces, wie z.B. Yogastudios. Dort setzen sie emotionale Akzente, die die Atmosphäre bereichern. Und sie schaffen Momente, die Menschen berühren, zum Nachdenken anregen und ihnen einen Impuls geben, ihr eigenes Leben bewusster wahrzunehmen.
Lena: Auf einer tieferen Ebene sprechen unsere Arbeiten all jene an, die spüren, dass in ihrem Leben noch mehr möglich ist. Menschen, die nach Inspiration suchen, um freier, authentischer und bewusster zu leben. Unsere Kunst erinnert daran, dass tiefe Liebe, echte Verbindung und ein selbstbestimmtes Leben für jeden erreichbar sind – und lädt dazu ein, diesen Werten mehr Raum im Alltag zu geben.
Was würdet ihr als eure größten Herausforderungen bezeichnen?
Oliver: Finanzielle Stabilität ist unser ständiger Begleiter – oder besser gesagt: die Suche danach. Seit Beginn dieses Lebensabschnitts probieren wir alles Mögliche aus, um ein stabiles Einkommen zu erzielen und Rücklagen für Notfälle zu bilden. Wir haben unter anderem Print-Kollektionen veröffentlicht, einen YouTube-Kanal gestartet und UGC für Brands produziert. Damit sind wir bisher immer um die Runden gekommen, auch wenn der durchschlagende Erfolg und die finanzielle Freiheit bisher noch auf sich warten lassen.
Wir sind zwei sehr vielseitige, kreative Menschen, die gern ihren Impulsen folgen. Doch das, was wir mit Liebe tun – gemeinsam auf verschiedenste Weisen zu kreieren und uns auszuprobieren – findet nicht zwangsläufig auch einen Markt. So ist es immer auch die Suche nach der Schnittmenge: Was tun wir voller Leidenschaft UND bringt gleichzeitig Geld?
Lena: Ein weiteres Thema ist die Sichtbarkeit. Auf Instagram haben wir seit zwei Jahren ca. 200 Follower, und egal, was wir versuchen, es bewegt sich einfach nichts. Das ist frustrierend, vor allem weil wir von den Menschen, die unsere Arbeiten sehen, sehr berührendes Feedback bekommen.
Was das Reisen betrifft, sind AirBnB-Überraschungen leider immer wieder an der Tagesordnung. Mäuse im Schlafzimmer, einen qualmenden Ofen im Wohnzimmer – alles schon gehabt! Da haben wir gelernt, dass es sich zu kämpfen lohnt! Das waren Erfahrungen, die uns als Team noch mehr zusammengeschweißt haben und aus denen wir gestärkt hervorgingen.



Gab es besondere Momente, in denen ihr euch bestätigt gefühlt habt?
Lena: Absolut! Ein Beispiel ist ein fast zustande gekommener Ausstellungstermin in einem Café in Helsingborg. Wir waren so aufgeregt, weil das der erste große Schritt in die Richtung gewesen wäre, die wir uns wünschen: unsere Kunst an Orten zu präsentieren, die wir bereisen. Leider hat die Veranstalterin die Termine durcheinander gebracht und sich nicht mehr gemeldet. Das war ein herber Dämpfer.
Oliver: Trotzdem war es eine Bestätigung, dass wir mit unserer Kunst am richtigen Ort waren und gesehen werden. Es ist wie eine stille Hoffnung, die uns antreibt: Irgendwo da draußen gibt es Menschen, die genau das wollen, was wir kreieren. Wir müssen sie nur finden!
Wie geht ihr mit diesen Rückschlägen um?
Lena: Das ist nicht immer leicht. Ich habe jedoch immer auch die Hoffnung, dass es letztlich doch möglich für mich ist: so zu leben, wie ich es mir so lange schon erträume. Warum auch nicht? Immerhin leben wir jetzt schon seit über zwei Jahren so! Wir erinnern uns gegenseitig an unsere Vision – die Freude, die wir empfinden, wenn wir magische Momente einfangen und sie auf unserem eigenen, künstlerischen Weg teilen können. Uns gegenseitig zu unterstützen und dabei die Liebe, die wir zueinander haben, als Basis zu sehen, hilft enorm.
Oliver: Genau. Unsere Beziehung ist generell auch der Kern unserer Kunst. Ich möchte mit meiner Arbeit ein Denkmal für das schaffen, was mir am wichtigsten ist: Lena und unsere Liebe – in allen Facetten, in jeder Jahreszeit und Stimmungslage. Das gibt uns immer wieder Kraft. Und immer wieder, auch in schwierigen Momenten, darauf zurückzukommen und unser Ziel nicht aus den Augen zu verlieren, ist die wohl wichtigste Fähigkeit auf diesem Weg.
Ihr habt angesprochen, dass ihr von Monat zu Monat lebt. Wie geht ihr mit dieser Unsicherheit um?
Lena: Wir versuchen, unsere laufenden Kosten so gering wie möglich zu halten, um Ressourcen für das Wichtigste zu haben: ein festes Dach über dem Kopf – mit Vorliebe mitten in der Natur –, hochwertige pflanzliche Lebensmittel, die unseren Körper nähren und uns gleichzeitig Genuss ermöglichen, plus natürlich der Fahrtauglichkeit unseres kleinen, alten VW Golfs. Deshalb haben wir fast alle Versicherungen gekündigt. Manchmal belastet uns das, vor allem, wenn unerwartete Kosten wie Autoreparaturen oder ein Zahnarztbesuch auf uns zukommen. Tatsächlich war das nötige Geld bisher immer da, wenn wir es gebraucht haben. Das gibt uns mehr und mehr Vertrauen, dass es auch in Zukunft immer weitergehen wird, auch wenn es manchmal brenzlig aussieht.
Oliver: Es ist ein Balanceakt zwischen Vertrauen und Planung. Zum Glück können wir durch sehr bewussten Konsum die Kosten niedrig halten. Hier in Estland zum Beispiel ist frisches Obst und Gemüse deutlich erschwinglicher als zuletzt in Finnland, was uns sehr entgegenkommt. 2025 geht es weiter Richtung Süden für uns, und nach dem Baltikum erwarten uns Rumänien, Bulgarien, der Balkan und Griechenland. Dort werden wir deutlich mehr für den Euro bekommen als z.B. in Skandinavien – ein Gedanke, der bei mir definitiv für Entspannung sorgt.

Was würdet ihr euch für die Zukunft wünschen?
Oliver: Wir wünschen uns, dass unsere Kunst endlich die Menschen erreicht, die davon inspiriert werden. Am liebsten rund um die Welt, denn ich sehe uns als internationale Künstler. Unsere Prints sind mehr als Wanddekoration. Sie sind magische, vielschichtige Begleiter voller Emotionen, die Menschen berühren und in eine andere Welt ziehen. Die Vorstellung, dass unsere Werke in Cafés, Galerien oder Healing Spaces auf der ganzen Welt präsent sind, treibt uns an.
Lena: In erster Linie wollen wir die Welt bereisen und so viel von ihr entdecken und erleben, wie es in unserem Leben möglich ist. Mich zieht es auf andere Kontinente wie Afrika und Asien – und wie schön wäre es, auch von dort wirken zu können? Und wie schön wäre es, dies mit anderen zu teilen? Natürlich wünschen wir uns mehr finanzielle Freiheit, damit wir noch mehr Zeit und Energie in das stecken können, was uns wirklich erfüllt. Unser Ziel ist es, mit Leichtigkeit und Freude kreativ zu sein und Menschen zu zeigen, dass ein selbstbestimmtes, authentisches Leben möglich ist.
Was möchtet ihr Menschen mitgeben, die mit dem Gedanken spielen, ein ähnliches Leben zu führen?
Lena: Sei ehrlich zu dir selbst, was deine Werte und Prioritäten angeht. Dieses Leben ist kein ständiger Urlaub, sondern ein ständiges Abenteuer – mit allem, was dazugehört. Und früher oder später wird sich zeigen, ob du tatsächlich deiner eigenen Vision folgst oder einem falschen Traum hinterherjagst, der irgendwoher von außen kommt.
Oliver: Genau! Es ist ein Weg voller Herausforderungen, aber auch voller Magie. Und egal wie schwer es manchmal ist, wir würden uns immer wieder dafür entscheiden. Denn diese Freiheit, das Leben nach unseren Vorstellungen zu gestalten, ist unbezahlbar. Jeden Morgen gemeinsam an einem Ort aufzuwachen, den wir uns ausgesucht haben, und dann, wenn die Ferne lockt, weiterziehen zu dürfen, ohne den Druck, irgendwann wieder zurück zu müssen – dieses Gefühl möchte ich nicht mehr hergeben.
Dieses Interview wurde im Januar 2025 geführt.
Exklusive Fine Art Prints on demand
Die Motive dieses Beitrags und weitere, die im Verlauf unserer Reise entstehen, sind als exklusive Fine Art Prints zum Kauf erhältlich.

Oliver Selzer wurde 1983 in Bautzen geboren und entdeckte schon früh seine Leidenschaft für künstlerische Kreativität. Nach seiner Ausbildung zum Mediendesigner arbeitete er mehrere Jahre in einer Frankfurter Grafikagentur, wo er seine Liebe zur Fotografie entdeckte. 2019 wagte er von dort den Sprung in die Selbstständigkeit als freier Fotograf.
Ende 2022 ließ er die Großstadt hinter sich – seitdem lebt und arbeitet er als digitaler Nomade und kombiniert seine Liebe zum Reisen mit seiner Kunst. Gemeinsam mit seiner Partnerin und Muse Lena fängt er in seinen Werken die Magie des gemeinsamen Entdeckens ein – und damit die Freiheit, die Natur und die tiefe Verbundenheit zwischen Mensch und Moment. Seine Fine Art Prints sind von sanften, intimen Stimmungen geprägt und erzählen authentische Geschichten von Fernweh, Liebe und Abenteuerlust.
Oliver schafft Werke, die zum Innehalten einladen und Erinnerungen an besondere Augenblicke wecken. Sie sind als hochwertige Kunstdrucke erhältlich und finden ihren Platz in Cafés, Galerien und Healing Spaces auf der ganzen Welt.