Diversität nimmt in der Gesellschaft einen immer wichtigeren Stellenwert ein. Denn zahlreiche Menschen fordern mehr Sichtbarkeit von Minderheiten.
Große Modemarken schreiben sich Vielfalt gerne auf die Fahnen und präsentieren sich weltoffen und divers. Was sie nach außen zeigen, stimmt aber oft nicht mit der Wirklichkeit im Unternehmen überein.
Mangelnde Diversität in der Designbranche
Sichtbarkeit ist ein zentrales Thema, wenn es um Diversität geht. Indem Modeunternehmen ihre Kollektionen mit Modeln bewerben, die nicht nur weiß, schlank und in ihrer Mobilität uneingeschränkt sind, gehen sie einen ersten Schritt.
Nicht selten fehlt allerdings die Substanz dahinter. Infolgedessen fühlen sich Personen, die Minderheiten angehören, benutzt und nicht wirklich gesehen. Denn es reicht nicht, sich eine diverse Hülle anzuschaffen, wenn die neuste Damenmode dann doch nur wieder von weißen, männlichen Designern stammt und das Marketingteam ebenfalls nur wenig divers ist.
GNTM, Miss Germany, Victoria’s Secret: Wie divers ist die Modebranche wirklich?
In der heutigen Modebranche wird Diversität zunehmend großgeschrieben, sei es bei Germany’s Next Topmodel, Miss Germany oder Victoria’s Secret. Doch wie authentisch und vielfältig sind die Unternehmen, die hinter diesen TV-Formaten und Modemarken stehen, wirklich?
Wird Diversität nur aus Gründen der Quote und des Profits inszeniert oder wird sie tatsächlich gelebt und ernst genommen?
Um mehr über das Phänomen des Diversity Washing zu erfahren, hat Walerija mit der Soziologin und Vize Miss Germany 2021, Katharina Wohlrab, gesprochen. Wie beurteilt Katharina die Diversität bei GNTM, Miss Germany und Victoria’s Secret?
Darüber hinaus hatte Walerija die Möglichkeit, mit der ehemaligen GNTM-Teilnehmerin Sara Ullmann hinter die Kulissen des Modelwettbewerbs von Heidi Klum zu blicken.
Wir sind gespannt auf eure Meinungen zu den verschiedenen Formaten: Ist alles authentisch oder handelt es sich eher um Diversity Washing?
Echte Diversität gelingt nur durch Inklusion
Um Diversität in der Modebranche zu schaffen, müssen Angehörige von Minderheiten ein Teil der Maschinerie werden. Das kann nur gelingen, wenn sie auch kreative Aufgaben übernehmen und Entscheidungen treffen dürfen. Für die Modeunternehmen selbst wäre das ebenfalls ein Gewinn. Denn sie könnten echte Diversität nach außen zeigen und würden wahrscheinlich nicht mehr in so viele Fettnäpfchen treten. Dadurch ließe sich eventuell sogar der eine oder andere Shitstorm verhindern.
Ein weiterer wichtiger Ansatz ist die Erkenntnis, dass es bei Diversität um mehr als nur um die Hautfarbe geht. Auch Personen, die anderen Minderheiten angehören, möchten gesehen werden und sich in den Designs der Modebranche wiedererkennen dürfen. Dazu gehören zum Beispiel:
- Personen mit Behinderungen
- LGBTQIA+-Personen
- mehrgewichtige Menschen
- Personen mit Migrationshintergrund
Nicht zuletzt sind auch Frauen nach wie vor in der Modewelt unterrepräsentiert, auch wenn sie im Verhältnis zur Allgemeinbevölkerung keiner Minderheit angehören. Zwar gibt es viele Frauen, die eine Karriere in der Modebranche anstreben. In den Führungsetagen sind sie aber in vielen Unternehmen der Minderheit. Die Designs der großen Modehäuser werden ebenfalls oft von Männern entworfen, sodass diese auch die kreative Deutungshoheit behalten.
Für mehr Diversität sollten Modeunternehmen neben Damenmode in großen Größen möglichst auch mehrgewichtige Mitarbeiter*innen im Team haben. Personen mit Behinderungen sollen nicht nur im Modekatalog oder als Model im Onlineshop auftauchen, sondern tatsächlich an der Kreation des Kleidungsstückes oder an dessen Vermarktung beteiligt gewesen sein.
Das gilt auch für Personen aus anderen Minderheiten. Generell ist es sinnvoll, das Team so zusammenzustellen, dass die eigene Zielgruppe auch darin vertreten ist.
Mentoring durch eine*n Diversity-Manager*in
Um die oben genannten Lösungsansätze konkret umzusetzen, können Modeunternehmen verschiedene Wege gehen. Ein Diversity-Manager kann zum Beispiel dabei helfen, das Team möglichst vielfältig zusammenzustellen.
Dabei geht es nicht allein darum, Personen einzustellen, die verschiedenen Minderheiten angehören, sondern auch deren Selbstbewusstsein zu stärken und zugleich eine offene Diskussionskultur zu schaffen. Denn nur wenn sich Angehörige von unterrepräsentierten Personengruppen trauen, beim Meeting ihre Meinung zu sagen oder Bedenken zu äußern, wenn sie das Gefühl haben, dass eine Grenze überschritten wird, kann eine fruchtbare Zusammenarbeit entstehen.
Thematiken wie kulturelle Aneignung in der Mode sind für die dominierende weiße Mehrheitsgesellschaft zum Beispiel oft schwer zu fassen. Hier kann die Perspektive einer Person of Color Augen öffnen. Denn nicht immer sind diskriminierende Handlungen vorsätzlich.
Oft fehlt es aber an der notwendigen Sensibilität.
Inhaber und Geschäftsführer von Kunstplaza. Publizist, Redakteur und passionierter Blogger im Bereich Kunst, Design und Kreativität seit 2011. Erfolgreicher Abschluss in Webdesign im Rahmen eines Hochschulstudiums (2008). Weiterentwicklung von Kreativitätstechniken durch Kurse in Freiem Zeichnen, Ausdrucksmalen und Theatre/Acting. Profunde Kenntnisse des Kunstmarktes durch langjährige journalistische Recherchen und zahlreichen Kooperationen mit Akteuren/Institutionen aus Kunst und Kultur.