Lange tauchten Frauen in der Kunst nur auf der Leinwand selbst auf, hielten aber fast nie den Pinsel in der Hand und wenn sie es doch taten, wurden ihre Werke nur selten gesehen. Dennoch gab es Künstlerinnen, die es schafften, sich einen Namen zu machen.
Einige von ihnen haben die Gesellschaft nachhaltig geprägt. Ihr Einfluss zeigt sich unter anderem in der Mode.
Die Abwesenheit der weiblichen Künstlerin
Wer sich die Namen großer Künstler ins Gedächtnis ruft, wird schnell feststellen, dass darunter wahrscheinlich keine einzige Frau ist. Die Gründe dafür sind mannigfaltig und wurden detailliert von der Kunsthistorikerin Linda Nochlin in ihrem Essay „Why have there been no great women artists?“ („Warum hat es keine bedeutenden Künstlerinnen gegeben?“) thematisiert.
Darin ging sie mit der von Männern dominierten Gesellschaft ins Gericht und stellte die These auf, dass Frauen keine Chance hätten, unter diesen Voraussetzungen als künstlerisches Genie erkannt zu werden.
Die Frau aus dem Blickwinkel des Mannes
Lange Zeit wurde die Kunst also vornehmlich durch weiße Männer dominiert. Da Frauen aber Teil der Lebensrealität vieler dieser Männer waren, diente das weibliche Geschlecht nicht selten als Inspiration für zahlreiche Kunstwerke, die noch heute weltberühmt sind.
Viele männliche Künstler bezeichneten bestimmte Frauen in ihrem Leben sogar als ihre Musen und widmeten ihnen romantisch verklärte Bilder. Zugleich wird die Frau im Verlauf der künstlerischen Epochen oft als Objekt der Begierde dargestellt oder zur unberührbaren Heiligen erklärt.
Mit Selbstbestimmung haben diese Darstellungen in der Kunst in der Regel wenig gemeinsam. Denn es geht stets um die Perspektive des Mannes.
Die Künstlerin als Ausnahme von der Regel
Auch wenn den Frauen wenig Platz als aktive Teilnehmende in der Welt der Kunst gegeben wurde, gab es dennoch immer wieder Künstlerinnen, die allen Widerständen zum Trotz einen hohen Bekanntheitsgrad erreichten.
Die Mexikanerin Frida Kahlo dürfte fast jedem Kunstfan ein Begriff sein. Sie erklärte sich selbst zu ihrer eigenen Muse und malte in logischer Konsequenz häufig sich selbst. Ihre ausdrucksstarken Selbstporträts und ihr ganz eigener Kleidungsstil sind bis heute ikonisch und zeigen, welch großen Einfluss Frauen auf die Gesellschaft haben können.
Eine generationsübergreifende Modeikone
Durch die gezielte Selbstinszenierung wurde Frida Kahlo von der Künstlerin zur Influencerin, die eine neue selbstbestimmte Seite der Frau zeigte. Bis heute beeinflusst sie mit ihrem charakteristischen Look die gesamte Modewelt.
Mit ihren buschigen Augenbrauen und dem Damenbart bewies sie, wie vielfältig das Erscheinungsbild der Frau sein kann. Im Kontrast zu diesen vermeintlich maskulinen Kennzeichen trugt Frida Kahlo viele Jahre lange, weite Röcke mit farbenfrohen Designs sowie bunte Blumenkränze, die eindeutig für eine weibliche Ausstrahlung sorgen.
Tatsächlich sind die Röcke aber ebenfalls ein gesellschaftlicher Kommentar. Denn Frida Kahlo ließ sich von einer Volksgruppe aus der Tehuantepec-Region inspirieren, in der die Frauen das Sagen haben.
Einzelne Elemente ihres Looks sehen wir in der heutigen Popkultur widergespiegelt. US-Sängerin Lana del Rey ist zum Beispiel bekennender Frida-Kahlo-Fan und greift immer wieder zu großen opulenten Blumenkränzen. Doch auch die großen Modeschöpfer dieser Welt eifern dem farbenfrohen und ausdrucksstarken Look von Frida Kahlo nach.
Frida Kahlo wird in der Vogue abgebildet
1937 erschien Frida Kahlo zum ersten Mal in der amerikanischen Vogue und wurde so schon zu Lebzeiten zur Stilikone. Auch wenn sie es damals nicht auf das Cover schaffte, wurde sie Teil eines Editorials mit dem Titel „Senoritas of Mexico“ und fand so den Weg in zahlreiche amerikanische Haushalte.
Dass ihr Einfluss längst nicht vergangen ist, zeigt sich allein darin, dass sie 2012 erneut von der Vogue thematisiert wurde. Dieses Mal widmete die Redaktion ihr sogar ein Titelbild.
Eine Inspirationsquelle für die ganz großen Designer
Jean-Paul Gaultier verwendet Elemente von Frida Kahlos Look immer wieder in seinen Kollektionen. Darüber hinaus ließ er sich bei dem Design für das Kostüm der Hauptdarstellerin in dem Erfolgsfilm „The Fifth Element“ von der mexikanischen Künstlerin inspirieren. Sie selbst hatte sich in einem ähnlichen Korsett gemalt. Im Jahr 1998 widmete er ihr außerdem einige Kleider in seiner Frühlingskollektion unter dem Thema „Mexiko.“
Karl Lagerfeld ließ Claudia Schiffer wie Frida Kahlo posieren, während Dolce & Gabbana aktuelle Mode mit Frida Kahlos Look verbindet und zum Beispiel ihren ikonischen Kopfschmuck verwendet, um damit schwarze Spitzenkleider zu kombinieren. Givenchy ließ sich von den Kleidern, Röcken und Korsetts von Frida Kahlo beeinflussen, setzte aber eher auf gedeckte Farben anstatt auf eine bunte Pracht.
Alle diese Beispiele zeigen, wie nachhaltig der Einfluss der Ausnahmekünstlerin ist und wie vielfältig die Interpretation ihres Looks sein kann. Ihr Einfluss ist noch heute zu spüren, wo sich elegante, einfarbige Teile genauso wie farbenfrohe Röcke großer Beliebtheit erfreuen.
Frida Kahlo hat sich nicht nur mit ihren Bildern, sondern auch mit ihrer Wirkung auf die Modewelt unsterblich gemacht – und das, obwohl sie als Frau eine Randerscheinung in der Kunst des frühen 20. Jahrhunderts war.
Inhaber und Geschäftsführer von Kunstplaza. Publizist, Redakteur und passionierter Blogger im Bereich Kunst, Design und Kreativität seit 2011. Erfolgreicher Abschluss in Webdesign im Rahmen eines Hochschulstudiums (2008). Weiterentwicklung von Kreativitätstechniken durch Kurse in Freiem Zeichnen, Ausdrucksmalen und Theatre/Acting. Profunde Kenntnisse des Kunstmarktes durch langjährige journalistische Recherchen und zahlreichen Kooperationen mit Akteuren/Institutionen aus Kunst und Kultur.