In der Malerei gibt es das Genre der Landschaftsmalerei schon sehr lange. Woher stammt das Wort Landschaft überhaupt?
Im 12. Jahrhundert entstand das Wort im althochdeutschen Sprachraum. Ursprünglich bezeichnete das Wort die Gesamtheit der Bewohner eines Landes. Erst im späten Mittelalter wurde der Begriff Landschaft auf die geographische Bedeutung bezogen.
In der Malerei spielte die Landschaft lange keine große Rolle. Wenige Ausnahmen gab es bei den Griechen und Römern. In der Freskenmalerei und Bühnenmalerei in einem Theater wurden Landschaften dargestellt. In der Malerei beschäftigte man sich erst in der Renaissance intensiver mit den Landschaften. Zuerst nur als Umfeld in einer Szene mit Menschen.
Allerdings wurden auch schon früher Landschaften von Malern als Studie gemalt. Diese Malstudien dienten als Vorlage für spätere Gemälde. Gemälde wo Landschaften oder Pflanzen in einem Gemälde integriert wurden. In den meisten Fällen nur als Beiwerk. Es dauerte noch ein paar Jahrhunderte bis es Maler gab, welche die Landschaft in den Vordergrund stellten.
Im 16. Jahrhundert stieg das Interesse an Naturbeobachtung. So entstanden öfter auch Naturstudien. Warum öfter? Auch Albrecht Dürer und andere Maler haben schon Naturstudien gemalt. Das waren aber meist keine Auftragsarbeiten. Sie dienten als Grundlage für Auftragsarbeiten. Malstudien waren eine Art Vorlage für Details in Auftragsbildern.
Nicolas Poussin und Claude Lorrain gelten in der Kunstgeschichte als die beiden Maler, welche als erste eine Landschaft in den Vordergrund stellten. Menschen und Tiere waren nur noch Staffage. Weiteren Einfluss auf die Landschaftsmalerei hatte der Protestantismus in den Niederlanden.
Dadurch fiel der Malergilde der Auftraggeber Kirche plötzlich weg. Die Maler mussten sich neue Auftraggeber suchen. Zahlungskräftige Bürger wurden zur neuen Kundschaft. Diese wollten Portraits oder Landschaften als Gemälde in Auftrag geben.20
Im 18. Und 19. Jahrhundert bekam die Landschaftsmalerei durch neue Maltechniken neue Impulse. Einige der prägenden Landschaftsmaler waren William Turner, Caspar David Friedrich, Delacroix und Cezanne. Neben der realistischen Malerei entstanden kreative und abstraktere Malweisen.
Die Erfindung der Fotografie
Im 20. Jahrhundert wurde die Fotografie erfunden. Ob die Fotografie die Fortsetzung der Malerei ist oder lediglich eine weitere bildliche Ausdrucksform mit anderer Technik ist, dürfen die Kunstexperten entscheiden. Herman Krone gilt als Pionier der Landschaftsfotografie. 1853 machte er die ersten Landschaftsfotos vom Elbsandsteingebirge. Es folgten weitere Fotografen die sich mit Landschaften in der Fotografie beschäftigten.
Im 20. Jahrhundert war wohl Ansel Adams ein weiterer großartiger Landschaftsfotograf. Er perfektionierte die Schwarzweiß-Fotografie mit seinem Zonensystem. Er teilte ein Bild in 10 Tonabstufungen von weiß bis schwarz ein. Seine Fotos sollten diese Tonabstufungen vollständig beinhalten. Das erreichte er durch gezielten Einsatz von passenden Filtern in Kombination mit einer angepassten Entwicklung des Filmes.
Als Finish war die Krönung die penible Ausarbeitung eines Papierabzuges im Fotolabor auf hochwertigen Baryt-Papier. Wenn heute von Fine-Art-Fotografie die Rede ist, wird diese mit der fotografischen Philosophie von Ansel Adams gleichgesetzt.
Auch heute wird von vielen Landschaftsfotografen, Ansel Adams und seine Art der Landschaftsfotografie, oft als Vorbild genannt. Durch die ersten Farbfilme hat sich die Filmtechnik verändert. Durch die digitale Fototechnik, haben sich viele Abläufe verändert.
Das Motiv, die Landschaft, ist geblieben. Viele Landschaftsfotografen, wollen wie Ansel Adams, möglichst viele Details einer Landschaft wiedergeben. Sie wollen einen hohen Tonwertumfang dem Betrachter zeigen.
Eine realistische Landschaft in einem Foto abzubilden. Ist das schon Kunst? Persönlich empfinde ich es als naturalistische Darstellung. Es gibt durchaus auch in der Fotografie kreative Darstellungstechniken. Ob diese dann gleich Kunst sind, entscheiden am Ende die Experten. Aber auch in der naturalistischen Landschaftsfotografie werden kreative Techniken angewendet.
Damit Wasser fließend aussieht, nutzt man meist lange Belichtungszeiten. Wasserfälle werden gerne so dargestellt. Damit ein See oder das Meer glatt aussieht, nutzt man auch lange Belichtungszeiten.
Wie entstehen in der heutigen Fotografie großartige Landschaftsfotos?
Am Anfang steht die Planung. Die meisten tollen Landschaftsfotos und Landschaftsbilder sind kein Zufallsergebnis. Sie sind das Ergebnis einer präzisen Planung und Umsetzung. Im Internetzeitalter kann man dazu Hilfsmittel wie Google Earth oder andere Datenbanken zur Hilfe nehmen. Damit kann man schon einmal mögliche Motive und Aufnahmeorte ermitteln. Das Finetuning wird man allerdings meist vor Ort machen.
Die meisten Landschaftsfotografen besuchen deswegen den Aufnahmeort vorher ein- oder mehrmals. Es werden verschiedene Perspektiven und Bildausschnitte analysiert. Mit einer App kann man Sonnenauf- oder Untergang prüfen. Wann ist die blaue Stunde? Wann steht die Milchstraße an der passenden Stelle?
Bei den meisten Apps, kann man das Motiv als Projekt abspeichern. Wenn der richtige Zeitpunkt gekommen ist, prüft man die Wettervorhersage. Nur bei wolkenlosen Himmel wird die Milchstraße sichtbar sein. Bei einer Wolkendecke, kann man sich diese Foto-Tour sparen.
Wenn der Aufnahmeort bestimmt wurde und das Wetter passt, kann es los gehen. Das Wetter spielt in der klassischen Landschaftsfotografie die größte Rolle. Mit den heutigen Wetter-Apps kann man das Wetter für die nächsten 24 Stunden meist sehr gut vorhersagen.
Es gibt allerdings keine App, die vorhersagen kann, wie der Sonnenauf- oder Untergang ausfallen wird. Das ist vom Zufall abhängig. Mit etwas Erfahrung bekommt man vielleicht ein leichtes Gespür. Aber meistens kommt es anders als man gedacht hat.
Welche Fototechnik nutzen Landschaftsfotografen?
Die meisten Landschaftsfotografen wollen viele Details einer Landschaft einfangen. Dazu benötigt man eine Kamera und Objektive mit hohem Auflösungsvermögen. Meist sind es Kameras mit einem größeren Sensor. Vollformat oder Mittelformat. 40, 50 oder 100 Mio. Pixel gelten unter den Fine-Art-Landschaftsfotografen als perfekt.
Dennoch kann man auch mit kleineren Kamerasystemen hervorragend Landschaften fotografieren. Die hohen Auflösungen sind für die höchsten Ansprüche im Bereich der Fine-Art-Fotografie.
Die Zutaten für eine Fotoausrüstung:
- Vollformatkamera oder Mittelformatkamera
- Kamera möglichst mit Live-View
- Kamera mit Fernauslösemöglichkeit
- Weitwinkelobjektiv mit hoher Auflösung
- Stabiles Stativ und Stativkopf
- Fernauslöser für die Kamera
- Graufilter, ND-Verlaufsfilter, Pol-Filter
Die Marke einer Kamera spielt keine Rolle. Der Fotograf alleine ist für ein gutes oder hervorragendes Landschaftsfoto verantwortlich. Dazu benötigt er Fachwissen über die Fototechnik und die praktische Erfahrung, um das erlernte zur richtigen Zeit anzuwenden. Nicht alle Fotografen bekommen das theoretische Wissen in der Praxis gezielt umgesetzt. Die wo das können, machen großartige Fotografien.
Noch ein paar Tipps von Profis
Großartige Landschaftsfotografen
Von der Landschaftsfotografie alleine kann heute kaum ein Fotograf seinen Lebensunterhalt verdienen. Die meisten Landschaftsfotografen fotografieren auch andere Motive. Mag sein, dass es vielleicht wenige Fotografen gibt, welche tatsächlich von der Landschaftsfotografie leben können? Ich werde hier einige nenne, deren Landschaftsmotive mir persönlich sehr gut gefallen.
Der Brasilianer Sebastiao Salgado hat mit seinem Bildband GENESIS großartige Schwarzweiß-Fotos der Erde gemacht. Ein fotografisches Monument, dass die Schönheit unserer Erde zeigen soll. Über zehn Jahre lang hat er die Erde bereist und Menschen und Naturschönheiten fotografiert. Dank vieler Sponsoren war dieses großartige Fotoprojekt überhaupt möglich.
Der US-Amerikaner Art Wolfe hat mich mit seinem Bildband EDEN begeistert. Darin zeigt er Tiere und Landschaften unserer Erde. Als Naturfotograf sind seine Motive Tiere und Landschaften. Von ihm gibt es noch weitere Bildbände tolle Bildbände.
Der Britte Michael Kenna ist wohl einer der wenigen die sich auf die Landschaftsfotografie spezialisiert haben und offenbar davon leben können? Sein Bildband FORMS OF JAPAN ist ein Meisterwerk der Scharzweiß-Fotografie. Tolle meditativ wirkende Bilder. Meist wird auf das wesentliche reduziert. Großartige Landschaften.
Sicherlich gibt es noch weitere tolle Landschaftsfotografen. Die genannten sind solche, welche bei mir bleibenden Eindruck mit ihren Arbeiten hinterlassen haben. Ob nun ein Landschaftsfoto Kunst oder nur Fotografie ist? Das spielt für mich keine Rolle. Ich beurteile ein Landschaftsfoto danach, ob es mir gefällt oder nicht.
Inhaber und Geschäftsführer von Kunstplaza. Publizist, Redakteur und passionierter Blogger im Bereich Kunst, Design und Kreativität seit 2011. Erfolgreicher Abschluss in Webdesign im Rahmen eines Hochschulstudiums (2008). Weiterentwicklung von Kreativitätstechniken durch Kurse in Freiem Zeichnen, Ausdrucksmalen und Theatre/Acting. Profunde Kenntnisse des Kunstmarktes durch langjährige journalistische Recherchen und zahlreichen Kooperationen mit Akteuren/Institutionen aus Kunst und Kultur.