Es gibt einige Menschen in unserem Land, die mit der Tradition des Weihnachtsbaums inzwischen Schwierigkeiten haben, weil sie nicht die Augen davor verschließen können, wie Weihnachtsbäume produziert werden. Ja, produziert, die alte Tradition des Weihnachtsbaums erzeugt nämlich eine ungeheuer große Nachfrage nach Tannen und Blaufichten, und um diese zu befriedigen, gibt es heutzutage eine industrielle Produktion von Weihnachtsbäumen.
Diese Weihnachtsbaum-Produktion gerät wie die industrielle Produktion in vielen anderen Bereichen zunehmend in Kritik, die Weihnachtsbaum-Monokultur sorgen zunehmend für Probleme, gigantische Weihnachtsbaum-Plantagen verdrängen unsere angestammten Mischwälder, und ohne Pestizide geht es natürlich auch nicht – an vielen Orten, die von riesigen Weihnachtsbaum-Zuchtbetrieben umgeben sind, fürchten Anwohner, dass die Pestizide ins Grundwasser gelangen.
Insgesamt werden in Deutschland jedes Jahr rund 25 Millionen Weihnachtsbäume verkauft, etwa 95 Prozent dieser Weihnachtsbäume kommen aus heimischem Anbau. Ganze Waldflächen werden für die Weihnachtsbäume gerodet, die Plantagen mit den Weihnachtsbäumen werden erst angelegt und dann großflächig z.B. mit dem umstrittenen Breitband-Herbizid „RoundUp“ (mit Glyphosat) gespritzt, damit die Monokulturen auch ohne Einsatz von Arbeit frei von anderen Pflanzen bleiben.
Eine Tannen-Plantage auf Waldflächen gilt dabei auch als Waldfläche, aufgrund dieser Gesetzeslücke gilt ein Anbau von Weihnachtsbäumen als Aufforstung, obwohl das mit Aufforstung wirklich nicht viel zu tun hat. Deshalb brauchen Bauern keine Genehmigungen, wenn sie in ihrem Wald eine Weihnachtsbaum-Monokultur anlegen, die Gesetze sollen geändert werden, aber noch ist es nicht überall soweit.
Wenn in den Forstgesetzen überall klargestellt wird, dass eine Weihnachtsbaumplantage kein Wald ist, könnte es eng werden mit unseren Weihnachtsbäumen. Bevor dann die Wälder in anderen Ländern dran glauben müssen, sollten wir vielleicht umdenken:
Angesichts dieser sich abzeichnenden Weihnachtsbaum-Knappheit wird es wohl dringend Zeit für eine nachhaltige Weihnachtsbaum-Alternative, zumindest für alle Menschen, die die Wälder der Welt gerne erhalten sehen möchten. Hier einige Ideen, wie Sie sich als Vordenker in diesem Bereich beweisen könnten, indem Sie sich Ihren Weihnachtsbaum selbst bauen, vielleicht sogar als wiederverwendbares Modell:
1. Der selbstgestaltete Weihnachtsbaum aus Pappe
Dieser Weihnachtsbaum ist das richtige für Familien mit Kindern in einem Alter, in dem Malen und Basteln noch richtig Spaß macht. Für diesen Weihnachtsbaum brauchen Sie eine sehr große Papptafel, am besten so groß wie eine Tür.
Mögliche Bezugsquellen sind neben Läden für Architektenbedarf, wo Sie glatte, durchgehende Pappen in fast jeder Größe bekommen, z. B. die Geschäfte, die die Dinge für die Leute verkaufen, die „doch nicht blöd sein sollen“, so ein Karton von einem Flat-Screen kann schon erhebliche Ausmaße annehmen.
Daraus schneiden Sie nun erst einmal einen Weihnachtsbaum, so richtig ordentlich, wie sich ein Kind im Malalter das vorstellt. Der muss nun bemalt werden, mit ökologisch hergestellter, ungiftiger und wischfester Kaseinfarbe z. B. (Plakafarbe ist eine Kaseinfarbe).
Je nachdem, wie viel Leidenschaft Ihr Kind beim Malen entwickelt, wird die Pappe einfach grün bemalt, oder wird gleich zum eigenen kleinen Kunstwerk, mit angedeutetem Hintergrund, Ästen und Nadeln.
Wenn ein Heimwerker in der Familie ist, baut der vielleicht ein Gestell für den Weihnachtsbäume, wenn nicht, kann er an einem stabilen Stuhl o. ä. (davor natürlich) befestigt werden, vielleicht ist es auch möglich, ihn an eine Tür zu hängen.
Das war die Vorbereitung – und dieser Weihnachtsbaum wird nun genau zu der Zeit, zu der die Familientradition es vorgibt, gemeinsam geschmückt. Sie können die Deko ankleben, mit Nadeln auf der Pappe feststecken, oder Sie nehmen kleine Schrauben mit einer Gegenmutter, so ist die Deko für Kinder garantiert ungefährlich befestigt.
Lametta kann natürlich auch einfach über den Rand gehängt werden, und eine Lichterkette könnten Sie hinter der Pappe bombenfest installieren, nur die Kerzen werden durch Löcher in der Pappe nach vorne gesteckt.
2. Der Weihnachtsbaum als Gestell für echtes Tannengrün
In unseren Wäldern wachsen nicht nur Weihnachtsbaum-Tannen, die so schnell wie möglich wachsen und dann gefällt werden sollen, es gibt auch in unserer Forstwirtschaft durchaus Tannen, z. B. einheimische Weiß-Tannen oder die aus dem Kaukasusgebiet bei uns eingeführten Nordmann-Tannen.
Die haben sich sogar als weniger spätfrostanfällig als die heimische Edeltanne erwiesen, sie werden wegen ihres tiefgreifenden Wurzelsystems auch gerne in Mischwälder gepflanzt, die sturmfester werden sollen – da mit der Klimaerwärmung immer mehr Stürme zu befürchten sind, sozusagen das „Tannengrün der Zukunft“.
Denn darum geht es, um das Tannengrün, die Weiß-Tannen oder Nordmann-Tannen in Forstwirtschaft sollen ja nicht gleich wieder gefällt werden. Aber in vielen Bundesländern verkaufen Förster vor Weihnachten Tannengrün, das so von den Bäumen geschnitten wird, dass diese weiter wachsen können.
Sowohl die Nadeln der Weiß-Tanne als auch die der Nordmann-Tanne sind hervorragend geeignet, um mit dem Tannengrün einen Alternativ-Weihnachtsbaum zu basteln: Beide pieken nicht, beide sind schön dunkelgrün, beide bleiben in der Natur jahrelang am Zweig, an Ihrem selbstgebastelten Weihnachtsbaum mit etwas Feuchtigkeitszufuhr also sicher auch.
So könnte ein selbstgebastelter, wieder verwendbarer Weihnachtsbaum aussehen: Eine in Weihnachtsbaum-Form geschnittene Holzplatte, mit vielen eingeschraubten Haken und Ösen zur Befestigung der Tannenzweige. Wenn sich ein wirklich ehrgeiziger Heimwerker in der Familie befindet, wird der Weihnachtsbaum vielleicht auch dreidimensional, eine Art „Holzäste“ von einem starken Mittelstab aus.
Dieses wieder verwendbare Holzgestell wird nun jedes Jahr mit frischem Tannengrün bestückt und dann genauso wie sonst der Weihnachtsbaum liebevoll geschmückt.
Wenn Sie wissen möchten, wie viel Tannengrün Sie brauchen: In der „Sendung mit der Maus“ haben sie mal gezählt – für eine Tanne von durchschnittlicher Weihnachtsbaum-Höhe (1,63 m in Deutschland) brauchen Sie 187.333 Nadeln.
3. Der Keramik-Weihnachtsbaum
Wenn Sie ohnehin gerne mit Ton werkeln, könnten Sie sich ihren Weihnachtsbaum auch töpfern. Wohl eher nicht in einer Größe von 1,63 m, aber eine kleine Tannenbaum-Form sollte gut auf einer Drehscheibe anzufertigen sein.
Das könnte sogar ein ausgesprochen künstlerischer Weihnachtsbaum werden, der von November bis Februar das Wohnzimmer verschönert.
4. Der Hausbaum als Weihnachtsbaum-Alternative
Niemand zwingt Sie, unbedingt einen Nadelbaum als traditionellen Weihnachtsbaum einzusetzen. Die Tradition verlangt das auch gar nicht, denn es gibt eine viel ältere Tradition, an die Sie anknüpfen könnten: Die Tradition der christlichen „Paradiesspiele“, die am 24. Dezember durchgeführt wurden.
Da war ein „Paradiesbaum“ mit dabei, der durchaus ein (blattloser) Laubbaum sein durfte, dieser Paradiesbaum wurde damals mit Äpfeln und anderen Köstlichkeiten behängt. Erst aus diesem Paradiesbaum soll sich der immergrüne Weihnachtsbaum soll sich aus dem „Paradiesbaum“ entwickelt haben …
Dementsprechend spricht eigentlich nichts dagegen, die winterlich kahle Buche vor dem Haus so richtig festlich auszustaffieren. Vielleicht nicht mit Köstlichkeiten, wenn jeder Spaziergänger zugreifen kann, aber mit selbstgebastelten Dekorationen und mit einer Lichterkette.
Das waren natürlich noch längst nicht alle Ideen für die Anfertigung eines Alternativ-Weihnachtsbaumes, Sie könnten sich Ihren Weihnachtsbaum auch in Öl malen, oder ihn backen, oder ihn stricken oder aus Draht mit Pappmaschee bauen oder als ganz große Kerze aus Wachs gießen, mit mehreren Dochten zu den Seiten hin …
Passionierte Autorin mit regem Kunstinteresse