In Zeiten, in denen Stress, Angst und Depressionen weltweit auf dem Vormarsch sind, suchen immer mehr Menschen nach alternativen Ansätzen zur Förderung und zum Erhalt ihrer psychischen Gesundheit.
Eine besonders wirkungsvolle Methode ist die Kunsttherapie.
Kreatives Arbeiten fördert das emotionale Wohlbefinden und hilft, innere Konflikte auf sanfte Weise zu verarbeiten. Erfahren Sie hier, unter welchen Umständen man Kunsttherapie in Anspruch nimmt und auf welche Weise sie wirkt.
Ein weit verbreitetes Vorurteil
Ein weit verbreitetes Vorurteil im Bereich der Kunsttherapie ist, dass man über künstlerisches Talent verfügen müsse, um von einem Therapeuten profitieren zu können. Diese Annahme ist jedoch grundlegend irreführend. Tatsächlich kann jeder, der es wünscht, von dieser Therapieform profitieren – unabhängig von seiner künstlerischen Begabung.
Denn im Gegensatz zur weitverbreiteten Vorstellung steht bei der Kunsttherapie nicht die Schaffung von Kunstwerken im Vordergrund, sondern vielmehr die Möglichkeit, Zugang zu seiner eigenen inneren Welt zu finden und sich intensiv mit seinen eigenen Gefühlen auseinanderzusetzen.
Daher wird sie nicht selten auch als „Spiegel der Seele“ bezeichnet. Dies unterstreicht den therapeutischen Wert, den kreative Prozesse im Rahmen der Selbstreflexion und persönlichen Entfaltung haben können.
Was passiert tatsächlich in der Kunsttherapie?
Kunsttherapie stellt eine psychotherapeutische Methode dar, die vor allem in psychosomatischen und psychiatrischen Einrichtungen zusammen mit weiteren Therapieansätzen eingesetzt wird. Sie ist sowohl für Personen mit physischen Beschwerden als auch für Patienten mit psychischen Schwierigkeiten von Nutzen.
Die Kunsttherapie ist eine relativ junge Disziplin, die in vielen psychosomatischen und psychiatrischen Kliniken zur Anwendung kommt. Darüber hinaus wird sie beispielsweise auch in manchen Altenheimen und Förderschulen eingesetzt. Meist wird sie als Gruppentherapie angeboten; sie kann aber auch als Einzeltherapie stattfinden.
In solch einem geschützten Rahmen dürfen Sie Gefühle einfach mal rauslassen – ohne Worte, ohne Druck, ohne Perfektion.
Unter Anleitung eines Therapeuten oder einer Therapeutin können Sie sich kreativ austoben und alles aufs Papier bringen, was sonst oft im Verborgenen bleibt. Malen, Zeichnen, Ton formen – alles ist erlaubt.
Die Kunst wird zum Spiegel Ihrer Gedanken und gibt Ihnen die Möglichkeit, auf einer neuen Ebene zu verstehen, was Sie innerlich bewegt.
Unterschiedliche Grundlagen und Ansätze
Die Kunsttherapie integriert eine Vielzahl von Fachrichtungen und zeichnet sich durch ihre interdisziplinäre Herangehensweise aus. Abhängig von der Ausbildungsrichtung umfasst sie beispielsweise tiefenpsychologische, anthropologische, kognitiv-verhaltenstherapeutische sowie systemische Methoden. In der tiefenpsychologischen Praxis wird sie gelegentlich auch als Gestaltungs- oder Maltherapie bezeichnet.
Sie bietet somit eine wertvolle Möglichkeit, individuelle Ausdrucksformen zu fördern und therapeutische Prozesse zu unterstützen, was sie zu einem bedeutenden Bestandteil in der psychotherapeutischen Landschaft macht. Sie ist dabei kein eindimensionaler Ansatz, sondern integriert eine Vielzahl unterschiedlicher Methoden, Strategien und Techniken, die vielseitig angewendet werden können.
So wird beispielsweise nicht ausschließlich mit Stift und Papier oder Farben gearbeitet, sondern auch mit plastisch-skulpturalen Techniken und Materialien wie Ton oder Fotografie. Darüber hinaus finden auch andere Kunstformen wie Musik, Schauspiel, Tanz und Poesie in diesem therapeutischen Feld ihren berechtigten Platz.
Gemeinsam ist all diesen unterschiedlichen Techniken und Methoden, dass sie darauf abzielen, innere Bilder hervorzurufen, die durch die jeweilige Kunstform nach außen kommuniziert werden.
Viele Menschen empfinden die Kunsttherapie aufgrund des nonverbalen Ausdrucks ihrer persönlichen Empfindungen als eine besonders bereichernde Therapieform. Sie sind nicht von Beginn an gezwungen, ihre Anliegen oder Probleme in Worte zu fassen, was den Prozess oft erleichtert und angenehmer gestaltet. Aus diesen Gründen zählt dieses Behandlungsspektrum zu den patientenzentrierten Therapieansätzen und bietet einen einzigartigen Weg zur Selbstentfaltung und Heilung.
Zielsetzung
Die Kunsttherapie ermöglicht es Patienten, ihre Erinnerungen und Gefühle auf nonverbale Weise auszudrücken, wodurch sie ihre Umwelt und sich selbst aus einer neuen Perspektive wahrnehmen können. Sie schafft nicht nur eine wohltuende Auszeit vom Alltag, sondern bietet auch einen geschützten Raum für persönliche Reflexion.
Durch die Auseinandersetzung mit dem eigenen Inneren fördert diese Therapieform das Selbstbewusstsein und das Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten. Dies wiederum unterstützt ein tieferes Verständnis für die eigenen Bedürfnisse und Talente und hat eine aktivierende Wirkung auf den individuellen Entwicklungsprozess.
Das zentrale Ziel der Kunsttherapie ist es, den Patienten dabei zu helfen, sich selbst besser kennenzulernen und zu verstehen – die essentielle Frage „Wer bin ich?“ zu beantworten. So wird es möglich, das eigene Leben im Einklang mit den individuellen Werten, Zielen und Wünschen zu gestalten.
Wirkungsweise – Warum das Ganze so gut für die Seele ist
Die theoretischen Grundlagen der Kunsttherapie besagen, dass das Erschaffen von Bildern sowie die Arbeit mit verschiedenen künstlerischen Medien eine tiefgreifende heilende Wirkung auf den Menschen entfalten kann.
Die Wirkungen sind vielfältig: Sie trägt entscheidend zur Stärkung der Resilienz bei, sowohl in persönlicher als auch in sozialer und wirtschaftlicher Hinsicht. Darüber hinaus fördert sie Eigenverantwortung und Initiative, was den Teilnehmern hilft, ihre Lebensqualität nachhaltig zu verbessern.
Ganz klar: Kreatives Tun kann Stress abbauen, Ängste lindern und das Selbstbewusstsein stärken.“
Wenn Sie regelmäßig kreativ sind, gewinnen Sie ein besseres Verständnis für sich selbst und Ihre Gefühle. Die Kunsttherapie hilft, Blockaden zu lösen und das Innere neu zu sortieren.
Egal, ob Sie gerade in einer schwierigen Lebenssituation stecken oder einfach mehr Balance suchen – durch die Kunst entdecken Sie sich selbst neu.
Anwendungsfelder – Für wen ist Kunsttherapie geeignet?
Kunsttherapie ist echt für jeden was – egal wie alt, egal welche Vorgeschichte.“
könnte man es auf den Punkt bringen.
Unterstützung, Linderung und Heilung bei zahlreichen Beschwerdebildern
Die Kunsttherapie bietet tatsächlich eine bemerkenswerte Vielfalt an Anwendungsbereichen, die sowohl für Kinder als auch für Erwachsene von großem Nutzen sein können. Bereits im frühen Lebensalter kann Musiktherapie, zum Beispiel bei Säuglingen und Frühgeborenen, positive Effekte entfalten.
Für erkrankte oder verletzte Kinder und Jugendliche stellt ein Aufenthalt im Krankenhaus ein prägendes, häufig schmerzhaftes Erlebnis dar. Die Kunsttherapie bietet ihnen die Gelegenheit, ihre Empfindungen und ihr Leiden durch Kreativität und Vorstellungskraft auszudrücken. Dies fördert den Austausch mit dem behandelnden Team sowie mit den Familienangehörigen. Kunst-, Musik- und Tanztherapie sind moderne, sanfte und nicht-invasive Therapieansätze.
Die Schweizer Stiftung Fondation ART-THERAPIE ermöglicht hospitalisierten Kindern und Jugendlichen diesen wertvollen Zugang zu Kunsttherapie:
Erwachsene, die mit persönlichen Schwierigkeiten konfrontiert sind, haben die Möglichkeit, in klinischen, pädagogischen oder sozialen Einrichtungen zusammen mit einem professionellen Kunsttherapeuten an ihrer individuellen Entwicklung zu arbeiten und ihre Herausforderungen zu bewältigen.
Auch im Alter, insbesondere bei der Arbeit mit Senioren oder Bewohnern von Altenheimen, kann die professionelle Kunsttherapie unterstützende und heilende Wirkungen zeigen.
Ein weiterer bedeutender Einsatzbereich der Kunsttherapie ist die Behandlung psychischer Erkrankungen sowie somatischer Beschwerden. Zahlreiche Studien belegen, dass Patienten mit Demenz oder Parkinson durch bewegungsbasierte Musiktherapie Entspannung erfahren und ihre Klarheit verbessern können. Insbesondere bei der Therapie von posttraumatischen Belastungsstörungen, beispielsweise bei Flüchtlingen oder anderen traumatisierten Personen, erweist sie sich als wertvolles Hilfsmittel zur Auseinandersetzung mit traumatischen Erlebnissen.
Zudem zeigen Patienten mit Depressionen durch kunsttherapeutische Interventionen eine verbesserte Selbstwahrnehmung und Sensibilität. Nach der Therapie sind sie in der Lage, ihre Grenzen klarer zu definieren und negative Gedankenmuster leichter zu erkennen und zu transformieren. Für viele Menschen mit psychischen Störungen wirkt Kunsttherapie zudem beruhigend und ausgleichend. Auch andere Störungsbilder wie Essstörungen, Schizophrenie sowie Erschöpfungsdepressionen und Burnout können erfolgreich durch eine Gestaltungs- oder Maltherapie behandelt werden.
Darüber hinaus findet die Kunsttherapie auch Anwendung in der Behandlung somatischer Erkrankungen. Viele onkologische Patienten in Rehabilitationszentren profitieren von kunsttherapeutischen Maßnahmen, die ihrem Vertrauen und ihrer Zuversicht in Bezug auf die Krankheit zugutekommen. Diese Therapien ermutigen die Patienten, offener über ihre Einschränkungen und Symptome zu sprechen und ihre Ängste zu reduzieren.
Ob Sie also ein Trauma verarbeiten, mit Depressionen kämpfen oder einfach nur etwas für Ihr Wohlbefinden tun wollen – Kunsttherapie passt sich flexibel an das an, was Sie brauchen.
Viele Menschen kombinieren sie auch mit anderen Therapieformen, wie Gesprächstherapie, und erleben dadurch noch intensivere Ergebnisse. Es ist quasi eine Rundum-Pflege für die Seele.
Kreativität als Auszeit vom Alltagsstress
Kreativ sein kann so richtig befreiend sein – wie ein Kurzurlaub für den Kopf. Studien zeigen, dass Kunsttherapie den Stresspegel spürbar senken kann, weil dabei das Hormon Cortisol reduziert wird.
Gleichzeitig wird das Gehirn aktiviert, um Gefühle besser zu verarbeiten und zu sortieren. Leute, die regelmäßig kreativ sind, fühlen sich oft ausgeglichener und haben es leichter, stressige Situationen gelassen zu meistern.
Kreativität als Ventil in schweren Zeiten
Für Menschen, die besonders schwere Erlebnisse verarbeiten oder sich in einer emotionalen Krise befinden, kann Kunsttherapie wie ein Ventil wirken.
Wenn Worte fehlen und die Emotionen überwältigend scheinen, schafft Kunst einen Raum, in dem Gefühle sich auf ganz eigene Weise ausdrücken können – sanft und ohne Druck. Sie hilft dabei, Schmerz, Wut oder Verwirrung so zu verarbeiten, dass man sich dabei nicht verloren fühlt, sondern wieder Kontrolle gewinnt.
Die Werke, die dabei entstehen, erinnern daran, dass selbst in dunklen Momenten immer ein Weg vorhanden ist, den eigenen Gefühlen Raum zu geben und wieder Halt zu finden.
Einblicke in die praktische Anwendung in unterschiedlichen Einrichtungen
Simone Wolf, Kunsttherapeutin bei der DIAKOVERE gGmbH, präsentiert Ihnen die Kunsttherapie in der Klinik für Psychosomatische Medizin im Henriettenstift in Hannover. Es wird insbesondere die persönliche Unterstützung dieser Therapieform nähergebracht:
Kunsttherapeutin Mandy Laicht erklärt die Kunsttherapie in der LWL-Klinik Dortmund:
Und so läuft die Kunsttherapie im Bezirkskrankenhaus Bayreuth ab:
Die Kunsttherapie wird digital
Für alle, die lieber in den eigenen vier Wänden kreativ sind oder keine Therapeuten in ihrer Nähe haben, gibt es mittlerweile Online-Angebote.
So können Sie flexibel und sicher per VPN an einer Sitzung teilnehmen, egal, wo Sie sind. Die digitale Welt macht es möglich, dass Sie sich ganz ohne räumliche Grenzen auf diesen kreativen Weg machen können. Mehr Infos hier dazu.
Mit Kreativität zu sich selbst finden
Zusammengefasst lässt sich sagen: Kunsttherapie ist ein super Weg, um sich selbst besser kennenzulernen und den emotionalen Ballast des Alltags loszulassen.
Ob in schwierigen Zeiten oder einfach als Ausgleich zum stressigen Alltag – die Kraft der Kunst kann uns helfen, innere Blockaden zu lösen und ein Stück mehr Gelassenheit zu finden.
Und das Beste daran: Kunsttherapie ist für jeden zugänglich, egal, ob jung oder alt, erfahren oder Anfänger. Warum also nicht den Pinsel oder Ton in die Hand nehmen und sich selbst ein wenig kreativen Freiraum schenken?
Quellen, fachliche Unterstützung und weiterführende Informationen:
- : Kunsttherapie Erschließung nichtkommunizierbarer Lebenswelten, https://www.therapie.de/psyche/info/therapie/kunsttherapie/
- netDoktor: Kunsttherapie, https://www.netdoktor.de/therapien/psychotherapie/kunsttherapie/
- Landsiedel Seminare: Kunsttherapie, https://www.landsiedel-seminare.de/coaching-welt/wissen/coaching-methoden/kunsttherapie.html
Inhaber und Geschäftsführer von Kunstplaza. Publizist, Redakteur und passionierter Blogger im Bereich Kunst, Design und Kreativität seit 2011. Erfolgreicher Abschluss in Webdesign im Rahmen eines Hochschulstudiums (2008). Weiterentwicklung von Kreativitätstechniken durch Kurse in Freiem Zeichnen, Ausdrucksmalen und Theatre/Acting. Profunde Kenntnisse des Kunstmarktes durch langjährige journalistische Recherchen und zahlreichen Kooperationen mit Akteuren/Institutionen aus Kunst und Kultur.