In Zeiten von Instagram und Co., von Körperkult und Selbstinszenierung, Individualisierung und Geltungsdrang erreicht die Popularität genauso wie die Vielfalt und künstlerische Tiefe von Tattoo Art, Body Art und Body Modification ganz neue Höhen.
Das möchte ich mir zum Anlass nehmen, dem Phänomen der Hautveredlung mit der Tintennadel mal ausführlich auf den Grund zu gehen. Um ein grundlegendes Verständnis zu entwickeln, hilft es, dort zu beginnen, wo die Anfänge liegen – viele Jahre zurück in der Vergangenheit.
Tatsächlich gibt es Tattoos schon seit Tausenden von Jahren. Man kann sie als eine der frühesten und meist verbreiteten Kunstformen der Menschheitsgeschichte ansehen. In Regionen wie Irezumi in Japan, Ta Moko in Neuseeland und den Pe’a und Malu in Samoa existiert eine jahrtausendealte Kultur und Tradition rund um die verzierenden Bilder und Muster auf der Haut.
Selbstverständlich gab und gibt es unzählige weitere Formen von traditionellen Tätowierungen überall auf der Welt. In nahezu allen Kulturen auf jedem bewohnten Kontinent unserer Erde werden Farben in permanenter Form auf die Haut aufgetragen – und das seit mehr als 5.000 Jahren. Sie dienten dabei als mystische Schutzsymbole, Statusabzeichen, begleitende Elemente bei Ritualen aller Art oder einfach zur persönlichen Dekoration.
Tattoos in der Form, wie wir sie heute in den meisten westlich geprägten Zivilgesellschaften kennen, haben ihren Ursprung in den frühen Siebziger Jahren des vorletzten Jahrhunderts.
Diese westliche Tatöwierkunst stammt dabei vom traditionellen Tribal Tattooing ab, also von den Tätowierungen indigener Völker wie den Maori. Neu hinzu kam – bedingt durch den industriellen Fortschritt dieser Zeit – die Verwendung von elektrisch betriebenen Apparaten zum Stechen der Hautbildchen.
Die Tätowiermaschine war geboren.
Eine der ersten dokumentierten Tätowierungen mit solch einer Tätowiermaschine stammt etwa aus dem Jahre 1891.
Etwas überraschend ist der Umstand, dass sich die westliche Tätowierkunst seitdem nicht grundlegend verändert hat. Natürlich unterlagen die verwendete Ausrüstung, die Farben, Motive, Kunstfertigkeiten der Tattoo-Künstler einer Entwicklung und verbesserten sich ständig. Doch kann über einen Verlauf von über 145 Jahren beobachtet werden, dass die Tätowierungen ihren Wurzeln aus jener Zeit des 19. Jahrhunderts weitestgehend treu geblieben sind.
In den letzten zwei Jahrzehnten scheint diese Kunstform – offenbar befeuert durch die gegenseitige Inspiration und den direkten Wettbewerb über das Internet und die sozialen Medien – einen wahren Entwicklungssprung zu machen und die Grenzen des künstlerisch Vorstellbaren weit nach außen zu verschieben.
Seit wann gibt es Tattoos? Eine geschichtliche Exkursion
Die Geschichte der Tattoos ist, wie bereits anfangs angesprochen, eine lange und spannende. Wie wurden die ersten Tätowierungen angefertigt und warum? Wer hat die Tätowiermaschine erfunden? Gehen wir diesen Fragen auf den Grund.
Tätowierungen sind eine Kunstform, bei der durch die Injektion von Pigmenten unter die Haut, deren Farbe dauerhaft verändert wird, um bestimmte Motive darauf abzubilden. Diese Praxis ist sehr alt und kann wohl als die erste sichtbare Manifestation von Selbstdarstellung angesehen werden.
Laut historischen Belegen aus archäologischen Quellen kann man davon ausgehen, dass Tattoos auch schon vor 12.000 Jahren im europäischen Raum gestochen worden sind. Dies legen zumindest archäologische Funde von Werkzeugen nahe, die höchstwahrscheinlich speziell für diesen Zweck angefertigt wurden. Solche Werkzeuge wurden bei Ausgrabungen in Frankreich, Portugal und Skandinavien gefunden.
Tätowieren wird auf der ganzen Welt mindestens seit der Jungsteinzeit (Neolithikum) praktiziert, wie durch mumifizierte konservierte Haut, antike Kunst und archäologische Aufzeichnungen belegt wird.
Sowohl antike Kunst als auch archäologische Funde möglicher Tätowierwerkzeuge deuten darauf hin, dass das Tätowieren in der Zeit des Jungpaläolithikums in Europa praktiziert wurde. Direkte Beweise für das Tätowieren auf mumifizierter menschlicher Haut reichen jedoch nur bis ins 4. Jahrtausend vor Christus.
Den ältesten Beweis eines Tattoos auf der Haut eines Menschen hat der Fund einer verblüffend gut erhaltenen Alpenmumie aus der Steinzeit erbracht. Dieser Ötzi war tätowiert und dürfte wohl um das 5. oder 4. Jahrhundert vor Christi Geburt durch das mitteleuropäische Hochgebirge gezogen sein.
Ganze 57 Tätowierungen auf Kohlestoffbasis zierten seinen Körper (siehe iceman.it). Die meisten davon dürften Schutzzeichen oder aus Gründen der Heilung gewesen sein, und wurden in ähnlicher Form angebracht wie die Nadeln bei der Akupunktur (siehe „Why do people go back for more and more tattoos?“ von BBC News).
Interessant sind bei Ötzi die Stellen der Tätowierungen: Die Dekorationen sind beispielsweise an Handgelenken, Achillessehne, am Knie oder Brustkorb zu finden, wodurch Wissenschaftler wie Albert Zink vom EURAC-Institut für Mumien in Bozen auch einen medizinischen Hintergrund für plausibel erachten – quasi Tattoos als Schmerzbehandlung. Ötzi könnte auf diese Weise seine Rücken- und Gelenkbeschwerden therapiert haben, möglicherweise handelte es sich um eine Art frühe Form der Akupunktur.
Der Forscher Joann Fletcher der archäologischen Fakultät der University of York in Großbritannien erklärte in diesem Zusammenhang gegenüber dem Smithsonian Magazine:
„Basierend auf Gesprächen mit meinem Kollegen Professor Don Brothwell von der University of New York, einem der Spezialisten, der ihn damals ausgiebig untersuchte, entspricht die Verteilung der tätowierten Punkte und kleinen Kreuze an seiner unteren Wirbelsäule, seinem rechten Knie und an seinen Sprunggelenken von degenerativer Abnutzung betroffener Regionen des menschlichen Körpers. Dies deutet darauf hin, dass die Verzierungen den Zweck hatten, Beschwerden zu lindern und somit einer therapeutischen Anwendung folgten.
Diese Annahme wird weiterhin gestützt durch die Tatsache, dass die angebrachten Markierungen an Stellen waren, die nicht sehr leicht von anderen Menschen wahrgenommen werden konnten. Demnach konnten Sie keinem repräsentierenden Zweck – wie einem Statussymbol – dienen.“
Tattoo Art in verschiedenen alten Kulturen
Die Mocha in Südamerika (ca. 500 v. Chr.)
Die Verzierung der eigenen Körper war wichtiger Bestandteil einiger präkolumbianischen Kulturen des heutigen Peru und Chile. Die rätselhafte Mocha-Kultur, die um 500 v. Chr. große Gebiete der Anden beherrschte und die berühmte und wohl größte mit Lehmziegeln auf dem amerikanischen Kontinent erbaute Sonnenpyramide errichtete, nutze Tattoos, um ihre Führerrolle zu demonstrieren.
Archäologen gingen lange Zeit davon aus, dass die Mocha eine streng patriarchalische Gesellschaftsstruktur lebten. Diese Annahme wurde durch den Fund einer außerordentlich gut erhaltenen weiblichen Mumie, die sehr stark tätowiert war, widerlegt. Man geht nun von einer eher geschlechterneutralen Gesellschaftsform aus.
Die gut konservierte Mumie einer jungen Mocha-Frau wies zahlreiche religiöse als auch magische Schutzsymbole wie Spinnen und Schlangen auf ihren Armen, Beinen und Füßen auf. Es handelte sich bei diesem Fund aus dem Jahr 2006 um die erste weibliche Führungsfigur dieser alten Kultur.
Der Umstand, dass sie mit zeremoniellen Kriegswaffen wie Keulen, Speeren und dem Körper eines höchstwahrscheinlich während der Begräbniszeremonie geopferten Teenagers ausgegraben worden war, untermauerte die These, dass sie einen der höchsten Ränge in der Gesellschaft der Mocha innehatte.
Das alte Ägypten der Pharaonen und Könige (ca. 3.000 v. Chr.)
Im alten Ägypten wurden zahlreiche Mumien mit permanenten Hautverzierungen gefunden. Nach gängiger Meinung unter Historikern wurden Tattoos in alten Kulturen wie bei den Ägyptern oder auch im alten Indien in einem religiösen, spirituellen und heilpraktischen Kontext verwendet.
Gleichzeitig wird darüber spekuliert, ob die permanente Kennzeichnung auf der Haut nicht auch den sozialen Status nach außen hin zeigen sollte oder auf der anderen Seite eine Art öffentliche Ächtung oder Strafe war – ähnlich einem Mal.
Erstmals haben Wissenschaftler auf dem Körper einer Frau aus dem antiken Ägypten tätowierte Abbildungen entdeckt. Ihre Haut war übersät mit mehr als 30 Symbolen in Form von Augen und Tieren. Es ist bereits bekannt, dass die alten Ägypter Tätowierungen für spezielle magische oder medizinische Zwecke nutzten und einige Mumien mit Mustern aus Punkten oder Linien auf der Haut gefunden wurden.
Nun konnte die Bioarchäologin Anne Austin von der Stanford University in Kalifornien erstmalig belegen, dass die Ägypter auch bildliche Darstellungen in die Haut einbrachten. Bei der Untersuchung einer Mumie aus Deir el-Medina im Auftrag des Institut français d’archéologie orientale stieß sie auf magische Symbole (SPIEGEL Wissenschaft berichtete: „Tattoos aus altem Ägypten: Kühe auf dem Arm“).
Zunächst hielt die Wissenschaftlerin die Symbole für bloße oberflächliche Malereien, doch bei genauerem Hinsehen entdeckte sie, dass sie dauerhaft in die Haut eingraviert waren. Austin wusste, dass bei anderen Mumien schon zuvor Tätowierungen durch den Einsatz von Infrarot-Technologien sichtbar gemacht wurden. Daher begann sie ihre Untersuchungen.
Durch die Verwendung von Infrarot-Aufnahmen konnte die Forscherin weitere Bilder der Haut entdecken, wobei sie schließlich über 30 Tätowierungen zählte. Einige davon waren mit bloßem Auge nicht erkennbar, da die Haut durch die Balsamierungsflüssigkeiten stark verfärbt war.
Neben den Pavianen zeigten sich auch Kühe auf den Armen und Lotusblüten auf den Hüften – begleitet von zahlreichen Horus-Augen, die den gesamten Körper bedeckten. Es ist möglich, dass mit jedem Aufstieg im Hathor-Kult eine neue Tätowierung hinzukam, jedoch dienten die Symbole nicht nur der Dekoration – insbesondere das Stechen an einigen Körperstellen war äußerst schmerzhaft.
Ein neuer Blick auf die antiken Mumien aus Deir-el Medina könnte sich als lohnenswert erweisen. Nach der Entdeckung der Hathor-Dienerin hat Austin drei weitere tätowierte Mumien gefunden. Allerdings können die Ägypter nicht als Begründer der Tätowierkunst betrachtet werden. Ähnliche Punkt- und Strich-Tätowierungen, wie sie bei ägyptischen Mumien üblich sind, trug bereits der Eismann Ötzi, der vor mehr als 5000 Jahren im Tisenjoch in den Ötztaler Alpen verstarb.
Obwohl die Tattoos von Ötzi hauptsächlich geometrische Muster aufweisen, stellen die ägyptischen Meisterwerke die ersten bekannten Beispiele von bildlichen Tätowierungen dar. Die aktuellen Ergebnisse der Analyse wurden im renommierten „Journal of Archaeological Science“ publiziert.
Die frühesten Methoden zur Applikation der Farbe auf der Haut beinhalteten eher grobe Formen des Einritzens oder Stechens der Haut, um danach Asche in die Wunden zu reiben und somit die Farbpartikel unter die Epidermis zu bringen.
Ein typisches Werkzeug für diese frühe Form des Tätowierens war im Grunde lediglich ein langer Stab oder Stiel mit einem scharfen Ende auf der einen Seite.
Auf diese Weise wurde seit mindestens 3.000 v. Chr. gearbeitet, wie vom Archäologen W.M.F. Petrie in Abydos, Ägypten entdeckt. Das von ihm gefundene Arbeitsgerät bestand aus einer Reihe von flachen Nadeln, die am Ende eines Stabes miteinander verbunden waren und so eine Art gepunktetes Muster auf der Haut hinterließ.
Tatsächlich waren Tattoos unter Frauen am Hofe eines Pharaos sehr stark verbreitet, wie Fletcher dem Smithsonian Magazine bestätigte. Dies zeigte sich insbesondere durch etwa 4.000-1.200 v. Chr. gemalte Abbildungen von Frauen mit Verzierungen auf ihren Körpern, archäologische Funde von Werkzeugen und mumifizierten Frauen mit Tattoos, die unter anderem in Achmim in Oberägypten ausgegraben wurden.
Zu den am besten erhaltenen Mumien mit gut sichtbaren Tattoos auf ihrem Körper zählt Amunet, Priesterin von Hathor, aus Theben der 10. Dynastie (2.160-1994 v. Chr.). Sie hatte parallele Linien auf ihren Unterarmen und Oberschenkeln sowie elliptische Muster unter Ihrem Bauchnabel in der Beckenregion. Viele weitere weibliche Mumienfunde aus dieser Zeit hatten ähnliche Verzierungen oder ornamenthafte Vernarbungen, wie sie bis heute noch in einigen Teilen Afrikas praktiziert werden.
Das ägyptische Verfahren mit seinen runenhaften Designs veränderte sich verblüffender Weise kaum über den Verlauf von über 4.000 Jahren. So konnte der Reisende und Autor William Lande noch im 19. Jahrhundert beobachten, wie die Tätowierkunst mit mehreren (i.d.R. sieben) miteinander verbundenen Nadeln am Ende eines Stiels vollzogen wurde. Nach dem Stechen wurde dann schwarze Asche (aus Holz oder Öl), vermischt mit der Muttermilch aus der Brust einer Frau, in die Wunden gerieben. Grundsätzlich werden diese Tattoo-Sessions im Alter von 5 bis 6 Jahren abgehalten.
Germanen, Pikten und Keltische Stämme (ca. 300-0 v. Chr.)
Es ist ebenfalls gut dokumentiert, dass Tätowierungen zur verbreiteten Kultur von vielen Germanischen und Keltischen Stämmen zählte.
Bei den Germanen und Kelten der vorchristlichen Jahrhunderte, wie z.B. den Pikten, die zuerst die Britannischen Inseln bewohnten, waren körperliche Verzierungen bei beiden Geschlechtern sehr verbreitet.
Interessanter Fakt am Rande: das Wort „Britannien“ stammt von „Britons“, der Bezeichnung für die Ureinwohner Britanniens, was soviel wie „Menschen der Zeichnungen“ bedeutete. So wurden die Pikten zur damaligen Zeit von Julius Caesar im 5. Buch seiner Reihe „De Bello Gallico“ beschrieben.
Ob die Körperbemalungen religiös, dekorativ, mystisch, oder einer Mischung davon motiviert waren, bleibt bis heute im Bereich der Spekulation.
Skythen und bibeltreue Christen
Schon in den Geboten, die Gott Mose diktierte, war festgehalten: „Ihr sollt euch keine Zeichen einritzen lassen!“ (3. Mose 19:28). Dennoch hielten sich nicht einmal bibeltreue Geistliche daran. Im 14. Jahrhundert ignorierte beispielsweise der Mystiker Heinrich Seuse dieses Gebot, indem er sich IHS – für Jesus – auf die Brust tätowieren ließ.
Die Skythen, die zwischen dem 8. und 3. Jahrhundert vor Christus in den eurasischen Steppen lebten, gelten als Meister der figürlichen Tätowierungen. Auf der Haut ihrer durch den Permafrost hervorragend erhaltenen Leichname sind oft großflächige Fabelwesen zu sehen.
Tätowierte Mumien aus dem Jahr c. 500 v. Chr. wurden in den 1990er Jahren aus Grabhügeln auf dem Ukok-Plateau gefunden. Ihre Tätowierungen umfassten Tierdesigns, die in einem krummlinigen Stil ausgeführt wurden. Der Mann von Pazyryk, ein skythischer Häuptling, ist mit einer umfangreichen und detaillierten Auswahl an Fischen, Monstern und einer Reihe von Punkten tätowiert, die entlang der Wirbelsäule (Lendengegend) und um den rechten Knöchel aufgereiht sind.
Ureinwohner und indianische Stämme Nordamerikas
Tätowierungen waren im gleichen Maße auch bei vielen Ureinwohnern Nordamerikas an der Tagesordnung, oftmals als religiöse Insignien oder als Zeichen des Sieges im Kampf. Genauso wie später Flugzeugpiloten die Anzahl ihrer Abschüsse in den eigenen Flugzeugrumpf eingravierten, benutzten junge Krieger dieser indigenen Kulturen ihre eigenen Körper als Anschreibetafel für ihre Triumpfe im Kampf.
Mit Hilfe von Kohle oder Okra markierten sie auf ihrer angeritzten Haut die Anzahl an Skalps, die sie während ihrer Scharmützel und Raubzüge erbeuteten.
Inuit
Doch nicht alle Stämme nutzten Tattoos für derlei makabre Zwecke. Die Inuit verzierten ihre Körper beispielsweise im Namen der Schönheit und für ein friedliches Leben nach dem Tod, mindestens seit dem 13. Jahrhundert.
Kardinal Guzman, Autor von „The History of Tattoo“ schilderte wie folgt:
Die Frauen der Eskimos trugen Tattoos, gemeinsam mit anderen dekorativen Verzierungen im Gesicht, als Ausdruck und zur Betonung der weiblichen Schönheit. Derlei Tätowierungen kennzeichneten den gesellschaftlichen Status der Trägerin, z.B. dass sie bereit für die Hochzeit und Nachwuchs seien.
Die Tattoos waren oft sehr umfangreiche und enthaltene vertikale Linien am Kinn mit mehr kompliziertes Design durch die hinteren Teile der Wange vor dem
Ohren. Die Markierungen wurden mit Nadel und Faden gemacht, die bedeckt waren mit Ruß und dann nach einem bestimmten unter die Haut gezogen
Muster.
Auch Piercing war üblich, Schmuck aus Knochen, Muscheln, Metall und Perlen wurden in die Unterlippe eingearbeitet.
Der Tätowierer war in der Regel eine ältere Frau, normalerweise eine Verwandte, und entsprechend Glauben wurde nur den Seelen tapferer Krieger und Frauen mit großen, schönen Tätowierungen der Zugang zum Jenseits gewährt. Die Männer tätowierten sich oft kurze Linien ins Gesicht und in der westlichen Arktis machten so die Waljäger bildnerische Aufzeichnungen über ihren Erfolg als Jäger mit Hilfe dieser Linien.
In ähnlicher Weise tätowierten Männer vom Stamm der Cree oft ihren ganzen Körper , während die Frauen kunstvolle Designs trugen, die von der Mitte des Oberkörpers ausgingen bis hin zum Becken – als Schutzschild für eine sichere Schwangerschaft.
Entlang der Pazifikküste
Und entlang der Pazifikküste verwendete der Maidu-Stamm Tätowierungen aus rein modischen Gründen. Wie Alfred L. Kroeber im Handbuch der
Indianer von Kalifornien (1919) festhielt:
„Die Maidu stehen am Rande der tätowierenden Stämme. In den nördlichen Tälern trugen die Frauen drei bis sieben senkrechte Linien am Kinn, plus eine diagonale Linie von jedem Mundwinkel zum äußeren Ende des anderen Auges. Der Prozess war einer von feinen engen Schnitten mit einem Obsidian-Splitter, wie bei den Shasta, mit Muskatholzkohle eingerieben.
Für Männer gab es keine universelle Mode: Das häufigste Zeichen war ein schmaler Streifen von der Nasenwurzel nach oben. Wie anderswo in Kalifornien, waren Linien und Punkte keine Seltenheit auf Brust, Armen und Hände von Männern und Frauen; es scheint sich aber – anders als bei den weiblichen Stammesgenossinnen – kein standardisiertes Muster herausgebildet zu haben.“
Asien
Tätowieren war in ganz Asien weit verbreitet.
China
Chinesen betrachteten das Tätowieren jedoch weitgehend als barbarische Praxis betrachteten, und Sträflinge und Sklaven zeitweise mit Markierungen versehen wurden, die ihren Status als Kriminelle oder Eigentum kennzeichneten.
Japan
Tätowieren war hingegen bei den indigenen Ainu beliebt. Menschen in Japan, deren Frauen ihre Münder und Unterarme bereits in jungem Alter mit Birkenrindenruß tätowierten. Die Munddesigns der Ainu ähneln oft Schnurrbärten. Dies passt zu einer anderen Ainu-Tradition, in der alle Männer ab einem gewissen Alter aufhören, sich zu rasieren und lange Vollbärte tragen.
Die Tätowiertradition wurde in Japan zudem von Mitgliedern der Yakuza, Japans organisiertem Verbrechersyndikat gepflegt, oft mit kunstvollen
Ganzkörperkunstwerken.
Die Regierung von Meiji Japan verbot Tätowierungen im 19. Jahrhundert. Ein Verbot, das 70 Jahre lang bestand, bevor es 1948 aufgehoben wurde. Seit dem 6. Juni 2012 sind alle neuen Tätowierungen für Angestellte der Stadt Osaka verboten. Vorhandene Tätowierungen müssen mit angemessener Kleidung abgedeckt werden.
Die Vorschriften wurden den Ethikkodizes von Osaka hinzugefügt, und Mitarbeiter mit Tätowierungen wurden ermutigt, sie entfernen zu lassen. Dies geschah aufgrund der starken Verbindung von Tätowierungen mit der Yakuza oder dem organisierten Verbrechen in Japan, nachdem ein Beamter aus Osaka im Februar 2012 ein Schulkind eingeschüchtert hatte, indem er seine Tätowierung zeigte.
Indonesien
Darüber hinaus praktizierten viele indigene Stämme in ganz Indonesien – wie die Dayak aus Kalimantan auf Borneo – das Tätowieren. Bekannt als
Kalingai oder Pantang, wurden diese Designs verwendet, um die Träger vor Gefahr zu schützen.
Polynesien / Austronesien
Taiwan
Tattooing-Bräuche der taiwanesischen Ureinwohner waren während der japanischen Herrschaft verboten. In Taiwan werden Gesichtstattoos der Atayal Ptasan als früheste Tattoo-Praktiken erwähnt. Sie wurden verwendet, um zu demonstrieren, dass ein erwachsener Mann seine Heimat schützen kann und dass eine erwachsene Frau qualifiziert ist, Stoffe zu weben und den Haushalt zu führen.
Es wird angenommen, dass Taiwan die Heimat aller austronesischen Völker ist, zu denen Filipinos, Indonesier, Polynesier und madagassische Völker gehören, alle mit starken Tattoo-Traditionen. Dies zusammen mit der bemerkenswerten Korrelation zwischen austronesischen Sprachen und der Verwendung der sogenannten Handtapping-Methode legt nahe, dass austronesische Völker ihre Tätowiertraditionen von ihren Vorfahren geerbt haben, die in Taiwan oder entlang der Südküste des chinesischen Festlandes ansässig waren.
Philippinen
Das Tätowieren (Batok) beider Geschlechter wurde während der vorkolonialen Zeit von fast allen ethnischen Gruppen der Philippinen praktiziert. Alte menschliche Tonfiguren, die in archäologischen Stätten auf den Batanes-Inseln gefunden wurden und etwa 2500 bis 3000 Jahre alt sind, haben vereinfachte gestanzte Kreismuster, von denen angenommen wird, dass sie Tätowierungen und möglicherweise auch Branding (ebenfalls allgemein praktiziert) darstellen.
Als Antonio Pigafetta von der Magellan-Expedition (ca. 1521) zum ersten Mal auf die Visayaner der Inseln traf, beschrieb er sie wiederholt als „überall bemalt“. Das war ein klarer Hinweis auf ihre Tattoos.
Tätowierungen waren Symbole der Stammesidentität und -verwandtschaft sowie Tapferkeit, Schönheit und sozialer oder wohlhabender Status. Es wurde auch angenommen, dass sie magische oder apotropäische Fähigkeiten haben und auch persönliche oder kommunale Geschichte dokumentieren können. Ihr Design und ihre Platzierung variierten je nach ethnischer Gruppe, Zugehörigkeit, Status und Geschlecht.
Sie reichten von fast vollständiger Bedeckung des Körpers bis hin zu Tätowierungen im Gesicht, die bei den Elitekriegern der Visayaner an beängstigende Masken erinnern sollten; nur auf bestimmte Bereiche des Körpers beschränkt zu sein, wie Manobo-Tattoos, die nur auf den Unterarmen, dem Unterbauch, dem Rücken, den Brüsten und den Knöcheln gemacht wurden.
Sie wiederholten üblicherweise geometrische Muster (Linien, Zickzacks, sich wiederholende Formen); stilisierte Darstellungen von Tieren (wie Schlangen, Eidechsen, Hunden, Fröschen oder Tausendfüßlern), Pflanzen (wie Gräsern, Farnen oder Blumen) oder Menschen; oder sternähnliche und sonnenähnliche Muster.
Jedes Motiv hatte einen Namen und normalerweise eine Geschichte oder Bedeutung dahinter, obwohl die meisten von ihnen im Laufe der Zeit verloren gegangen sind. Es waren die gleichen Muster und Motive, die in anderen Kunstformen und Dekorationen der jeweiligen ethnischen Gruppen, denen sie angehören, verwendet wurden. Tattoos wurden tatsächlich als eine Art von Kleidung an sich angesehen, und Männer trugen üblicherweise nur Lendenschurz (Bahag), um sie zu zeigen.
Neuseeland / Die Maori
Der Stamm der Maori aus Neuseeland und weitere polynesische Kulturen sind vielleicht die die bekanntesten Beispiele für frühe Stammes-Tätowierungspraktiken. Sie sind seit mehr als 2000 Jahren ein wesentlicher Bestandteil ihrer jeweiligen Kultur.
In der neuseeländischen Maori-Kultur galt der Kopf als wichtigster Teil des Körpers, wobei das Gesicht mit unglaublich kunstvollen Tätowierungen oder „Moko“ verziert war, die als Zeichen von hohem Status galten. Jedes Tattoo-Design war einzigartig für diese Person und da es spezifische Informationen über ihren Status, ihren Rang, ihre Abstammung und ihre Fähigkeiten übermittelte, wurde es genau als eine Art Personalausweis oder Reisepass beschrieben, eine Art ästhetischer Strichcode für das Gesicht.
Nachdem scharfe Knochenmeißel verwendet wurden, um die Designs in die Haut zu schneiden, wurde ein Pigment auf Rußbasis in die offenen Wunden geklopft, die dann verheilten, um das Design zu versiegeln. Da die Tätowierungen von Kriegern in verschiedenen Phasen ihres Lebens als eine Art Übergangsritus angebracht wurden, galten die Dekorationen als Verschönerung ihrer Gesichtszüge und machten sie für das andere Geschlecht attraktiver.
Obwohl Maori-Frauen auch im Gesicht tätowiert waren, konzentrierten sich die Markierungen eher um Nase und Lippen. Trotz der Tatsache, dass christliche Missionare versuchten, das Verfahren zu stoppen, behaupteten die Frauen, dass Tätowierungen um Mund und Kinn verhinderten, dass die Haut faltig wurde, und sie jung hielten; Die Praxis wurde offenbar erst in den 1970er Jahren fortgesetzt.
Wie bei anderen generationenübergreifenden kulturellen Tätowierungen hat sich die polynesische Tradition der Körperbemalung in den letzten zwei Jahrtausenden kaum verändert. Das traditionelle Werkzeug, bekannt als /au/, wird aus geschärften Wildschwein-Stoßzähnen hergestellt, die mit einem Teil eines Schildkrötenpanzers verbunden und an einem Holz befestigt wird.
Nachdem er die Stoßzähne in Farbe getaucht hatte, schlug der Tätowierer den Schildkrötenpanzer mit einem Hammer, um die Stoßzähne in die menschliche Haut zu treiben. Angesichts der Tatsache, dass Männer, insbesondere hochrangige Mitglieder der Gesellschaft, bei einer Sitzung vom Oberkörper bis zum Knie tätowiert werden, dauert diese nicht selten von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang.
In einigen Fällen dauerte es dann bis zu einem Jahr, um vollständig zu heilen. Während dieser Heilungsperiode wird die tätowierte Haut wiederholt in Salzwasser gewaschen, um Verunreinigungen zu entfernen. Dieser Prozess war sehr schmerzvoll und hatte viel Potenzial für tödliche Infektionen.
Samoa
Das traditionelle männliche Tattoo in Samoa heißt Pe’a. Das traditionelle weibliche Tattoo wird Malu genannt. Es wird angenommen, dass das Wort Tattoo vom samoanischen Wort tatau stammt und sich auf einen Flügelknochen eines Flughundes bezieht, der als Instrument für den Tätowierungsprozess verwendet wurde.
Als die Samoa-Inseln 1722 zum ersten Mal von Europäern gesehen wurden, besuchten drei holländische Schiffe unter dem Kommando von Jacob Roggeveen die als Manua bekannte östliche Insel. Ein Besatzungsmitglied eines der Schiffe beschrieb die Eingeborenen mit diesen Worten:
„Sie sind freundlich in ihrer Sprache und höflich in ihrem Verhalten, ohne erkennbare Spur von Wildheit oder Wildheit. Sie bemalen sich nicht selbst, wie es die Eingeborenen eines anderen tun Inseln, aber am Unterkörper tragen sie kunstvoll gewebte Seidenstrumpfhosen oder Kniebundhosen und sind insgesamt die charmantesten und höflichsten Eingeborenen, die wir in der ganzen Südsee gesehen haben…“
In Samoa ist die Tradition des Aufbringens von Tätowierungen oder Tatau von Hand seit über zweitausend Jahren ungebrochen in Anwendung. Werkzeuge und Techniken haben sich wenig geändert. Die Fähigkeit wird oft vom Vater an den Sohn weitergegeben, jeder Tätowierer oder Tufuga lernt das Handwerk über viele Jahre als Lehrling seines Vaters.
Ein junger Künstler in der Ausbildung verbrachte oft Stunden und manchmal Tage damit, mit einem speziellen Tätowierkamm oder Au Designs in Sand oder Baumrinde zu klopfen. In Anlehnung an ihre Tradition stellten samoanische Tätowierer dieses Werkzeug aus geschärften Eberzähnen her, die mit einem Teil des Schildkrötenpanzers an einem Holzgriff befestigt wurden.
Das traditionelle samoanische Tätowieren des „Pe’a“ Körpertattoos, ist eine Tortur, die nicht auf die leichte Schulter genommen wird. Es dauert viele Wochen, bis es fertig ist. Der Prozess ist sehr schmerzhaft und war früher eine notwendige Voraussetzung, um einen Matai-Titel zu erhalten; dies ist jedoch nicht mehr der Fall. Das Tätowieren war außerdem ein sehr kostspieliges Verfahren.
Verbreitung von Tattoos in der Westlichen Welt
Das Wort Tattoo leitet sich vom tahitianischen „tatau“ ab und wurde in die englische Sprache übersetzt von Captain James Cook nach der Rückkehr von seiner Reisen im Südpazifik Mitte des 18. Jahrhunderts. In seinem Logbuch erklärt Cook:
Beide Geschlechter bemalen ihre Körper mit Tattow, wie es in Ihrer Sprache heißt. Dies geschieht durch Einbringen schwarzer Farbe unter die Haut, so dass sie unauslöschlich sind …
Nicht nur war Cooks Expedition Zeuge dieser Verfahren, sondern viele seiner Männer – darunter sein aristokratischer Wissenschaftsoffizier und Expeditionsbotaniker, Sir Joseph Banks – kehrten sogar mit den auffälligen Hautmarkierungen nach England zurück.
So begann die populäre Vereinigung von Seeleuten und Tätowierern (denken Sie an Popeye). Das half bei der weiteren Verbreitung dieser Body Art Praxis auf der ganzen Welt. Tatsächlich trugen viele europäische Aristokraten bis ins 19. Jahrhundert Tattoos, darunter auch die englischen Könige Eduard VII., Georg V. und König Friedrich IX. von Dänemark, sowie Kaiser Wilhelm II. und sogar Zar Nikolaus II. von Russland.
Die Praxis des Tätowierens wurde gegen Ende des 18. Jahrhunderts in Amerika populär, als amerikanische Seeleute routinemäßig an Bord britischer Schiffe in Dienst gestellt wurden. Catherine McNeur von Common Place führte einmal aus:
Im späten achtzehnten und frühen neunzehnten Jahrhundert waren Tätowierungen zu etwa gleichen Anteilen Selbstdarstellung wie auch eine einzigartige Methode, um die Leiche eines Matrosen der britischen Marine zu identifizieren. Die beste Quelle für frühe amerikanische Tattoos sind die Schutzpapiere, die nach einem Kongressgesetz von 1796 ausgestellt wurden, um amerikanische Seeleute vor Beschlagnahmung zu schützen. Diese Proto-Pässe katalogisierten Tattoos neben Muttermalen, Narben, Rasse und Größe.
Mit einfachen Techniken und Werkzeugen, arbeiteten Tätowierer in den frühen Jahren normalerweise an Bord von Schiffen und benutzten alles, was verfügbar war: Pigmente, sogar Schießpulver und Urin. Männer markierten ihre Arme und Hände mit Initialen von sich selbst und geliebten Menschen, wichtigen Daten, Symbolen des Seefahrerlebens, Freiheits-Symbolen, Kruzifixen und anderen Symbolen.
Im 19. Jahrhundert war das Tätowieren bei Bürgern und gekrönten Häuptern gleichermaßen beliebt. Obwohl es im 20. Jahrhundert mit den unteren Gesellschaftsschichten in Verbindung gebracht wurde, wurde es in den 1970er Jahren in der westlichen Welt wieder zum Mainstream und ist heute bei beiden Geschlechtern, in allen Wirtschaftsschichten und bei Menschen jeden Alters äußerst populär.
Es gibt Tattoo-Studios, die Menschen professionell und mit großem Können tätowieren, und Menschen tragen heute Tattoos, die oft viel über sie aussagen oder als Erinnerung an Dinge, die sie gerne visuell bewahren möchten.
Der Aufstieg der Tätowiermaschinen / Tattoo Maschinen
Während Menschen sich noch immer mit der traditionellen polynesischen Nadelstichmethode tätowieren lassen können – und dies immer noch tun – kam im 19. Jahrhundert eine moderne Methode ins Rollen: eine Nadelpistole. Die Tätowiermaschine war geboren.
Erfindung
Die Tätowiermaschine hat eine lange und komplizierte Vergangenheit, die bis ins 19. Jahrhundert zurückreicht. Alles begann mit Thomas Edison, einem amerikanischen Erfinder und seinem rotierenden Gerät. Er erfand es bereits 1876 und sein Hauptzweck war die Erstellung von Schablonen für Flyer.
Der Tätowierer Samuel O’Reilly modifizierte Edisons Design im Laufe von fünfzehn Jahren, um eine elektrische Tätowiermaschine zu schaffen, die er 1891 patentieren ließ. Seine Maschine ist immer noch eines der beliebtesten Designs, die heute verwendet werden.
Bestehend aus einer sterilisierten Nadel, die von einem Elektroantrieb angetrieben wird, spritzt der Motor der Pistole die Farbe mit einer Geschwindigkeit von 50 bis 3.000 Stichen pro Minute etwa einen Millimeter unter die Haut. Diese frühe Tattoo Maschine wurde ähnlich wie eine Nähmaschine mit einem Fußpedal im Maschinenstil gesteuert.
Die Evolution der Tätowiermaschine
Die meisten Tätowiermaschinen – die heutzutage in Gebrauch sind – haben sich weit von den alten Designs entfernt. Die allererste Maschine wurde von Edisons rotierendem Schablonenstift adaptiert, der zwar revolutionär, aber schwer und umständlich zu bedienen war. Was als Elektromotor begann, der mit einer Stahlnadel auf einem Rohr befestigt war, verwandelte sich nach dem Hinzufügen von zwei elektromagnetischen Spulen, Federn und Kontaktstangen in ein effizienteres Modell.
Fünf Jahre später wurde dieses Design von Charles Wagner verbessert, der ein Modell mit nebeneinander angeordneten Doppelspulen schuf.
Die erste moderne Tätowiermaschine entstand in den 1920er Jahren, als Percy Waters vierzehn Rahmenstile entwarf und herstellte, die noch heute verwendet werden.
Ein großer Entwicklungssprung folgte 1979, als Carol Nightingale eine einstellbare Tätowiermaschine vorstellte. Obwohl diese Maschine nie ein wirtschaftlicher Erfolg war, setzte sie Maßstäbe und zeigte die Möglichkeiten des Produktdesigns auf.
Heutzutage sind die meisten modernen Tätowiermaschinen (die Dragonfly- und Stingray-Tätowiermaschinen sind Paradebeispiele) in Bezug auf Geschwindigkeit, Tiefe und Kraft des Auftragens einstellbar. Die Bishop Rotary Tätowiermaschine wurde 2009 entwickelt und Tätowierer auf der ganzen Welt begrüßten ihr leichtes Design, das es ihnen ermöglichte, sie länger ohne Schmerzen im Handgelenk zu verwenden.
Tätowiermaschinen damals und heute
Die allerersten Tätowiermaschinen wurden aus Eisen, Stahl und Messing hergestellt, während die späteren Modelle oft aus Aluminium gefertigt sind, das wegen seiner leichten Eigenschaften und Haltbarkeit beliebt ist. Die ursprünglichen Maschinen waren Rotationssysteme, während die neuesten Designs Elektromagnete verwenden, um zu funktionieren.
Heutzutage rühmen sich Tätowiermaschinen mit innovativen und originellen Merkmalen, wie die Tätowiermaschine Cheyenne Hawk, die ein revolutionäres Cartridge-Nadelsystem verwendet, mit dem Sie die Nadel im Handumdrehen wechseln können. Dann gibt es noch die LACEnano, jetzt die leichteste Tätowiermaschine der Welt mit einem Gewicht von nur 45 g. Diese New-Age-Tätowiermaschine ist vollständig autoklavierbar (einschließlich Motor) und hat eine ergonomische Halteposition, die Maschine hat vollständig einstellbare Schlag- und Nachgiebigkeit und ist für alle Tätowierstile geeignet.
Tattoo Art im 20. Jahrhundert – Moderne Einordnung, Interpretationen und Assoziationen
Tätowierungen werden noch immer stark mit Abweichung von gesellschaftlichen Normen, Persönlichkeitsstörungen und Kriminalität in Verbindung gebracht. Obwohl die allgemeine Akzeptanz von Tätowierungen in der westlichen Gesellschaft zunimmt, tragen sie in bestimmten sozialen Gruppen immer noch ein schweres Stigma.
Tätowierungen gelten allgemein als wichtiger Teil der Kultur der russischen Mafia.
Das aktuelle kulturelle Verständnis von Tätowierungen in Europa und Nordamerika wurde stark von langjährigen Stereotypen beeinflusst, die auf abweichenden sozialen Gruppen im 19. und 20. Jahrhundert beruhten. Besonders in Nordamerika werden Tattoos mit Stereotypen, Folklore und Rassismus in Verbindung gebracht.
Erst in den 1960er und 1970er Jahren verbanden die Menschen Tätowierungen mit gesellschaftlichen Ausgestoßenen wie Motorradfahrern und Gefangenen.
Heute verwenden in den Vereinigten Staaten viele Gefangene und kriminelle Banden charakteristische Tätowierungen, um Fakten über ihr kriminelles Verhalten, ihre Haftstrafen und ihre Zugehörigkeit zu einer Organisation anzuzeigen. Ein Tränentattoo kann zum Beispiel ein Symbol für Mord sein, oder jede Träne steht für den Tod eines Freundes.
Gleichzeitig haben Mitglieder des US-Militärs eine ebenso gut etablierte und langjährige Geschichte des Tätowierens, um militärische Einheiten, Schlachten, Tötungen usw. anzuzeigen, eine Assoziation, die unter älteren Amerikanern nach wie vor weit verbreitet ist.
In Japan werden Tätowierungen mit kriminellen Yakuza-Gruppen in Verbindung gebracht, aber es gibt Nicht-Yakuza-Gruppen wie die Tattoo-Vereinigung von Fukushi Masaichi, die versucht, die Haut toter Japaner mit umfangreichen Tätowierungen zu erhalten.
Tätowieren ist auch bei den britischen Streitkräften üblich. Je nach Beruf werden Tätowierungen in einer Reihe von Berufen in Amerika akzeptiert. Unternehmen in vielen Bereichen öffnen sich zunehmend für Diversität und Inklusion.
Mainstream-Kunstgalerien veranstalten im Museum of Croydon Ausstellungen sowohl konventioneller als auch kundenspezifischer Tattoo-Designs, wie Beyond Skin.
In Großbritannien gibt es im gesamten 20. Jahrhundert Hinweise auf Frauen mit Tätowierungen, die von ihrer Kleidung verdeckt wurden, und Aufzeichnungen über Tätowiererinnen wie Jessie Knight aus den 1920er Jahren.
Eine Studie mit „gefährdeten“ (definiert durch Schulabsentismus und Schwänzen) jugendlichen Mädchen zeigte eine positive Korrelation zwischen Körpermodifikation und negativen Gefühlen gegenüber dem Körper und geringem Selbstwertgefühl; Die Studie zeigte jedoch auch, dass ein starkes Motiv für die Körpermodifikation die Suche nach dem „Selbst und der Versuch ist, in einem Zeitalter zunehmender Entfremdung Beherrschung und Kontrolle über den Körper zu erlangen“.
Die Verbreitung von Frauen in der Tätowierbranche im 21. Jahrhundert, zusammen mit einer größeren Anzahl von Frauen, die Tätowierungen tragen, scheint die negative Wahrnehmung nun zu verändern.
In Covered in Ink interviewte Beverly Yuen Thompson von 2007 bis 2010 stark tätowierte Frauen in Washington, Miami, Orlando, Houston, Long Beach und Seattle. Jüngere Generationen stören sich in der Regel nicht an stark tätowierten Frauen, während ältere Generationen, einschließlich der Eltern der Teilnehmer, eher auf sie herabsehen, manche gehen sogar so weit, dass sie ihre Kinder verleugnen, weil sie sich tätowieren ließen.
Typischerweise ist die Reaktion der Familie ein Indikator für ihre Beziehung im Allgemeinen. Es wurde berichtet, dass Familienmitglieder, die Tätowierungen nicht akzeptierten, die Bilder abschrubben, mit Weihwasser übergießen oder chirurgisch entfernen lassen wollten. Familien, die ihre Familienmitglieder emotional akzeptierten, konnten nach dem Tätowieren enge Bindungen aufrechterhalten.
Die moderne Tattoo-Renaissance
Heutzutage werden nicht nur Matrosen und Raufbolde eingefärbt. Alle, von Fußballmüttern bis hin zu CEOs, Großvätern bis hin zu Miss-America-Kandidaten, Sportler jeder Facon haben Tattoos. Tatsächlich hat das Tätowieren seit den 1950er Jahren eine weltweite Renaissance erlebt, insbesondere in den westlichen Kulturen.
Angeführt von wegweisenden Tätowierern wie Lyle Tuttle (die das berühmte Herztattoo auf Janis Joplins linker Brust gemacht hat), Cliff Raven, Don Nolan, Zeke Owens, Spider Webb und Don Ed Hardy.
Die Wiederbelebung des Tätowierens wurde zum Teil durch kontinuierliche Verfeinerungen der Maschinentechnologie sowie sich schnell ändernde soziale Sitten und eine neue Generation von Menschen, die versuchen, sich durch die Praxis wieder mit ihrem kulturellen Erbe zu verbinden, angeführt.
Der Hype um die Tattoo-Kultur erreichte in den frühen Morgenstunden einen Höhepunkt, als TV-Shows wie Inked, Miami Ink und LA Ink die Tattoo-Kunst in den Bereich der Popkultur brachten.
Heute gelten Tätowierungen als hohe Kunst mit zahlreichen Ausstellungen zeitgenössischer Kunst und Institutionen für bildende Kunst, die Tätowierungen als Galeriekunst zeigen. Und es gibt alle möglichen technologischen Fortschritte gleich um die Ecke.
TV-Doku: 7 Tage unter Tätowierern
Seefahrer, Knastbrüder, Gangmitglieder: Sie gelten als die typischen Tätowierten. „Schnee von gestern!“, sagt Richi, Chef des Tattoostudios Bloody Ink in Hamburg, selbst von Kopf bis Fuß tätowiert. „Aber Vorurteile Tätowierten gegenüber gibt´s immer noch. Dabei bist du heute eher besonders, wenn du kein Tattoo hast.“
Denn jede(r) Fünfte unter 35 ist inzwischen tätowiert. Sieben Tage verbringen Johanna Leuschen (nicht tätowiert) und Martin Rieck (tätowiert) im Studio Bloody Ink und wollen wissen: Was ist es also, das so viele Menschen an Tattoos fasziniert? Warum setzen sie sich freiwillig stundenlangem Schmerz aus, meistens mehrmals?
Und welche Geschichten stecken hinter ihren Tätowierungen? Dennis zum Beispiel lässt sich das Motiv Feuer und Flamme auf seine Waden stechen. Er ist als Elfjähriger bei einem Brand fast ums Leben gekommen: „Mit dem Tattoo will ich mich daran erinnern, wie schnell alles vorbei sein kann.“ Auf der Liege daneben lässt sich Janina den Kussmund von ihrem Freund auf den Popo stechen, einen tiefen Sinn hat das nicht: „Ich finde das einfach witzig.“
Der Film zeigt ein Kammerspiel zwischen tiefsinnigen und banalen Geschichten, zwischen schmerzverzerrten und freudestrahlenden Gesichtern und lässt das Lebensmotto von Cheftätowierer Richi nachfühlen:
„No pain, no glory.“
Inhaber und Geschäftsführer von Kunstplaza. Publizist, Redakteur und passionierter Blogger im Bereich Kunst, Design und Kreativität seit 2011. Erfolgreicher Abschluss in Webdesign im Rahmen eines Hochschulstudiums (2008). Weiterentwicklung von Kreativitätstechniken durch Kurse in Freiem Zeichnen, Ausdrucksmalen und Theatre/Acting. Profunde Kenntnisse des Kunstmarktes durch langjährige journalistische Recherchen und zahlreichen Kooperationen mit Akteuren/Institutionen aus Kunst und Kultur.