Andy Warhol wurde am 6. August 1928 geboren.
Sie müssen das auswendig lernen? Gedächtnis-Anker für den 6. August 1928 gibt es nicht so viele, an diesem Tag war wohl nicht viel Aufregendes los in der Welt.
Aber das Jahr 1928 bleibt vielleicht besser haften, wenn Sie lesen, wer in diesem Jahr noch geboren ist:
- Schauspielerin Jeanne Moreau
- Rock ’n’ Roll-Legende Fats Domino
- Jazzpianist Paul Kuhn
- Komponist und Sänger Serge Gainsbourg
- Revolutionsführer Che Guevara
- Künstler Friedensreich Hundertwasser
Wenn Sie irgendwo andere Geburtsdaten von Andy Warhol lesen, brauchen Sie sich nicht zu wundern oder uns der schlampigen Recherche verdächtigen – Andy Warhol kokettierte gerne mal ein wenig mit seinem Geburtsdatum, wie so manche alternde Diva verjüngte er sich mal um zwei, mal um fünf Jahre.
Andy Warhols echter Name
Andy wurde eigentlich Andrej (Andrijko) getauft, und der ursprüngliche Familienname war Varhola. Der Familienname wurde bereits von seinen Eltern zu Warhola amerikanisiert, der kleine Andrej wurde dann im neuen Umfeld auch schnell zu Andrew, mit Kurzform Andy.
Andy Warhol unter Verlust des „a“ wurde „offiziell geboren“, als eine Zeitschrift Anfang 1950 Zeichnungen von ihm veröffentlichte, die signierte er mit „Andy Warhol“ und blieb dann dabei.
Andy Warhols Spitzname
Andy Warhol wurde von seinen Freunden „Drella“ genannt, ein Name, der sich aus „Dracula“ und „Cinderella“ zusammensetzt. Ob diese Namensschöpfung von Andy Warhol selbst oder von einem seiner „Superstars“ (Robert Xavier Francis Peter Michael Olivo, mit Spitznamen Ondine) kreiert wurde, ist umstritten.
Warhols Anhänger, die seine Factory bevölkernden „Mole People“ (das ausschließlich nachts aktive, tageslichtscheue „Maulwurfsvolk“), übernahmen ihn auf jeden Fall schnell.
Wichtige Lebensstationen auf einen Blick
- 1928 Geburt
- 1945 Studium der Gebrauchsgrafik am Carnegie Institute of Technology in Pittsburgh
- 1949 Abschluss des Studiums
- 1950 Erstmalige Veröffentlichungen einiger Zeichnungen, dazwischen Arbeit z. B. als Werbegrafiker
- 1952 Erste Einzelausstellung (Fifteen Drawings Based on the Writings of Truman Capote)
- 1956 Große Ausstellung im Museum of Modern Art in New York, jedoch als Grafiker
- 1962 Erste Ausstellung als Pop-Art-Künstler in Los Angeles und Gründung der „Factory“
- 1964 Ausstellung „The American Supermarket“ in der New Yorker Upper East Side gallery
- 1968 Attentat auf Warhol mit lebensgefährlichen Verletzungen
- 1971 Uraufführung seines ersten Theaterstücks “Pork”
- 1972 Tod seiner Mutter, die er über alles geliebt hatte
- 1987 Warhol verstirbt nach Gallenblasenoperation in New York am 22.02.1987
Der Geburtsort von Andy Warhol
Andy Warhol wurde in Pittsburgh geboren, das liegt im Bundesstaat Pennsylvania in den Vereinigten Staaten. Pennsylvania heißt nach seinem Gründer William Penn, silva ist der Wald, auf deutsch also „Penns Waldland“.
Dieser Bundesstaat im Osten der USA ist einer der dreizehn Gründerstaaten und liegt unter New York. Pittsburgh ist nach Philadelphia die größte Stadt in Pennsylvania, zur Zeit seiner Geburt ein wichtiger Standort der US-Stahlindustrie.
Eltern und Kindheit von Andy Warhol
Andy Warhols Eltern Ondrej und Julia Justyna Varhola waren einige Jahre vorher aus aus einem Dorf in den Karpaten, das heute in der Slowakei liegt, nach Amerika immigriert. Andy war das vierte Kind der damals ziemlich armen Familie, seine ersten sechs Lebensjahre wuchs er im Armenviertel Soho auf.
In seiner Kindheit hatte er mit verschiedenen Krankheiten zu kämpfen, darunter auch einer Pigmentstörung, die ihn wie einen Albino erscheinen ließ. Obwohl er dadurch Schwierigkeiten hatte, Freunde in seinem Alter zu finden, förderte es doch seine künstlerische Begabung. Während seiner zahlreichen Krankenhausaufenthalte entwickelte er ein tiefes Interesse an verschiedenen Kunstformen.
In seinem achten Lebensjahr erkrankte Warhol schwer an die als Chorea Minor bekannte Krankheit, welche ihn ans Bett fesselte. Seine lange Bettlägerigkeit legte wahrscheinlich die Grundlagen für den späteren künstlerischen Erfolg, der kleine Andy konnte lange nicht viel mehr machen, als Comics zu lesen, zu zeichnen oder Papierfiguren auszuschneiden.
Berufsausbildung
Andy Warhol wurde von 1945 bis 1949 am Carnegie Institute of Technology in Pittsburgh zum Gebrauchsgrafiker ausgebildet und erlangte im Alter von 21 Jahren seinen Abschluss in Malerei und Design. Danach war der junge Visionär nicht mehr zu halten.
Berufstätigkeit
1950 zog Andy Warhol gemeinsam mit seinem Kommilitonen Philip Pearlstein nach New York, dem Zentrum der damals gerade zum Massenphänomen avancierenden Werbung. Er lebte nun rund ein Jahrzehnt von Gelegenheitsarbeiten, Werbegrafik, Schaufensterdekoration oder vom Verkaufsjob als Straßenhändler (Obst und Gemüse).
Werbung brachte am meisten Geld, die Anfertigung kostete jedoch auch am meisten Zeit, sodass Warhol eine Art „Massenproduktion“ erdachte: Er zeichnete seine Motive mit Tinte oder Tusche, kopierte sie mit Löschpapier und übertrug sie auf ein neues Blatt. So entstanden grafische Vorlagen für Zeitschriften und Magazine, Grußkarten und Werbegeschenke und Kochbücher mit humorvollen Illustrationen, die er anschließend von seinen Freunden auf sogenannten „Colouring Partys“ farbig ausmalen ließ.
Diese Technik des „drop and dripping“ war der Beginn von Warhols späterer fabrikmäßiger Produktionsweise der Serien, bei der seine Mitarbeiter Werke und Filme fertigstellten.
Obwohl er nur wenig Zeit für die Kunst hatte, gelang es Andy Warhol dennoch, seine ersten Siebdrucke zu entwickeln. Er nutzte Tinte und Tusche, um verschiedene Motive wie Engel, Schmetterlinge und Katzen zu zeichnen. Diese Designs kopierte er mit Löschpapier auf ein neues Blatt und veröffentlichte sie in diversen Zeitschriften und Magazinen. Obwohl die Technik nicht neu war, machte Warhol sie populär und zu seinem Markenzeichen.
Andy Warhols Ausbildung zum Künstler
Eine eigentliche Ausbildung zum Künstler durchlief Andy Warhol nie, er entwickelt seine künstlerische Tätigkeit aus seiner Erwerbstätigkeit heraus. Durch seine Vervielfältigungstechnik gehörte Warhol um 1960 zu den bestbezahlten Grafikdesignern in Manhattan, New York war aber nicht nur das Zentrum der Werbezentrum, sondern auch die Hochburg der zeitgenössischen Kunst, und er wollte zu diesen gefeierten Künstlern gehören.
Als Grafiker hatte er eigene Werke bereits ausgestellt, nun wollte er als Maler mit Bildern auf Leinwand Aufmerksamkeit erregen. Er wählte zunächst auch für seine künstlerische Tätigkeit aus der Werbeszene vertraute Motive, Comic- und Cartoon-Sujets und Hollywoodstars, merkte jedoch schnell, dass bekannte Kollegen wie Robert Rauschenberg und Roy Lichtenstein bereits mit ganz ähnlichen Motiven an die Öffentlich getreten waren.
Also änderte Warhol die Richtung, machte sich über „drop and dripping“ hinausgehend mit der Siebdrucktechnik vertraut und sammelte andere jedermann vertraute Motive, Werbung und Fotos, aus Zeitschriften und Flugblättern und Kinoheften, um aus ihnen Kunst zu machen.
Auch gleich wieder als Massenware, Warhol stellte von den neuen Motiven Siebvorlagen her, von denen er dann farblich veränderte Serien herausgab, und er erhob genau diese Massenproduktion zum künstlerischen Kredo:
„I love to do the same thing over and over again“ = „Ich liebe es, das Gleiche immer und immer wieder zu tun“
ist ein viel zitierter Warhol-Ausspruch,
„30 are better than one“ = „30 sind besser als eines“
ist ein typischer Werktitel aus dieser Zeit, verwendet für eine Postkarte mit einem Abbild der Mona Lisa, das auf Leinwand 30 mal vervielfältigt wurde.
Im Jahr 1952 hatte er genug Werke gesammelt, um seine Kunst auf eine größere Bühne zu bringen. Mit Hilfe des griechischen Direktors der Hugo-Galerie, Alexander Iolas, lud er zu seiner ersten Ausstellung ein. Nur wenige Jahre später, im Jahr 1956, schaffte es Warhol sogar mit seiner einzigartigen Kunst ins Museum of Modern Art in New York.
Andy Warhols künstlerischer Durchbruch
Diese „Massenproduktion“ von Kunst brachte den Erfolg, die initialen Werke waren 32 fast gleich aussehende Bilder von Suppendosen (32 deshalb, weil die Suppenkonserve in 32 unterschiedlichen Geschmacksrichtungen verkauft wurde). Mit den „Campbell’s Soup“ Suppendosen bestückte Warhol seine erste Einzelausstellung als Künstler, 1962 in der Ferus Gallery in Los Angeles.
Die meisten Ausstellungsbesucher betrachteten die Dosen mit völligem Unverständnis, haben wollte sie keiner, auch nicht die Hollywood-Stars, die Ferus-Teilhaber Blum Warhol als Besucher versprochen hatte – eigentlich debattierten nur die Kunstkritiker heftig über die Suppen.
Nur fünf Trendsetter interessierten sich für das Werk, darunter Schauspieler Dennis Hopper und Max-Factor-Erbe Donald Factor, sie zahlten jeweils die geforderten 100 Dollar für ihr Bild aus der Suppenparade. Wenn sie ihre Dosenbilder behalten hätten, wäre das ein gutes Investment gewesen, das Museum of Modern Art in New York zahlte 1996 15 Millionen Dollar für alle 32 Bilder.
Keiner der Käufer behielt jedoch damals sein Bild, sie wurden vom weitsichtigen Ferus-Teilhaber Irving Blum zum Rückkauf überredet, und Warhol wurde dazu überredet, Blum die ganze Serie mit 32 Bildern für 1.000,- Dollar (zahlbar in 10 Raten) zu verkaufen.
Als Blum die Suppen für besagte 15 Millionen ans MoMA verkaufte, galt das dann schon teilweise als Schenkung, so sehr war der Wert gestiegen …..
Berühmte Kunst und gefragte Kunstwerke von Andy Warhol
Auf die Suppendosen folgte Marilyn Monroe, mit einem Standbild aus dem Film Niagara (1953) als Vorlage, das Warhol nun längere Zeit in vielen Farbvariationen verarbeitete sollte.
1962 entstand die Siebdruckvorlage „The Marilyn Diptych“, in den Wochen nach Marilyn Monroes Tod (August 1962, einen Tag nach Schließung der Ferus Gallery Los Angeles) fertiggestellt, mit 50 Variationen des Standbildes.
Im Laufe der Jahre wurde seine Kunst immer bizarrer, obwohl er behauptete, dass sie sich selbst produziere, da alle Vorlagen bereits vorhanden seien. Ab 1962 startete er seine „Death and Disaster“-Serie, in der er Pressefotos von schockierenden Unfällen zeigte, die er durch subtile Retuschen verzerrte. Sein Ziel war es, die technische Manipulierbarkeit der Wahrnehmung der Realität durch Kunst zu thematisieren.
2004 veranstaltete der englische „Guardian“ eine Umfrage unter 500 Künstlern, Kritikern und Kunstkennern, aus der dieses Bild als das dritteinflussreichste zeitgenössische Kunstwerk der Welt hervorging.
Viele andere Marilyns folgten, z. B. die „Ten Marilyns“ von 1967, auch „James Deans“, „Elvise“ und „Liz Taylors“ waren in unzähligen Variationen verfügbar. Später viele experimentelle Werke wie Filme, Happenings und Musikproduktionen, in seiner geschäftstüchtigsten Zeit fertigte Andy Warhol sogar von jedem ein Portrait an, der 25.000 Dollar dafür zahlte.
Eine Auswahl seiner Kunstwerke auf Pinterest
Andy Warhol als Filmemacher
Im Jahr 1962 schuf er etwas Einzigartiges: die „Factory“ in New York. Diese bestand aus Fabrikhallen, die in Ateliers umgewandelt wurden, in denen er und andere Künstler ihre kreative Energie ausleben konnten. Die „Factory“ wurde zu einem Ort des Schaffens und des Lebens für verschiedene Künstler und Intellektuelle.
Berühmtheiten wie Jim Morrison, Bob Dylan und Mick Jagger gingen ein und aus, denn die „Factory“ wurde auch als Partylocation genutzt. Er nutzte diese besonderen Räumlichkeiten nicht nur für seine Pop-Art-Kunst, für die er fortan vor allem 100 mal 100 Zentimeter große Leinwände verwendete, sondern auch für seine Filme.
Einige seiner Werke stießen auf Ablehnung, da er unter anderem Material mit nackten Menschen produzierte. Darüber hinaus gründete er 1966 die Rockgruppe Velvet Underground, mit der er an Shows für Nachtclubs arbeitete.
Obwohl viele seiner Kunstfilme und Produktionen noch immer nahezu unbekannt sind, hat er dennoch ein Gesamtwerk von fast 200 Filmen geschaffen. Besonders hervorzuheben sind folgende 3 Produktionen:
„The Chelsea Girls“, 1966
Im Jahr 1966 führten Andy Warhol und Paul Morrissey gemeinsam Regie bei „The Chelsea Girls“. Der Film gewährt Einblicke in das Leben der Bewohner:innen des Chelsea Hotels in New York City, wo Warhol im Jahr 1964 „The Factory“ als Wohnort für Künstler, Musiker, Tänzer, Schauspieler und andere Kreative gründete.
In diesem Haus lebten Warhols „Superstars“ aus der Kreativszene, die mit all ihren Extravaganzen den Film prägen. Der von Jonas Mekas in Auftrag gegebene Film wurde ohne Schnitt auf zwölf Filmrollen und mit nur einer Einstellung konzipiert. „The Chelsea Girls“ bewegt sich dabei von Zimmer zu Zimmer und zeigt das außergewöhnliche Leben der „Factory“-Bewohner.
„Blue Movie“, 1969
Der Film „Blue Movie“ wurde von Paul Morrisseys produziert und unter der Regie von Andy Warhol gedreht. Er zeigt das Leben des Liebespaares Viva und Louis Waldon, die gemeinsam in einer Wohnung in Manhattan leben. Der Film zeigt zufällige Gespräche zwischen den beiden, die sowohl ernste Themen wie die Gesellschaft und den Vietnamkrieg als auch lockere Gespräche unter der Dusche sowie echte Sexszenen beinhalten.
Die Schauspieler untermalen den Film mit echten Erotikszenen, die den Alltag des Paares widerspiegeln. Die Tonalität des Films ist überzeugend und zeigt auf eindrucksvolle Weise das Leben eines Paares in Manhattan.
Im Oktober 1968 wurde der bahnbrechende Film „Blue Movie“ in der Wohnung des Kunstkritikers David Bourdon im malerischen Greenwich Village gedreht. Er gilt als der erste Film seiner Art, der öffentlich aufgeführt wurde. Die Kameraführung ist meisterhaft und fängt die allmähliche Bewusstwerdung der Figuren ein.
Der Geschlechtsverkehr wird hier als ultimativer politischer Protest gegen den Vietnamkrieg inszeniert. Ein Spiel mit der Kamera und eine subtile Inszenierung machen diesen Film zu einem Meisterwerk der Filmgeschichte.
„Trash“, 1970
Die Protagonisten leben unter Armut und Drogenabhängigkeit, während sie versuchen, ihren Lebensunterhalt durch den Verkauf von Müll zu verdienen. Der Film zeigt die harte Realität des Lebens in einer Großstadt und die Verzweiflung, die damit einhergeht. Die Darsteller liefern eine beeindruckende Leistung und vermitteln dem Zuschauer das Gefühl, Teil dieser Welt zu sein.
Morrisseys Regiearbeit ist meisterhaft und verleiht dem Film eine einzigartige Atmosphäre. Mit „Trash“ schuf das Team um Morrissey und Warhol einen zeitlosen Klassiker, der auch heute noch relevant ist und zum Nachdenken anregt.
Lebenswerk
All diese Bilderserien von Schauspielern und Sängern wurden zum Inbegriff der „Pop Art“, und Andy Warhol wurde zur Galionsfigur dieser Kunstrichtung.
Pop Art wurde in den 1960er Jahren zum angesagtesten künstlerischen Trend in den USA und in Europa, diese dem Trivialen zugeneigte Kunst wird von den einflussreichen Kritikern der Zeit als gerne als überfällige Reaktion auf die so übertrieben intellektuelle abstrakte Kunst begriffen und dargestellt. Auf jeden Fall hat ein Pop-Art-Künstler für Abstraktion wenig Sinn, er tritt an, die Realität abzubilden, volkstümliche und gemeinverständliche Gegenstände, die noch leichter erfassbar gemacht werden, indem sie wie in Comic-Darstellungen mit schwarzen Linien betont werden.
Die Motive der Pop Art entstammen am Anfang typischerweise der Alltagskultur, den Massenmedien oder der Werbung oder der Konsumwelt, in realistischer oder auch überdimensionierter Darstellung. In ihrer Spätphase wirft die Pop Art unter dem Eindruck von Vietnamkrieg und Rassenunruhen, steigendem Drogenkonsum und Ermordung John F. Kennedys einen kritischeren Blick auf die Wohlstandsgesellschaft.
So verwendete Warhol zunächst alles aus der Populärkultur, was sich irgendwie glamourös darstellen ließ, Promis oder Suppendosen, um dann zunehmend unappetitlichere Bilder wie Pressefotos von Autounfällen und Selbstmördern als Vorlagen zu verwenden.
Auch die Überlebenden von Tragödien, denen gerade das geballte öffentliche Interesse galt, wurden im Zeichen der Kunst eingesetzt, wie die trauernde Jackie Kennedy nach der Ermordung ihres Mannes.
Kurz nachdem John F. Kennedy am 22. November 1963 ermordet wurde, begann Andy Warhol seine 1964 vorgelegte Serie der „16 Jackies“, basierend auf Fotos, die der internationalen Medien-Berichterstattung über John F. Kennedys Tod entstammten.
Die Pop.Art-Kunstwerke erregten viel Aufmerksamkeit und wurden mit ihrer klaren Sprache in der Öffentlichkeit schnell zum Kult, einflussreiche Kunstkritiker sprachen den gut zu vermarkteten Bildern bald ästhetischen Reiz zu.
Die Bilder hatten einen jedermann sofort zugänglichen optischen Reiz, als tieferer Sinn wurde die Enthüllung des manipulativen Charakters der Populärkultur entdeckt – diese Bilder zeigen uns nach Meinung der damals herrschenden Kunstkritik, wie wir Konsumenten durch die Massenmedien gelenkt werden.
Die Leben von Andy Warhol (Dokumentation – Teil 1)
Teil 1 des Dokumentarfilms Andy Warhol beginnt durch Eintauchen tief in seiner verarmten Erziehung in 1930er Jahren –‘ 40er Jahren Pittsburgh, einen seltenen Blick hinter die Fassade eines der berühmtesten Pop-Art-Persönlichkeiten in der Geschichte.
Diese oft Nieten und tief bewegende Darstellung dann untersucht seine frühe Karriere als Werbegrafiker aus den 1950er Jahren in den 1960er Jahren, als er produziert seine renommierte Siebdruck Pop Bilder.
Das Leben von Andy Warhol (Dokumentation – Teil 2)
Teil 2 von Andy Warhol untersucht seine produktivsten Expansion in die Welt der Kunst.
Filmemachen, Skulptur, Performance-Kunst, szenisches Schreiben und publizieren gehören nur wenige Warhols künstlerischen schaffen. Neben seinen berühmten Gemälden und Skulpturen, Warhol war der Schöpfer der viele Klassiker in Avantgarde-Kino sowie der Hersteller von einer Multimedia-Show mit Velvet Underground (eine der einflussreichsten Rockbands der Geschichte) und Mitbegründer des die kultige Pop Kultur Magazin Interview.
Mit seltenen Filmaufnahmen und Interviews untersucht Teil 2 dieser außerordentlich provokative Geschichte einen unkonventionellen Künstler, scheinbar betrunkenen mit Ruhm, dessen Lebenswerk einen kontinuierlichen Strom von kulturellen Symbolik war.
Wichtige Ausstellungen von Andy Warhol – ein Überblick
Spätestens seit 1965 wurden Andy Warhols Bilder einhellig als Sensationen des Kunstmarkts gefeiert, lange Jahre (wenn nicht überhaupt) mehr in Europa als in seiner Heimat: Andy Warhol war 1968 auf der 34. Biennale Venedig und der 4. documenta, 1972 auf der 36. Biennale Venedig und 1977 auf der 6. documenta. 1981 wurde er in der Londoner Royal Academy of Arts ausgestellt und 1982 auf der 7. documenta, 1984 auf der 41. und 1986 auf der 42. Biennale Venedig.
1995 war er auf der 46. Biennale Venedig, 1996 das erste Mal in New York, seitdem waren seine Werke auf über 2.500 Ausstellungen in allen wichtigen Kunstzentren quer durch die ganze Welt zu sehen.
In seiner neuen Heimat schien man wesentlich weniger begeistert von Andy Warhol zu sein als im Rest der Welt (der zeitgenössischen Kunst), in den USA kam er nur auf rund 400 Ausstellungen, das sind knapp 15 % aller Ausstellungen (was allerdings auch daran liegen könnte, dass die öffentliche Darbietung von Kunst in den USA einen viel geringen Stellenwert hat als in Europa, mehr dazu können Sie im Artikel „Art-o-Gramm: Der Stellenwert der Kunst als Spiegel der Gesellschaft“ lesen).
Noch im Jahr 2013, gut ein Viertel Jahrhundert nach seinem Tod, führten über 40 namhafte Kunst-Events in aller Welt Andy Warhol in Ihrem Ausstellungskatalog.
Lifestyle und Liebesleben des Künstlers
Bereits 1962 hatte Warhol seine Factory gegründet, verschiedene Ateliers in New Yorker Fabrikhallen, in denen er an unterschiedlichsten Projekten arbeitete. In diesen Factorys ereignete sich schnell viel mehr als die Anfertigung von Siebdrucken, die Ateliers dienten Warhol von Anfang an auch als Experimentierfeld und Filmstudio.
Das Filmstudio bot auch gleich Übernachtungsmöglichkeiten für die Film-Protagonisten, von da aus war schon damals der Weg zur Partylocation mit Kultstatus nicht mehr weit. In der Factory traf sich die kreative Szene New Yorks, kräftig mit Stars garniert, Mick Jagger, Bob Dylan und Jim Morrison waren eben so oft zu sehen wie Salvador Dalí und Marcel Duchamp.
Als die Stars der von Warhol selbst produzierten Undergroundfilme dazukamen, wie Pop-Art-Künstler Robert Indiana (Darsteller des Films „Eat“, beim Pilz-Essen gezeigt), und die Musiker der von ihm produzierten Rockgruppe The Velvet Underground auch noch, wurden die Veranstaltungen in der Factory ebenso berühmt wie berüchtigt.
Diese Multimedia-Happenings waren bald eine bunte Abfolge von ohrenbetäubendem Rock und sinnenbetäubenden Licht- und Stroboskopeffekten, optisch filigraner wurde das Publikum durch sexuelle Provokationen der tanzenden Akteure schockiert, und Drogen sollen in unvorstellbaren Mengen im Umlauf gewesen sein.
Durch das Attentat Valerie Solanas (dazu siehe gleich unten) wurde dem Künstler die Party in der Factory nachhaltig vermiest, ab 1968 galt die „Factory“ als Bürohaus, Warhol wandte sich der New Yorker Party- und Glamour- und Party-Szene zu. In den 1970er Jahren war er ständiger Besucher der angesagten Clubs in New York, z. B. im Studio 54. Als weiteres Vergnügen kamen die fast pornografischen Filme mit Junkies als Darstellern dazu, die Warhol jedoch nicht lange unterhielten, er wechselte zu Western-Persiflagen und Horrorfilmen, mit schwulen Cowboys und Mitleid erregenden Graf Draculas, alle zunehmend von Paul Morrissey verwirklicht.
Im Umfeld des Factory-Betriebs entfaltete sich auch Andy Warhols Liebesleben. Welches der scheue und in Bezug auf sein Aussehen nicht sehr selbstbewusste Künstler nicht als unproblematisch empfand, wie einige Äußerungen in seinen 1975 erschienen Buch „Die Philosophie des Andy Warhol von A nach B und zurück“ verraten. Warhol war der Meinung, dass Liebesaffären den Menschen völlig in Anspruch nehmen würden, das aber eigentlich gar nicht wert seien. Er offenbarte die Erkenntnis, dass es in der Liebe Probleme geben müsse, wenn man immer auf der Suche nach dem Soufflé sei, das nie zusammenfällt.
Warhol forderte einen Grundkurs über Liebe, meinte aber andererseits, dass es vielleicht genauso gut funktioniere, wenn man über alles im Dunkeln gelassen werde, sonst hätte man für den Rest des Lebens nichts mehr, worüber man nachdenken und wovon man träumen könne.
Den Grund für die Abkehr seiner Zeit von den alten Wertvorstellungen sah Warhol in den längeren Lebensspannen seiner Zeitgenossen, mitsamt den daraus resultierenden Problemen. Eltern, die ihre Kinder wirklich lieben, empfahl er, auf eine möglichst späte Annäherung an das andere Geschlecht zu dringen, damit die Kinder über lange Zeit etwas haben, worauf sie sich freuen können.
Nach dem Attentat wurde Warhols Leben ruhiger, was auch am Einfluss des immer präsenteren Paul Morrissey lag, der Rockmusik und Drogenkonsum offen verachtete und zunehmend dafür sorgte, dass die Factory frei von Junkies und Partygästen blieb.
Andy Warhol in den Medien
In den Medien gab es rund um Andy Warhol eigentlich dauernd Aufsehen, jedes Happening in der Factory gab der Presse genug Stoff für einen ausführlichen, mit zahlreichen prominenten Namen gespickten Bericht.
Mindestens 8 Jahre wurde die Boulevardpresse von ihm also ohnehin recht gut versorgt, bis Warhol den Medien am 3. Juni 1968 als unangenehm und passiv Beteiligter ein ganz besonderes Geschenk machte:
Das Attentat auf Andy Warhol – und seine Folgen
An diesem Tag versuchte die radikale Feministin Valerie Solanas, Andy Warhol zu erschießen. Im Fahrstuhl der Factory zog sie einen Revolver aus einer Papiertüte und drückte ab, obwohl Warhol schrie: „Nein! Nein! Valerie! Tu’s nicht!“, sogar ein zweites Mal und ein drittes Mal, der dritte Schuss traf Warhol in die Brust. Solanas sah sich als Gründerin und einziges Mitglied der Gruppe S.C.U.M. („Society for cutting up men“ = „Gesellschaft für das Schlachten von Männern“) dazu berufen, so viele störende Männer wie möglich zu vernichten, und Warhol störte sie.
Solanas ließ sich auf dem Times Square von einem Polizisten festnehmen, Warhol war nach der Ankunft im Krankenhaus zunächst klinisch tot, konnte jedoch durch eine fünfeinhalbstündige Operation gerettet werden. Nach knapp zwei Monaten konnte er aus dem Krankenhaus entlassen werden und stürzte sich auch sofort wieder in die Arbeit, das Attentat veränderte ihn aber, anstatt die Nächte durchzumachen, ging Warhol nun früh nach Hause. Auch körperlich blieben Spuren, Warhol musste von nun an ständig ein medizinisches Korsett tragen.
Die „New York Post“ hatte in der Spätausgabe dieses Tages getitelt: „Andy Warhol fights for life.“, viele in der Vergangenheit nicht ausreichend hofierte Journalisten sahen die willkommene Gelegenheit, um abzurechnen, „die Person, die seit Jahren jede Form von Ausschweifung zelebrierte“ profitierte jedoch von dieser Berichterstattung nur. Der Kunstmarkt reagierte nämlich in seiner ganz eigenen Art auf das Attentat, durch die Schüsse auf ihn wurde Warhol nun endgültig zum Superstar der Pop Art.
Seine Bilder hatten vor dem Mediengewitter einen durchschnittlichen Preis von etwa 200 Dollar erzielt, danach wurden sie auf einen Schlag für nicht weniger als 15.000 Dollar verkauft. Durch die umfassende Berichterstattung war der Künstler Andy Warhol ebenso omnipräsent wie seine Kunst geworden – ironischerweise hat das Attentat für Andy Warhol einen Lebensweg geöffnet, den er schon immer nur zu gerne beschreiten wollte: Den Weg zum Ruhm.
Was kostet ein Kunstwerk von Andy Warhol?
Viel, seit dem Juni/Juli 1968 auf jeden Fall – wie gerade beschrieben, explodierte der Preis seiner Kunstwerke nach dem Attentat auf Warhol, und in der Sphäre, in die diese Explosion sie getragen hatte, blieben die Preise seitdem, mindestens.
Einige Beispiele aus späterer Zeit: „Green Car Crash – Green Burning Car I“ erzielte bei einer Versteigerung bei Sotheby’s im Jahr 2007 71,7 Millionen Dollar. Ebenfalls aus der Serie „Death and Disaster“ aus dem Jahr 1963 stammt der „Silver Car Crash (Double Disaster)“, der November 2013 in einer Versteigerung mehr als 105 Millionen Dollar (damals 78 Millionen Euro) brachte und damit lange Zeit das sechstteuerste Gemälde der Welt war.
Manchmal werden ein paar Warhol-Werke zum Schätzpreis verkauft, wie „Liz #1“, ein Porträt Elizabeth Taylors, wenige Minuten nach dem „Silver Car Crash“, für 20,3 Millionen Dollar. Das war wohl schlechtes Timing von den Anbietern, ist doch Liz Taylor schon knapp drei Jahre vorher in Los Angeles verstorben … Kein Grund, zynisch zu werden – manchmal bleiben sogar ein paar „Warhols“ beim Auktionator liegen, und wenn das eine Weile so bleibt, haben Sie eine echte Chance, einmal ein Warhol-Bild für unter 20 Millionen Dollar zu erwerben.
Der Künstler in unserer Welt
Da sich auch diese Preise weit außerhalb der Reichweite der meisten „normalen Menschen“ befinden, und ein „normaler Mensch“ mit solchen Summen auch sicher sehr viel Sinnvolleres anstellen würde, werden die meisten von uns sich damit begnügen, sich Andy Warhol anzusehen (und andere sogar darauf verzichten).
Chancen haben Sie auf jeden Fall genug, aktuelle Ausstellungen mit Warhol-Werken gibt es immer wieder, und es gibt gleich mehrere Kunststätten in der Welt, in denen Sie sich Werke von Andy Warhol jeden Tag ansehen können. Zum Beispiel das Andy Warhol Museum in seinem Geburtsort Pittsburgh, das Carnegie Museum of Art, ebenfalls in Pittsburgh, die Kantor Gallery in Los Angeles und das Andy Warhol Museum für moderne Kunst in Medzilaborce, Slowakei.
Sie sind echter Fan? Das ist Ihnen nicht genug? Bitte sehr: Seit dem 06.08.2013 (Warhols 85. Geburtstag) hat das Andy Warhol Museum Pittsburgh einen Live-Videostream zum Grab des Künstlers installiert. Diese Webcam ist ununterbrochen auf Sendung, weil sie laut Museumsdirektor „ein fantastischer Weg ist, um Andy 24 Stunden sieben Tage die Woche auf Sendung und in Verbindung mit unserem globalen Publikum zu bringen.“
Hier der Link direkt zu Warhol: http://earthcam.com/usa/pennsylvania/pittsburgh/warhol/.
Das Ende
Andy Warhol starb am 22. Februar 1987 in New York City, mit 58 Jahren. Es verstarb überraschend an den Komplikationen einer Gallenblasenoperation im New York Hospital, die genauen Umstände sind bis heute ungeklärt.
Der Nachlass
Warhol hat den Hauptteil seines Vermögen neben Legaten an seine Familie der Andy Warhol Foundation for Visual Arts vermacht, deren Gründung er testamentarisch bestimmt hatte.
Zum Nachlassverwalter wurde sein Freund und Business Manager Frederick W. Hughes, das Vermögen wurde damals vom New York Magazine auf über 100 Millionen US-Dollar geschätzt, spätere Schätzungen sprechen von 600 Millionen Dollar (schon Warhols Privatsammlung von Werken seiner Künstlerkollegen brachte seitdem mehrere Millionen Dollar, die Versteigerung der Devotionalien ebenfalls).
Das immaterielle Erbe ist fast noch beindruckender:
Die Kunstkritiker streiten sich nach wie vor, ob Warhol
- mit seiner Variante der Pop Art nur eine Art Kulturindustrie erschuf, auf möglichst großen Gewinn bedacht,
- oder die amerikanische Konsumkultur in seinen Werken eigentlich feierte, verbunden mit einer Aufhebung der Grenzen zwischen autonomer und trivialer Kunst,
- oder er eher Kritik an der amerikanischen konsumorientierten Gesellschaft übte, inklusive dem ironischen Umgang mit Stars und VIPs.
Wie auch immer, Andy Warhol hat es geschafft, seine Kunst eindrucksvoll gut zu vermarkten, und er hat mit der Devise „Gute Geschäfte sind die beste Kunst“ eine ganze Reihe nachfolgender Künstler inspiriert, sich als kapitalistische Unternehmer in eigener Sache zu gerieren: Jeff Koons, Richard Prince und Damien Hirst z. B. konnten ihre Werke zu wahrhaft imponierenden Preisen an den Kunstliebhaber (oder Spekulanten) bringen, um Künstler wie Keith Haring und Takashi Murakami entstanden ganze Industrien mit kunstangehauchten Merchandising-Artikeln.
Es gibt jede Menge künstlerische Hommagen an Andy Warhol, wie z. B. das überlebensgroße „The Andy Monument“ von Rob Pruitt, eine verchromte Statue von Andy Warhol, das Hommage-Album „Songs for Drella“ von den früheren Velvet-Underground-Mitgliedern John Cale und Lou Reed oder der Song „Andy Warhol“ auf David Bowies Studioalbum Hunky Dory (dessen Refrain „Andy Warhol looks a scream“ = „Andy Warhol sieht wie ein Schrei aus“ den mit großen Komplexen wegen seines Aussehens beladenen Warhol nicht wirklich erfreuen konnte, Warhol soll den Song als grässlich bezeichnet haben). Wenn Sie selbst urteilen möchten:
Buchtipp zu Andy Warhol und seiner Zeit
Bücherfreunde, die sich in die Zeit Andy Warhols vertiefen möchten, sei Andy Warhols Buch „POPism – The Warhol Sixties“, in der deutschen Fassung „POPism – Meine 60er Jahre“ empfohlen.
Dieses Buch zählt auf jeden Fall zu den authentischsten Künstlerautobiographien des letzten Jahrhunderts, wird jedoch auch von Literaten gefeiert. Der von Andy Warhol 1980 diktierte und von seiner Assistentin Pat Hackett niedergelegte Bericht über die wunderbaren 1960er Jahre, das freie bis gefährlich freie Leben und das ungehemmte schöpferische Experimentieren soll sich zu einem fast märchenhaften Buch gefügt haben.
Passionierte Autorin mit regem Kunstinteresse