Viele der Künstler, die heute zu den bekanntesten und erfolgreichen zählen, sind Konzeptkünstler. Zu ihnen gehört auch Bruce Nauman, der 1941 geborene US-amerikanische Künstler.
Nauman zeigte bereits in seiner Jugend die für viele Konzeptkünstler bezeichnende allumfassende Neugier und Weltoffenheit, so war bereits die Fächerwahl für seine Ausbildung ungewöhnlich in ihrer Zusammenstellung: Er belegte 1960 an der University of Wisconsin in Madison Mathematik, Physik und Kunst und schloss all diese Fächer 1964 mit einem Bachelor ab.
Nur sein Kunststudium führte er jedoch an der University of California in Davis bis zum Master-Titel fort, der ihm 1966 zuerkannt wurde. In der Zeit des Studiums noch eher traditionellen Bereichen der Malerei zugewandt, wendete sich Nauman zunehmend neuen Ausdrucksformen zu. Er beschäftigte sich mit dem Film und mit Bildhauerei und veranstaltete Performances.
Nauman wurde damit zum Konzeptkünstler, der in der Tradition Sol LeWitts (dem Begründer der Konzeptkunst) die Idee als wichtigsten Teil der künstlerischen Arbeit ansah. Kunst wird zum Konzept, zum analytischen Prozess, für den das körperlich entstehende Kunstwerk lediglich Anschauungsmöglichkeiten entwickelt.
Die kreative Vision von Bruce Nauman
Bruce Nauman ist zweifellos einer der einflussreichsten Künstler des 20. Jahrhunderts. Seine kreative Vision und einzigartige Herangehensweise an die Kunst haben ihn zu einem bedeutenden Vertreter der zeitgenössischen Kunstwelt gemacht. In diesem Blogartikel werden wir uns darauf konzentrieren, seine kreative Vision genauer zu betrachten und zu verstehen, was seine Kunst so einzigartig macht.
Nauman ist bekannt für seine vielseitige Arbeit, die in verschiedenen Medien wie Skulptur, Video, Performance und Installation stattfindet. Seine Kunstwerke sind kraftvoll, provokativ und oft herausfordernd für den Betrachter.
Seine Arbeit wurde auf internationalen Kunstausstellungen wie der Biennale in Venedig, der documenta in Kassel und der Art Basel präsentiert, was seinen Einfluss in der Kunstwelt weiter unterstreicht. Naumans kreative Vision hat auch einen nachhaltigen Einfluss auf die moderne Kunst im Allgemeinen. Seine Verwendung visueller Elemente und Techniken, sowie seine Experimentierfreude haben viele nachfolgende Künstler inspiriert und beeinflusst.
Besonders in den letzten Jahren hat Naumans Einfluss auf das 21. Jahrhundert weiter zugenommen. Sein unkonventioneller Ansatz zur Kunst und seine Fähigkeit, gesellschaftliche und politische Themen in seine Werke einzubeziehen, machen ihn zu einem zeitgenössischen Vorbild für viele Künstler weltweit.
Heutzutage kann man noch immer von Naumans kreativer Vision profitieren. Seine Werke geben uns die Möglichkeit, unsere Konzepte von Kunst und Kreativität herauszufordern und unsere eigene kreative Stimme zu entdecken. Wir können von seinem Mut lernen, Grenzen zu überschreiten und neue Wege in der Kunst zu gehen.
Im Unterschied zu sehr puristischen Konzeptkünstlern sieht Nauman die künstlerische Ausführung jedoch nicht als so unwichtig an, dass sie sogar als Auftragsarbeit durch Hilfskräfte unter Anleitung des Künstlers ausgeführt werden könne. Sondern er macht die immerwährende Entstehung zum Teil des Kunstwerks, indem er den Betrachter zur Morphose des Werks verpflichtet.
Auch hier entsteht das Kunstwerk also in der Vorstellungswelt des Betrachters, es ist nie allgemeingültig fertiggestellt, sondern für jeden Betrachter neu und anders. Das erreicht Nauman, indem er in seinen Arbeiten immer wieder die menschliche Sinneswahrnehmung berührt, der Betrachter seiner Kunstwerke erlebt unmittelbar. Er wird mitunter mit irritierenden oder schockierenden Erfahrungen konfrontiert, manchmal sollen aber auch durchaus angenehme, witzige oder erotische Empfindungen vermittelt werden.
Charakteristischer Stil und bedeutende Werke
Bruce Nauman hat Installationen und Plastiken aus verschiedensten Materialien, Fotografien, Neonobjekte und Videoaufnahmen geschaffen, mit einer mehr als regen künstlerischen Produktionskraft. Seine Arbeiten stießen fast sofort auf eine beachtliche Resonanz, bereits 1966 wurde ihm in Los Angeles die erste Einzelausstellung in einer Galerie ausgerichtet. 1968 folgten die erste europäische Galerie-Ausstellung und die erste Ausstellung im Kunstmekka New York, in diesem Jahr nahm er auch zum ersten Mal an der documenta teil.
Ebenfalls in dieser Zeit begegneten ihm die Künstler, die seine weitere Arbeit nachhaltig beeinflussen sollten: Er lernte die amerikanische Sängerin und Choreographin Meredith Monk kennen, mit der er 1969 im Museum of Modern Art (MoMA) in New York eine Performance inszenierte, er traf den Komponisten Steve Reich und setzte sich unter deren Einfluss mit dem Schaffen von John Cage, Karlheinz Stockhausen und Merce Cunningham auseinander.
In seinem umfangreichen Werk hat Bruce Nauman eine Vielzahl visueller Elemente und Techniken verwendet, die seine Kunst so einzigartig machen. Egal ob Skulptur, Installation, Video oder Performance, Nauman zeigt eine außergewöhnliche Fähigkeit, mit verschiedenen Medien zu arbeiten und dabei innovative visuelle Strategien einzusetzen.
Seine Arbeiten werden oft von einer starken ästhetischen Wirkung geprägt, die den Betrachter in den Bann zieht und zum Nachdenken anregt. Ein bemerkenswertes Beispiel für Naumans Verwendung visueller Elemente und Techniken ist seine Ausstellung „Disappearing Acts“ im Schaulager in Basel aus dem Jahr 2018.
Das Schaulager in Basel ehrte im Jahre 2018 einen der bedeutendsten Künstler unserer Gegenwart mit einer lange erwarteten Retrospektive. Die Ausstellung „Bruce Nauman: Disappearing Acts“ wurde von der Laurenz-Stiftung, dem Schaulager Basel und dem Museum of Modern Art in New York gemeinsam organisiert.
Ein vielfältiges Spektrum aus Videoarbeiten, Zeichnungen, Druckgrafiken, Fotografien, Skulpturen, Neonarbeiten und raumgreifenden Installationen wird gezeigt. Die Ausstellung umfasst nicht nur Schlüsselwerke, sondern auch weniger bekannte Arbeiten sowie Weltpremieren wie die 3D-Videoprojektion Contrapposto Split, die monumentale Skulptur Leaping Foxes und die jüngst entstandenen Contrapposto Studies.
Bruce Nauman, geboren 1941 im mittleren Westen der USA und heute in New Mexico lebend und arbeitend, ist eine zentrale Figur der zeitgenössischen Kunst. Sein wegweisendes Schaffen erforscht Themen wie Sprache, Körperlichkeit und Machtstrukturen und hinterfragt Regelwerke.
„Disappearing Acts“ bietet eine umfassende Übersicht über Naumans vielgestaltiges Werk, das über fünf Jahrzehnte hinweg an Dringlichkeit und Aktualität nichts eingebüßt hat.
Diese Arbeit verdeutlicht seine Fähigkeit, visuelle Elemente und Techniken auf raffinierte Weise einzusetzen, um eine eindringliche künstlerische Erfahrung zu schaffen. Darüber hinaus hat Nauman auch in seinen Arbeiten auf Papier und in seinen Zeichnungen eine markante visuelle Sprache entwickelt. Seine Skizzen und Entwürfe zeigen eine präzise Linienführung und tragen zur Intensität seiner Kunst bei.
Einige seiner bekanntesten Werke, wie „The True Artist Helps the World by Revealing Mystic Truths“ und „Self-Portrait as a Fountain“, sind Teil vieler renommierter Kunstsammlungen und wurden in renommierten Galerien und Museen weltweit ausgestellt.
The True Artist Helps the World by Revealing Mystic Truths
Bruce Naumans berühmte Leuchtreklame, die im Philadelphia Museum of Art zu bewundern ist, wirft eine Vielzahl von Fragen hinsichtlich der Art und Weise auf, wie das 20. Jahrhundert sowohl die Avantgarde-Kunst als auch die Rolle des Künstlers in der Gesellschaft auffasste. Wenn frühere europäische Modernisten wie Mondrian, Malewitsch und Kandinsky versuchten, mithilfe der Kunst tief verwurzelte Wahrheiten über die menschliche Verfassung und die Rolle des Künstlers im Allgemeinen ans Licht zu bringen, dann hilft Bruce Naumans „The True Artist“ der Welt, indem er mystische Wahrheiten enthüllt hinterfragt solche transhistorischen und universellen Aussagen.
Bezüglich dieser Arbeit sagte Nauman (übersetzt aus dem Englischen):
„Das Schwierigste an dem ganzen Stück war für mich die Aussage. Es war eine Art Test – etwa wenn man etwas laut ausspricht, um zu sehen, ob man es glaubt. Nachdem ich es niedergeschrieben hatte, konnte ich erkennen, dass die Aussage […] einerseits eine völlig dumme Idee war, andererseits aber auch daran glaubte. Es ist wahr und gleichzeitig nicht wahr. Es kommt darauf an, wie Sie es interpretieren und wie ernst Sie sich selbst nehmen. Für mich ist es immer noch ein sehr starker Gedanke.“
Naumans künstlerische Maxime: Prozess wichtiger als Ergebnis
Naumans Werk überschreitet viele Genres des Kunstschaffens, indem seine Arbeit die Implikationen von Minimalismus, Konzeptkunst, Performance und Prozesskunst erforscht. In diesem Sinne könnten wir Naumans Kunst „Postminimalismus“ nennen, ein Begriff, den der Kunstkritiker Robert Pincus-Witten in seinem Artikel „Eva Hesse: Post-Minimalism into Sublime“ (Artforum 10, Nummer 3, November 1971) geprägt hat.
Künstler wie Nauman, Acconci und Hesse bevorzugten den Prozess statt das Produkt bzw. die Untersuchung gegenüber dem Endergebnis. Dies bedeutet jedoch nicht, dass sie keine Objekte wie die Leuchtreklame von Nauman hergestellt haben, sondern nur, dass sie bei der Präsentation des Objekts auch eine Untersuchung der Prozesse vorgenommen haben, die dieses spezifische Objekt hergestellt haben.
In diesem Sinne ist Naumans Leuchtreklame nicht nur ein Objekt, sondern ein Prozess, etwas, das uns weiterhin zum Nachdenken über Kunst, Künstler und die Rolle anregt, die die Sprache in unserer Vorstellung von beidem spielt. Die Worte fordern dies weiterhin von jedem Betrachter, der ihnen begegnet. Enthüllt der Künstler, der „wahre Künstler“, wirklich „mystische Wahrheiten“? Oder auf die spezifische Kultur beschränkt, in der es hergestellt wurde?
Wenn wir der Aussage Glauben schenken (denken Sie daran, dass sie nicht unbedingt von Nauman stammt, er entlehnt sie lediglich aus unserer gemeinsamen Kultur), dann könnten wir beispielsweise Leonardo da Vinci als einen neuplatonischen Künstler erkennen, der uns die ultimativen und wesentlichen Wahrheiten zeigte durch Malerei. Wenn wir die Aussage andererseits ablehnen, würden wir den Künstler wahrscheinlich nur als einen weiteren Produzenten einer bestimmten Menge von Objekten erkennen, die wir „Kunst“ nennen.
Diese Art von Logik und analytischem Denken wurde durch Naumans Lektüre der Philosophischen Untersuchungen (1953) des Philosophen Ludwig Wittgenstein beeinflusst. Von Wittgenstein übernahm Nauman die Idee, dass man eine Aussage/Idee in Form von Sprache darlegt und dann ihre Ergebnisse prüft, unabhängig von ihrem Beweis oder ihrer Schlussfolgerung.
Naumans „Sprachspiele“, seine Neonwörter, seine These über das Wesen der Kunst und des Künstlers finden in der heutigen Kunstwelt weiterhin großen Nachhall, insbesondere im Hinblick auf den Wert, den wir den Handlungen und Erkenntnissen des Künstlers beimessen (vgl. „Bruce Nauman, The True Artist Helps the World by Revealing Mystic Truths“ von JP McMahon)
Durch die Kombination von Formen, Farben und Mustern schafft er komplexe und strukturierte Kompositionen, die den Betrachter in die Welt seiner kreativen Vision eintauchen lassen. Es ist diese einzigartige Verwendung visueller Elemente und Techniken, die Bruce Nauman zu einem der einflussreichsten Künstler der modernen Kunst gemacht hat.
Naumans Werk war in zahlreichen Einzelausstellungen in den Kunstzentren der Welt zu bewundern, er hat insgesamt bereits fünf Mal auf der documenta (Kassel) und mehrfach auf der Biennale (Venedig) ausgestellt. Im deutschen Sprachraum gibt es mehrere öffentliche Sammlungen seiner Kunst, in Schaffhausen, München und Zürich, und er konnte diverse bedeutende Auszeichnungen für Kunstschaffende erringen.
Nauman hat neben seiner emsigen künstlerischen Produktion auch immer wieder an Kunsthochschulen unterrichtet, seit 1989 lebt und arbeitet er auf einem großen Landsitz in der Nähe der Siedlung Galisteo im US-Bundesstaat New Mexico.
Passionierte Autorin mit regem Kunstinteresse