Fotografie – das ist die Kunst, die von vielen Menschen als fast vertraut empfunden wird, weil sie oft genug selbst schon einen Fotoapparat in der Hand hatten. Um so mehr interessieren sich diese Menschen dafür, was ihre eigenen Bilder von denen der Fotokünstler unterscheidet, und erfahren gerne etwas über die Person und die Arbeit dieser Fotokünstler.
Zu den Größen auf diesem Gebiet zählt die Amerikanerin Cindy Sherman, die vor allem mit verschiedenen Fotoserien Furore machte, in denen sie sich überraschend und aufstörend mit Rollenbildern und Identitätsfragen und in diesem Zusammenhang auch mit Sexualität und Körperlichkeit beschäftigt.
Im Mittelpunkt von Shermans Arbeit steht die Vielzahl von Identitätsstereotypen, die sowohl in der Kunstgeschichte als auch in der Geschichte der Werbung, des Kinos und der Medien entstanden sind. Sherman enthüllt und demontiert diese Stereotypen sowie die Mechanik ihrer Produktion, indem er Serie um Serie von Fotografien schafft, die sich auf bestimmte Bildherstellungsverfahren konzentrieren.
In den meisten ihrer Arbeiten ist Sherman Model, Fotografin und Regisseurin zugleich. Sie verändert ihr Aussehen regelmäßig durch Make-up, Prothesen und Kostüme bis zur Unkenntlichkeit. Sie schöpft ihre Personas aus einer Reihe von Quellen, darunter Märchen, Kunstgeschichte, Film Noir und der Modewelt. Ihre Verwendung von Kostümen und Make-up stellte ganz grundsätzlich die Art und Weise in Frage, wie Porträts betrachtet wurden.
Sie gehört zu den bedeutendsten Künstlerinnen der Pictures Generation – einer Gruppe, zu der auch Richard Prince, Louise Lawler, Sherrie Levine und Robert Longo gehören – die in den 1970er Jahren erwachsen wurde und mit humorvoller Kritik auf die sie umgebende Massenmedienlandschaft reagierte Dafür eigneten sie sich Bilder aus Werbung, Film, Fernsehen und Zeitschriften für ihre Kunst an.
Wichtige Stationen im Leben von Cindy Sherman
- 1954 – Geboren in Glen Ridge, New Jersey
- 1976 – BA in Fotografie vom State University College in Buffalo, Buffalo, NY
- 1977 – Aufnahme in die National Endowment for the Arts Fellowship
- 1983 – Aufnahme in die John Simon Guggenheim Memorial Fellowship
- 1995 – Stipendium der John D. und Catherine T. MacArthur Foundation
Cindy Sherman lebt und arbeitet in New York.
Kindheit, Ausbildung und frühe Werke
Cindy Sherman wurde 1954 im kleinen Ort Glen Ridge in New Jersey geboren, wuchs jedoch in Huntington (auf Long Island vor New York) auf. Sie hieß damals noch Cynthia Morris und war die Jüngste von fünf Geschwistern, zwischen ihr und dem ältesten Morris-Nachkommen liegen 19 Jahre. Ihr Vater war ein begeisterter Kamerasammler, mit 10 Jahren bekam sie ihren ersten Fotoapparat.
Sie nutzte ihn sofort eifrig, um ihre Fantasie auszuleben, aber auch um ihren Platz in dieser schon zwei Jahrzehnte existierenden Familie zu suchen. Bereits in dieser Zeit entstand ihr Fotobuch „That’s Me“, auf der Highschool dachte die einfallsreiche Schülerin das erste Mal daran, Künstlerin zu werden.
So begann Cindy im Herbst 1972 ein Kunststudium in Buffalo, an der State University of New York. Erst übte sie sich auch in der Bildhauerei und im Malen und Zeichnen, sie erkannte jedoch schnell, dass die Fotografie ihr eigentliches künstlerisches Medium geworden war und bleiben würde.
Nach ihrem Abschluss zog sie 1976 nach New York und heiratete einen Videokünstler, diese und weitere Ehen wurden geschieden, heute lebt Cindy Sherman immer noch in New York, zuletzt zusammen mit dem Musiker und Schauspieler David Byrne.
Bus Riders
Schon als Kind liebte Cindy Verkleidungen, aber nicht die schönen mit Rüschen, sondern vor allen die hässlichen, komischen, schrägen. Sie beginnt ihr bekannt gewordenes künstlerisches Werk mit einer Reihe von Selbstporträts in den verschiedensten Kostümen, während des Studiums entstand 1975 die Serien „Untitled A-D“ und 1976 die Serie „Bus Riders“.
Von da an geschieht es häufig, dass Sherman selbst in ihren Werken auftaucht, nicht um erkannt zu werden, sondern als Oberfläche für Schminke und Frisuren und Perücken und die verrücktesten Kleider, diese Accessoires gaben Sherman in jedem Foto ein vollkommen anderes Aussehen.
Die “Bus Riders” waren z. B. Frauen in ganz unterschiedlichen Altersstufen, mit unterschiedlicher Hautfarbe und an der Kleidung erkennbar unterschiedlich sozialer Herkunft, die alle von Sherman verkörpert wurden (übrigens bis ins kleinste Detail, auch die jeweilige Körperhaltung musste immer stimmen).
Hallwalls und Artists Space
Im Jahre 1975 eröffneten Longo und Charles Clough den alternativen Kunstraum Hallwalls, der bis heute besteht und junge Künstlerinnen und Künstler präsentiert. Im Rahmen ihrer Tätigkeiten dort wurde Cindy Sherman Teil der Kunstszene und lernte bedeutende Persönlichkeiten wie Martha Wilson, Dan Graham, Bruce Nauman, Nancy Holt, Yvonne Rainer, Robert Irwin, Richard Serra und Katharina Sieverding kennen. Auch Kunstkritikerinnen und Kuratorinnen wie Lucy Lippard, Marcia Tucker und Helene Winer gehörten zu ihrem Netzwerk.
Helene Winer leitete das alternative Artists Space in New York und kuratierte 1977 die Ausstellung „Pictures“, zu der einige der Hallwalls-Künstlerinnen und -Künstler, darunter Sherman, Longo und Sherrie Levine, eingeladen wurden. Diese Ausstellung führte zur Gründung der Pictures Generation, die in den 1980er Jahren zur führenden jungen Generation an der Westküste avancierte.
Während Sherman als Empfangsdame im Artists Space arbeitete (manchmal verkleidet), arbeitete sie gleichzeitig an ihren fotografischen Serien, die ihr Anfang der 1980er Jahre den internationalen Durchbruch bescherten.
Aufstieg zu weltweiter Bekanntheit mit Schwarz-Weiß-Fotoserie
Von 1977 bis 1980 entstand Shermans wahrscheinlich bekannteste Arbeit, die “Untitled Film – Stills”. Mit dieser Schwarz-Weiß-Fotoserie, die das Konzept der narrativen Fotografie maßgeblich voranbrachte, erreichte sie weltweite Aufmerksamkeit in der Kunstwelt.
“Untitled Film – Stills”, das sind 69 einzeln nummerierte, aber sonst nicht betitelte Fotografien, in diesen Standbildern fiktiver Filmszenen tritt Sherman als Schauspielerin auf. Sie verkörpert dabei in ihrer Verkleidung in jedem Bild einen anderen Gemeinplatz, der direkt einem B-Movie der 1940er oder 1950er Jahre entsprungen sein könnte.
Nach eigener Aussage hat Sherman nur deshalb mit Nr. 69 aufgehört, weil ihr keine Klischees mehr eingefallen sind.
Sherman veränderte und entwickelte sich weiter. In ihren Bildern zeigt sie die Vielfalt menschlicher Typen und Stereotypen. Sie arbeitet oft in Serien und improvisiert zu Themen wie Centerfolds (1981) und Gesellschaftsporträts (2008). Untitled #216 aus ihren Historienporträts (1981) veranschaulicht ihre Verwendung von theatralischen Effekten, um verschiedene Rollen zu verkörpern, und ihren mangelnden Versuch, ihre Bemühungen dabei zu verbergen: Oft rutschen ihre Perücken ab, ihre Prothesen lösen sich und ihr Make-up ist schlecht vermischt.
Sie hebt die Künstlichkeit dieser Erfindungen hervor, eine Metapher für die Künstlichkeit aller Identitätskonstruktionen.
Wechsel zum Farbfilm
Obwohl sie ihre Karriere mit Schwarzweißfotografie begann, wechselte Sherman Anfang der 1980er Jahre zum Farbfilm. Gleich zu Beginn der 80er Jahre entstanden die “Rear-Screen Projections” (1980) in Farbe. Es handelt sich um Inszenierungen, die durch die der Filmproduktion entnommenen Technik der Rückprojektion eigenartig flache und unecht wirkende Hintergründe bekamen.
Während sie manchmal glamouröse Charaktere porträtierte, interessierte sich Sherman schon immer mehr für das Groteske. In den 1980er und 1990er Jahren konfrontierten Serien wie Disasters (1986–89) und Sex Pictures (1992) die Zuschauer in expliziten, viszeralen Bildern mit den seltsamen und hässlichen Aspekten des Menschseins.
Damals waren Bilder von kranken Körpern während der AIDS-Krise in den Nachrichten zu sehen; Dies fügte ihrer Untersuchung des Grotesken und verschiedener Arten von Gewalt, die dem Körper angetan werden könnten, Schärfe hinzu.
In diesen Serien und in all ihren Arbeiten untergräbt Sherman die visuelle Kurzschrift, die wir verwenden, um die Welt um uns herum zu klassifizieren, indem sie die Aufmerksamkeit auf die Künstlichkeit und Mehrdeutigkeit dieser Stereotypen lenkt und ihre Zuverlässigkeit für das Verständnis einer viel komplizierteren Realität untergräbt.
1981 gab es einen kleinen Skandal, als Sherman für das Magazin Artforum einige Bilder aus der Vogelperspektive aufnahm, in denen das Modell – wiederum Sherman in verschiedenen Selbstinszenierungen – sich in verschiedenen Posen am und auf dem Boden bewegte. Die Perspektive der Kamera wirkt sehr dominant, das Modell verträumt oder ängstlich, vielleicht auch unterwürfig, dass die Posen an die Abbildungen im Playboy denken ließen, war durchaus beabsichtigt.
Trotzdem wurden diese Bilder damals nicht veröffentlicht, die Herausgeberin des Artforums hatte Angst, sie seien zu sexistisch. Brav genug waren die 1983 folgenden “Fashion Photos”, die weitaus subtiler mit den Stereotypen spielen, unter denen Weiblichkeit gesellschaftlich gesehen wird.
1985 entdeckt Sherman ihren zweiten Schwerpunkt, den Körper in allen seinen Erscheinungen. Bis 1989 arbeitete sie an den “Disasters”, diese Katastrophen bestanden aus fein arrangierten Prothesen, Ausscheidungen, Erde, Abfällen und vor sich hingammelnden Nahrungsmitteln, die furchtbare Abbildungen des Verfalls darstellen.
Sherman sah den Auslöser für diese Arbeiten im Ekel, den sie bei der Betrachtung der Körper überdünner Modelle im Zusammenhang mit den “Fashion Fotos” empfand, sie behielt solche Schockeffekte in ihrer Arbeit von nun an bei, wollte sie jedoch grundsätzlicher humorvoller gesehen sehen als die Körperquälerei in der Modefotografie.
Ab 1988 folgten Sherman “History Portraits”, in denen sie sich nach Art Alter Meister in Vorlagen historischer Gemälde verwandelte, ihr Rollenspiel-Thema wurde nun also auf die Kunstgeschichte übertragen, in einer meisterhaften Komplexität der Inszenierung.
Die “Sex Pictures” oder “Mannequin Pictures” von 1992 wollen wieder schockieren, Sherman arrangiert Schaufensterpuppen, Prothesen und anatomische Modelle, die sexuelle Handlungen ausführen.
Cindy Shermans ‚Sex Pictures‘ – Geschlecht als Maske?
In ihrer Serie der Sex Bilder, die im Jahr 1992 entstanden ist, hat Sherman sich von ihrem eigenen Körper verabschiedet. Zuvor hatte sie in früheren Serien Teile ihres Körpers mit Prothesen und künstlichen Extremitäten bedeckt und unterstützt – insbesondere dann, wenn sie nacktes Fleisch zeigen wollte.
Jetzt lässt sie ihren Körper verschwinden zugunsten von medizinischen Gliederpuppen, die eine realistische und anatomisch korrekte Nachbildung des menschlichen Körpers darstellen.
Die Sexbilder zeigen sexuell anspielende Inszenierungen mit den genannten Puppen und Teilen von Puppen, die teilweise aus Pornographie entlehnt sind. Die Szenen sind umgeben von kostbar wirkenden, schimmernden Stoffen, die einen künstlichen Raum erzeugen, der sich vom realen Umfeld abhebt.
Dieser Raum dient als Versuchsanordnung und verstärkt die Künstlichkeit der Puppen und ihrer Positionierung noch weiter.
Diese überzeugende Darstellung des nackten Plastikfleisches und seiner Körperöffnungen findet auf einer prätentiösen Bühne statt. Dabei wird der sexuelle Aspekt durch Accessoires verstärkt und das geheimnisvolle Dunkel, das bestimmte Bereiche des Bildraums umhüllt, sorgt für eine eindringliche Lichtinszenierung.
Hin zu bewegten Bildern
Für einen Fotografen scheint die Welt der bewegten Bilder nicht ganz fern zu liegen, auch Sherman erzählt, dass der Film auf sie einen großen Einfluss ausgeübt habe.
Ihr selber läge das bewegte Spiel und das Erzählen in Dialogen jedoch nicht sehr, deshalb tritt die so oft in den eigenen Fotos erscheinende Künstlerin zunächst im Film auch nur als “sie selbst” auf, 1986 in einem für das öffentlich Fernsehen produzierten Video vom und über das New Yorker Kunstzentrum “The Kitchen” (The Kitchen Presents: Two Moon July) und 1998 in John Waters’ Film “The Pecker”, einer Komödie über einen schrillen Amateurfotografen.
1997 führte sie dann Regie beim Spielfilm “Office Killer”, einem blutigen Thriller, der aber auf den Internationalen Filmfestspielen in Locarno gezeigt wird und bei den Kinobesucher gut ankam.
Die 1000 Gesichter der Cindy Sherman
Die US-Fotografin porträtiert seit rund 40 Jahren sich selbst in multiplen Inszenierungen und ist doch nie wiederzuerkennen. Eine Retrospektive in Paris zeigt die vielen Gesichter der Cindy Sherman.
Wichtige Ausstellungen, Sammlungen und Auszeichnungen
Inzwischen war Sherman auf der documenta und auf den Biennalen in Venedig und in New York und wurde seitdem fast ohne Unterbrechung in vielen Teilen der Welt gezeigt, 1994 gehört sie mit 40 Jahren zu den Klassikerin der fotografischen Gegenwartskunst.
1995 wurde die erste Werkschau ihrer Arbeiten in den Hamburger Deichtorhallen gezeigt, das Museum of Modern Art erwarb einen Abzug der vollständigen “Untitled Film Stills”-Seire für einen Rekordpreis und würdigte Sherman 1997 mit einer Einzelausstellung.
Ihre Arbeiten sind in den Sammlungen der Tate Gallery, London enthalten; das Museum für moderne Kunst; und unter anderem das Metropolitan Museum of Art. Sherman hat zahlreiche Auszeichnungen erhalten, darunter 1999 den Hasselblad Foundation International Award in Photography und 1995 ein Stipendium der MacArthur Foundation.
1999 wird Sherman von der Zeitschrift ARTnews unter die zehn besten lebenden Künstler gewählt, im gleichen Jahr wird sie in die Jury der Internationalen Filmfestspiele von Venedig berufen.
Im Jahr 2000 entstand eine neue “Untitled-Serie”, die Sherman als verschiedenste Frauen in der Gesellschaft, mit jeglicher Hautfarbe und jeglicher sozialen Herkunft zeigt, 2004 fotografierte Sherman sich für ihr Projekt “Clowns” (2004) in Clownmasken und Clownskostümen vor computergenerierten, bunten Hintergründen.
2007 fand im Berliner Martin-Gropius-Bau eine Werkschau statt, in der Arbeiten der Künstlerin aus 30 Jahren (1975 – 2005) zu sehen waren, 2012 wurde “That’s me-That’s Not Me” und andere frühe Werke von Cindy Sherman in der Vertikalen Galerie in Wien ausgestellt, und das Museum of Modern Art in New York widmete der Künstlerin kurz darauf eine Retrospektive.
Weitere Einzelausstellungen:
- 2022 – Cindy Sherman. 1977 – 1982, Hauser & Wirth
- 2019: Cindy Sherman, National Portrait Gallery
- 2016: Cindy Sherman: Imitation of Life, The Broad
- 2012: Cindy Sherman, Gagosian
und Gruppenausstellungen (2022):
- Contemporary Fine Art | Rare Posters & Prints, ArtWise
- The Female Emperor, Alpha 137 Gallery
- Design Miami / Basel, Carpenters Workshop Gallery
- Photo(-based), Galerie Klüser
- ARTephemera (1930-present), VINCE fine arts/ephemera
Derzeit läuft die Ausstellung „Cindy Sherman – Anti-Fashion“ in Kooperation mit Cindy Shermans Studio in New York und ihrer Galerie Hauser & Wirth und ist in der Staatsgalerie Stuttgart, den Deichtorhallen Hamburg / Sammlung Falckenberg, und dem FOMU – Fotomuseum Antwerpen zu sehen.
Seit nahezu einem halben Jahrhundert beschäftigt sich die US-amerikanische Künstlerin Cindy Sherman mit dem Thema Mode und integriert es in ihr künstlerisches Schaffen. Die Ausstellung „Anti-Fashion“ setzt den Fokus auf ihr fotografisches Werk und beleuchtet es aus einer neuen Perspektive.
Dabei wird das Wechselspiel zwischen Mode und Kunst deutlich, da Sherman ihre Zusammenarbeit mit renommierten Designerinnen und Designern sowie ihre zahlreichen Aufträge von Zeitschriften wie Vogue und Harper’s Bazaar als ständige Quelle der Inspiration nutzt.
Aber auch umgekehrt beeinflusst die Künstlerin bis heute die Ästhetik der Modewelt und setzt wesentliche Impulse für eine ganze Generation von Fotografinnen und Fotografen. Durch das Medium der Fotografie sind Mode und bildende Kunst seit jeher im Dialog, doch Cindy Sherman stellt darüber hinaus das ganze System mit all seinen Abgründen in Frage.
Ihr Interesse an der Modewelt zeigt eine subversive Haltung gegenüber dem, was sie repräsentiert. In ihren Fotografien zeigt sie Figuren, die alles andere als begehrenswert sind und damit allen Konventionen von Haute Couture sowie den üblichen Vorstellungen von Schönheit widersprechen.
Nicht zuletzt erweist sich das Thema Mode für die Künstlerin als Ausgangspunkt für ihre kritischen Fragen nach Gender, Stereotypen und dem Umgang mit dem Altern.
Shermans große Bandbreite an Charakteren zeigt die Künstlichkeit und Wandelbarkeit von Identität, die mehr denn je wählbar, (selbst-)konstruiert und fließend erscheint.
Kleine Werkschau
Im nachfolgenden Kurzvideo erhalten Sie einen kleinen Einblick in die Werke und das Schaffen dieser außergewöhnlichen Künstlerin. Die Aufnahmen entstanden in Zusammenarbeit mit dem Museum of Modern Art.
Weitere Videos und Produktionen von Cindy Sherman können Sie direkt auf der Website des Museum of Modern Art einsehen.
Hier finden Sie zahlreiche Werke und Fotografien der Künstlerin:
TV-Doku von SWR/ARTE
Eine Meisterin der inszenierten Fotografie ist Sherman; weltberühmt und trotzdem nahezu – unbekannt. Denn die Fotokünstlerin gibt schon seit einigen Jahren keine Fernseh-Interviews mehr; sie gilt als extrem medienscheu.
Deshalb stellt dieser Film von SWR und ARTE das Werk von Cindy Sherman in den Vordergrund; lässt alle ihre großen Foto-Serien Revue passieren – ihre legendären Schwarz-Weiß-Klassiker, die „Filmstills“, genauso wie ihre Mode-Fotos oder ihre jüngsten Arbeiten, die „Clowns“.
Gezeigt und diskutiert wird ein fotografisches Gesamtkunstwerk, das sich in 30 Jahren immer weiter entwickelt hat und doch ein großes Thema konsequent verfolgt: das Bild der Frau in der Gesellschaft.
Die mit vielen Preisen ausgezeichnete Künstlerin hat immer betont, dass Sie eher spontan arbeite, als lange über jede ihrer Inszenierungen nachzudenken, und doch liefert sie in ihrer Arbeit eine eindrückliche und tiefe Analyse der Menschen in unserer Gesellschaft.
Quellen Literaturempfehlungen zu Cindy Sherman
- The Cindy Sherman Effect. Identity and Transformation in Contemporary Art, hg. v. Ingried Brugger und Bettina M. Busse (Ausst.-Kat. Kunstforum Wien, 29.1.–21.6.2020), München 2020.
- Cindy Sherman, hg. v. Eva Respini (Ausst.-Kat. The Museum of Modern Art, New York, San Francisco Museum of Modern Art; Walker Art Center, Minneapolis; Dallas Museum of Art) New York 2012.
- Phoebe Hoban, The Cindy Sherman Effect, in: Art News, 2012, o. S.
- Ingelfinger, A. (1999). Geschlecht als Maske? Cindy Shermans ‚Sex Pictures‘. Freiburger FrauenStudien, 1, 41-60. https://nbn-resolving.org/urn:nbn:de:0168-ssoar-315672
Passionierte Autorin mit regem Kunstinteresse