David Hockney zählt zu den berühmtesten Künstlern der Welt. Auf der Weltbestenliste der Kunst ist er unter den 100 führenden Künstlern zu finden, seit dieses (computergestützte) Ranking 2001 ins Leben gerufen wurde.
Da Hockney aber 1937 geboren ist und im englischsprachigen Teil der Kunstwelt bereits in den 1960ern auf einen Schlag bekannt wurde, kennt auch der gebildete ältere Durchschnittsdeutsche Hockney schon eine ganze Weile als „berühmten Künstler“.
Die Frage ist nur, wie gut Durchschnittsdeutsche (egal welchen Alters) David Hockney kennen. Oft nur von netten, bunten, etwas kitschigen Plakaten – und im üblichen kurzen Artikel anlässlich einer Ausstellungseröffnung wird Hockneys Werk auch sehr gerne auf gefällige Pop Art verkürzt.
Das ist zu wenig, da steckt viel mehr dahinter. Mit der gefälligen Kunst, die weltweit den Geschmack der großen Masse anspricht, wird man kurzzeitig bekannt, aber nicht zum international bekannten Weltkünstler. Diese Weltkünstler werden geliebt und bewundert, weil sie der Welt mehr geben als schöne Kunst, jeder auf seine besondere Art.
Wer einen Künstler begreifen will, will hinter dieses „Mehr“ kommen, hinter dieses gewisse Etwas. Dazu reicht Kunstbetrachtung allein nicht, dazu bedarf es mehrerer Blicke auf Person und Persönlichkeit, möglichst mitten ins Herz des Künstlers. Das der selten offen auf einem Tablett vor sich herträgt …
Also ist Detektivarbeit gefragt, eine spannende Geschichte, bei der unterschiedlichste Ergebnisse und Wertungen herauskommen können.
Nehmen wir die Spur auf, ganz am Anfang bei David Hockneys Entwicklung zum Künstler, hinter der ein ungewöhnliches Maß an Durchsetzungskraft, Beharrlichkeit und Fähigkeit zu selbständigem Denken bei mehreren Beteiligten steckt:
Zum Künstler geboren?
David Hockney wurde am 9. Juli 1937 in Bradford, Yorkshire geboren. Bradford liegt im zentralen Herzen des guten alten Englands und war damals eine ziemlich dreckige Industriestadt; David Hockneys Eltern gehörten nicht zu den Industriebossen, sondern zur Klasse derer, die für diese Bosse arbeiten.
Manche erklären seinen erstaunlichen Aufstieg damit, dass David Hockney als Künstler geboren sei (was von großen Künstler immer wieder mal behauptet wird). Schön wär’s, aber blitzartig besondere Fähigkeiten gibt es auch nur durch Blitzschläge (eventuell, vielleicht löst sich der werdende Künstler auch in ein Häufchen Asche auf), nicht durch Geburt – also nein, Hockney wurde nicht als Künstler geboren. Hockney wurde auch nicht zum Künstler gemacht; zum Glück, uneigennützige Mäzene waren schon damals selten.
Darum geht es eigentlich auch nicht, sondern darum, dass jemand die Chance hat, seine Talente zu erkennen und nicht daran gehindert wird, sie zu entfalten. Denn Menschen werden voller Neugier und kreativem Tatendrang geboren, alle wollen in der Jugend soviel wie möglich ausprobieren und die Gebiete finden, denen ihr besonderes Interesse gilt.
In freien Gesellschaften, in denen jedes Mitglied geschätzt und respektiert wird, würde man dieses Ausprobieren ermöglichen, damit Menschen Berufe wählen, die ihren Interessen und Talenten entsprechen. Wenn Menschen ihren Interessen und Talenten nachgehen können, muss keiner zu irgendetwas gemacht werden oder mit Macht in einen Beruf gepresst werden – solches Vorgehen soll der Volkswirtschaft beständiges, solides Wachstum und dem Staat zufriedene Bürger bringen.
Dann würde keiner mehr Müllmann werden wollen? Doch, bei adäquater Bezahlung schon, wäre ein prächtiger Job für junge kraftstrotzende Menschen, die sich ein paar Jahre eine gute Grundlage verdienen könnten (und dabei ganz umsonst die Aggressionen abbauen würden, deren Folgen die Steuerzahler aktuell mehr Geld kosten, als zur adäquaten Bezahlung der Müllmänner fehlt).
In den meisten Gesellschaften, die heute auf dieser Welt leben, wird die Neugier sehr früh gebremst, und der kreative Tatendrang erst Recht – in den westlichen Industrienationen darf das Durchschnitts-Kind noch nicht einmal seinen Schulweg alleine entdecken. In der Schule herrscht oft ein Klima, das die Lust zum Lernen in tiefe Abneigung verwandelt, oder gleich in Angst und Frust mit Folge Mobbing und anderen Verletzungen.
Schule und Berufsausbildung wollen und sollen nicht mehr tun, als perfekte Arbeitsroboter zu produzieren. Die dann in einer auf möglichst hohes Wachstum (wohin?) gedrillten Volkswirtschaft die Jobs ausfüllen, die gerade gebraucht werden. Gebraucht, um eine Konsum-Maschinerie voller Wegwerfprodukte rund laufen zu lassen, nicht um die Bedürfnisse von Menschen zu befriedigen.
Für diese Jobs gibt es manchmal genug Geld, um selbst dem endlosen Konsum (weshalb? wofür?) frönen zu können. Immer häufiger kommt zur Lustlosigkeit aber auch noch der Frust, von diesem Job nicht anständig leben zu können – denn das vermeintlich erstrebenswerte gemeinsame Ziel, mit dem Lohn den Kauf möglichst vieler Konsumprodukte zu ermöglichen, verhilft tatsächlich nur wenigen Auserwählten zu einem sorgenfreien Leben, zufriedenstellen tut es niemanden (das Fiese daran: Mancher wohlhabende Mittelstandsbürger, der Konsum mangels anderer Ideen zum Lebenssinn erklärt hat, merkt erst zu spät, das dass nicht genug ist).
Aber auch in diesen Gesellschaften gibt es immer wieder Kinder, die Neugier und Kreativität mit einiger Beharrlichkeit verfolgen und Eltern, die ihre Kinder annehmen, wie sie sind und einfach nur unterstützen auf dem eigenen Weg in und durch dieses komische Leben.
Wie gut für die Kunstwelt, dass David Hockney ein solches Kind war und solche Eltern hatte: Hockney wurde neugierig und kreativ geboren wie alle Kinder, seine Eltern waren ganz normale Mitglieder der modernen Gesellschaft, nur eben den entscheidenden Tick anders. Der Vater Eigner einer kleinen Buchhaltungsfirma, die Mutter nach diversen Jobs mit der Erziehung der fünf Kinder erst einmal gut ausgelastet.
Diesen Erziehungs-Job hat sie allerdings so gut gemacht, dass sie bald überhaupt nicht mehr arbeiten musste … Mehr zu den Eltern im dritten Teil der Hockney-Artikel, aber faktisch begann David Hockneys Weg in den Künstlerberuf gleich nach seiner Geburt, weil beide Eltern seiner Kreativität keine Riegel vorschoben und die Lust auf Kunst und selbst bestimmtes Leben in ihm weckten.
Einblicke in die Welt von David Hockney – Gespräch mit dem Kurator Edith Devaney in seinem Studio in Los Angeles (Englisch)
Fine finer finest: Schule, Kunstausbildung, Kommilitonen
Der kleine David hat in der Familie seit frühester Jugend Rückhalt bekommen. Genug Rückhalt, um ein Stipendium für die Bradford Grammar School zu erringen und diese Schulstätte der vornehmen Oberschicht erfolgreich zu durchlaufen. Danach besuchte Hockney 1953 bis 1957 die School of Art am Bradford College und wurde Herbst 1959 am Royal College of Art in London angenommen.
Das war schon damals eine der weltweit führenden Adressen für akademische Kunstausbildung; gerade konnte das College in den einflussreichen QS World University Rankings drei Jahre hintereinander den Rang der weltbesten Hochschule für Kunst und Design „abräumen“.
Am RCA absolvierte Hockney bis 1962 seine Kunstausbildung; während dieser Zeit schloss er Freundschaften mit Mitstudenten, die bald für sein Leben bestimmend werden sollten: Zugleich mit Hockney begann die spätere Pop-Art-Ikone R. B. Kitaj sein Studium am RCA.
Der etwas ältere Amerikaner hatte Hockney knapp 10 Jahre Kunstausbildung (Cooper Union Institute in New York, Akademie der Bildenden Künste in Wien) und einiges an Lebens- und Welterfahrung voraus: Seit 1953 verheiratet und gerade Vater geworden, mit seiner Frau Elsie Roessler quer durch Europa gereist, US-Army-Stationen in Darmstadt und Fontainebleau hinter sich.
Dennoch entstand eine enge Freundschaft zwischen den beiden Ausnahme-Studenten, so eng, dass Ronald Brooks Kitaj der einzige Mensch auf dieser Welt ist, der David Hockney fast nackt malen durfte: jmberlin.de/blog/2012/11/david-hockney-besucht-r-b-kitajs-obsessionen.
Derek Boshier, Peter Phillips und Allen Jones kamen 1959 ebenfalls frisch ans RCA. Boshier hatte während des langweiligen Nationaldienstes gründlichst das Werk des kanadischen Philosophen und Kommunikationstheoretikers Herbert Marshall McLuhan studiert, der knapp 10 Jahre später als „Vater der Medientheorie“ in aller Munde sein würde.
Phillips kam aus Birmingham und hatte sich über die Kunsthochschulen in Birmingham an das Royal College of Art vorgearbeitet. Vor der Immatrikulation hatte er in Paris und Italien Kunst-Eindrücke gesammelt, parallel zum Studium konnte er die ersten Ausstellungen an den RBA Galleries (Ausstellungsraum für begabte Studenten, wird später genauer erklärt) bestücken.
Allen Jones hatte die Ausbildung am exzessiv progressiven Hornsey College of Art unterbrochen, um ein Jahr etablierte Kunstausbildung am führenden Institut mitzunehmen. Ein Jahr später kamen der spätere Alien-Regisseur Ridley Scott vom West Hartlepool College of Art (wo er gerade in Grafikdesign und Malerei ein Diplom mit Auszeichnung abgelegt hatte) und Patrick Caulfield von der Chelsea School of Art dazu, und schon war eine recht wilde Avantgarde-Clique beisammen, die sich gegenseitig befeuerte:
R. B. Kitaj spielte mit europäischen und noch mehr mit heimatlichen, amerikanischen Einflüssen; inspiriert vor allem von Robert Rauschenberg, dem damaligen Star der Kunstszene Übersee. Derek Boshier erarbeitete streng didaktisch kritische Kommentare zum Space Race (Wettlauf ins All), allmächtigen Multis und Amerikanisierung der englischen Kultur.
Allen Jones will die verknöcherte Sexualität der englischen Fiftys aufbrechen, zunächst mit Frauen in pornografischen Posen als „Möbelstück“, um deren sexuelle Tabuisierung an den Pranger zu stellen.
Peter Phillips ist nachhaltig von den amerikanischen Künstlern Jasper Johns und Robert Rauschenberg beeindruckt, Ridley Scott war mit allen Einflüssen zusammen auf dem Weg zum zweiten Diplom mit Auszeichnung, Patrick Caulfield sezierte neben den Studieninhalten Juan Gris, Legér und René Magritte, David Hockney nahm alle Einflüsse auf um sie zu „seinem eigenen Ding“ zusammenzufügen.
Nix da Pop Art
Die Kommilitonen, die sich da am Royal College of Art zusammenfanden, wussten sehr genau, dass sie an einer der besten Kunstausbildungsstätten der Welt gelandet waren. Sie wollten ihr Teil beitragen, die neue Kunst ihrer Zeit zu erschaffen; sie wollten hervorholen, was die Kunst zur Entwicklung der Nachkriegsgesellschaft zu sagen hatte. Die ersten großen Wellen der Pop-Art schwappten bereits von Amerika herüber, in Großbritannien hatte die Avantgarde der Zwischenkriegszeit die englische Spielart des Pop-Art auch schon lange vorgedacht und erste Werke in diese Richtung geschaffen.
Der Brite Richard Hamilton hatte sogar 1956 mit der Collage „Just What Is It That Makes Today’s Homes So Different, So Appealing?“ (t1p.de/88gu) eines der Schlüsselwerke der Pop-Art vorgelegt; und Hamilton lehrte 1957 bis 1961 am Royal College of Art, gehörte also zu Hockney Zeit zu den Lehrern am RCA.
Hamilton wird in weiten Teilen der Kunstwissenschaft sogar die Urheberschaft des Begriffs „Pop-Art“ zugeschrieben; die Collage „Just What …“ wurde in der Ausstellung „this is tomorrow“ August 1956 in der Whitechapel Art Gallery London das erste Mal der Öffentlichkeit vorgestellt, einer Veranstaltung, die als Geburtsstunde der Pop Art gilt. An der Pop-Art schien also kaum ein Weg vorbei zu führen, schon gar nicht für Studenten an einem College, an dem Hamilton lehrte.
Aber das sagt die kunstwissenschaftliche Rückschau von heute. Selbst wenn David Hockney die Ausstellung in der Whitechapel Gallery besucht hatte (Interesse war sicher da, aber Hockney lernte zu der Zeit in Bradford, und damals fuhr man nicht einfach mal so für eine Ausstellung nach London), war das spätere Schlüsselwerk für den jungen Künstler damals nur irgendeine interessante Collage.
Hockney wird Hamilton auch nicht unbedingt am RCA getroffen bzw. gesehen haben – damals war es nicht üblich, einfach fremde Vorlesungen/Übungen zu besuchen, und Hockney soll in seiner Jugend eher schüchtern und zurückhaltend gewesen sein.
Hockney besuchte am RCA die Malklasse von Carel Weight, einem altehrwürdigen britischen Maler, der 1945 zum offiziellen Kriegskünstler der Briten ernannt wurde. Weight hatte vor allem „Kriegsbilder“ vorgelegt, auch aus Österreich, Griechenland und Italien, häufig mit erzieherischem Touch – hier können Sie sich 178 Gemälde ansehen, die David Hockney garantiert nicht malen wollte: artuk.org/discover/artworks/search/actor:weight-carel-victor-morlais-19081997/page/9.
Hockney wäre aber nie bis zum Royal College of Art vorgedrungen, wenn er nicht klug genug gewesen wäre, sich Aufmüpfigkeit an den falschen Stellen zu sparen. Deshalb ist zu vermuten, dass er mitnahm, was Weight ihn lehren konnte, ohne sich durch jugendliche Überheblichkeit selbst den Weg zu wichtigem Wissen zu verbauen.
Und Weight hatte etwas weiterzugeben, was Hockney – bei seiner Kritik an der überkommenen Malerei und seiner damals noch strafbewehrten sexuellen Orientierung – mehr als gut gebrauchen konnte; nämlich die eigene Einstellung zum Betrieb um die Kunst herum:
Carel Victor Morlais Weight wurde als Sohn eines Bankkaufmanns und einer Fußpflegerin mitten ins Londoner Bürgermilieu geboren und sah als oberste Bewährungsprobe eines Gemäldes, dass der Normalbürger etwas davon hat. Er mochte die Kunstwelt nicht sehr, Kunsthändler überhaupt nicht und hatte vor Kritikern keine Angst, trotz seiner sehr individuellen Arbeiten (wenn und wo ihm freie Entfaltung möglich war, siehe z. B. „Recruit’s Progress – Medical Inspection“ von 1942, t1p.de/18nw, so etwas „malte man damals nicht“).
Außerdem besuchte Hockney Kurse bei mehreren weiteren Malern, die ihr Wissen am Royal College of Art weitergaben. Auch diese Lehrer haben ihre Spuren in Hockney späteren Werken hinterlassen:
Landschaftsmaler Roger de Grey findet sich zum Beispiel in baumbestandenen Alleen und Wäldern und David Hockneys Yorkshire-Bildern wieder.
Kunst von Roger de Grey: t1p.de/blpa
Alleen, Wälder und Yorkshire-Bilder von David Hockney: t1p.de/wwxb, t1p.de/bp84, t1p.de/01pi
Maler und Musiker Ceri Giraldus Richards hatte in den 1930er Jahren den Surrealismus durchgearbeitet, war zu dieser Zeit einer der experimentellsten jungen Künstler Großbritanniens und auch zu Hockneys Zeit am RCA bestimmt nicht von gestern.
Er setzte in Hockney impressionistische und surrealistische „Pflänzchen“ und war vermutlich derjenige, der Hockney mit Gemälden und Zeichnungen auf Grundlage poetischer Literatur (im Falle Richards Poesie von Dylan Thomas, Vernon Watkins und anderen) tief beeindruckte. Hockney nahm diese Anregung im Bilderzyklus um den legendären griechischen Lyriker Constantine P. Cavafy recht bald auf.
Kunst von Ceri Giraldus Richards: t1p.de/p8xi
Impressionismus-Anflüge, surrealistische Ausflüge und Tribute an Dichter von David Hockney:
- „The Arrival of Spring in Woldgate, East Yorkshire in 2011“, iPad drawing printed on paper, edition 6 of 25
- „Moving Focus – An Image of Gregory“, 1984
- „Henry at Table“, 1976
- „The Arrival“, 1963, Blatt 1 aus: “A Rake´s Progress” (Werdegang eines Wüstlings), eine Reihe von Radierungen über Hockney erste New York-Reise Sommer 1961, in der er sich auf den berühmten gleichnamigen Zyklus des englischen Künstlers William Hogarth bezieht
- „14 Gedichte von C. P. Cavafy. Ausgewählt und illustriert mit 12 Radierungen by David Hockney“, 1966
60 Jahre Hockney – Eine Werkschau seiner Ausstellung im Tate Britain
Der Maler Colin Graham Frederick Hayes setzte Öl- und Aquarellfarbe auf die Leinwand, wobei die Betonung unbedingt auf „Farbe“ liegt. Er war sicher nicht unbeteiligt daran, dass David Hockneys Bilder vor Farbe strotzen können.
Kunst von Colin Hayes: t1p.de/3tb1
Farbrausch von David Hockney: „A Closer Winter Tunnel, February – March“, 2006, t1p.de/899o; „Nichols Canyon“, 1980, t1p.de/u19d
Sandra Betty Blow, zur Zeit von Hockney Immatrikulation noch keine 35 Jahre alt, hatte kurz nach ihrer Collegezeit ersten abstrakten Expressionismus geschnuppert. Die Jahre vor der Lehrtätigkeit am RCA hatte Blow mit dem italienischen „Materialbildner“ Alberto Burri zusammengearbeitet, der Einflüsse des Informel und eine grundlegende Offenheit gegenüber neuen Materialien auch für die Darstellung in der Ebene in ihr hinterließ.
Blow hatte die Künstler Lucian Freud, John Minton, Francis Bacon kennengelernt (Bacon schuf 1969 die „Three Studies of Lucian Freud“, die 2013 für 142,4 Dollar versteigert wurden und anderthalb Jahre das teuerste Gemälde der Welt blieben) und war gerade mitten drin, sich unter Einbezug von abstrakter Form, Licht, Raum, Textur und Rhythmus zu einer bahnbrechenden Größe in der abstrakten Kunst zu entwickeln.
Man braucht nicht all zu viel Phantasie, um von der Kunst einer Frau, die auf Ölgemälden den Eindruck von Flammen und Gischt, Holz und Teer erzeugen konnte: t1p.de/b2ev auf David Hockneys Bewegte-Wasser-Malerei zu schließen.
In der gleich geschilderten Entwicklung David Hockney zum Künstler mit eigenem Stil und Profil werden aufmerksamen Menschen öfter die Ohren klingeln, als wenn Sandra Blow direkt hineinge … (die Autorin traut sich nicht, der Witz ist einfach zu platt, aber der Name ist schon eine „assoziationale Herausforderung“).
Kunst von Sandra Blow: t1p.de/ldr4
Wasser-Skizzen und abstrakte Kunst von David Hockney: t1p.de/kazp, t1p.de/d4ip; „Almost Like Skiing“, 1991, t1p.de/utbc; „Third Detail (from Snails Space series)“, 1995, t1p.de/4oyf; „The other Side“, 1990-1993, t1p.de/djec
Was die lehrenden Künstler Robert A. Buhler (t1p.de/cq12) und Rodney Joseph Burns (t1p.de/nk3m) in David Hockneys Werk hinterlassen haben, soll der eigenen Entdeckung des Lesers überlassen bleiben, aber Pop Art war es sicher nicht.
Wie viel David Hockney mit Pop Art zu tun hatte, lässt sich am besten in den Interviews mit ihm nachempfinden, z. B. dem in der Zeit Oktober 2012 anlässlich der Ausstellung „A Bigger Picture“ im Museum Ludwig in Köln, t1p.de/8p8t: Er lebte öfter ziemlich im Zentrum der Popkultur, fand Pop toll, trug 30 oder 40 Jahre weißblonde Haare (t1p.de/w2h7, Blondes have more fun, und „Männer können besser gucken als denken“ passt ja hier auch); aber das war’s schon, dass er Pop Art gemalt habe, werden Sie aus David Hockney Mund kaum hören.
David Hockneys Meisterwerk schlägt Auktionsrekord: „Portrait of an Artist (Pool with Two Figures)“
Wenn David Hockney entgegen seiner ganz entschiedenen eigenen Aussage stilistisch der Pop Art zugeschlagen wird, ist das übergrifig vom jeweiligen Kritiker.
Ob ein solcher Übergriff erlaubt ist? In der Kunstwissenschaft gibt es zwei konträre Positionen, aus denen heraus diese Frage beantwortet werden kann: Der Künstler macht Kunst, und der Kunstwissenschaftler bewertet diese Kunst und ordnet sie in ihrer Bedeutung für die Gesellschaft ein, auch in eine bestimmte Stilrichtung, wenn die unübersehbar passt.
Oder: Der Künstler erschafft Kunstwerke, die er auch mit der Bezeichnung als Kunst, dem Willen, sich künstlerisch zu betätigen, zu Kunst macht. Wenn das zum Urheberrecht des Künstler gehört, muss erst Recht dazugehören, das selbst geschaffene Werk einer bestimmten Stilrichtung zuzuordnen oder nicht zuzuordnen.
Passionierte Autorin mit regem Kunstinteresse