In unserem Artikel „Friedensreich Hundertwasser – der farbenfrohe „Architekturdoktor“ beschäftigten wir uns mit der Biografie, dem Werdegang und den vielen Bereichen des Schaffens des österreichischen Tausendsassas. Dabei blieben noch einige Fragen zum Ausnahmekünstler offen, denen wir uns jetzt widmen möchten.
Häufige Fragen zum österreichischen Künstler – in Kürze beantwortet:
Wer war Friedensreich Hundertwasser?
Friedensreich Hundertwasser war ein österreichischer Künstler, der mit seinem vielfältigen Schaffen die zweite Hälfte des 20. Jahrhunderts prägte.
Hundertwasser lebte und arbeitete als Weltbürger, er hat das Kunst-, Architektur- und Umweltverständnis vieler Menschen in vielen Ländern der Erde beeinflusst. Dabei hat er international eine bunte und vielfältige Saat ausgestreut, die immer wieder (und zur Zeit immer häufiger) Ideen zu menschen- und umweltgerechtem Leben und Wohnen hervorbringt.
Hundertwasser wurde 1928 als Friedrich Stowasser in Wien geboren und wegen frühem Tod des Vaters (Blinddarmentzündung) ab 1929 allein von seiner seiner Mutter Elsa erzogen. Elsa Stowasser förderte die Kreativität ihres Sohnes und schulte ihn in die damals einzige Montessori-Schule in Wien ein, wo ihm die Kunsterzieher einen außergewöhnlichen Sinn für Formen und Farben attestierten.
Die Österreicherin jüdischen Glaubens schaffte es auch, ihren Sohn im aufkommenden Nazi-Unheil 1935 katholisch taufen zu lassen und beide heil durch den nationalsozialistischen Terror zu bringen.
Nach dem Abitur 1948 besuchte Friedrich noch kurz die Wiener Akademie der bildenden Künste, bis er im Frühjahr 1949 aus seiner geistig immer noch sehr engen Heimat in die große, weite Welt aufbrach. Friedensreich Hundertwasser bereiste Italien und Frankreich, Marokko und Tunesien, studierte die Kunst seiner Zeit und der Vorfahren, lernte andere Künstler kennen und ließ sich von ihrer Arbeit inspirieren.
Er lernte Italienisch, Französisch und Englisch, bald gingen die Reisen weiter in die Welt und Arabisch, Russisch, Tschechisch, Japanisch kamen dazu.
Hundertwasser Miniaturmalkasten war immer dabei, er malte überall und stellte auch bald überall aus: 1953 in Wien, 1956 in Paris und 1961 in Japan; später auf der Biennale Venedig, der documenta in Kassel, der Internationalen Kunstausstellung in Tokio und mit Wanderausstellungen in den USA, Neuseeland und Australien.
Er lebte auf seinem Bauernhof in der Normandie, in einer Industriebrache im niederösterreichischen Waldviertel und schließlich auf einem alten Salzfrachter, alle von ihm umgebaut und in seiner ureigenen Art gestaltet. Es baute das Kaurinui-Tal in der neuseeländischen Bay of Islands zu einer Wohnstätte aus und gab das Land bei diesem Ausbau der Natur zurück:
Das alte Farmhaus wurde ökologisch modernisiert, Hundertwasser pflanzte mehr als 100.000 einheimische Bäume, baute Teiche mit Wasserenergie-Anlagen und pflanzenbestückten Kläranlagen, Sonnenkollektoren und eine Reihe kreativer Ateliers, Wohn- und Arbeitsräume namens Bottlehouse, Mountain hut, Pigsty.
Ein paar Jahre später erwarb Hundertwasser in Italien ein „fertiges Paradies“: Den venezianischen Giardino Eden, einen historischen Palazzo einem der berühmtesten Gärten Venedigs.
Er heiratete zweimal und wurde geschieden und zeugte 1981 seine einzige Tochter, zu der er nie Kontakt hatte. Ab 1962 lehrte Hundertwasser Kunst als Dozent, auch immer wieder in praktischer Zusammenarbeit mit jungen Architekten, Handwerkern, Kunstschaffenden.
Neben zahlreichen Ausstellungen an den wichtigsten Ausstellungsorten der Welt, Plakaten für die Olympiade und Briefmarken für Österreich, die UNO-Postverwaltung und viele Länder war Hundertwasser immer stärker im Bereich Architektur tätig: Er gestaltete zahlreiche bunte, organische Häuser und Fassaden überall in der Welt.
Friedensreich Hundertwassers Bezug zur Heimat blieb immer lebendig und der Nachwelt in zahlreichen österreichischen Hundertwasser-Häusern erhalten; er war auf der Rückreise von Neuseeland nach Wien, als er im Februar 2000 an Bord eines Hochsee-Dampfers an Herzversagen starb.
Was ist typisch für Hundertwasser?
Friedensreich Hundertwasser wurde von seiner Mutter in einem Umfeld brauner Provinzialität und Engstirnigkeit zu einem kreativen, unabhängigen Denker erzogen. Typisch für ihn (und andere „freie Denker“) ist zunächst der Drang, aus dem heimischen Umfeld auszubrechen und seinen Horizont zu erweitern. Freies Denken geht oft mit Kreativität einher oder erzeugt diese, Kunstschaffen ist seit dem Mittelalter ein probates Mittel zur Erweiterung der Perspektive …
Der talentierte, kreative Friedensreich Hundertwasser zeigt aber auch schon früh ein vernünftiges Gespür für ökologische Zusammenhänge, für organische Strukturen und Ursachen-Wirkungs-Mechanismen. Er war ein „früher Grüner“ im reinsten Sinne des Wortes, der gerade, eckige Linien und Standardisierung durch Menschen zeitlebens verabscheute.
Seine Bauten wurden individuell an das natürliche Umfeld angepasst und bekamen durch schwungvolle Wölbungen und fantasievolle Fassadengestaltung eine besondere Lebendigkeit.
Friedensreich Hundertwasser Regentag Dunkelbunt war ein Ausnahmekünstler mit Begabungen in vielen Richtungen, die er mit einem unbändigen Lernwillen ausschöpfte. Er wurde getrieben von einer unglaublichen Kreativität, einem Streben nach Sinn und Ganzheit, und natürlich auch von seinen Erfolgen, die ihn noch heute in den Augen vieler Menschen zum erfolgreichsten Künstler der österreichischen Moderne machen.
Typisch für Friedensreich Hundertwasser ist jedoch vor allem sein Engagement hinter all diesem Kunst-Werken: Für ein gesundes Leben der Menschheit im Verbund mit der Natur, für Menschlichkeit und wachsende Vielfalt, in Architektur, Vegetation und menschlichem Denken.
Wie kam Hundertwasser zu seinem Namen?
Hundertwasser begann bereits 1948/49 auf der Wiener Akademie der bildenden Künste, seine Werke einfach mit „Hundertwasser“ zu signieren.
Diesen Künstlernamen hat Hundertwasser aus seinem Taufnamen Stowasser gebildet, in Anlehnung an die Herkunft seiner Eltern: Die Familie von Ernst Stowasser stammte aus Böhmen, die Familie von Elsa Stowasser aus Mähren, beides slawische Sprachgebiete, in denen das Wort „Sto“ für „Hundert“ steht.
Später hat Hundertwasser erfahren, dass er bei dieser Anpassung seines Namens an die neue Heimat der Familie doppelt ins Schwarze getroffen hat: Der Name Stowasser ist in der Geschichte des Egerlands im Westen Tschechiens gut belegt, aber auch im Tiroler Dialekt präsent, wo er für stehende Wasser und Stauwasser steht.
Hundertwasser soll die Deutung des Namensbestandteils in Richtung „stehendes Wasser“ bewusst ignoriert haben – gut verständlich bei einem Künstler, der sein Leben damit verbracht hat, „fest stehende“ Tümpel eingefahrener Gewohnheiten, Sicht- und Bauweisen aufzurühren.
Den Vornamen Friedensreich hat Hundertwasser 1961 in Japan geformt: Wie in Japan üblich, betrachtete er die Wortstämme seines Taufnamens Friedrich, um sie zu einem Namen mit mehr Aussagekraft zusammenzusetzen. Der Name Friedrich besteht aus den Stämmen „Fried“ aus dem althochdeutschen fridu = Friede, Schutz, Sicherheit und „rich“ aus dem althochdeutschen rîhhi = mächtig, reich; beides zusammen bezeichnet den mächtigen Herrscher, der in Kriegszeiten Schutz bieten konnte. Da diese übliche Deutung wenig mit der Gedankenwelt Hundertwassers zu tun hat, nannte er sich lieber „Friede-reich“, „Friedenreich“ und ab 1968 „Friedensreich“.
Was kostet ein „echter Hundertwasser“?
Kommt darauf an, welches Objekt der vielfältigen Hundertwasser-Kunst Sie erwerben möchten:
Ein echtes Öl-Gemälde beginnt auf Auktionen mit Preisen von etwa 120.000 bis 200.000 Euro. Ein kleines Aquarell wurde 2013 für 20.000 Euro versteigert, die in Kleinserien gefertigten Graphiken (Lithographien, Siebdrucke, Radierungen, Farbholzschnitte) beginnen bei 6.000, 8.000, 10.000 Euro.
Ein in Mexiko geknüpfter Bildteppich aus Hundertwassers Tapisserie-Serie wird mit 15.000 Euro aufgerufen, das „Verschimmelungsmanifest gegen den Rationalismus in der Architektur“ von 1958 gibt es handsigniert von Hundertwasser für 1.800 Euro.
Die vielen Objekte angewandter Hundertwasser-Kunst sind schwieriger zu finden als zu bezahlen: Die Farbserigraphie auf mehreren gestaffelten Glasscheiben namens „Fall in Cloud, Fall in fog, fall out“ (1979) wurde 2007 für gut 3.000 Euro versteigert.
Die Dimensionen des aufwändigen Herstellungsprozesses dazu werden deutlich, wenn man sich vor Augen führt, dass 61 Druckvorgänge nötig waren (29 davon als Siebdrucke und 32 Metallprägungen). Das Ergebnis dieses vielstufigen Schaffensvorgangs ist ein beeindruckendes dreidimensionale Bild, welches eine transparente Stadt in leuchtenden Farben und funkelnden Metallen zeigt.
Die Entwicklung des Objektes dauerte von 1973 bis 1979. Als Koordinator stand ihm Alberto della Vecchia zur Seite und die Siebdrucke wurden von Hundertwassers langjährigem venezianischem Drucker, Claudio Barbato, in einer Auflage von 999 Exemplaren gefertigt.
Das Keramik-Objekt „Spiralental“ von 1983 (Rosenthal Jahresobjekt) ging vor kurzem für 1.200 Euro über den Tresen.
Nach einem der legendären Hundertwasser Zikadendrachen (traditionelle japanische Insektendrachen mit zirpendem Schwirrholz, angefertigt für eine Wanderausstellung 1988) musste die Inhaberin des Kleinen Museums Schweinfurt, die dort eine Hundertwasser-Dauerausstellung präsentiert, allerdings mehrere Jahre lang suchen.
Leichter zu finden (z. B. bei ebay) sind das Plakat von Friedensreich Hundertwasser zu den Olympischen Spielen in München 1972, das in der 1. Auflage ab 125,- Euro angeboten wird, und die Briefmarken: Der Senegal-Block Nr. 705-707 kostet aktuell 468,- Euro.
Wer das Werk des Künstlers rundum kennenlernen möchte, kann sich eine Vorzugsausgabe des Hundertwasser Werksverzeichnisses gönnen, in Buchgestaltung mit original Hundertwasser Radierung für 990,- Euro … Oder Hundertwasser-Kunst gratis genießen, in dem gerade angesprochenen Schweinfurter Museum und im Stadtbild vieler deutscher und österreichischer Orte.
Was bedeuten Regentag und Dunkelbunt?
Regentag und Dunkelbunt sind Namen, mit denen Friedensreich Hundertwasser die Bezeichnung seiner Person erweiterte (vermutlich, um diese Bezeichnung mehr an die Weite seiner Erfahrung, seiner Persönlichkeit anzupassen).
1949 wurde der Stowasser zum Hundertwasser, von 1961 bis 1968 wurde der Friedrich vom Friede-reichen zum Friedensreichen.
Regentag und Dunkelbunt verweisen beide auf seine Ursprünge in der Malerei und seine Faszination für Farben:
Ab 1972 erweitert Friedensreich Hundertwasser sein Künstler-Pseudonym um das Wort „Regentag“, weil ihm bewusst geworden war, wie Farben im Regen leuchten. Die Regentage waren für schon lange die Tage, an denen er am liebsten und glücklichsten malte, die leuchtende Schöpfung dieser Tage sollte nun im Künstlernamen verewigt und gepriesen werden.
Dunkelbunt fügte Hundertwasser 1978 in Neuseeland hinzu, als Ausdruck für die maximal mögliche Konzentration satter Farbe. Hundertwasser liebte die Dunkelheit der Farben, die weit von Weiß entfernt sind. Damit ist nicht etwa ein gewöhnlicher Vollton gemeint – Hundertwasser mischte seine Farben selbst, aus Erde und Vulkansand, Lehm und Holzkohle, Kalk und orangen, roten, fast schwarzen Ziegeln, Ei und Öl.
Und er blieb nicht bei Dunkelbunt, sondern kombinierte diese Farben mit leuchtenden Öl- und Aquarelltönen, fluoreszierenden und phosphoreszierenden Farben, metallischen Pigmenten und Ziergestein.
Wo gibt es Kunstwerke von Hundertwasser zu kaufen?
In vielen namhaften Galerien und auf Kunstauktionen rund um den Globus, immer wenn sich ein Kunstliebhaber (oder dessen Erben) von einem „Original Hundertwasser“ trennt.
Gerne und oft wird Kunst von Friedensreich Hundertwasser im Wiener Auktionshaus Dorotheum versteigert, das 1707 von Kaiser Joseph I. gegründet wurde und sich als größtes mitteleuropäisches Auktionshaus für (angewandte) Kunst weit über den deutschsprachigen Raum hinaus einen guten Namen gemacht hat.
Wenn Sie ein ganz bestimmtes Kunstwerk von Friedensreich Hundertwasser suchen oder die Echtheit eines Hundertwasser-Originals bezweifeln, wenden Sie sich am besten an die Namida AG, c/o Stauffacher Treuhand AG in 8750 Glarus/Schweiz (ehemals Grüner Janura AG)
Diese Aktiengesellschaft für Durchführen von kreativen, künstlerischen und unterhaltenden Tätigkeiten verwaltet seit 1972 Hundertwassers Urheberrechte, heute als Tochtergesellschaft der Hundertwasser Gemeinnützige Privatstiftung von 1988, die Friedensreich Hundertwasser in seinem Testament zur alleinigen Erbin machte.
Kunst im Sinne Friedensreich Hundertwasser gibt es in jedem Kunsthandwerk-Laden, der sich an bunter Vielfalt erfreut, und auf Plattformen für handgemachte Produkte wie Etsy.
Zeitgemäßer wäre allerdings, Hundertwasser zu leben statt zu konsumieren: Mit bunter, menschenwürdiger, naturverträglicher Architektur und Dachbewaldung, begrünten Tankstellen und unsichtbaren, unhörbaren Autobahnen – alles Ideen, die „Architekturdoktor“ Hundertwasser bereits vor rund 50 Jahren propagierte.
Weitere 50 Jahre werden uns nicht bleiben, weil das von Friedensreich Hundertwasser geforderte „Leben in Einklang mit den Gesetzen der Natur“ inzwischen überlebenswichtig geworden ist.
Inhaber und Geschäftsführer von Kunstplaza. Publizist, Redakteur und passionierter Blogger im Bereich Kunst, Design und Kreativität seit 2011. Erfolgreicher Abschluss in Webdesign im Rahmen eines Hochschulstudiums (2008). Weiterentwicklung von Kreativitätstechniken durch Kurse in Freiem Zeichnen, Ausdrucksmalen und Theatre/Acting. Profunde Kenntnisse des Kunstmarktes durch langjährige journalistische Recherchen und zahlreichen Kooperationen mit Akteuren/Institutionen aus Kunst und Kultur.