Jasper Johns ist ein US-amerikanischer Künstler, dessen vielseitiges Werk sich vornehmlich aus Malerei, aber auch aus Plastiken, Bühnenbildern und Kostümen zusammensetzt.
Jasper Johns gilt als einer der wichtigen Wegbereiter der Pop Art, obwohl sein bildnerisches Werk von den Kunstwissenschaftlern nicht allein dieser Stilrichtung zugerechnet wird; öfter werden Johns Werke dem Abstrakten Expressionismus oder dem Neo-Dada zugeordnet.
Jasper Johns feierte am 15. Mai 2015 seinen 85. Geburtstag, er hatte an diesem Datum rund acht Jahrzehnte künstlerische Arbeit hinter sich und war schon rund vier Jahrzehnte durch seine Kunst ein mehrfacher Millionär.
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In einer einzigen Auktion (November-Auktion Sotheby’s im Jahr 2004) brachten Jasper Johns „Green Target“ von 1956 3.368.000 Millionen Dollar, die „Flag“ von 1971 4.488.000 Millionen Dollar und das Numeral „0 Through 9“ von 1961 10.928.000 Millionen Dollar – annähernd 20 Millionen Dollar für drei Werke, das schaffen nicht viele Künstler.
Im Kunstportal artfacts.net, das den Erfolg der Künstler unserer Welt nach Ausstellungen und Verkäufen ordnet, belegt Jasper Johns zur Zeit Rang 57. Er gehört damit zu den 100 berühmtesten Künstler der Welt, in den 2000er Jahren hatte er es sogar bis auf die 30er Ränge geschafft.
Ein Künstler, der Kunstliebhaber neugierig macht, nicht nur auf sein Werk, sondern auch auf einen Lebensweg, der zu solchen Erfolgen führt:
Jasper Johns: Kindheit, Jugend und privates Leben
Jasper Johns ist am 15. Mai 1930 in Augusta im US-Bundesstaat Georgia geboren, also sozusagen im Herzen der Südstaaten der USA.
Seine Eltern waren Jean Riley und William Jasper Johns. William Jasper Johns gab seinem Sohn den Namen Jasper weiter (den er selbst zu Ehren von William Jasper bekommen hatte, eines Sergeants im Amerikanischen Unabhängigkeitskrieg), weshalb der Künstler mitunter als Jasper Johns Jr. bezeichnet wird.
Weil die Ehe seiner Eltern nach kurzer Zeit scheiterte, wuchs Johns in seinen frühen Jahren bei seinen Großeltern in Allendale, South Carolina auf. Anschließend lebte er ein Jahr bei seiner Mutter in Columbia, South Carolina, danach ein paar Jahre bei seiner Tante in Lake Murray, South Carolina, ein typisches Wanderschicksal mancher Scheidungskinder. 1947 schloss Johns die Edmunds High School in Sumter, South Carolina ab, wo er gerade wieder bei seiner Mutter lebte.
Der kleine Jasper soll bereits in frühem Alter mit dem Zeichnen begonnen haben, von ganz alleine, weder Eltern noch Großeltern brachten das Kind Jasper mit irgendeiner Form von Kunst in Berührung. Über diese Periode seines Lebens äußerte Johns später: „An den Orten, an denen ich Kind war, gab es keine Künstler und keine Kunst, ich wusste überhaupt nicht, was Kunst bedeutete.“
Weiter sagt Johns zu dieser Zeit: „Ich denke, dass ich Kunst für etwas hielt, was mich in eine andere Situation versetzen würde als die, in der ich war“; ob er damit meinte, dass er schon in diesem frühem Alter die Kunst nutzte, um dem Unangenehmen in seiner Welt zu entfliehen, oder ob das eine rein sachliche Feststellung war, ist allerdings nicht überliefert.
Auf jeden Fall hat Johns ohne Vorprägung durch sein Umfeld zur Kunst gefunden, und er bewies damit den richtigen Instinkt, wie gleich im Absatz „Jasper Johns künstlerische Ausbildung“ gezeigt wird.
Ab 1954, also seit Beginn seiner künstlerischen Laufbahn, lebte Johns in einer Beziehung mit Robert Rauschenberg, die bis in die 1960er Jahre dauerte und sehr unglücklich endete.
Wenn auch nicht künstlerisch, durch Rauschenberg bewegte sich Johns in der künstlerischen Avantgarde rund um Merce Cunningham und John Cage, er arbeitete mit ihnen und entwickelte seinen eigenen Ideen zur Kunst, in Rauschenbergs Atelier wurde Johns 1958 von Galerist Leo Castelli entdeckt.
Während sich Johns und Rauschenberg auch künstlerisch schon voneinander entfernten, wurde die Zusammenarbeit zwischen Johns und John Cage eher enger: Beide gründeten 1963 in New York die „Foundation for Contemporary Performance Arts“, heute bekannt als „Foundation for Contemporary Arts“.
Johns hat seit dieser Zeit eine Wohnung in New York, bis 2012 lebte er in einem rustikalen 1930er Farmhaus mit einem gläsernen Atelier in der Stadt Stony Point 65 Kilometer nördlich des Zentrums der New Yorker City.
1961, als eine retrospektive Ausstellung seiner Werke am Columbia Museum of Art in South Carolina anstand (und seine Beziehung zu Rauschenberg schon ziemlich bröckelte), kaufte Johns ein Haus in Edisto Beach, South Carolina, in das er sich teils monatelang zurückzog und in dem einige seiner Arbeiten entstanden.
Weiter besitzt Johns ein Haus auf der Insel Saint Martin (Karibik). Johns hatte schon in den späten 1960ern begonnen, die Insel regelmäßig zu besuchen, 1972 kaufte er dort ein Grundstück. Auf das der Architekt Philip Johnson (1953 Rockefeller Sculpture Garden MoMArt, New York City, 1958 Seagram Building New York mit Ludwig Mies van der Rohe, 1964 New York State Theatre, heute David H. Koch Theater, 1966–1968 Kunsthalle Bielefeld, 1980–1984 AT&T Headquarters, New York, heute: Sony-Tower, 1986 Lipstick Building New York und 1994–1997 Philip-Johnson-Haus am Checkpoint Charlie Berlin, u. a.) ein langes weißes rechteckiges Haus mit drei getrennten Sektionen gesetzt hat, von dem wenig Bilder zu existieren scheinen, möglicherweise ist das das Haus: luxuryportfolio.com/.
1994 kam ein Anwesen in Sharon, Connecticut hinzu, in dem Johns die Zeit verbringt, in der er nicht auf St. Martin ist.
Jasper Johns künstlerische Ausbildung
Wie gesagt, Jasper Johns hatte schon als kleines Kind zu zeichnen und malen begonnen, obwohl sein Umfeld ihm kreative Bildung in dieser Richtung eigentlich vorenthalten hatte. Für ein Kind unter den damals gegebenen Bedingungen mehr als erstaunlich; sich selbst Bildung in irgendeiner Richtung anzueignen, war mit sehr viel Aufwand verbunden und/oder sehr teuer, bis zum Studium wird Johns nicht viele Möglichkeiten gehabt haben, etwas über Kunst zu lernen.
Dass Johns eine künstlerische Laufbahn einschlagen konnte – er soll schon im Alter von fünf Jahren gewusst haben, dass er Künstler werden wollte – ist erst einmal ganz allein seinem Instinkt und seiner Hartnäckigkeit zu verdanken. In der Universität fand er dann allerdings bessere Bedingungen vor als ein junger Mensch von heute, der nicht aus einem reichen Elternhaus kommt – das Ideal einer gleichen Bildung für alle wird gerade mehr und mehr auf dem Altar eines unbegrenzten Wirtschaftswachstums geopfert, theoretisch können zwar noch alle studieren, praktisch fällt das nur dem leicht, der mit der richtigen Nationalität in der richtigen Schicht geboren ist.
Für junge Menschen von heute, die einen anderen Beruf im Auge haben als ihr Umfeld vorgibt, ist Jasper Johns Werdegang und Aufstieg zum Weltkünstler dennoch ein sehr ermutigendes Beispiel. Denn heute gibt es das Internet, in dem man nicht nur Konsum- oder Katzen-Videos betrachten kann, sondern lernen kann, viel lernen und umsonst lernen, von Institutionen und von kenntnisreichen Menschen, deren Lebenszweck nicht das Scheffeln eines möglichst großen Vermögens ist.
Jasper Johns ging auf jeden Fall sofort nach dem Abitur daran, sein Ziel zu verwirklichen und studierte von Herbst 1947 bis Dezember 1948 an der University of South Carolina in Columbia Kunst. Offensichtlich mit ausreichender Begabung, nach drei Semestern drängten seine Kunst-Lehrer ihn, nach New York zu gehen.
Das tat Jasper Johns Ende 1948, ab Januar 1949 absolvierte er ein Semester an der Parsons School of Design. Nebenbei sah Johns sich in New York unzählige Kunstausstellungen an und arbeitete, in diversen Gelegenheitsjobs.
Ab Mai 1951 bis Ende 1952 war der Militärdienst an der Reihe, nach der Grundausbildung in South Carolina (wo er auch in einer Kunstgalerie arbeitete) war Johns von 1952 bis zum Ende des Korea-Krieges (25. Juni 1950 – 27. Juli 1953) in Sendai, Japan, stationiert.
Wieder zurück in New York schrieb Johns sich am Hunter College (College an der City University von New York) ein, um im Rahmen des GI-Veteranenprogramms zu studieren, gab dieses Studium aber schnell auf. Er begann in einem Buchladen in der New Yorker uptown zu arbeiten, wo er über dort verkehrende Künstler und Kunsthistoriker weitere Künstler kennenlernte.
Die richtigen Freunde erleichtern den Aufstieg
Der Job in dieser Buchhandlung und die dadurch vermittelten Freundschaften sollten für Johns eine große Bedeutung entwickeln: Johns freundete sich mit Robert Rauschenberg, Rachel Rosenthal und dem Tänzer Merce Cunningham an, die Freundschaft mit Rauschenberg brachte ihn so in den Kreis um John Cage, der Johns Kunst durch seine Ideen beeinflusste.
Während dieser Zeit der Suche nach dem eigenen künstlerischen Ausdruck gab Johns auch den Job im Buchladen schnell auf, um sich ganz der Kunst widmen zu können.
Er verdiente sich nun den Lebensunterhalt, indem er Rauschenberg bei Schaufensterdekorationen assistierte und selbst als freier Schaufensterdekorateur arbeitete. Mit gutem Erfolg, Johns und Rauschenberg fertigten die letzten Schaufensterdekorationen für Tiffany an, Details siehe 1.bp.blogspot.com/.
1954 hatte der Künstler seine Richtung gefunden, die ersten der typischen Motive entstanden, die heute mit dem Künstler Jasper Johns verbunden werden: ‚Targets‘, amerikanische Flaggen, Landkarten, Bilder mit Zahlen, Wörtern und Buchstaben:
Die kennt jeder – Die wichtigsten Werke von Jasper Johns
Die Flaggen:
- „Flag“, 1954-55, siehe Abbildung ganz oben
- „White Flag“, 1955
- „Flag on Orange Field“, 1957
- „Three Flags“, 1958, siehe Abbildung oben
Die Targets:
- „Green Target“, 1956
- „Target with Four Faces“, 1958
- „Target with Plaster Casts“, 1955
Die Numbers:
- „Gray Numbers“, 1958
- „0-9“, 1960
- „0 Through 9“, 1961
Eine kleine Werkschau auf Pinterest
Jasper Johns in der öffentlichen Wahrnehmung: Preise und Auszeichnungen, Lehrtätigkeiten, Nachwirkungen
Im Artikel zur Kunst Jasper Johns lernen Sie seine rege Ausstellungstätigkeit in allen wichtigen Zentren der zeitgenössischen Kunst kennen, hier geht es um seine Wirkung, die über die reine Ausstellungstätigkeit hinausgeht:
1973 wurde Jasper Johns in die American Academy of Arts and Letters aufgenommen. Seit 1984 ist Johns Mitglied der American Academy of Arts and Sciences.
1990 erhielt Johns die „National Medal of Arts“ der USA und wurde zum außerordentlichen Mitglied der National Academy of Design berufen, in der er 1994 Vollmitglied wurde.
1993 erhielt Johns den Praemium Imperiale für Malerei, einen japanischen „Weltkulturpreis“ zum Gedenken an seine Hoheit Prinz Takamatsu, der jährlich für herausragende künstlerische oder kulturelle Leistungen vergeben wird.
2011 wurde Johns mit der Presidential Medal of Freedom ausgezeichnet, der höchsten zivilen Auszeichnung der USA. Johns erhielt die Medaille aus der Hand von Prasident Barack Obama, er war der erste Künstler seit 1977 (als Alexander Calder die Ehrung erhielt).
Seine Arbeiten haben viele Künstler angeregt; besonders mit der Maltechnik der Enkaustik konnte Johns sogar einer sehr alten Technik wieder neues Leben verleihen, das andere Künstler fortführen. Enkaustik ist eine uralte künstlerische Maltechnik, mit deutlich längerer Tradition als die Ölmalerei, die Blütezeit war in der Kunst der griechisch-römischen Antike.
Bei der Enkaustik (vom griechischen enkauston, eingebrannt, nach Vorstellung der Künstler wurden die materialisierten Gedanken mit Feuer auf die Malfläche gebrannt), werden in Wachs gelöste Farbpigmente heiß auf den Maluntergrund aufgetragen (früher mit heißen Spachteln, heute mit elektrisch geheizten Malgeräten) und dann eingebrannt.
In der Spätantike wurde die Enkaustik von anderen Maltechniken abgelöst, etwa im 6. Jahrhundert n. Chr. geriet sie völlig in Vergessenheit, bis Jasper Johns die endlos haltbare, unvergleichbare Leuchtkraft und Frische für seine Bilder wiederentdeckte. International bedeutende Künstler wie Fernando Leal Audirac, Robert Geveke, Christine Hahn und Martin Assig folgten ihm und haben mit Einsatz der Enkaustik wichtige Werke geschaffen.
Jasper Johns heute: Sehen, lesen, spüren …
Es gibt eine Website www.jasper-johns.org, die zwar nicht von Jasper Johns selbst, sondern von einem Bewunderer betrieben wird, aber eine Fülle interessanter Informationen bereithält.
Auf der Jasper-Johns-Seite des MoMA www.moma.org/ können Sie sich sehr viele Werke von Jasper Johns online ansehen.
Sie können Bücher von Jasper Johns lesen: Jasper Johns, „Ziele auf maximale Schwierigkeit beim Bestimmen dessen, was passiert ist.“, Interviews, Statements, Skizzenbuchnotizen, herausgegeben von Gregor Stemmrich, übersetzt von Michael Mundhenk. Dresden: Verlag der Kunst, 1997.
und Bücher über Jasper Johns lesen:
- John Yau, „A Thing Among Things: The Art of Jasper Johns“, D.A.P./Distributed Art Publishers, 2008
- Barbara Hess, „Jasper Johns. The Business of the Eye.“, Taschen, Köln 2007
- Fred Orton, „Figuring Jasper Johns“, Reaktion Books, 1994
- Leo Steinberg, „Jasper Johns“, New York, George Wittenborn, 1963
Sie könnten sogar einen vom besser für Werke wie „Jurassic Park“, „Enthüllung“ und „Vergessene Welt“ bekannten Michael Crichton verfassten Ausstellungskatalog lesen (Michael Crichton, „Jasper Johns“, Whitney/Abrams, 1977) – wenn Sie in einem Antiquariat noch einen erwischen, der ist nämlich lange „out of print“.
Ach ja: Unter vagarights.com können Sie bei der VAGA Rights (111 Broadway, Suite 1006, New York, NY 10006, USA) die Rechte klären lassen, wenn Sie Werke von Jasper Johns reproduzieren möchten …
Oder Sie sehen sich seine Werke einfach live an, in einer der zahlreichen öffentlichen Sammlungen, die ein Jasper-Johns-Werk ihr Eigen nennen (siehe Auflistung im Artikel „Jasper Johns: Kunst als Mittel zur Erforschung und Bewältigung des Leben, unter anderem“), oder in einer der gerade laufenden oder demnächst anlaufenden Ausstellungen, in der Werke von Jasper Johns dabei sind:
- bis 11. Januar 2016: „Arbors of Art – Eleven Rooms Where Paintings Reside“, Kawamura Memorial Museum of Art, Sakura, Chiba, Japan
- bis 17. Januar 2016: „International Pop“, Dallas Museum of Art, Dallas, TX, USA
- bis 31. Januar 2016: „Pop Art: 20th Century Popular Culture as Muse“, Weatherspoon Art Museum, Greensboro, NC, USA
- bis 26. Februar 2016: „Picasso.mania“, Galeries nationales du Grand Palais, Paris
- bis 30. April 2016: „Painting 2.0: Malerei im Informationszeitalter“, Museum Brandhorst, München
- ab 24 Februar 2016: „International Pop“, Philadelphia Museum of Art, Philadelphia, PA, USA
Passionierte Autorin mit regem Kunstinteresse