Jean Philippe Arthur Dubuffet wurde am 31. Juli 1901 in Le Havre/Frankreich, als Sohn eines wohlhabenden Weinhändlers geboren. Er gehört zu den prominentesten Vertretern der französischen Nachkriegskunst, als Maler, Zeichner, Druckgrafiker und Bildhauer.
Internationale Bekanntheit errang er insbesondere durch seine Art, wie er auf die Zerstörungen des Zweiten Weltkriegs mit geschichteten Materialbildern reagierte.
Jean Dubuffet (1901 – 1985) war ein französischer Maler und Bildhauer und gilt als Meister der europäischen Moderne. Dubuffets Werk ist geprägt von einer Reaktion gegen vorherrschende Vorstellungen von Hochkultur, Schönheit und gutem Geschmack.
Über vier Jahrzehnte war er sowohl produktiv als auch experimentierfreudig und drückte seine Kreativität in vielen Formen aus, darunter Schreiben und Musik. Er verwendete eine Vielzahl von künstlerischen Techniken, darunter Malerei, Zeichnung, Druckgrafik, großformatige Außenskulpturen und Arbeiten, die Malerei, Skulptur, Tanz und Theater mit Live-Performern verbinden.
Schulischer und Beruflicher Werdegang
Nach der Volksschule, absolvierte er das Abitur (1918) und ging danach nach Paris, wo er Sprache und Musik, sowie Literatur studierte. Dieses Studium an der Académie Julian brach er nach 6 Monaten ab. Er wollte Maler werden und sich das Malen selbst beibringen.
Nach seiner Militärzeit (1923) ließen ihn seine Zweifel an den Kulturwerten die Malerei aufgeben (1924). Er reiste ein Jahr nach Buenos Aires und kehrte 1925 nach Le Havre zurück, um in den Weinhandel seines Vaters einzutreten.
Rückkehr zur Malerei
Erst 1942, nach einer langen Schaffenspause und 3 Jahren als Soldat im II. Weltkrieg, fand er endgültig zur Malerei zurück. Dubuffet verkaufte das Weingeschäft, um sich nur noch der Kunst zu widmen. Bereits in den Jahren 1944 und 1945 präsentierte er seine Werke in der Galerie René Drouin in Paris.
In seiner ersten Werkphase folgt Dubuffet der formreduzierten, reale Proportionen ignorierenden Malerei naiver und kindlicher Kunst. Seine Werke zeigen z.B. ländliche Idyllen mit Radfahrern, die grasende Kühe in der Landschaft passieren.
In der frühen Nachkriegszeit erlange er internationale Bekanntheit, vor allem in den USA, wo er 1947 in der Galerie Pierre Matisse in New York seine „primitiven“ Materialbilder ausstellte. Um Werke unbekannter Künstler anzuschauen und zu sammeln, machte sich Dubuffet mit seinen Freunden Jean Paulhan und Paul Budry auf den Weg in die Schweiz.
Wiederentdeckung der Art Brut. „Dubuffets Liste“ in der Sammlung Prinzhorn zeigt Dubuffets Blick auf die Kunst psychisch Kranker. Die Fondation Beyeler zeigt über 100 große Arbeiten von ihm.
Entstehung der Kunstrichtung Art Brut
Im Jahre 1945 prägte der Künstler den Begriff „Art Brut“. Er sammelte konsequent Arbeiten von naiven Künstlern, Kindern und geistig behinderten Menschen. Während seiner Reise in die Schweiz, wo er psychiatrische Anstalten besuchte, wurde er auf die Werke von Adolf Wölfli, Aloyse Corbaz und Heinrich Anton Müller aufmerksam. Er trat ein für eine Kunst, der jeglicher Bezug zur Kunstwelt fehlte und frei von akademischen Wurzeln war.
Durch den Erwerb der Arbeiten o.g. Künstler schaffte er das Fundament für die später weltberühmte Ausstellung „Collection de l’ art brut“. Durch die Sammlung von Kunst von Geisteskranken und anderen sozialen Außenseitern, avancierte Dubuffet zu Hauptvertreter der „Outsider Art“.
Kunstwerke von Jean Dubuffet
Die Barbican-Kuratorin Eleanor Nairne nimmt uns mit auf eine Tour durch ihre Highlights von Jean Dubuffet: Brutal Beauty.
Die Ausstellung feierte den französischen Künstler Jean Dubuffet (1901-1985), eine der einzigartigsten und provokativsten Stimmen in der Kunst der Nachkriegsmoderne. Er wetterte gegen konventionelle Vorstellungen von Schönheit und versuchte, die Poesie des Alltags auf eine düstere, authentischere Weise einzufangen.
Dies ist die erste große Übersicht seiner Arbeit in Großbritannien seit über 50 Jahren, die vier Jahrzehnte seiner Karriere zeigt, von frühen Porträts und fantastischen Statuen bis hin zu Schmetterlings-Assemblagen und riesigen bunten Leinwänden.
„Jean Dubuffet: Brutal Beauty“ fand bis zum 22. August 2021 in der Barbican Art Gallery statt.
Kunstwerke von Jean Dubuffet auf Pinterest:
Jean Dubuffet: An Urban Imagination
Kuratorin Dr. Sophie Berrebi stellt „Jean Dubuffet and the City“ bei Hauser & Wirth Zürich vor, die erste Präsentation, die sich auf die Erforschung der Rolle der Stadt in Dubuffets vier Jahrzehnten künstlerischer Errungenschaften konzentriert und die wechselnde Darstellung urbaner Charaktere und des Visuellen durch den Künstler hervorhebt sowie der experimentellen Dynamik von Paris, die seine Arbeiten beeinflussten.
Mit über 50 bedeutenden Gemälden, Arbeiten auf Papier, Architektur- und Skulpturmodellen aus den 1940er bis 1980er Jahren deckt die Ausstellung Dubuffets Visionsverschiebungen auf, von der Repräsentation zur Imagination und von der Evokation zur Konstruktion einer urbanen Imagination, und ermöglicht ein neues Verständnis der künstlerisches Schaffen und die Bedeutung der Stadt.
Dr. Sophie Berrebi, außerordentliche Professorin (UD1) an der Universität Amsterdam, ist Kunsthistorikerin und spezialisiert auf das Werk von Dubuffet und zeitgenössische Kunst. Zuletzt kuratierte sie 2017 die Ausstellung „Jean Dubuffet: The Deep End“ im Stedelijk Museum, Amsterdam, Niederlande.
Eine umfangreiche wissenschaftliche Veröffentlichung mit dem Titel „Dubuffet and the City. People, Place and Urban Space“, recherchiert und geschrieben von Dr. Berrebi und herausgegeben vom Hauser & Wirth Verlag, begleitet die Ausstellung.
Alle Bilder: © ADAGP, Paris und DACS, London 2018
Dokumentaraufnahmen aus „The Artist’s Studio: Jean Dubuffet“. Mit freundlicher Genehmigung von Michael Blackwood Productions.
Ausstellungen – Eine Historie:
- 1944: Galerie René Drouin, Paris
- 1945: Galerie René Drouin, Paris
- 1947: Pierre Matisse Galerie, New York
- 1954: Retrospektive, Cercle Volney, Paris
- 1959: documenta 2 in Kassel
- 1957: Retrospektive, Schloss Morsbroich, Leverkusen
- 1962: Robert Fraser Galerie, London
- 1964: L’Hourloupe, Palazzo Grassi, Venedig
- 1964 documenta 3 in Kassel
- 1968 documenta 4 in Kassel
- 1973: Retrospektive, Guggenheim Museum, New York
- 1980: Retrospektiven, Akademie der Künste, Berlin
- 1980: Museum Moderner Kunst, Wien
- 1980: Kunsthalle, Köln
- 1981: Ausstellung zum 80. Geburtstag, Solomon R. Guggenheim Museum, New York
- 1985: Retrospektive, Fondation Beyeler, Basel
- 1998: Galerie Karsten Greve, Köln
- 2009: Kunsthalle der Hypo-Kulturstiftung, München[6]
- 2009: Galerie Beyeler, Basel
- 2016: Jean Dubuffet – Metamorphosen der Landschaft, Fondation Beyeler, Riehen
- 2017: Jean Dubuffets Art Brut! Die Anfänge seiner Sammlung. Eine Ausstellung der Collection de l’Art Brut, Lausanne, Museum Gugging, Maria Gugging
- 2021: Jean Dubuffet. Brutal Beauty – Barbican Gallery, London
Entwicklung und Wachstum des Art Brut
- 1947: Gründung der ersten Art Brut Kunstgalerie, das Foyer de l’ Art Brut – in Zusammenarbeit mit Michel Taipié.
- 1947: Gründung des Vereins Companie de l’Art Brut, dessen Ziel es ist, Außenseiterkunst zu sammeln, zu erforschen und bekannt zu machen.
- 1949: Ausstellung der Sammlung von Art Brut Werken (200 Werke von 63 Künstlern) in der Galerie Renè Drouin
- 1951: Auswanderung der Art Brut Sammlung nach East Hampton, wo sie von dem Künstler Alfonso Ossorio betreut wurde.
- 1959: Dubuffet wurde wieder von seiner Sammelleidenschaft gepackt und erweitere die Art Brut Sammlung beträchtlich.
- 1962: Rückkehr der Collection del’ Art Brut nach Paris. Leider waren hier nur ausgewählte Besucher gestattet, da dieses Domizil Forschungszwecken vorbehalten war und die Öffentlichkeit somit keinen Zutritt hatte.
- 1967: Ausstellung der Sammlung im Musée des Arts décoratifs. In den folgenden Jahren stieg Art Brut Sammlung wieder beachtlich.
- 1971: Erscheinung des Catalogue de l’ Art Brut. Hier wurden 4104 Werke von 133 Künstlern aufgeführt.
- 1975: Dubuffet schenkte seine Sammlung der Stadt Lausanne (15.000 Objekte).
- 1976: Ausstellung der Collection del’ Art Brut in Lausanne in einem öffentlichen Museum.
- 1979: Wanderausstellung für das Arts Council of Great Britain
Autobiografie und Tod des Künstler Jean Dubuffet
Im letzten Jahr vor seinem Tod schrieb Jean Dubuffet seine Autobiografie. Er starb am 12. Mai 1985 in Paris. Sein Nachlass wird von der Foundation Dubuffet in Paris verwaltet, wo man auch noch sein ehemaliges Atelier besuchen kann. Jean Dubuffet war Weinhändler, Maler, Bildhauer, Schriftsteller, Collage- und Aktionskünstler.
Er folgte im künstlerischen Bereich nicht den westlichen Vorstellungen von Moral und Ästhetik und hatte die Auffassung, dass Kunst ohne akademische Bildung auskommt. Die Bilder des Hauptvertreters der Art Brut, wurden teilweise als barbarisch kritisiert. Dubuffets Art-Brut-Sammlung wird heute in Lausanne in der Collection de l’ Art Brut verwaltet.
Jean Dubuffets Top 10 Tipps für Künstler
Jean Dubuffet glaubte, dass Kunst für alle da sei. Er ließ sich von Höhlenmalereien, Graffiti und Kreationen von Kindern, Tätowierern, inhaftierten Künstlern und Patienten in der Psychiatrie inspirieren und spielte mit unkonventionellen Materialien, wodurch sein Atelier zu einer Art Labor wurde. Aber sein wichtigster Rat war eindeutig: Malen Sie mutig!
Fühlen Sie sich inspiriert? Sehen Sie sich die Top 10 Tipps für Künstler von Jean Dubuffet an.
Regie: Daniel D. Moses
Wichtige Links und Quellen:
- Jean Dubuffet bei Artfacts.Net
- Fondation Dubuffet, Paris
- Werke und Ausstellungen im MoMa
- Jean Dubuffet bei artnet – Verfügbare Kunstwerke
Inhaber und Geschäftsführer von Kunstplaza. Publizist, Redakteur und passionierter Blogger im Bereich Kunst, Design und Kreativität seit 2011. Erfolgreicher Abschluss in Webdesign im Rahmen eines Hochschulstudiums (2008). Weiterentwicklung von Kreativitätstechniken durch Kurse in Freiem Zeichnen, Ausdrucksmalen und Theatre/Acting. Profunde Kenntnisse des Kunstmarktes durch langjährige journalistische Recherchen und zahlreichen Kooperationen mit Akteuren/Institutionen aus Kunst und Kultur.