John Baldessari gehört zu berühmtesten Künstlern der Gegenwart, und das schon seit fast 50 Jahren, für jeden Kunstkenner ist er also ein Mann, dem das gesteigerte Interesse gilt. Wenn Sie John Baldessari noch nicht kennen sollten, erfahren Sie hier die Grundzüge seines künstlerischen Lebensweges:
John Baldessari – das Geschenk eines mühelosen Aufbruchs
Geboren wurde John Baldessari am 17. Juni 1931 in National City, einem typisch amerikanischen, leicht gesichtslosen Vorort der Stadt San Diego im Süden Kaliforniens. Schon sein Vater hatte jedoch der Gleichförmigkeit von Autosalons, Straßen und Kreuzungen und Telefonmasten als Wandmaler einiges entgegenzusetzen, und es ist zu vermuten, dass er das künstlerische Interesse an seinen Sohn weitergab.
Auf jeden Fall war wohl Talent genug vorhanden, wie Baldessaris gleichmäßig ansteigende Karriere als Akademiker und als Künstler beweisen sollte: Mit 18 Jahren begann Baldessari ein Kunststudium am San Diego State College (1949 bis 1953), dann folgten Studienzeiten in Berkeley (University of California in Berkeley, 1954 – 1955) und Los Angeles (University of California in Los Angeles, 1955), bis er wieder ans State College in San Diego zurückging (1955 – 1957). Bis 1959 vollendete Baldessari dann sein Studium mit Lernzeiten am Chouinard Art Institute und am Otis Art Institute, beide in Los Angeles.
Dabei ließ sich seine Künstler-Laufbahn vor allem im akademischen Bereich schon sehr früh sehr gut an, er startete sofort nach seiner Ausbildung als Kunstdozent: Gleich nach dem Abschluss seines Studiums erhielt John Baldessari das erste Angebot für einen Lehrauftrag, vom heimischen San Diego State College, wo er daraufhin von 1959 bis 1961 als Dozent tätig war.Danach wollte ihn das Southwestern College in San Diego, in dieser Lehrtätigkeit verharrte Baldessari fast 8 Jahre, bis sich der nächste Schritt zum Aufstieg in eine Professur ergab: 1968 erhielt er ein Angebot, als Assistenz-Professor an die University of California zu wechseln, an den Campus in San Diego.
Baldessari hat nun eine zündende Idee, mit der er seinen steilen Aufstieg in der akademischen Kunstwelt paukenschlagartig unterstützte. In dieser Assistenz-Professur wollte er wohl auf keinen Fall weitere 8 Jahre langsamer künstlerischer Entwicklung durchleben, wahrscheinlich hatte er in dieser langen Lehrtätigkeit auch Muße genug, um sich über seinen Stil klarzuwerden, und offensichtlich auch genug Muße, um die Einsicht zu gewinnen, dass er in Zukunft nie wieder langweilige Kunst produzieren möchte.
Als Baldessari 1970 vom California Institute of the Arts als Professor nach Los Angeles berufen wurde, stand auf jeden Fall ein Umzug an, mit Frau und Kind und über 100 bisher geschaffenen Bildern, die er in seinem weiträumigen Studio, einem alten Kino, lagerte.
So nutzte Baldessari diese Gelegenheit, um sich in einem brillant spektakulären Projekt von seiner bisherigen künstlerischen Arbeit zu verabschieden: Am alten Wohnsitz in San Diego fand im Sommer 1970 das “Cremation Project” statt, eine Bilder-Verbrennungsaktion, die ihm zu ebenso viel Platz im Umzugswagen verhalf wie zu Schlagzeilen in der Presse.
Anschließend zog er befreit um, nach Santa Monica am Rande Los Angeles, dieser Wohnsitz ist bis heute sein Lebens- und Arbeitsmittelpunkt geblieben.
Vielleicht hatte er nicht ganz ungeschickt vorausgesehen, dass er sich mit einer solchen Aktion ganz vorne unter den gerade in den Startlöchern stehenden Konzeptkünstlern einreihen würde.
Auf jeden Fall stand nach dieser Aktion seiner Karriere als weltberühmter Künstler nichts mehr im Weg: Es ging steil aufwärts, akademisch und künstlerisch und unter gleichbleibender Anteilnahme der Öffentlichkeit: Baldessari konnte seine vielgestaltigen Werke im Laufe seiner Karriere in über 120 Einzelausstellungen und mehr als 300 Gruppenausstellungen in aller Welt zeigen.
Die Ausstellungshistorie dokumentiert Baldessari Aufstieg durch die Kunstwelt der Intellektuellen, der übrigens in Deutschland, auf der documenta, begann: 1972 war Baldessari zuerst auf der documenta V in Kassel zu sehen, erst danach folgte im gleichen Jahr eine Ausstellung im Contemporary Arts Museum in Houston.
Baldessaris Zug um die Welt wird mit vielen Auszeichnungen dekoriert
Ab 1973 folgte einige Jahre, in denen seine Videos, Installationen, Collagen, Cut-Ups und Konzeptkunstwerke in den USA und in Europa vor allem im akademischen Umfeld auftauchten, Anfang der 1980er ging es dann richtig los: 1980 und 1982 war er im Contemporary Arts Museum in Houston zu sehen, 1982 auch auf der documenta VII, es folgte eine unablässig fortlaufende Ausstellungshistorie durch die amerikanischen und europäischen Zentren der modernen akademischen Kunst.
Baldessari lehrte inzwischen auch weiter, bis 1988 am California Institute of the Arts in Los Angeles. 1996 bot dann die University of California Los Angeles Baldessari einen Lehrstuhl an, und seit dem Jahre 2000 ist er Doctor of Fine Arts am Otis Art Institute, ursprünglich ein Teil der New Yorker Parsons School of Design, ab 1991 selbstständig als Otis College of Arts und Design.
Er konnte bedeutende Auszeichnungen erringen, in Europa z. B. den österreichischen Oskar Kokoschka Preis (1996), den Internationalen Preis für Fotografie der Stiftung Niedersachsen (1999), für sein Lebenswerk 2009 den Goldenen Löwe der Biennale Venedig und 2012 den Goslarer Kaiserring.
So war Baldessari längst zu einem der bedeutendsten Vertreter der zeitgenössischen Konzept- und Medienkunst geworden, als er sich 2007 zog er sich im stattlichen Alter von 76 Jahren aus der Lehre zurückzog, er ist aber als Künstler nach wie vor tätig.
John Baldessari lebt und arbeitet bis heute im kalifornischen Santa Monica, und sein Werk ist nach wie vor so vielfältig, witzig und interessant, wie der nachfolgende Artikel über seine Kunst vermitteln möchte.
VIDEO DAZU: http://www.thisisjanewayne.com/
Passionierte Autorin mit regem Kunstinteresse