Isa Hanne-Rose Genzken ist eine deutsche Künstlerin mit einem gewaltigen internationalen Renommée, die seit Jahrzehnten in Berlin (und sehr oft in New York) lebt und arbeitet. Sie ist 1948 geboren, vollendet also 2018 (am 27. November) ihr 70. Lebensjahr, womit sie ein knappes halbes Jahrhundert Kunstschaffen hinter sich hat.
International gefeierte deutsche Künstlerin
Für die deutsche Kunstwelt ist Isa Genzken seit einigen Jahren die „international gefeiertste deutsche Künstlerin“; manche unter diesen Kunst-Fachleuten haben allerdings erst mit ein paar Jahrzehnten Verspätung ein Œuvre entdeckt, dass für Kenner der zeitgenössischen Kunst seit den 1960er/70er Jahren gesteigerte Beachtung verdient.
Wer das als unglaubwürdig abtut, möge sich z. B. klarmachen, dass die komplett neue Informations- und Kommunikationswelt des Internets nun seit fast 20 Jahren existiert, diese Tatsache unseren traditionellen Medien aber erst vor ziemlich kurzer Zeit auffiel …
Außerdem gibt es einige Gründe dafür, dass Isa Genzken zu den Künstlern gehört, die in der allgemeinen Wahrnehmung ganz gewaltig unterschätzt werden. Die Beschäftigung mit Isa Genzken und ihrem Werk lohnt sich für jeden Kunstliebhaber unbedingt, bei dieser Künstlerin gibt es richtig viel zu entdecken.
Isa Genzkens Aufbruch in die Welt der Kunst
Schon Isa Genzkens Aufbruch in die Welt der Kunst gestaltete sich entschieden und gegen Ende ungewöhnlich konsequent: Isa Genzken wurde 1948, also recht kurz nach dem Zweiten Weltkrieg, in eine Familie mit Sinn für Kunst und Kultur geboren.
Der Vater war Arzt, die Mutter arbeitete in der Pharmaindustrie, hatte aber eine Schauspielschule besucht, die Familie wohnte in Schleswig-Holstein im friedlichen Bad Oldesloe, nahe Lübeck und dem berühmten Timmendorfer Ostseestrand.
Das ehemalige Kurbad in dieser Premium-Lage, in dem sogar das Rathaus (mit Gänselieselbrunnen, bit.ly/2BK6af3) und das Finanzamt (bit.ly/2A0hwv3) nett und gemütlich wirken, bot beste Voraussetzungen für eine wunderschöne (frühe) Jugend. Der familiäre Hintergrund vielleicht ebenso; es soll sogar echte Großeltern mit Interesse an Enkeln gegeben haben, zu denen Isa Genzken ein innigeres Verhältnis gehabt haben soll.
1960 zog Familie Genzken nach Berlin um und damit mit der 12jährigen Isa Genzken mitten ins Herz des Zeitgeschehens, ab Mauerbau August 1961 ein sehr zentrierter Ort des Zeitgeschehens. Aber Isa Genzken war nie auf die deutsche Sicht beschränkt, sondern reiste bereits in frühem Teenager-Alter das erste Mal nach New York, um ihre in Midtown Manhattan lebende Tanten zu besuchen (ab Ende der 1960er bis heute war Genzken fast jedes Jahr in New York, zu teils monatelangen Aufenthalten).
Ab 1966 begann Genzken zu zeichnen; zu dieser Zeit lernte sie auch den wenige Jahre älteren Kunsthistoriker, Publizist und Ausstellungskurator Benjamin H. D. Buchloh kennen, der damals in Berlin lebte, später an der Harvard University in Cambridge, MA Kunstgeschichte lehren sollte und der Genzkens Arbeit zeitlebens kompetent und kritisch begleitete.
Nach dem Abitur studierte Genzken von 1968 bis 1971 zunächst Malerei an der Hochschule für bildende Künste in Hamburg, ab 1972 Kunstgeschichte und Philosophie an der Universität Köln, 1973 Fotografie und Grafik in Berlin und bis 1977 Kunst an der Kunstakademie in Düsseldorf.
Umgeben von Lehrern und Kommilitonen, die die deutsche Kunstwelt geprägt hatten oder noch prägen sollten (Marcel Broodthaers, Benjamin Buchloh, Gerhard Richter, Gregor Stemmrich, Joseph Beuys, Katharina Fritsch, Blinky Palermo, Thomas Struth, um nur einige zu nennen) erreichte sie einen Premium-Abschluss, der sie für den Besuch einer Meisterklasse qualifizierte; in diesem Fall die Meisterklasse von Gerhard Richter.
Vom Start in der weltoffene Provinz hatten Kunst-Interesse und Kunst-Ausbildung Isa Genzken damit kontinuierlich immer näher ans Herz des deutschen Kunstgeschehens geführt.
Womit damals bestimmt nicht Berlin gemeint war (das zwar schon 1973 ziemlich Sex hatte, aber auch abgeschlossen vom Rest der Welt und zumindest gefühlt noch weiter von Hauptstadtehren entfernt war), sondern Düsseldorf, kräftig entschlossen auf dem Weg zu Schicki-Micki und höheren Kunst-Weihen.
Vielleicht weil Isa Genzken tiefer in Herz des Kunstgeschehens eindringen wollte, heiratete sie in weiser Voraussicht auch gleich den, der in nicht sehr weit entfernter Zukunft für die meisten Deutschen das Herz des deutschen Kunstgeschehens fast alleine am Pochen hielt: Ihren Professor Gerhard Richter (zur Zeit der Hochzeit 1982 noch nicht ganz auf den Kunst-Olymp angekommen, aber gut auf dem Weg).
Ehe mit Gerhard Richter und Scheidung
Diese Verbindung scheiterte 1993, weshalb die Ehe 1994 geschieden wurde (um 10 Jahre scheinen eine gute Durchschnittsfrist für die „Entzauberung“ zu sein, wenn eine Frau den ersten Mann heiratet, der ihr wirklich imponierte).
Isa Genzken hatte mit der Scheidung und danach ihre Schwierigkeiten, blieb aber gut beschäftigt im Kunstgeschehen und zog auch bald wieder in ihre alte Heimatstadt Berlin zurück.
Dort gab es auch damals für Künstler genug zu tun: Berlin hatte sich nach der Wende erst einmal ein wenig geschüttelt, war aber ab Anfang der 1990er mit zunehmender Fahrt auf dem Weg zur Stadt der unabhängigen Künstler.
Deshalb braucht heute nicht mehr näher auf Scheidung und Co. eingegangen zu werden, nicht nur weil wohl kaum etwas Neues hinzuzufügen wäre:
Die Suche nach „Isa Genzken“ + „Scheidung“ ergibt genug Artikel, in denen Sie sich genau über Art und Dauer dieser Scheidung und deren Folgen informieren können. Also ersparen wir Ihnen „berührende Einblicke“ in das Leben „der sonst extrem publikumsscheuen Künstlerin“, auch für eine nähere Beschäftigung mit dem Thema Trennungsbewältigung haben Sie nicht die richtige Plattform erwischt.
Sehen Sie sich lieber auf moma.org Isa Genzken kurz nach der Eheschließung und ihr Bild von „Meister Gerhard“ (ca. 1983) an und überlegen Sie, wie ernst Werk und Auftritt der (zu dieser Zeit 35jährigen) Künstlerin gemeint sind … und verfolgen Sie mit angemessenem Zynismus die kurze, aber spannende Betrachtung über Suchmaschinen-Paralleluniversen und medialen Scheidungs-Skandalismus:
Isa Genzken und die Online-Medien
Die Internet-Suchanfrage „Isa Genzken“+“Scheidung“ bringt in der bekanntesten Suchmaschine 558 Einträge auf 10 Seiten, mit durchschnittlich 10 Webauftritten pro Seite also rund 5.600 Artikel zur Lebensveränderung der Künstlerin. Scheinbar 558 Einträge, denn die Einträge „bröckeln“ während des Betrachtens, auf Seite 7 sind es plötzlich nur noch 557 Ergebnisse, auf Seite 8 556, auf Seite 9 89, womit auch die Seite 10 verschwunden ist, da sie nicht mehr besetzt ist.
Das könnte z.B. damit zu erklären sein, dass der Algorithmus der Suchmaschine auch nach Ausgabe der ersten Ergebnisse sortierend weiterarbeitet, was in Bezug auf Schnelligkeit sicher sinnvoll ist. Wenn die erste Seite aber um 5.600 Ergebnisse verspricht, von denen auf der letzten Seite 90 übrig bleiben – informiert fast jedes Suchergebnis falsch über das allgemeine Interesse am gesuchten Begriff, weil fast niemand bis zur letzten Seite durchklickt.
In den tatsächlich existierenden 89 Ergebnissen geht es in 24 Artikeln tatsächlich um die Scheidung Genzkens bzw. ihre unerfreulichen Folgen. 3 x geht es um die Verleihung des Goslaer Kaiserrings an Genzken 23 Jahre nach der Scheidung; 6 x um Genzken-Retrospektiven mindestens anderthalb Jahrzehnte nach der Scheidung; 10 x um Gerhard Richter (und nur um ihn); 34 x irgendwie um Kunst oder auch etwas ganz anderes, aber der Name Isa Genzken taucht auf; 13 x um etwas ganz anderes, ohne dass der Name Isa Genzken auftaucht: Deutsch-Englisch-Übersetzungen, Eva Hesse, Martin Drescher, Tina Turner (die am Zürcher See heiratet), Winterpakete der Caritas, vergiftete Babynahrung, Fachbücher für Sprache + Literatur, Veronica Ferres (die sich auch schon mal scheiden ließ), Veranstaltungstipps für das Land Brandenburg, ein Magazin namens Siegessäule, Scheidung der Menschheit in Glaubende und Nichtglaubende und Camill Leberer.
4 Tage später sind es auf einmal 900 Ergebnisse, die auf Seite 12 auf 114 zusammenschnurren; ein neuer Artikel zum abgefragten Thema ist bei den 25 geheimnisvoll dazugekommenen Ergebnissen nicht dabei. Zur Anfrage „Gerhard Richter“+“Scheidung“ verspricht die Suchmaschine auf der 1. Seite sagenhafte 74.800 Publikationen, mehr als genug zu lesen für ein Menschenleben – bei den 178 Ergebnissen, die auf Seite 18 übrig bleiben, ist nur kein einziger Artikel dabei, in dem es um „Gerhard Richter“ und „Scheidung“ geht, sondern nur die bekannten Artikel zum „Leid der Isa G.“
Wenn die Suchfrage nicht über Zeichen (die offenbar inzwischen irrelevant geworden sind, obwohl sie lt. FAQ noch „gelten“), sondern über „Einstellungen“, „Seiten suchen, die alle diese Wörter enthalten“ eingegrenzt wird, wird die Sache nicht besser: 858 Ergebnisse auf Seite 1, 856 Ergebnisse ab Seite 5, 119 Ergebnisse auf der letzten Seite 12; der gleiche bunt gemischte, oft weit vom Thema entfernte Kram.
In all diesen Suchergebnissen thematisiert ein Artikel, dass Genzken-Kunst schwer zu verstehen sei – was aber offensichtlich überhaupt nicht zu verstehen ist, ist die Art und Weise, wie die bekannteste Suchmaschine die Realität abbildet (gemeint ist die tatsächliche Leistung dieser Suchmaschine abseits jeder Verschwörungstheorie).
Noch weniger ist zu verstehen, warum über 90 % der Menschen im (ehemaligen) Land der Dichter und Denker immer und nur eine Suchmaschine nutzen, die gründliche Information erst nach großem Zeit- und Arbeitsaufwand ermöglicht. Nicht einmal 10 % der Deutsche nutzen auch alternative Suchmaschinen wie Startpage – bei der zur Anfrage „Isa Genzken“+“Scheidung“ 51 Ergebnisse auf 6 Seiten erscheinen, die auch noch jeweils anonym (und damit weitgehend ohne Gefahren für den Suchenden) geöffnet werden können.
Noch vor kurzer Zeit nahmen die Artikel über Isa Genzkens Privatleben auch dann viel Raum in den Suchergebnissen ein, wenn alleine nach „Isa Genzken“ gesucht wurde, um etwas über die Künstlerin zu erfahren. Aber die Medien-Berichterstattung ändert sich gerade: Seit Isa Genzken mit dem Goslaer Kaiserring 2017 ausgezeichnet wurde bzw. seit die Nachricht über diese hohe Auszeichnung veröffentlicht wurde, hat sich langsam bis zur letzten „Ich schreibe mir die Welt, wie es mir gefällt“-Redaktion herumgesprochen, dass die Künstlerin Isa Genzken schon lange einen gewaltigen Einfluss auf die Welt der zeitgenössischen Kunst ausübt.
Vielleicht spricht sich unter Journalisten angesichts dieses peinlichen Beispiels noch weiter herum, dass es da draußen produktive Menschen gibt, um die sich Journalisten zur Berichterstattung bemühen müssen, weil die Aufmerksamkeit dieser Menschen ihre Arbeit gilt und nicht Veröffentlichungen über sich oder ihre Arbeit (und unter Lesern, dass sie nur dann Infos bekommen, wenn mit den Einnahmen von Publikationen Journalisten bezahlt werden und nicht nur Medienmogule oder Aktionäre)?
Berlins Neue Nationalgalerie feiert den 75. Geburtstag der Künstlerin mit Sonderausstellung
Isa Genzken, die Künstlerin, hat sich bereits früh von den orthodoxen Prinzipien der Moderne abgewandt. Anlässlich ihres 75. Geburtstags präsentiert die Neue Nationalgalerie in Berlin eine Ausstellung, die aufzeigt, wie sie den sozialen Raum auf eine andere Weise gestaltet – verspielt, offen, lustbetont und queer.
In diesem festlichen Rahmen zeigt die Neue Nationalgalerie im Glaskasten von Mies van der Rohe 75 Skulpturen aus allen Schaffensphasen der deutschen Künstlerin von den 1970er-Jahren bis heute. Zu sehen sind unter anderem Hauptwerke wie das 10 Meter lange „Blau-grau-gelbes Hyperbolo ‘MBB’” (1981), „Atelier“ (1990), „Venedig“ (1993), „Nofretete – Das Original“ (2012) oder „Schauspieler“ (2013).
Die Präsentation von Kunst in diesem Raum ist manchmal eine Herausforderung, da das Licht im Inneren vom Himmel über Berlin abhängig ist.
Was in kleineren Ausstellungsräumen bestehen kann, wirkt in der weiten Halle wie Treibgut, das an die Klippen der Nachkriegsmoderne angespült wurde. Nichtsdestotrotz strahlt die Ausstellung Isa Genzken 75/75 eine ruhige und sanfte Atmosphäre aus.
Eine Einordnung dieser Ausstellung finden Sie im Kulturteil von Welt.de: ISA GENZKEN Was der Bildungsbürger nicht in die Wohnung lässt.
Auch im nächsten Artikel dieser Mini-Serie auf Kunstplaza (Isa Genzken: Eine Künstlerin an der Spitze) geht es um den leisen, aber unaufhaltsamen Aufstieg der aus gutem Grund pressescheuen Weltkünstlerin.
Stichworte: Beste Kunst der Welt, Führende deutsche Künstler, Gerhard Richter, Informationsqualität von Internet-Suchmaschinen, Kunstverständnis
Passionierte Autorin mit regem Kunstinteresse