Max Beckmann gehört zu den wichtigsten deutschen Künstlern des vergangenen Jahrhunderts, er hat die Malerei des ausgehenden 19. Jahrhunderts mit seinem figurenstarken Stil formend auf ihrem Weg begleitet.
Der Sohn eines Müllers wuchs in Leipzig und Braunschweig auf und hatte von Kindesbeinen an mehr Interesse für Aquarelle und Illustrationen, (Selbst) Porträts, fremde Kulturen und Kunstgeschichte als an schulischer Bildung, aus dem Internat lief er mit 15 Jahren fort, um sich gegen den Willen seiner Eltern bei der Großherzoglich-Sächsischen Kunstschule in Weimar zu bewerben.
Seine früh entwickelte anekdotische Zeichenkunst mit einem Anflug ins Groteske und sein sicheres Formgefühl öffneten ihm die Türen, in seinem Lehrer, dem norwegischen Maler Carl Frithjof Smith fand er den nach eigener Aussage “einzigen Lehrer seines Lebens”.
Frithjof Smith sollte seine Malweise lebenslang bestimmten, die Idee der ausdrucksstarken Vorzeichnung übernahm Beckmann von ihm und behielt sie bei. An der Kunstschule in Weimar lernte er aber auch die moderne Freiluftmalerei, die die Weimarer dem französischen Impressionismus abgeguckt hatten, die Weimarer Schule war damals die fortschrittlichste Deutschlands.
Nachdem Beckmann 1903 seine mit Belobigungen versehenen Abschlusszeugnisse für Malerei und Zeichnen in der Hand hat, geht er nach Paris, studiert, liest und schreibt, ist beeindruckt vom Werk Paul Cézannes und erarbeitet die Vorstudien für sein erstes großes Werk, “Junge Männer am Meer”.
Er reist weiter nach Amsterdam, Scheveningen und Den Haag, sieht sich Rembrandt, Jan Vermeer und Frans Hals an und malt Landschaften, in denen zu spüren ist, dass er die Moden der Zeit, Jugendstil und Japonismus, überwinden will. 1904 will er weiter nach Italien, kommt aber nur bis Genf und besichtigt wenigsten noch in Colmar den noch recht unbekannten Isenheimer Altar, bis er sich in Schöneberg bei Berlin niederlässt.
1905 stellt Beckmann bei einem Aufenthalt am Meer die “Jungen Männer am Meer” fertig, 1906 nimmt er mit diesem Erstlingswerk bereits an der Weimarer Ausstellung der Berliner Secession teil, was gut bezahlte Porträtaufträge einbrachte. Das Bild erhielt außerdem den Ehrenpreis des Allgemeinen Deutschen Künstlerbundes, der ein Stipendiat in der Villa Romana in Florenz enthält.
Der aufstrebende Künstler schließt sich 1907 der Berliner Secession an, heiratet im gleichen Jahr und reist mit seiner Frau nach Paris und zum Stipendiat nach Florenz, wo weitere Arbeiten entstanden, die seine Karriere befördern sollten.
In dieser Zeit schlug Beckmann eine Brücke zwischen Impressionismus und Neoklassizismus in großformatigen, aktionsgeladenen Gemälden, fertigte aber auch feine Porträtmalereien voller geheimnisvoller Atmosphäre und unglaublich präzise Handzeichnungen. Nach der Zeit in Florenz zog die Familie Beckmann 1907 in ein von Beckmanns Frau entworfenes Atelierhaus in Berlin-Hermsdorf.
Der nunmehr “gemachte Künstler” reist 1908 erneut nach Paris, stellt 1909 erstmals im Ausland aus, grafische Arbeiten und sein berühmtes Doppelbildnis mit seiner Frau Minna Beckmann-Tube entstanden und große Bilder wie eine Szene aus dem Untergang von Messina, die ihn in die Nachfolge eines Rubens stellen.
Beckmann suchte nicht die gewaltige Abstraktion wie Henri Matisse und Pablo Picasso und wollte keine Auflösung wie Wassily Kandinsky, wollte aber genau wie Lovis Corinth und Max Liebermann eine zeitgemäße Form, um figurative Malerei zu betreiben. Damit traf er den Geschmack der Zeit, um war er in Deutschland berühmt.
Schon 1910 war Beckmann in der Berliner Secession in den Vorstand gewählt worden, was jedoch lediglich zu einer lebenslangen Ablehnung von Künstlervereinigungen führen sollte, er trat 1913 aus der Secession aus und war 1914 Mitbegründer der “Freie Secession”.
Zu dieser Zeit hatte Beckmann seinen Stil in der gegenständlichen Malerei weitgehend gefunden, erst sein Zusammenbruch im Ersten Weltkrieg brachten wieder einen grundlegenden Wandel in sein künstlerisches Werk, die Erfahrungen des Krieges geben seinem Stil harte Konturen, die Werke dieser Zeit zeigen schonungslos die Härte des Krieges.
Beckmann ließ in nun Frankfurt-Sachsenhausen nieder und überführt den brutalen Stil des Krieges langsam in eine neue Art der Grafik und Malerei. Der Lithografienzyklus “Die Hölle” fängt das Leben der Nachkriegszeit in seiner Substanz ein, aber auch eine christliche Ikonographie wird zum Thema, Beckmanns Malweise wird immer expressiver, die Mittel treten immer mehr hinter der Aussage zurück. Beckmann nimmt zeigt nun eine zeitkritische und ironisierende Malweise, die Inhalte werden komplexer und entfalten ihre eigene Symbolsprache.
Beckmann ist nun, in den 1920er Jahren, auf einem Höhepunkt des Ruhms, er wird in den Großstädten Europas ausgestellt, illustriert mehrere Bücher des Piper-Verlags, 1924 erscheint eine Monografie über ihn. In diesem Jahr lernt er auch Mathilde Kaulbach kennen, die seine neue Frau und viel gemaltes Model wird.
Weitere Reisen nach Frankreich und Italien und intensive Studien der Theosophie, gnostischer und altindischer Lehren trugen zur Entwicklung seines künstlerischen Stils bei, er entwickelt auch einen neuen Umgang mit der Farbe in seinen Bildern.
1925 übernimmt Beckmann ein Meisteratelier an der Kunstschule des Frankfurter Städel-Museums, seine eigenen Gemälde, “Doppelbildnis Karneval”, “Italienische Phantasie” und “Galleria Umberto”, zeigen jedoch eine Beunruhigung und zeigen etwas, das der Beckmann-Biograph Stephan Reimertz “Vorgesicht des Künstlers” nennen sollte.
Wirklich war die “Goldene Zeit” bald zu Ende: 1928 wird Beckmann in Deutschland noch einmal umfassend gewürdigt, mit dem Reichsehrenpreis Deutscher Kunst, der Goldenen Medaille von Düsseldorf und einer großen Retrospektive in der Kunsthalle Mannheim, und 1930 werden auf der Biennale in Venedig sechs Bilder von ihm gezeigt, Beckmann wird aber von der nationalsozialistischen Presse bereits heftig angegriffen.
1933 wird Beckmann fristlos auf der Städelschule entlassen, nun war er in prominenter Stellung nur noch in den Ausstellungen “Entarteter Kunst” vertreten, mit denen ganz Deutschland überzogen wurde. Beckmann zog sich nach Berlin zurück und brachte in anekdotenhaften Bildern, “Ochsenstall”, “Der kleine Fisch” und Selbstbildnissen mit schwarzer Kappe oder Glaskugel seine Fassungslosigkeit und seine Angst zum Ausdruck, auch plastische Arbeiten wie der “Mann im Dunkeln” wurden zu Anklagen des plötzlich unerwünschten Künstlers.
1937 flieht Beckmann nach Amsterdam, nachdem er Hitlers Rede zur Eröffnung der “Großen Deutschen Kunstausstellung in München” im Rundfunk gehört hat, wollte Max Beckmann mit Deutschland nichts mehr zu tun haben. Im Amsterdamer Exil Amsterdam malte er verzweifelte Selbstporträts wie “Der Befreite”, auf dem er Ketten sprengt und rätselhafte Bilder und Triptychen, die sein Schicksal thematisieren. 1939 bewarb Beckmann sich um ein Visum für die Vereinigten Staaten, musste jedoch in der gesamten Kriegszeit in Amsterdam bleiben, wo er in Kontakt zum deutschem Widerstand war.
Erst 1947 erhielten Max und Mathilde Beckmann die Einreisegenehmigung in die USA, wo Beckmann zum Professor an der Art School der Washington University in St. Louis berufen wird, ab 1949 folgte ein Lehrauftrag an der Art School des Brooklyn Museums In New York, Beckmann unternahm auch Reisen quer durch die USA, bei denen er in Kalifornien und Colorado lehrte.
Im Dezember 1950 erlag Beckmann mit 66 Jahren einem überraschenden Herzinfarkt in New York, sein zehntes Triptychon, “Amazonen”, blieb unvollendet.
Die Bilder des Künstlers, den Heinz Berggruen als “den bedeutendsten deutschen Künstler des 20. Jahrhunderts neben Ernst Ludwig Kirchner” beschreibt, regen noch heute zum Nachdenken an – und sie sind heute unglaublich wertvoll, sein “Selbstbildnis mit Horn” beispielsweise wurde für 22,6 Millionen Dollar verkauft, der “Blick auf Vorstädte am Meer bei Marseille” war 2009 das bestbezahlte deutsche Gemälde überhaupt.
Unter beiden Gesichtspunkten würden wir uns freuen, wenn Sie auf dem Dachboden noch einen “kleinen Beckmann” finden und ihn hier auf Kunstplaza einstellen, um sich mit dieser faszinierenden Kunst zu beschäftigen, ist natürlich auch ein Druck gut geeignet.
Zahlreiche Kunstwerke von Max Beckmann auf Pinterest
Passionierte Autorin mit regem Kunstinteresse