Der US-amerikanische Künstler Mel Ramos verließ uns im Oktober 2018 im Alter von 83 Jahren und hinterlässt uns ein umfassendes Oeuvre, das vor weiblicher Sexualität nur so strotzt. Vulgär und sexistisch nannten seine Kritiker seine Werke und der populäre Pop-Art Vertreter war wohl Zeit seines Lebens für seine freizügigen Darstellungen heftig umstritten.
Wie könnte man seinen Stil möglichst wertfrei beschreiben, ohne sich gleich in die Formulierungen weder seiner Bewunderer noch seiner Kritiker einzureihen?
Frech – Provokativ – Knallbunt – Populär – Sexy – Konsumkritisch – Werbewirksam – Oberflächlich – Grell – Fröhlich – Humorvoll? Vielleicht eine Mixtur aus all diesen Attributen und noch viel mehr.
Ganz nüchtern betrachtet, kann man seine Bilder als weibliche Akte in einer Verbindung mit populären Markenartikeln – als Pin-Up Girls in typischen Arrangements aus der Werbung der 1950er und 1960er Jahre – bezeichnen. Solche Markenprodukte waren beispielsweise Zigarettenschachteln, Softgetränke, Kaugummi, Schokolade und Automobile.
Hinter der dieser überzeichneten Darstellung der weiblichen Sexualität darf aber eine Parodie bzw. Satire auf die damals sehr verbreitete Werbemasche mit eindeutigem Sex-Sells-Ansatz vermutet werden. Es war in der damaligen Zeit eine gängige Praxis, die Kauflust der konsumgeneigten Bevölkerung mit sexuellen Reizen zu befeuern.
Die sogenannten „Commercial Pin-Ups“ wurden über Jahrzehnte hinweg das unverkennbare Markenzeichen von Mel Ramos. Dies verlieh ihm einen ungewöhnlichen, aber nicht minder bedeutenden Platz in der Geschichte des Pop Art.
Aber beginnen wir doch von vorne und der Reihe nach.
Mel Ramos – Seine frühen Jahre
Mel Ramos wurde am 24. Juli 1935 als Sohn portugiesischer Einwanderer in Sacramento, Kalifornien geboren und studierte Kunst am Sacramento Junior College (Bachelor-Abschluss 1957) und später am Sacramento State College (Abschluss 1958). Tatsächlich blieb er dort bis 1997 Mitglied der Fakultät, als er dann schließlich als emeritierter Hochschulprofessor in den wohlverdienten Ruhestand entlassen wurde.
Während seiner Ausbildungszeit an der Sacramento State wurde er unter anderem vom bekannten Pop-Art-Künstler Wayne Thiebaud als Schüler maßgeblich geprägt, unter dessen Anleitung er dort seinen Master-Abschluss erwarb. Dadurch kam er auch in Berührung mit der Bay Area Figurative School, welcher er für einige Jahre sehr nahe stand.
Allmählich wandte er sich jedoch vom Abstrakten Expressionismus der 50er Jahre, der auch die Kunstrichtung des Action Painting als auch die Farbfeldmalerei angehörten, ab. Anfang der 60er-Jahre begann Mel Ramos dann – ganz im Geiste der damaligen Zeit – mit dem Zeichnen und Malen von Comic-Figuren. Unter seinen frühen Arbeiten waren vor allem die Superhelden der ersten Stunde: Superman, Batman, The Spectre und Wonder Woman.
Pop-Art Ära und Pin-Up Girls
In den frühen 60er-Jahren veränderte sich die westliche Welt in dramatischer Weise und es vollzog sich ein tiefgreifender gesellschaftlicher Wandel. Es waren Zeiten des Aufbruchs, die in fast allen Bereichen des alltäglichen Lebens zu spüren waren. Angefangen vom kindlichen Leben, dem Erwachsenwerden, der Familie über Schule, Mode, Technik und eben auch in der Kunst.
Es war eine unheimlich spannende Zeit mit vielen großen gesellschaftlichen und politischen Ereignissen und Umwälzungen. Das Leben wurde nach einigen Jahren der Tristesse in direkter Folge auf die beiden Weltkriege wieder schlagartig bunter und lauter. Alles schien plötzlich möglich.
Inmitten diesen Zeiten trat auch eine neue, schrille und populäre Kunstrichtung auf die Bühne: Pop-Art war geboren.
Während Mel Ramos nie den gleichen Ruhm wie seine beiden Zeitgenossen Andy Warhol und Roy Lichtenstein für sich beanspruchen konnte, spielte er dennoch eine wichtige Rolle für die erste Generation US-amerikanischer Pop-Art Künstler und darf durchaus zu den Pionieren dieser Stilrichtung gezählt werden.
Er war einer von 12 Künstlern, die gemeinsam mit Andy Warhol und Roy Lichtenstein im Los Angeles County Museum of Art im Jahre 1963 die neue Kunstbewegung aus der Taufe hoben und den Keim für einen wahren Siegeszug des Pop Art gesät hatten. Der grafische Stil seiner Werke wurde stark von der Bildsprache der Comic-Hefte beeinflusst. Ebenso dürften ihn die Arbeiten seiner Zeitgenossen Roy Lichtenstein, Andy Warhol und Robert Rauschenberg inspiriert haben.
Ramos stürzte sich dabei mit Begeisterung insbesondere auf die Darstellung von Pin-Ups, welche in diesen Jahren eine enorme Popularität erfuhren. Insbesondere die sexuell freizügige Zurschaustellung von weiblichen Comic-Charakteren und Superheldinnen wie Wonder Woman bestimmten seine ersten Werke in diesem Genre. Pin-Up Girls sollten der Nukleus seines gesamten weiteren Schaffensprozesses bleiben.
Das Frauenbild der Femme Fatale wurde geprägt von Sexsymbolen wie Marilyn Monroe und Jane Mansfield, die den Glamour und Ruhm Hollywoods perfekt verkörperten und Millionen von Männern schmachten und Millionen von Frauen träumen ließen. Darin fanden sich die Sehnsüchte einer ganzen Generation wider.
Ramos griff diese Inszenierung des perfekten Frauenkörpers voller Anmut, Schönheit und Verführungskraft in seinen Commercial Pinup Girls auf und schaffte durch deren Arrangement mit Konsumgütern und Produkten aus bekannten Werbeformaten eine satirische Auseinandersetzung mit dieser Inszenierung von Schönheitsidealen auf der einen und eine subtile Kritik an den Mechanismen der Werbemaschinerie auf der anderen Seite.
Er thematisierte durch seine Arbeiten auch die Rolle des weiblichen Körpers im aufkommenden Materialismus des erstmals nach dem 2. Weltkrieg prosperierenden gesellschaftlichen Lebens einer sich herausbildenden Wohlstandsgesellschaft.
In einem Interview mit artnet News erinnerte sich Ramos‘ einstiger Galerist Louis K. Meisel an sein erstes Aufeinandertreffen mit dem Künstler. Obwohl die freizügige Darstellung nackter Frauenkörper in aufreizenden Posen damals sehr radikal war, zögerte Meisel nicht lange und nahm in – vielleicht auch aufgrund seines unkonventionellen Auftretens und seiner Persönlichkeit als Künstler – bei seiner renommierten Galerie in New York sofort unter Vertrag. Diese Verbindung hielt von 1971 bis zum Schluss und war von außerordentlichem Erfolg gekrönt.
Er lebte und arbeitete Zeit seines Lebens in der kalifornischen Stadt Oakland und in der Gemeinde Horta de Sant Joan in Spanien.
Erste Einzelausstellungen und Sammlungen
1963 stellte Mel Ramos seine Werke gemeinsam mit Warhol und Lichtenstein im Los Angeles County Museum of Art aus.
Seine erste Pop-Art Einzel-Ausstellung verzeichnen konnte Ramos 1964 in der Bianchini-Gallery in New York. Die Zeitzeugin und damalige Kunstkritikerin Elisabeth Stevens schrieb damals für ARTNEWS über diese Ausstellung:
„Mel Ramos bringt einen Hauch von Karneval aus Kalifornien mit… Seine Arbeiten sind effektvoll, die Farben knallbunt und die Motive stark aufmerksamkeitserregend. Als Maler ist Ramos kein Playboy, und wie bei seinem Mentor Wayne Thibaud ist sein Realismus kompromisslos, mutig und niemals akademisch.“
Zwei Jahre später verschlug es ihn sogar gleich mal nach Deutschland und seine Werke wurden 1966 in der Galerie Ricke in Kassel ausgestellt.
Im Jahr darauf wurde er wieder in seinem heimatlichen Kalifornien – genauer gesagt in San Francisco – mit einer weiteren Einzelausstellung gewürdigt. Berichten zufolge soll die amerikanische Feministin Judy Chicago damals schreiend durch die Räume gelaufen sein und dabei auch den Museumsleiter wüst beschimpft haben.
1967 organisierte er nochmals eine Ausstellung in Deutschland, dieses mal in Köln. Dabei kam es zu einem heftigen Eklat. Ein Großteil der ausgestellten Werke wurden durch die Polizei abgedeckt.
Grund für diese Aktion waren Bilder seiner „Animal Paintings“-Bilderserie, deren Motive den Behörden für die damalige Zeit deutlich zu sexistisch waren. Sie zeigten Frauen in eindeutigen sexuellen Posen mit Tieren. Das ging vielen Verantwortlichen bei den Ordnungsbehörden entschieden zu weit und man entschied sich für die Verhüllung der Werke. Das mediale Echo danach kann man sich ja denken.
1972 begann Ramos mit der Veröffentlichung seiner Werke der Reihe „Unfinished Paintings“ – Diese Bilder waren eine Persiflage klassischer Aktbilder der alten Meister. Die schlichte und oftmals unschuldig daher kommende Erotik der Meisterwerke von Manet, Ingres und Modigliani wurden durch aufreizende Pinups ersetzt und ad absurdum geführt.
Es folgten bedeutende Ausstellungen in renommierten Galerien weltweit, darunter in der Kunsthalle Tübingen (2010), in der Villa Stuck in München (2011) und in der Wiener Albertina (2012).
Eine Auswahl weiterer wichtiger Ausstellungen in chronologischer Reihenfolge:
- 1963: Teilnahme an Pop Art-Ausstellungen im Oakland Museum of California und im Contemporary Art Museum in Houston
- 1965: Teilnahme an der Gruppenausstellung Pop Art, Nouveau Réalisme, etc. im Palais des Beaux-Arts, Brüssel
- 1966: Teilnahme an der Wanderausstellung 11 Pop Artists durch die USA
- 1969: Einzelausstellung in Deutschland im Gegenverkehr, Zentrum für aktuelle Kunst, in Aachen
- 1972: Einzelausstellung im Utah Museum of Fine Arts, Salt Lake City
- 1974: Teilnahme an einer Pop Art-Ausstellung im Whitney-Museum of American Art in New York
- 1975: Einzelausstellung im Museum Haus Lange, Krefeld
- 1977: Erste Retrospektive im Oakland Museum of California
- 1991: Teilnahme an der großen internationalen Wanderausstellung »Pop Art« (Royal Academy of Arts, London; Museum Ludwig, Köln; Museo Nacional Centro de Arte Reina Sofia, Madrid; The Montreal Museum of Fine Arts)
- 1999: Teilnahme an der druckgraphischen Gruppenausstellung »Pop Impressions« im Museum of Modern Art, New York
- 2007: Teilnahme an der Ausstellung Pop Art Portraits in der National Portrait Gallery in London und in der Staatsgalerie in Stuttgart
- 2012: Mel Ramos: 50 Years of Superheroes, Nudes, and Other Pop Delights, Crocker Art Museum, Sacramento, USA (Einzelausstellung); Museum Ritter, Waldenbuch, Deutschland
- 2013: Pin Up Girls GALERIE FRANK FLUEGEL, Nuernberg; Pinups & Portraits – IKON Ltd, Santa Monica, USA
- 2014: Die Schöne und das Biest, Museum der Bildenden Künste, Leipzig, Deutschland; Everybody needs a hero, Scott Richards Contemporary Art, San Francisco, CA, USA
- 2015: Mel Ramos. My Age of Pop. Ludwig Museum Koblenz
- 2017: Mel Ramos: Editions and Drawings, GALERIE FRANK FLUEGEL, Nuernberg, Deutschland
Vor allem in Europa erlebten die Werke von Ramos in den letzten Jahren ein regelrechtes Revival. 2010-2011 machte eine groß angelegte Retrospektive zum Künstler im Rahmen des 50-jährigen Jubiläum der Pop Art die Runde und legte dabei Halt in Münchens Villa Stuck, der Kunsthalle Tübingen und im Albertina in Wien ein.
Sein Heimatland – die USA – erhielt 2012 seine eigene Retrospektive, als das Crocker Art Museum in Sacramento unter dem Titel „Mel Ramos: 50 Years of Superheroes, Nudes, and Other Pop Delights“ den Künstler ehrte.
Noch Anfang September letzten Jahres – kurz vor seinem Tod – eröffnete Mel Ramos in Hamburg eine Ausstellung seiner Werke. Zu diesem Zeitpunkt rechnete noch niemand mit dem unmittelbar bevorstehenden Ableben des Künstlers.
Einen Monat danach eröffnete die Ausstellung „Mel Ramos – Superheroes of 1963“ mit sechs seiner ersten 18 Bilder, die der Pop Art zugerechnet werden können, in seiner „Hausgalerie“ – der Louis K. Meisel Gallery. Das Ende dieser Werkschau am 10. November 2018 erlebte der Künstler nicht mehr.
Die Arbeiten des Malers und Grafikers wurden im Laufe der Jahre und Jahrzehnte in zahlreiche renommierte Sammlungen und Dauerausstellungen aufgenommen, darunter:
- Museum of Modern Art , NYC
- Solomon R. Guggenheim Museum
- Norton Simon Museum, Pasadena
- Hirshhorn Museum, Washington, DC
- Whitney Museum of American Art, New York
- San Francisco Museum of Modern Art
- Museum of Contemporary Art, Los Angeles
Sogar das Playboy Magazin griff seine Werke auf und veröffentlichte ein Buch mit einer Sammlung seiner sexy Pin-up Girls. Aktuell können Sie Bilder von Mel Ramos (z.B. als limitierte Lithografie oder Linolschnitt) über die Galerie Zimmermann & Heitmann erwerben.
Erfolge, Perzeption und Kritik
Heftiger Gegenwind aus konservativen und feministischen Kreisen
Seine ersten Arbeiten, die zumeist die Darstellung von Superhelden, historischen Akten und Palmen beinhalteten, wurden von Kritikern teilweise als wenig werthaltig oder gar Kitsch abgetan. Diese Wahrnehmung änderte sich aber, als er sich seinem zentralen Werk und dediziertem Lieblingsthema zuwendet – den Pin-Up Girls.
Aufgrund der Freizügigkeit und Art seiner Zurschaustellung von nackten Frauenkörpern geriet Ramos bereits früh in den 1960er Jahren in heftige Kritik. Diese ging in erster Linie von konservativen und reaktionären Kreisen aber auch von vielen Frauen und Feministen aus. Sie bezeichneten seine Werke als vulgär, rückständig, erniedrigend und entwürdigend. Besonders gegen Ende der 60er und in den 70er Jahren, als der Feminismus sich verbreitete, verspürte Ramos wohl einigen Gegenwind.
1972 schrieb die Kritikerin Linda Nochlin exemplarisch in einem Essay der ARTNEWS „Women as Sex Object“ über die vermeintlich fetischistische und herabwürdigende Natur seiner Bilder. In späteren Jahren sollen weibliche Pop-Künstler wie Marisol und Marjorie Strider in ähnlicher Weise seine Bilder als rückständig abgeurteilt haben.
Diese Wand der Kritik wirkt paradox, wenn man sich verdeutlicht, dass eben diesen Bilder eine satirische Intention und kritische Note gegen die Inszenierung von Frauen als reine Sexsymbole zur Vermarktung von profanen Warenartikeln innewohnt. Wurde hier also dem Anti-Sexismus Sexismus vorgeworfen?
In einem Interview von 2010, das der Verleger Hatje Cantz mit Ramos zu diesen Vorwürfen führte, widerlegte der Künstler vehement jegliche sexistischen Inhalte in seinen Arbeiten:
„Ich habe auch männliche Portraits gemalt, aber eine Sache stimmt: ich bin am weiblichen Körper interessiert. Warum? Was soll ich dazu sagen? Ich liebe Frauen, ich bin ein gesunder, männlicher Amerikaner. Und sicherlich sind Frauen für mich begehrenswert.“
Wenngleich der nackte weibliche Körper das vordergründigste Element in seinen Bilder scheint, beteuerte Ramos wiederholt, dass er doch das Gesicht als wichtigstes Körperteil einer Frau betrachtete. Dieses sei der Grundstein für jede neue Arbeit. Zeitgleich stand er immer wieder für mehr Nacktheit in der Öffentlichkeit ein. Dabei war der unbekleidete Zustand nicht erotisch konnotiert, sondern vielmehr ein Ausdruck von Natürlichkeit. Man könnte also fast soweit gehen und behaupten, er war ein Fürsprecher der FKK-Bewegung und ein bekennender Naturist.
Als er 2012 einmal zu einer Ausstellung ins Louvre ging und dort Dutzende Akte – darunter wunderbare Werke von Titian, Veronese und Tintoretto – vorfand, fühlte er sich in seinem Schaffen bestätigt. Er entschied sich dazu, nicht länger defensiv gegenüber seinem Werk eingestellt zu sein.
Interessant ist auch in diesem Zusammenhang, dass Provokation und das Entfachen einer Kontroverse wohl nie die Intention des Künstlers selbst waren. Er betonte, dass er nicht versuche, provokante und bewusst anstößige Bilder zu malen, um absichtlich Menschen zu verärgern oder gegen sich aufzubringen. Ganz anders als es beispielsweise Pablo Picasso mit seinen pornografisch angelegten Werken versuchte.
Ramos sah sich also nicht als Kritiker seiner Zeit, sondern vielmehr als Beobachter, der keine Gender-Debatten vom Zaun brechen möchte und Kunst auch nicht als Instrument betrachtet, um (politische, gesellschaftskritische) Botschaften unters Volk zu bringen.
Erfolge und Auktionspreise
Geschadet hat ihm die Kritik offenbar nicht – zumindest nicht, was die Entwicklung seiner Popularität und künstlerischen Karriere anging.
Seine Werke waren auf dem Kunstmarkt äußerst gefragt, erzielten eine breite und anhaltende Aufmerksamkeit sowie Höchstpreise bei Galerien und Auktionen. Ein Marilyn-Monroe-Akt wurde beispielsweise 2016 in Wien für 173 000 Euro versteigert. Selbst limitierte Kunstdrucke sind kaum unter einem vierstelligen Betrag zu haben.
Dazu dürfte auch der Umstand beigetragen haben, dass Pop Art einfach nicht aus der Mode zu kommen scheint. Sie hat einen ganz eigenen Reiz und eine besondere Anziehungskraft auf uns. Die Ambivalenz aus der augenscheinlichen Oberflächlichkeit auf der einen und der innewohnenden Tiefgründigkeit auf der anderen Seite übt eine starke Faszination aus. Pop Art vereint spielerische Leichtigkeit mit ernster Kritik so gekonnt, dass wir uns dem nicht entziehen können.
Trotz der sehr erfolgreichen Karriere als Künstler stellt sich manchem Betrachter die Frage, warum er im Vergleich zu seinen Kollegen Andy Warhol und Roy Lichtenstein – was Aufmerksamkeit, Ruhm und wirtschaftlichen Erfolg angeht – doch eher im Schatten geblieben ist.
Laut der Datenbank von artnet, schlug der Auktionsrekord eines seiner Werke mit 1,07 Millionen britischen Pfund bei Sotheby`s (2012) zu Buche. Das ist nur ein Bruchteil dessen, was Warhol und Lichtenstein bei Auktionen einbrachten.
Eine plausible Erklärung dafür lieferte sein Galerist Meisel in einem Interview mit ARTNEWS. Demnach lag dies ganz einfach am produktiven Output von Ramos im Vergleich zu Tom Wesselman, Lichtenstein und Andy Warhol.
Vergleicht man die nackten Zahlen, dann schuf Warhol im Laufe seines künstlerischen Schaffens etwa 36.000 Werke, Wesselman zwischen 8.000 und 10.000. Da Ramos einen Großteil seiner Arbeiten in mühsamer Detailarbeit erarbeitete und ihn seine Vollzeit-Tätigkeit als Professor an der California State University (1966-1997) durchaus auf Trab hielt, kommt Ramos in seiner Lebenszeit wohl nicht mal auf 1.000 Werke. Daher konnte er auch gar nicht in dem Ausmaß von kunstinteressierten Menschen, Galeristen, Museen und Mäzenen gesammelt werden.
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Originale von Mel Ramos sind kostspielig und nur schwer zu erwerben (siehe Auktionsrekord bei Sotheby`s weiter oben).
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Was bleibt…
Im Oktober 2018 verstarb Mel Ramos in seiner Heimatstadt Oakland im Alter von 83 Jahren. Laut seiner Tochter und Studiomanagerin Rochelle Leininger war die Todesursache Herzversagen.
Er hinterlässt neben seiner Tocher, seine Frau Leta und seinen Sohn Skot und eben nahezu 1.000 Malereien und Zeichnungen als Oeuvre für die Nachwelt. Seine frechen, bunten und teils absurd wirkenden Werke werden uns auch weiterhin erheitern, unterhalten und zum Nachdenken anregen.
Als einer der Pioniere hat er maßgeblichen Anteil daran, dass uns Pop Art über viele Jahrzehnte hinweg fasziniert und begeistert. Gleichzeitig dürfte er durch seine Lehrtätigkeit an der California State über mehr als 30 Jahre unzählige junge Künstler in Ihrem Entwicklungs- und Schaffensprozess in bedeutsamer Weise beeinflusst und geprägt haben.
Sein Vermächtnis für die Welt der Kunst ist also nicht hoch genug einzuschätzen.
Als Nachruf aus den Reihen seiner Zeitgenossen eignet sich folgende Aussage seines ehemaligen Galeristen Martin Muller gegenüber des San Francisco Chronicle:
„Ramos war ein bemerkenswerter Mensch, Künstler und Lehrer. Über zahlreiche politische und gesellschaftliche Trends und Veränderungen in der Kunstwelt hinweg, blieb er stets auf den schöpferischen Akt des Malens fokussiert, mit Leidenschaft, Hingabe und Disziplin.“
Inhaber und Geschäftsführer von Kunstplaza. Publizist, Redakteur und passionierter Blogger im Bereich Kunst, Design und Kreativität seit 2011. Erfolgreicher Abschluss in Webdesign im Rahmen eines Hochschulstudiums (2008). Weiterentwicklung von Kreativitätstechniken durch Kurse in Freiem Zeichnen, Ausdrucksmalen und Theatre/Acting. Profunde Kenntnisse des Kunstmarktes durch langjährige journalistische Recherchen und zahlreichen Kooperationen mit Akteuren/Institutionen aus Kunst und Kultur.