Kunstauktionen laufen momentan wie irre, denn das unser Geld bei den Banken nicht gut aufgehoben ist, glauben zur Zeit immer mehr Menschen. Erstaunlicherweise hält sich auf der anderen Seite die demokratische Empörung über diese Tatsache eher in Grenzen, es kann also noch sehr lange Zeit dauern, bis die Banken ihr Verhalten ändern.
Bis die Finanzwelt gezwungen wird, bei der Verwaltung der ihr anvertrauten Gelder wieder die übliche kaufmännische Sorgfalt walten zu lassen, wird es wohl dabei bleiben, dass die Geldanlage in Sachwerte sich als ernsthafte Alternative anbietet. Für viele Menschen stellt ein Kunstwerk einen sehr guten Sachwert für eine Anlage dar, und Kunst dieser Art wird auf Kunstauktionen angeboten.
Das ist nicht der einzige Grund: Manche Menschen haben mit eben dieser aus den Fugen geratenen Finanzwelt sehr viel Geld verdient und möchten sich jetzt ganz bestimmte, angesagte Kunstwerke kaufen, und manche Kunst kann man überhaupt nur auf Kunstauktionen kaufen.
Zum Beispiel ein Kunstwerk von Neo Rauch, ein momentan ungemein angesagter Künstler, dessen Werke gelegentlich auf Auktionen zu erwerben sind. Wenn es um Kunst von Neo Rauch geht, zeigt das Geschäft rund um die Kunstauktionen allerdings auch eine für Anleger interessante Kehrseite:
Ein Werk von Neo Rauch ist für 800.000,- Euro auf einer Auktion zu haben, während das gleiche Werk beim Kauf über den Galeristen nur 300.000,- Euro gekostet hätte. Dadurch wiederum offenbart sich der Wert einer traditionellen Geschäftsbeziehung auch für den Käufer von Kunst.
Einer Geschäftsbeziehung, die durch ein vermehrtes Aufkommen von Kunstauktionen gerade droht, abgeschafft zu werden: Künstler und Galerist, Kunst schaffender und Kunst vertreibender, beide in einer fruchtbaren Partnerschaft miteinander verbunden.
Braucht ein Künstler einen solchen Außenvertreter? Ein Künstler, der einfach nur in Ruhe arbeiten möchte oder der kein Händchen für den Vertrieb hat, ist wohl auf jeden Fall gut beraten mit einem solchen Partner.
Sehr häufig ist es auch der Galerist, der den Künstler in seinen Anfängen fördert, der finanzielle Unterstützung gewährt und der ganz andere Menschen kennt und begeistern kann als der junge Künstler.
Zu den Künstlern, die einfach nur in Ruhe arbeiten möchten, gehört Neo Rauch auf jeden Fall, und einen Partner mit Kenntnissen im Kunstvertrieb konnte er sicher auch gut gebrauchen, wie ein Blick auf seine Biographie vermuten lässt:
Neo Rauch ist im April 1960 in Leipzig geboren und wuchs bei seinen Großeltern auf, weil seine Eltern kurz nach seiner Geburt bei einem Unfall ums Leben kamen. Nach dem Abitur ging er an die Leipziger Hochschule für Grafik und Buchkunst, um dort Malerei und Grafik zu studieren.
An dieser zu den ältesten staatlichen Kunsthochschulen in Deutschland gehörenden Ausbildungsstätte konnte er die Aufmerksamkeit außergewöhnlicher Lehrer erregen: 1981 bis 1986 lernte er beim bekannten Maler Arno Rink, damals Professor und Leiter der Fachklasse für Malerei und Grafik, später auch Rektor der Hochschule.
Von 1986 bis 1990 war Rauch der Meisterschüler von Bernhard Heisig, dem zweiten berühmten Maler, der im Frühfeld der Entstehung der sogenannten “Leipziger Schule” Erwähnung verdient.
Rauch blieb der heimischen Hochschule zunächst treu: 1993 bis 1998 arbeitete er als Assistent für die Leipziger Hochschule. In dieser Zeit entwickelte er durch die Zusammenarbeit mit Rink und Heisig endgültig zu einem der wichtigsten Vertreter der Leipziger Schule. Diese Schule wollte einen Teil der in der gerade zusammengebrochenen DDR gepflegten realistischen Malerei bewahren, konnte im Westen damit jedoch zunächst wenig punkten – dort ging es nur um Konzeptkunst und abstrakte Malerei.
Der Kunstmarkt der Welt entwickelte sich mit der Zeit aber in Rauchs Richtung: Bis zur Jahrtausendwende war der internationale Kunstmarkt vollkommen im Bann der „Young British Artists“, rund um Damien Hirst (siehe den Artikel zu ihm) und unter Förderung des mächtigen und mächtig betuchten Charles Saatchi.
Gegen Ende der 1990er Jahre brauchte die Euphorie rund um die „Young British Artists“ dringend eine Verschnaufpause, die Neugier suchte neue Themen und fand wunderbar konträre Kunstrichtungen in einer sich gerade aus Ost und West neu zusammenwürfelnden Gesellschaft. Die Leipziger Schule war die Kunstschule, die mit den Vorstellungen der „Young British Artists“ am wenigsten zu tun hatte, damit war sie das logische Ziel und der Mittelpunkt des nun aufkommenden Modetrends im internationalen Kunstmarkt.
Nicht schlecht für Neo Rauch, er wurde ab 1999 zu zahlreichen Ausstellungen in den renommiertesten Galerien der USA eingeladen und entwickelte sich im folgenden Jahrzehnt zu einem Star auf dem internationalen Kunstmarkt.
In seiner Heimat hatte Rauch bis dahin nicht so viel Beachtung gefunden, und seine vor der Wende geschaffenen Bilder möchte er heute sowieso nicht mehr sehen.
Erst mit der Möglichkeit unbeeinflusster Kunstausübung entwickelte er seinen eigenen Stil, Ende der 1990er Jahre erhielt er in Deutschland auch schon einige Auszeichnungen, 1992 einen Förderpreis in Nürnberg und den Kunstpreis der Leipziger Volkszeitung (1997, verbunden mit einer Einzelausstellung im Museum der bildenden Künste Leipzig) und erste Ausstellungen (“Randgebiete”, Galerie für Zeitgenössische Kunst Leipzig, 2000).
Aber der große Ruhm in der Heimat kam erst, nachdem das Ausland den Künstler entdeckt hatte, er wurde in der Wiener Albertina und im New Yorker MoMA ausgestellt, bevor die Ausstellungen in Deutschland sich mehrten.
Für den deutschen Beobachter, der Neo Rauch noch nicht kennt, wird diese Schmähung in der Heimat häufig verständlicher, wenn er Rauchs Kunst betrachtet: Auch seine neueren Werke erinnern teilweise fast schmerzhaft an die pompös-monumentalen Werke des sozialistischen Realismus, mit ihrer ganzen aufgesetzten Verherrlichung der Welt des Arbeiters.
Ein in dieser Hinsicht unvoreingenommener Betrachter hat es leichter, sich an den üppigen Farben und plastischen Figuren zu erfreuen, er wird Elemente aus Comic und Pop Art entdecken, und wahrscheinlich auch einen guten Schuss Surrealismus. So wird Rauch auch als “magischer Realist” betrachtet, dessen Bilder zugleich wunderlich, suggestiv und zeitlos wirken, und wahrscheinlich wird man auf einem Bild von Neo Rauch über Jahre immer wieder etwas Neues entdecken.
Der “magische” Künstler Rauch wird übrigens gleich von zwei Galeristen vertreten: In Deutschland von Gerd Harry Lybke, dem Inhaber der Galerie Eigen + Art, Leipzig und Berlin, und in New York von David Zwirner, dem Sohn des deutschen Galeristen-Urgesteins Rudolf Zwirner, beides Galeristen mit viel persönlichem Engagement und geschäftlichem Geschick.
Beide Galeristen gehören auch zu den Philanthropen im Kunstbereich, und vor diesem Hintergrund ist es ganz gut zu verstehen, warum man sich bei Lybke für ein Bild von Neo Rauch anmelden muss, es aber dafür auch für einen realistischen Preis bekommt.
Im Gegenzug kümmert sich der Galerist darum, dass Neo Rauch nicht durch Medienrummel belästigt wird, sondern seinen Freiraum behält, um in der alten Baumwollspinnerei, die er und seine Frau Rosa Loy als geeigneten Ort für ihr künstlerisches Schaffen ausgewählt haben, in Ruhe neue Werke erdenken und erschaffen zu können.
Rauch geht es generell nicht nur ums Verkaufen: 2005 bis 2009 lehrte er als Professor an seiner alten Leipziger Hochschule und setzte sich bei dieser Tätigkeit weit über die Professorenpflichten hinaus für seine Studenten ein. Wunderschöne Rauch-Werke können Sie völlig kostenlos in Naumburg betrachten, wo er in der Elisabethkapelle die Glasfenster gestaltet hat.
Und der Stadt Aschersleben (wo er bei seinen Großeltern aufwuchs) hat er gerade sein gesamtes grafisches Werk geschenkt, das von einer Stiftung betreut wird, die er mit der Stadt gemeinsam führt. Diese Arbeiten sind seit Juni 2012 im Bildungszentrum Bestehornpark in Aschersleben dauerhaft für die Öffentlichkeit zugänglich, letztendlich brauchen Sie also weder einen Galeristen (Gerd Harry Lybke ist an der Stiftung beteiligt) noch eine Kunstauktion, um sich Kunstwerke dieses zu den bedeutendsten Malern seiner Zeit gehörenden Künstlers anzusehen.
Sie könnten noch eine erfreuliche Erkenntnis aus der oben dargestellten Preisspanne beim Verkauf von Neo Rauchs Werken ziehen: Es lohnt, sich mit Kunst zu beschäftigen, und zwar durchaus auch finanziell. Ideell sowieso, deshalb macht es so viel Spaß, z. B. auf Kunstplaza.de auf die Suche nach einem neuen, aufregenden Künstler zu gehen.
Falls Sie noch mehr über diesen Künstler in Erfahrung bringen wollen oder vielleicht sogar eines seiner Werke erstehen möchten, das gerade in internationalen Galerien zum Kauf angeboten wird oder auf Auktionen versteigert wurde, dann besuchen Sie am besten die folgende Website: artnet – Weitere Infos & Kunstwerke von Neo Rauch.
Passionierte Autorin mit regem Kunstinteresse