Am 29. Juni 2012 jährte sich der Todestag des Malers und Grafikers Paul Klee zum 72sten Mal, und doch werden seine Werke von heutigen Bewunderern als atemberaubend und höchst aktuell empfunden.
Klee hat in seinem Werk mit vielen Stilrichtungen experimentiert, er wurde von Kunstkennern dem Expressionismus und dem Konstruktivismus, dem Kubismus, dem Primitivismus und dem Surrealismus zugeordnet.
Er verbrachte seine Kindheit in einem Musikerhaushalt, Klee wurde sehr früh musikalisch gefördert und sollte auch Musiker werden. Neben seinen musikalischen Erfolgen entdeckte Klee jedoch früh und eigenständig sein zeichnerisches Talent, bereits als Grundschüler verzierte er Hefte und Bücher mit zahllosen Karikaturen und hatte immer Skizzenbuch und Zeichenstift dabei.
Deshalb entschloss er sich nach dem Abitur gegen die Wünsche seiner Eltern zum Kunststudium in München. Hier genoss er das studentische Leben und hatte vielleicht mehr mit seinen zahlreichen Affären zu tun, als er den Unterricht in der Kunstschule besuchte, den gemeinsam mit ihm studierenden Wassily Kandinsky lernte er auf jeden Fall damals noch nicht kennen.
Mehr beeindruckt war er von der künstlerischen Bildung, die er auf einer halbjährigen Studienreise nach Italien im Jahr 1902 erfuhr. Nach der Rückkehr aus Italien verdiente Klee einige Jahre als Geiger sein Brot, bis er 1906 heirate und Vater eines Sohnes wurde.
Während dieser Zeit hatte Klee viele künstlerische Techniken und Ausdrucksformen bewundert und studiert, Radierung und Grafikdesign, Kupferstich und Hinterglasmalerei, Renaissance-Architektur und alte Kunst in Paris, Aktmalerei und Impressionismus, bis er im Herbst 1911 August Macke, Franc Marc und Wassily Kandinsky kennenlernte und sich ihrer Künstlervereinigung “Der Blaue Reiter” anschloss. Er war zu dieser Zeit hauptsächlich als Grafiker tätig, die zweite Ausstellung des “Blauen Reiters” zeigte 17 seiner grafischen Arbeiten.
Beim zweiten Parisaufenthalt 1912 sah er Werke von Braque und Matisse, Picasso und Rousseau und lernte Robert Delaunay kennen, dessen Fensterbilder er als „den Typus eines selbständigen Bildes, das ohne Motive aus der Natur ein ganz abstraktes Formdasein führt …“ erkannte.
Diese Erfahrung war einschneidend, Klees Verständnis von Farbe und Licht änderte sich nachhaltig, nach einer Tunisreise mit August Macke und Louis Moilliet stellt er im April 1914 fest:
Die Farbe hat mich. Ich brauche nicht nach ihr zu haschen. Sie hat mich für immer, ich weiß das. Das ist der glücklichen Stunde Sinn: ich und die Farbe sind eins. Ich bin Maler.“
Der Maler war befreit und ging eifrig ans Werk, sogar während des 1. Weltkriegs erschuf er als Soldat ohne Fronteinsatz zahlreiche Gemälde, in mehreren Berliner Ausstellungen während der Kriegszeit wurden seine kriegsverächtenden Malereien begeistert aufgenommen. Das war der endgültige künstlerische und kommerzielle Durchbruch, die erste Einzelausstellung als Maler in München folgte.
Da Klee sich inzwischen endgültig zur politischen Linken bekannt hatte, wurde er 1920 für verschiedene Unterrichtstätigkeiten ans Weimarer Bauhaus berufen, von dort aus wurden seine Werke 1921 zum ersten Mal in den USA vorgestellt.
1924 folgte eine Einzelausstellung in New York, 1925 stellte er in Paris auch zusammen mit den Surrealisten aus, 1926 erfolgte der Umzug des Bauhaus nach Dessau, wo sich Klee eines der Gropius-Doppelhäuser für Bauhausmeister mit dem Ehepaar Kandinsky teilte.
Es folgten mehrere Reisen, während sich in der Heimat das politische Klima veränderte: Das Bauhaus geriet zunehmend unter Druck durch den aufkommenden Nationalsozialismus, Klee wechselte 1931 als Professor an die Kunstakademie Düsseldorf, als entarteter Künstler gebrandmarkt emigrierte er 1933 in die Schweiz.
Dort wurden noch einige Retrospektiven mit seinen Werken veranstaltet, auch während Paul Klee schon an einer unheilbaren Krankheit litt, hatte er ab 1937 noch einmal eine sehr produktive Schaffensphase. Ab August 1937 wurden jedoch in Deutschland bereits die ersten zeitgenössischen Kunstwerke beschlagnahmt und ins Ausland verkauft, darunter auch über 100 Werke von Klee, der im Juni 1940 in Locarno verstarb.
Seine Frau Lily Klee verhinderte jedoch kurz nach dem Krieg von Bern aus die Liquidation des größten Nachlassteils zugunsten der alliierten Mächte. Nach einigen Zwischenstationen wurden etwa 4000 Werke 2005 im Berner Zentrum Paul Klee zusammengeführt, wo die Arbeiten des bedeutenden Vertreters der Klassischen Moderne heute in Wechselausstellungen bewundert werden können.
Passionierte Autorin mit regem Kunstinteresse