- Art-o-Gramm: Picasso – Der Künstler, das Leben und die Liebe – Szene 1
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- Art-o-Gramm: Picasso – Der Künstler, das Leben und die Liebe – Szene 2
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Picassos Leben und seine Lieben – besonders in Bezug auf Picassos Verhältnis mit und zu Frauen ein endloses Thema, zu dem sich ernsthafte Kunstwissenschaftler und aufgeregte Feministinnen, empörte Kleinbürger und fantasiereiche Kochbuchautoren, verwirrte Sozialwissenschaftler und neidische Boulevardjournalisten aus wohl jedem denkbaren Blickwinkel erschöpfend geäußert haben.
Des Künstlers Lifestyle und seine Beziehungen zu Frauen wurden also bereits gründlich genug seziert, und so wichtig ist es wohl nicht, wer mit wem warum und wann welches Bettchen teilt. Dennoch kommt eine Gesamtbetrachtung Picassos nicht ganz darum herum, einen Blick auf seinen Lifestyle und seine Liebe(n) zu werfen – beide sind Puzzleteile der „Person Picassos“, beide haben auch seine Kunst beeinflusst.
Deshalb folgt eine Skizze in 7 Szenen über die private Seite des Künstlers – ein intensiv gelebtes Leben.
Szene 2: Das bewegte Liebesleben eines Künstlers gibt Anlass zu vielfacher Betrachtung
Das Liebesleben Picassos
Wer begabt ist, ist eben begabt, und sensible Menschen spüren diese Begabung und wollen – manchmal durch viel Nähe – teilhaben. Schon die bekannten „Musen“, Ehen und Liebschaften des Künstlers ergeben eine stattliche Liste, obwohl diese erst ab Picassos 23. Lebensjahr überliefert ist. Hier zunächst kurz die „Abfolge“:
Von 1905 bis 1912 war die gleichaltrige Fernande Olivier seine Begleiterin und Muse, die später von Picassos innerem Feuer erzählte, „einer Art Magnetismus“, dem Sie nicht widerstehen konnte.
Im Mai 1912 trennten sich die beiden, am 18. Mai reiste Picasso mit Marcelle Humbert (bis gerade die Freundin seines Freundes Louis Marcoussis) aufs Land; als auch Malerkollege Braque mit seiner Frau Marcelle eintraf, gab es zwei Marcelles auf engem Raum. Picasso nannte „seine“ Marcelle nun einfach in Eva um, mit dem „Nachnamen“ „Gouel“, bretonisch „Party, Fete“.
Eva „Gouel“ starb 1915 an Tuberkulose, Picasso tröstete sich schon während ihrer Krankheit mit seiner Nachbarin Gabrielle Depeyre, die jedoch 1916 den amerikanischen Künstler Herbert Lespinasse ehelichte, dann mit kurz aber heftig mit der Künstlerin Irène Lagut.
Während der Arbeiten mit Sergei Djagilew lernte Picasso Olga Stepanowna Chochlowa kennen, eine Ballerina des „Ballets Russes“, die er am 12. Juli 1918 in Paris heiratete, 1925 wurde Sohn Paolo geboren.
Ab 1927 betrog Picasso seine Frau mit der damals noch minderjährigen Marie-Thérèse Walter, die 1935 Tochter Maya gebar, das wiederum erfuhr seine Frau. Sie wollte sich scheiden lassen, Picasso (der nach französischem Recht sein Vermögen mit ihr hätte teilen müssen) nicht, sie blieben bis zu Olgas Tod 1955 verheiratet.
Zwischenspiele oder auch nicht
Die nächste Liebe Picassos war die französische Fotografin Dora Maar, die Picasso 1936 kennenlernte, in den 1940er Jahren war sie seine ständige Begleiterin und beliebtes Modell. Dora konkurrierte mit Marie-Thérèse Walter um Picassos Zuneigung, der sich „vornehm zurückhielt“ und es den Frauen überließ, die Rivalität unter sich auszumachen.
Dabei kam, wie meistens, nicht viel raus, Picasso löste das Problem, indem er sich der 21-jährigen Françoise Gilot zuwandte, die er 1943 in Paris kennenlernte. Die 40 Jahre jüngere wurde bald seine ständige Begleiterin, 1947 kam das erste Kind und 1949 das zweite, 1953 beendete Françoise die Beziehung mit Picasso.
Vielleicht, weil dieser inzwischen schon eine Affäre mit Geneviève Laporte gehabt hatte, 45 Jahre jünger, möglicherweise hatte sie Befürchtungen, dass die Beziehung vollends in Kinderbetreuung einmündet. Die Richtung stimmte tatsächlich, Geneviève Laporte wollte nicht zu Picasso an die Französische Riviera ziehen, Nachfolgerin von Françoise Gilot wurde Jacqueline Roque, 46 Jahre jünger (die ihn 1961 heiratete und bis zu seinem Tod bei ihm blieb).
Die 19-jährige Sylvette David, von der Picasso 1954 über 50 Porträts malte, hatte übrigens keine Affäre mit ihm. Sie beschreibt Picasso als echten Gentleman, sie habe in ihrem Leben keinen anderen Mann getroffen, der so liebenswürdig und respektvoll zu ihr war.
Er habe ihr die Tür in ein neues Leben aufgestoßen, sei fürsorglich und gütig zu ihr gewesen, habe ihr Mut gemacht und ihr Selbstvertrauen und Kraft gegeben (Interview Malte Herwig mit Sylvette David/Lydia Corbett, im Süddeutsche Zeitung Magazin 5.2014, sz-magazin.sueddeutsche.de).
Picassos Frauen und ihr Einfluss auf seine Kunst
Die Frauen in Picassos Leben und ob und wie sie Einfluss auf seine Kunst hatten, waren und sind Gegenstand vielfacher Betrachtung. Picassos Werk in Beziehung zu seinen Frauen zu bringen, ist sogar eine Aufgabe, die sich gut als Lebensaufgabe für einen Kunstwissenschaftler eignet.
Er kann versuchen, Picassos Werkphasen nach seinen Lebenspartnerinnen zur jeweiligen Zeit einzuteilen. Er kann fragen, ob es am Ende die Frauen waren, die Picassos Werk bestimmt haben, und ergründen, was sie denn genau bestimmt haben. Er kann untersuchen, ob die – unbewusste oder bewusste – Ausschau nach einer neuen Muse bei Picasso immer mit einem stilistischen Umbruch zusammenfällt.
Er kann versuchen zu beweisen, dass Picasso durch die intensive Beschäftigung mit der Ausstrahlung eines neuen Mediums zu neuen Sichtweisen in der Kunst angeregt wurde oder dass er genau andersherum seine Ideen völlig unabhängig von seinen Musen entwickelte, eine neue Idee bei ihm aber auch immer eine neue Muse erforderlich zu machen schien.
Da auch ein Kunstwissenschaftler, der sich dieser Lebensaufgabe stellt, am Ende immer nur Vermutungen zu Papier bringen kann, überlassen wir den Einfluss, den die Frauen auf Picassos Kunst hatten, Ihrer Phantasie und Ihrer Beurteilung und geben Ihnen ab Szene 3 dieses Artikels einfach eine Schilderung der Frauen in Picassos Leben an die Hand, mit Beispielen und Geschichten der Kunstwerke, die diesen Frauen „zugeordnet“ werden.
Sie werden sehen, dass es nicht unbedingt wenige Frauen sind – wenn Sie mehr zum Thema „Picasso und die Frauen“ lesen, werden Sie feststellen, dass es in Wirklichkeit sogar noch viel mehr Frauen in Picassos Leben gab, und Sie werden viele Beiträge finden, aus denen ziemlich deutlich der Neid spricht.
Hier ist das passende Picasso-Zitat dazu: „Das Flüstern einer schönen Frau hört man weiter als den lautesten Ruf der Pflicht.“ (gefunden auf natune.net/zitate/autor/Pablo%20Picasso/o11).
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Passionierte Autorin mit regem Kunstinteresse