Elbstadt Hamburg, die Perle des Nordens, ist weit mehr als nur ein Handelszentrum mit einem geschäftigen Hafen; sie ist ein Schmelztiegel der Kunst und Kultur. Über die lebendigen Straßen der Hansestadt bis zu den zahlreichen Museen, Theatern und Festspielhäusern: Hamburg bietet seinen kulturbegeisterten Besuchern eine Fülle an Schätzen.
In diesem kleinen virtuellen Streifzug nehmen wir Sie mit auf eine Reise durch die geheimen Juwelen und oft übersehenen kulturellen Highlights der schillernden Elbmetropole.

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Kunst im öffentlichen Raum: Die Stadt als begehbare Galerie
Beginnen wir unsere Entdeckungstour mit einem Blick auf Hamburgs beeindruckende Sammlung öffentlicher Kunstwerke. Wenn Sie durch die Straßen schlendern, werden Ihnen wahrscheinlich die vielen Skulpturen und Installationen auffallen, die die Stadt schmücken.
In der Nähe der Heiligen Dreieinigkeitskirche in St. Georg hat der Bildhauer Horst Hellinger 1986 einen Platz mit dem begehbaren Kunstwerk Schiffsbleche gestaltet. Vom leicht abgeschrägten Sockel ragen Stahlbleche, die rund zweieinhalb Meter hoch sind, in die Höhe. Sie stammen von abgewrackten Schiffen im Hamburger Hafen. Ihre leichte Krümmung erinnert an Schiffsrümpfe.

Bildquelle: Pauli-Pirat, CC BY-SA 4.0, via Wikimedia Commons
Das Kunstwerk symbolisiert den Verfall der einst prosperierenden Werftindustrie in Hamburg. Der Zahn der Zeit nagt zusammen mit dem Rost an den Blechen, die mittlerweile mit Graffiti besprüht sind. Die Kraft und Poesie dieser Formation spürt man erst beim Durchgehen zwischen den Platten. Man erhält verschiedene Blickwinkel und Ausblicke auf die Umgebung und kann sogar die leichte Bewegung der großen Bleche im Wind spüren.
Das Kunstwerk erhielt über viele Jahre hinweg tatsächlich viel Widerstand von den Anwohnern. Im Jahr 2004 wurde eine Verlegung an den Hafen erwogen, aber dann abgelehnt. Der Kontrast zur Kirche erstaunt zuerst. Ist das Schiff nicht auch ein sehr altes Symbol für die Kirche?
Außer Hellingers Installation sind drei weitere Kunstwerke auf dem Platz rund um die Kirche zu finden. Es handelt sich um eine Bronze-Replik des mittelalterlichen Kalvarienbergs auf den originalen Granitstehlen aus dem Jahr 2006. Das Pflastersteinkreuz Namen und Steine (1994) von Tom Fecht zur Erinnerung an die Aidsverstorbenen. Zudem kann man noch die bronzene Reiterstatue des Drachentöters St. Georg von Gerhard Marcks aus dem Jahr 1959 bestaunen.

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In der Nähe der Deichtorhallen Hamburg stehen die markanten Deichtor-Ringe der Körber-Stiftung sowie Richard Serras beeindruckende Stahlskulptur T.U.W. (Trade Workers Union) aus dem Jahr 1980.

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Diese besteht aus drei hochkant aufgestellten Cortenstahlplatten, die mit einer Neigung von knapp elf Metern Höhe und über dreieinhalb Metern Breite in einem spannungsvollen Gleichgewicht verweilen. Die Skulptur vermittelt trotz ihrer massiven Materialität Leichtigkeit und fordert dazu auf, sie aus verschiedenen Blickwinkeln zu betrachten. Serra gibt keine direkte Interpretation vor, sondern ermutigt uns, neue Perspektiven einzunehmen und die Art des Sehens zu hinterfragen. Es ist bemerkenswert, dass dieses herausragende Kunstwerk seit 1989 in Hamburg steht, nachdem es zuvor in New York zu finden war.
In Gegenwart der imposanten Bronzeskulpturen Mann und Frau (2004) von Stephan Balkenhol müssen wir den Blick gen Himmel richten. Diese rund fünf Meter hohen Figuren vor der Hamburger Zentralbibliothek strahlen eine bemerkenswerte Ruhe und Distanz aus, während ihre Blicke in die Ferne schweifen. Ihre Körperlichkeit dominiert den Platz und lädt dazu ein, die Oberflächentextur zu erkunden und entlang ihrer langen Beine nach oben zu betrachten.

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Der Mann verkörpert typische Merkmale von Balkenhols Stil, erinnert an seine früheren Werke wie die Vier Männer auf Bojen (1993, 2020 teilweise erneuert) und ruft zugleich Diskussionen über Rassismus hervor – ein Aspekt, der durch seine nachgedunkelte Hautfarbe verstärkt wird.
Alfred Hrdlicka ruft mit seinem Mahnmal gegen Faschismus und Krieg zur Diskussion und zum kritischen Nachdenken auf. Es steht als Gegendenkmal zum kriegsverherrlichenden 76er-Denkmal von 1936 und verdeutlicht eindringlich das Leid des Krieges. Am 8. Mai 1985 wurde der erste Teil seiner Skulptur „Hamburger Feuersturm“ enthüllt, ein Zeugnis für die 40.000 Toten der britischen Bombardierung Hamburgs.

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Der zweite Teil, „Untergang von KZ-Häftlingen“ (1986), erinnert mit in einen Marmorblock gemeißelten Ertrinkenden an die vielen KZ‑Flüchtlinge, die kurz vor Kriegsende bei einem Bombenangriff auf die „Cap Arcona“ starben.
Die Liegende (1976) von Edgar Augustin schafft nur wenige Schritte entfernt eine ruhige Oase im Verkehr. Die Bronzefigur der liegenden Frau am Stephansplatz führt perfekt zum angrenzenden Park Planten un Blomen über. Eine seiner Skulpturen, Zwei Rugby-Spieler, ist im Gustav-Mahler-Park zu finden, gleich hinter dem Casino Esplanade auf der gegenüberliegenden Seite.

Bildquelle: Pauli-Pirat, CC BY-SA 4.0, via Wikimedia Commons
Hamburg feierte 2022 bereits 41 Jahre Kunst im öffentlichen Raum. Seit Anfang der 1980er Jahre entwickelte sich Hamburg mit zahlreichen Projekten und Kunstwerken zu einem der wichtigsten Orte für Kunst im öffentlichen Raum. Eine Video-Dokumentation unter der Regie von Helena Wittmann beleuchtet den Umschwung von Kunst am Bau zu Kunst im öffentlichen Raum in der Hansestadt (Ton: Nikoloz Mamatasashvili Schnitt: Maya Connors Tongestaltung/Tonmischung: Kris Jakob)
Viele weitere Inspirationen zu öffentlichen Kunstwerken in Hamburg und ganz Schleswig-Holstein sowie Informationen zu den jeweiligen KünstlerInnen finden Sie unter www.sh-kunst.de. Kunst@SH präsentiert Ihnen eine faszinierende Auswahl dauerhaft installierter Kunstwerke in Schleswig-Holstein und Hamburg, die künstlerische Vielfalt über räumliche und gedankliche Grenzen hinweg vereint. Entdecken Sie eine breite Palette an Skulpturen aus Materialien wie Metall, Holz, Keramik und Stein sowie Reliefs, Mosaiken und Malereien, die Menschen durch ihre Ideen miteinander verbinden.
Museen jenseits des klassischen Mainstreams
Während die Kunsthalle Hamburg und das Museum für Kunst und Gewerbe (MKG) zweifellos jede Aufmerksamkeit verdienen, gibt es in Hamburg auch einige weniger bekannte Museen, die Ihren Besuch absolut bereichern werden.
Betreten Sie die Galerie der Gegenwart – ein Teil der Kunsthalle, der sich auf moderne Kunst spezialisiert hat. Hier finden Sie eine beeindruckende Sammlung von Werken des 20. und 21. Jahrhunderts, die Sie herausfordern und inspirieren wird.
Verpassen Sie auf keinen Fall das MKG, das Museum für Kunst und Gewerbe. Doch statt der Hauptausstellung könnten Sie speziell die oft übersehenen Sonderausstellungen über Vintage-Design und Mode besuchen. Diese Einblicke in die Designkultur bieten eine besondere Perspektive auf die Verbindung von Kunst und Alltagskultur.
Die Deichtorhallen Hamburg, die sich in der Deichtorstraße 1-2 in Hamburg-Altstadt befinden, gehören zu den bedeutenden Institutionen für zeitgenössische Kunst und Fotografie in Europa. Die beiden architektonisch ansprechenden historischen Hallen mit ihrer markanten offenen Bauweise aus Stahl und Glas wurden im Zeitraum von 1911 bis 1914 errichtet.
Ein wahrer Geheimtipp ist das Spicy’s Gewürzmuseum. Hier erleben Sie die Geschichte und die Vielfalt der Gewürzkultur auf eine Weise, die Ihre Sinne fordert. Eine Tour durch dieses Museum ist nicht nur lehrreich, sondern bietet Ihnen auch eine sensorische Explosion an Düften und Aromen.
Einblick in Hamburgs Theaterszene
Hamburg ist weltweit bekannt für seine Musicals, aber es gibt auch eine lebendige Theaterszene abseits der großen Bühnen. Das Thalia Theater und das Deutsche Schauspielhaus müssen natürlich erwähnt werden, aber wie sieht es mit dem Kampnagel aus?
Das Kampnagel ist ein Zentrum für darstellende Künste und zählt zu den größten Produktionshäusern für die freien darstellenden Künste in Europa. Hier werden innovative Stücke aufgeführt, die in keiner anderen Stadt zu sehen sind. Es ist ein Ort für mutige, zeitgenössische Performances, Tanztheater und experimentelle Werke, bei denen Sie die Grenzen der Kunst erleben können.
Ein weiteres kleines, aber hervorragendes Theater ist das Monsun Theater in Altona. Es bietet eine intime Atmosphäre und ein vielfältiges Programm, vom klassischen Drama bis zu modernen Stücken. Ein Besuch hier gibt Ihnen das Gefühl, Teil der lebendigen Theatergemeinschaft Hamburgs zu sein.
Kunstgenuss auf Zeitreise: Hamburgs historische Viertel
Ein Gang durch das Viertel Blankenese mit seinen pittoresken Treppenvierteln ist wie eine Reise in eine andere Zeit. Früher ein Fischerdorf, heute ein charmanter Stadtteil mit prachtvollen Villen und verwinkelten Gassen. Verlieren Sie sich in den malerischen Straßen und lassen Sie sich von den Geschichten inspirieren, die jedes Haus und jede Gasse zu erzählen hat.
Nicht zu vergessen ist das Viertel Altona, ein Bezirk, der früher zu Dänemark gehörte und eine faszinierende Geschichte sowie eine lebhafte Kunstszene bietet. Besuchen Sie das Altonaer Museum, um mehr über die kulturelle und historische Entwicklung dieses einzigartigen Stadtteils zu erfahren. Hier können Sie tief in die maritime Geschichte eintauchen und verstehen, wie Altona seine gegenwärtige künstlerische und kulturelle Vielfalt entwickelte.
Hamburg ist mit seinen traumhaften Vierteln am Elbstrand entlang nicht nur Besuchermagnet für Touristen aus aller Welt. Auch immer mehr Menschen im Ruhestand lassen sich in der Hansestadt nieder. Auch im hohen Alter kann man die Atmosphäre und das kulturelle Angebot der Elbmetropole noch genießen. Eine hohe Lebensqualität bietet die Elbschloss Seniorenresidenz in Hamburg, wunderbar gelegen im schönen Hamburger Stadtteil Nienstedten, umgeben von der Pracht der Elbvororte.
Musikalisches Erlebnisangebot
Hamburg ist die Heimat des legendären Elbphilharmonie Orchesters, aber wussten Sie, dass die Stadt ebenso Schauplatz für eine Vielzahl anderer musikalischer Erlebnisse ist? St. Michaelis Kirche, liebevoll „Michel“ genannt, ist nicht nur architektonisch beeindruckend, sondern auch bekannt für ihre hervorragenden Orgelkonzerte. Ein Besuch zur Mittagszeit für das 30-minütige Orgelspiel ist ein unvergessliches Erlebnis.
Ein Geheimtipp ist die kleinere, aber nicht weniger beeindruckende Laeiszhalle. Hier können Sie nicht nur klassische Konzerte genießen, sondern auch Jazz und zeitgenössische Musik. Die Akustik dieses historischen Konzerthauses ist atemberaubend und bietet ein unvergleichliches Klangerlebnis.
Street Art und alternative Kunst
Für Liebhaber der Street Art ist Hamburg ein wahres Paradies. Eine Erkundungstour durch das alternative Viertel Schanzenviertel wird Ihnen einige der besten Straßenkunstwerke der Stadt präsentieren. Hier finden Sie Murals und Graffiti von lokalen und internationalen Künstlern.
Entdecken Sie im folgenden Video von StreetArtMag einen einzigartigen Streetart-Rundgang in Hamburg, der oft übersehene Kunstwerke in den Fokus rückt.
Der Unbekannte, der aus dem Stencil-Graffiti eines unbekannten Künstlers an der Hamburger Kunsthalle auftaucht, könnte fast als Symbol der vergangenen Coronapandemie dienen: „Maske auf, raus und los auf Entdeckungstour!“.
Unbekannte haben das Messingschild der Hamburger Kunsthalle mit der Inschrift „Anonym, Ohne Titel, 2020, Hamburger Kunsthalle, Eigentum der Öffentlichkeit“ in ihren Besitz genommen, obwohl es dort angebracht war. Auf Instagram unter @neal_hamburg könnte ein Hinweis auf den Urheber des Kunstwerks zu finden sein. Obwohl es nicht explizit als „Kunst im öffentlichen Raum“ gefördert wird, zählt dieses Kunstwerk dennoch als solches. Es handelt sich um eine moderne Interpretation des Trompe-l’Œil-Gemäldes„Flucht vor der Kritik“ (1874) von Pere Borell del Caso, das 2010 im Bucerius Kunst Forum ausgestellt wurde.
Ein echtes Highlight ist das „Hammerbrooklyn“. Diese innovative Container-Architektur, die als Kulturzentrum dient, wird regelmäßig von unterschiedlichen Künstlern (v.a. Street Artists) kreativ bespielt. Sie werden überrascht sein, wie viel Leben und Kreativität in einem so minimalistischen Raum entstehen kann.
Literatur & Lesekultur
Literaturfreunde sollten unbedingt die Stadtbibliothek Hamburg besuchen. Diese beeindruckende Bibliothek ist nicht nur ein Ort der Ruhe und des Wissens, sondern bietet regelmäßig Lesungen und Veranstaltungen, die Ihnen neue literarische Welten eröffnen werden.
Ein kleinerer, aber nicht minder inspirierender Ort ist die Buchhandlung Cohen + Dobernigg in der Sternschanze. Diese unabhängige Buchhandlung ist ein Treffpunkt für literarische Köpfe und bietet eine kuratierte Auswahl an Büchern, die Sie in den Bann ziehen wird.
Häufige Fragen in Kürze beantwortet
Wann ist die beste Zeit, um Hamburg zu besuchen?
Hamburg ist das ganze Jahr über ein lohnendes Reiseziel, aber für Kunst- und Kulturinteressierte ist der Sommer ideal, da viele Outdoor-Veranstaltungen und Festivals stattfinden. Auch der Weihnachtsmarkt im Winter bietet eine bezaubernde Kulisse.
Wo finde ich Informationen über aktuelle Ausstellungen und kulturelle Veranstaltungen?
Aktuelle Informationen über Ausstellungen und Veranstaltungen finden Sie auf Websites wie Geheimtipp Hamburg (geheimtipphamburg.de), Kulturlotse.de, hamburgerkultur.de, veranstaltungen.hamburg oder der offiziellen Seite der Stadt Hamburg. Auch lokale Kulturmagazine und Flyer in Cafés und Kulturhäusern bieten eine gute Übersicht.
Gibt es besondere Veranstaltungen, die regelmäßig stattfinden und die ich besuchen sollte?
Ja, Veranstaltungen wie das Reeperbahn Festival, die Hamburger Theaternacht und die Lange Nacht der Museen sind jährliche Highlights, die Sie nicht verpassen sollten.
Hamburg ist eine Stadt, die unermesslichen Reichtum an Kunst und Kultur bietet. Ob Museen, Theater oder Street Art – die Vielfalt ist atemberaubend. Lassen Sie sich von den kreativen Facetten der Stadt inspirieren und tauchen Sie ein in eine Welt voller Entdeckungen. Und vielleicht werden Sie, wie ich, einen besonderen Moment oder ein liebgewonnenes Kunstwerk finden, das Ihnen noch lange in Erinnerung bleibt.

Inhaber und Geschäftsführer von Kunstplaza. Publizist, Redakteur und passionierter Blogger im Bereich Kunst, Design und Kreativität seit 2011. Erfolgreicher Abschluss in Webdesign im Rahmen eines Hochschulstudiums (2008). Weiterentwicklung von Kreativitätstechniken durch Kurse in Freiem Zeichnen, Ausdrucksmalen und Theatre/Acting. Profunde Kenntnisse des Kunstmarktes durch langjährige journalistische Recherchen und zahlreichen Kooperationen mit Akteuren/Institutionen aus Kunst und Kultur.