- Kunstgeschichte – Kunst der Neuzeit – Künstler: Adalbert Stifter
1805 – 1868, der österreichische Schriftsteller wird zu den bedeutendsten Autoren des Biedermeier gezählt. Generationen von Schülern würden eher für den Titel „langweiligster Autor des Planeten“ plädieren – mit Aneinanderreihung von Über-60-Wort-Sätzen wie diesem:
(Der Hochwald, Seite 1) zeigt er tatsächlich auch dem enthusiastischsten Deutschlehrer seine Grenzen …
Stifter war damals selbst als Pädagoge tätig, über den Erfolg seiner Bemühungen gibt der Artikel des Literaturwissenschaftlers Albrecht Koschorke: „Erziehung zum Freitod: Adalbert Stifters pädagogischer Realismus“ (d-nb.info/1095781669/34) hoffentlich nicht abschließend Auskunft.
Weniger bekannt ist Stifter als kunstsinniger und in der Kunst tätiger Mensch: Ab 1853 bewirkte er als Landeskonservator für Oberösterreich die Erhaltung und Restaurierung wunderschöner Kunstwerke wie dem Kefermarkter Flügelaltar; auch das Überdauern des Stadtbild von Steyr soll mit auf Stifter zurückgehen.
Während der 1850er-Jahre engagierte sich Stifter außerdem mit Gründungspräsident Johann Nepomuk Graf Ungnad von Weißenwolff für den Aufbau des Oberösterreichischen Kunstvereins und die Kunst-Ankäufe der vom Kunstvereins getragenen Oberösterreichischen Landesgalerie (der ersten Galerie im gesamten deutschen Raum, die aus dem Volk entstand und dem Volk gewidmet war).
Stifter hat früh selbst zu malen begonnen, chronologische geordnete Abbildungen seiner Gemälde von 1823 bis kurz vor seinem Tod gibt es hier: Bibliotheca Augustana: Das malerische Werk zu besichtigen; eine gelungene Betrachtung seines ebenso kurzen wie unerfüllten Lebens im folgenden Video:
Stifter gehört heute noch für alle Menschen zumindest gelegentlich zur Lektüre, die die Kunst der deutschen Sprache mehr als oberflächlich erfassen möchten. Als direktes Vorbild hat er sich jedoch allein deshalb überlebt, weil die Aufmerksamkeitsspanne des twitter-geschulten Durchschnittslesers gerade bis zum ersten Komma eines Stifter-Satzes reicht.
Dafür hat Stifter die schönste literarische Geschenkidee für Sadisten verfasst: Der „Nachsommer“, 1000 Seiten mit garantiert weniger Handlung als Musils Mann ohne Eigenschaften, denen der gequälte Leser irgendwann „die einzelnen Wörter zählt, wie sie in den Ozean der Ewigkeit hinuntertropfen“. (in Anlehnung an ein Stifter-Zitat, der von Hören und Stille und Minuten sprach).
Eher überraschend ist, dass Ernährungswissenschaftler Adalbert Stifter noch nicht als abschreckendes Beispiel für sich entdeckt haben: Mit sechs Mahlzeiten täglich, zweitem Frühstück aus Schnitzel mit Kartoffelsalat, sechs Forellen zur Vorspeise und dreigängigem Hauptgang inklusive einer ganzen gebratenen Ente frass er sich zielsicher eine Leberzirrhose an, um sein Leben mit 62 in tiefer Depression selbst zu beenden – selten wird so präzise nachvollziehbar vorgeführt, was der lecker Braten aus Pfanne und Ofen dem gesamten Stoffwechsel antun kann.
Inhaber und Geschäftsführer von Kunstplaza. Publizist, Redakteur und passionierter Blogger im Bereich Kunst, Design und Kreativität seit 2011. Erfolgreicher Abschluss in Webdesign im Rahmen eines Hochschulstudiums (2008). Weiterentwicklung von Kreativitätstechniken durch Kurse in Freiem Zeichnen, Ausdrucksmalen und Theatre/Acting. Profunde Kenntnisse des Kunstmarktes durch langjährige journalistische Recherchen und zahlreichen Kooperationen mit Akteuren/Institutionen aus Kunst und Kultur.