Als „Entartete Kunst“ bezeichnet man Kunstwerke und kulturelle Strömungen die während der nationalsozialistischen Diktatur in Deutschland nicht deren Ideologie entsprachen und somit mit dem Kunstverständnis und dem Schönheitsideal des NS-Regimes nicht in Einklang zu bringen waren.
Das Wort „Entartung“ wurde erstmals im 19. Jahrhundert im abwertenden Zusammenhang benutzt und stammt ursprünglich aus dem Hochmitteldeutschen, wo es die Bedeutung „aus der Art schlagen“ hatte. Der jüdische Kulturkritiker Max Nordau versuchte nachzuweisen, dass die Entartung der Kunst auf die Entartung der Künstler zurückgeführt werden kann. Diese Thesen wurden von den Nationalsozialisten aufgegriffen.
Bei der Aktion „Entartete Kunst“ stand die Kunst selbst im Visier des Staates. Sie gehört zu den dunkelsten Kapiteln der deutschen Museums- und Kunstgeschichte.
Werke, bestimmter Kunstrichtungen, die nicht den Schönheitsvorstellungen und der Ideologie der Nationalsozialisten entsprachen, wurden einbezogen oder in erheblichem Umfang vernichtet. Die beschlagnahmten Werke wurden in Depots in Berlin und in das Schloss Schönhausen gebracht.
Ihren Höhepunkt erreichte die „Entartete Kunst“ im Jahre 1937. Innerhalb weniger Tage wurden Hunderte von Werken der Moderne, die Ausdruck des „Kulturverfalls“ waren, beschlagnahmt und aus der Öffentlichkeit verbannt. In einer zweiten Beschlagnahmewelle wurden sämtliche Werke der Kunst die vom Regime als „entartet“ betrachtet wurden, aus den Sammlungen entfernt.
Aus 101 Museen und Sammlungen waren insgesamt fast 20.000 Werke betroffen. Nach offizieller Verlautbarung wurden am 20. März 1939 im Hof der Hauptfeuerwache in Berlin-Kreuzberg 1004 Gemälde und 3825 Grafiken verbrannt. Andere Werke wurden in der Schweiz versteigert.
Eine Auktion am 30. Juni 1939 fand in der ganzen Welt großes Interesse. Da bekannt wurde, dass Nazi-Deutschland durch den Verkauf den Devisenstatus verbessern wollte, waren die Ergebnisse für den Verkauf der enteigneten Werke „Entartete Kunst“ ziemlich niedrig.Ab 1936 war in Deutschland alles was als entartet galt, verboten und verfolgt. Es wurde nur noch die „Deutsche Kunst“ zugelassen. Die Entartung wurde vor dem Deutschen Volk als Rechtfertigung verwendet, um eine ganze Bevölkerungsgruppe auszugrenzen.
Die beschlagnahmten Werke wurden 1937 in München in der Ausstellung „Entartete Kunst“, welche im Juli eröffnet wurde, gezeigt. Diese Ausstellung, war eine Gegenveranstaltung zur „Großen Deutschen Kunstausstellung“, welche kurz vorher eröffnet wurde.
Bei der Ausstellung „Entartete Kunst“ wurden alle Werke auf engstem Raum zusammengepfercht und mit negativen Inschriften versehen, um die Öffentlichkeit von der Minderwertigkeit der Werke zu überzeugen.
Die Legitimation der Enteignung der Museen erfolgte nachträglich durch das „Gesetz über die Einziehung von Erzeugnissen entarteter Kunst“ am 31. Mai 1938. Somit legten sie die Grundlage für die „Verwertung“ der Werke zur Devisenbeschaffung.
Zum Schluß möchte ich anhand nur eines Beispiels das Schicksal jüdischer Künstler, darstellen. Otto Freundlich, Jude, Sozialist und abstrakter Künstler, der 1878 in Pommern geboren wurde, rückte mit seinen Werken in den Fokus der Verfolgung.
Seine Werke wurden diffamiert, viele Arbeiten zerstört. Kontakte in seine alte Heimat Pommern wurden ihm erschwert, bis unmöglich gemacht. Nach Jahren der Flucht, endete sein Schicksal in einem Konzentrationslager, in welchem er ermordet wurde.
Kunstwerke von Otto Freundlich, die zum Glück die Zeit überdauert haben, sind eine bleibende und mahnende Erinnerung für alle.
Eine ganze Reiche an berühmten Werken, die das Etikett „Entartete Kunst“ versehen bekamen, können Sie in folgendem kurzen Video betrachten:
Das Video ist mit Musik untermalt und stellt auch ein paar kurze Fakten zu diesem Kapitel der deutschen Kunstgeschichte bereit. Wir wünschen ein informatives und spannendes Erlebnis.
Freie Autorin in den Rubriken Kunst (Art Brut), Interior Design / Inneneinrichtung, Handarbeit und Literatur (Romane).