- Kunst der Ur- und Frühgeschichte: Altpaläolithische Kleinkunst
- Kunstgeschichte; Kunst der Ur- und Frühgeschichte: Augenidol
- Kunst der Ur- und Frühgeschichte: Germanische Kunst; Langobardische Kunst
- Kunst der Ur- und Frühgeschichte: Der tatsächlich betrachtete Zeitraum
- Kunst der Ur- und Frühgeschichte: Der theoretisch betrachtete Zeitraum
Das Langobardenreich ist lange vergangen (es existierte von 568 bis 774), hat uns aber einen reichen Kunstschatz hinterlassen.
Das germanische Volk war ursprünglich unter dem Namen Winniler bekannt und siedelte an der unteren Elbe (in der fruchtbaren Gegend, die später Magdeburger Börde genannt wurde). Nach Aufbruch Richtung Süden wandelte sich der Name des expansiven und innovativen Völkchens in die Bezeichnung Langobarden, wegen ihrer langen Bärte oder ihrer langen Streitäxte Hellebarden und vielleicht noch anderer, heute nicht mehr nachvollziehbarer Gründe.
Die Langobarden konnten sich nach langer Wanderung schließlich in Norditalien festsetzen und dort ihr Langobardenreich errichten. In einer recht langen Zeit von Sicherheit und Wohlstand entstanden viele Bauwerke, die heute zu den frühesten erhaltenen Baukunstwerken der Geschichte gehören.
Die UNESCO (United Nations Educational, Scientific and Cultural Organization) hat die wichtigsten Zeugnisse und Gebäude der Langobarden in Norditalien im Juni 2011 in der Liste des UNESCO-Weltkulturerbes aufgenommen. Diese „Orte der Macht“ – wie der offizielle Name der UNESCO für die sieben Gruppen von wichtigen Gebäuden auf der italienischen Halbinsel lautet – liegen in den heutigen italienischen Orten Cividale del Friuli, Brescia, Castelseprio Torba, Spoleto, Campello sul Clitunno, Benevento und Monte Sant’Angelo; es handelt sich um eine Reihe von Festungen, Kirchenbauten und Klöstern.
Die UNESCO hat die Aufnahme ins Weltkulturerbe damit begründet, dass die ausgewählten Stätten eine hohe Leistung des germanischen Volkes bezeugten: Nachdem sie aus dem Norden Europas in Italien eingewandert waren, hatten sie dort ab dem 6. Jahrhundert ihre eigene spezifische Kultur entwickelt, die bis ins 8. Jahrhundert vervollkommnet wurde.
Dokumentation: DIE LANGOBARDEN (Vorschau)
Der lombardische Bau- und Kunststil
Der lombardische Baustil zeigt eine Synthese von Stilelementen, die den Übergang von der Antike ins europäische Mittelalter markieren. Die lombardische Baukunst knüpft an das Erbe des antiken Rom an, geht auf christliche Spiritualität ein, verarbeitet Einflüsse byzantinischer Kunst und des kulturellen Erbes des germanischen Nordeuropas.
Vor allen die sieben geschützten Gruppen zeugen von einer wichtigen Rolle der Langobarden in der geistigen und kulturellen Entwicklung des mittelalterlichen europäischen Christentums.
Die Langobarden haben uns aus ihrer Herrschaftszeit noch einiges mehr an lombardischer Kunst hinterlassen, wobei sie deutlich abgrenzbar etwas ganz Eigenes geschaffen haben: Was da im 7. und 8. Jahrhundert auf Langobarden-Gebiet entstand, ist eine höchst eigenwillige Form frühmittelalterlicher Kunst, auch wenn (oder gerade weil) die Herrschaft der nur ansatzweise zivilisierten Langobarden für das durch spätantike (vor allem byzantinische) Kunst beeinflusste Norditalien zunächst ein erheblicher kultureller Rückschlag war.
Aber die lombardischen Herrscher übernahmen die römischen und byzantinischen Kultur-Einflüsse ebenso willig wie die katholische Religion (und erstaunlich schnell auch die lateinische Sprache); aus all dem und den mitgebrachten Traditionen wurde nun „avantgardistische Kunst“ geformt.
In der lombardischen Goldschmiedekunst war noch viel „germanischer Tierstil“ zu spüren, unter dem Anblick romanischer Gewandtrachten nahmen die Tiere nun ganz neue Formen an, reich und mit Edelsteinen verzierte Scheibenfibeln dienten bald auch den Langobarden als Gewandspangen zum Zusammenhalten der Kleidung.
Germanische Flechtbandornamentik wurde einerseits zu endgültiger Formvollendung entwickelt und andererseits um neue Motive ergänzt (menschliche Figuren, deren Abbildung ein Novum war), erste christliche Kreuze werden gestaltet und verziert.
Byzantinische Bauformen wie Basilika und Zentralbau wurden um neue Stilelemente ergänzt: Reliefkunst auf Stein, die eine Vorliebe für ornamentale Elemente einführt und als „lombardischer“ Stil zu einer neuen Blüte der Baukunst in Westeuropa führt.
Neben der Baukunst an den „7 Orten der Macht“ gehören die Eiserne Krone, die Goldblattkreuze, der Ratchis-Altar und die Agilulfplatte zu den bekanntesten überlieferten Werken der lombardischen Kunst.
Literaturempfehlungen:
- Langobardische Kunst: Die Sprache der Flechtbänder, von Rudolf Kutzli (Gebundene Ausgabe)
- Kreuz und Rune. Langobardisch-romanische Kunst in Italien. Band I: Werdezeit, von
Kreuz und Rune. Langobardisch-Romanische Kunst in Italien. Band II: Reifezeit, von
Passionierte Autorin mit regem Kunstinteresse