Teil 1 – 1304 bis 1486
Giotto di Bondone
wurde im Jahr 1266 in Vespignano bei Florenz geboren, er starb am 8. Januar 1337, ebenfalls in Florenz.
Der italienische Maler war wohl der wichtigste Wegbereiter für die Renaissance in Italien, wegen seiner herausragenden Berühmtheit wird er meist nur kurz „Giotto“ genannt.
Aus Quellen wie den um 1450 entstandenen Commentarii von Lorenzo Ghibertis weiß man recht viel über ihn. Der Sohn eines Florentiner Schmieds soll von einem Maler beim Hüten und Zeichnen seiner Schafe entdeckt worden sein. Die Künstler der Zeit staunten über sein Talent, nach den Ideen der Renaissance wurden künstlerische Genies bereits als Genie geboren.
Giotto erhielt bald Aufträge in Florenz und wurde von Papst Benedikt XII. nach Rom geholt, wo er 10 Jahre wirkte, für König Robert von Neapel hat er auch gearbeitet. So wurde er berühmt, als Architekt und Bildhauer und Dichter, und er soll großen materiellem Erfolg gehabt haben.
Ab 1320 unterhielt er in Florenz eine wirtschaftlich erfolgreiche Werkstatt, 1334 wurde er Florentiner Dombaumeister, er starb 1337 während seiner Arbeit, in der Bargello-Kapelle in Florenz (bei der Arbeit am „Jüngsten Gericht“).
Giotto soll Fliegen so täuschend echt gemalt haben, dass Freunde sie fortscheuchen wollten, seitdem gilt die Fliege als Symbol künstlerischen Fortschritts. Zur Legende wurde auch „Giottos O“, ein freihändig gezeichneter, vollkommener Kreis, den er einem Abgesandten des Papstes als Arbeitsprobe überreicht haben soll.
Eigentlich hat der Begründer der italienischen Malerei aber nur religiöse Themen behandelt. Dies aber ungewohnt natürlich und lebhaft, unter Einsatz neuer Farben und mit ersten Anklängen von Perspektive, wie bei der berühmten „Ognissanti-Madonna“ in den Uffizien, dem einzigen erhaltenen größeren Tafelbild Giottos.
Giotto wird in Dante Alighieris „Göttlicher Komödie“ und in Boccaccios „Decamerone“ erwähnt, Petrarca besaß ein Werk von ihm, Michelangelo nahm ihn als Vorbild, und die europäische Raumsonde, die 1985 aufstieg, um den Kometen Halley zu erforschen, trug ebenfalls seinen Namen (mit Grund, Giotto soll den Kometen in einem Freskenzyklus gemalt haben).
Der Engel im Adventskalender entstand irgendwann zwischen 1304 bis 1306. Der große Freskenzyklus in der Scrovegni-Kapelle in Padua, zu dem der Engel gehört, gilt als Giottos Hauptwerk.
Hubert van Eyck
ist ungefähr 1370 in Maaseyck (bei Maastricht) geboren und starb am 18. September 1426 in Brügge.
Der flämische Maler ist geheimnisumwittert, über sein Leben ist nur sehr wenig bekannt; sicher weiß man nur, dass er sich 1421–1422 in Gent in die religiöse Genossenschaft der „Maria mit den Strahlen“ einschrieb.
Hubert van Eyck war lange berühmt durch den „Genter Altar“ (Flügelaltar in der Sankt-Bavo-Kathedrale Gent, 1432 oder 1435 aufgestellt), den er zusammen mit seinem Bruder Jan van Eyck geschaffen haben soll.
Der große Ruhm Hubert van Eycks gründet sich auf eine Inschrift auf dem Genter Altar, auf dem Rahmen steht:
Pictor Hubertur Eeyck. Maior Quo Nemo Repertus
Incepit. Pondus. Que Johannes Arte Secundus
(Frater) Perfecit. Judoci Vijd Prece Fretus
Versv Sexta Mai. Vos Collocat Acta Tveri
Für die Nicht-Lateiner unter uns: „Maler Hubert van Eyck, einen größeren gab es nicht, hat dies Werk begonnen und sein Bruder Johannes, der zweite in dieser Kunst, hat im Auftrag von Jodocus Vijd die schwere Aufgabe vollendet. Durch diese Verse vertraut er Eurer Obhut das an, was am 6. Mai entstand.“
Seit einigen Jahren weiß man jedoch ziemlich sicher, dass es hier eher um einen der ersten großen Kunstskandale geht: Jan van Eyck war kaum der Bruder von Hubert van Eyck, der kommt nämlich aus Brügge und nicht aus Gent (Hubert zwar auch nicht, aber der war in Gent als Maler bekannt).
Als Albrecht Dürer um 1530 den Altar besichtigte, war nach seiner Beobachtung noch keine Spur von einer Inschrift zu sehen, dass er recht hatte, wurde 1950 durch eine Röntgenuntersuchung bewiesen. 1979 ergab eine Infrarotreflektographie, dass auch nur und ausschließlich Jan van Eyck auf dem Altar unterzeichnet hat.
Auf jeden Fall konkurrierten Brügge und Gent schon lange um die kulturelle Vormacht, und die Genter sollen die zufällige Namensgleichheit gerne ausgenutzt haben, um das zwischenzeitlich berühmt gewordene Kunstwerk „ihrem Hubert“ zuzuschieben. Diese These stammt von einem bekannten deutschen Kunsthistoriker und ist bei uns weitgehend anerkannt, ob Gent und Brügge sich heute noch streiten, ist der Autorin nicht bekannt, aber kaum zu vermuten.
Wenn Sie selbst urteilen möchten, hier könnten Sie sich ja im Web einige Bilder von Hubert van Eyck ansehen und vergleichen, wobei neben Bildern aus dem Genter Altar nicht allzu viele zu finden sind …
Die Engel des 8. und 10. Dezember wurden von Hubert van Eyck/Jan van Eyck geschaffen, „Musizierende Engel“ und ein „Verkündigungsengel“ vom Genter Altar.
Gentile da Fabriano
wurde um 1370 in Fabriano geboren und starb 1427 in Rom.
Über das Leben des Frührenaissance-Malers weiß man nicht sehr viel, nach einigen Quellen soll er Schüler des nicht so rasend berühmten Malers Allegretto Nuzi gewesen sein. Da dieser von 1315/20 bis ca. 1373 gelebt haben soll, vermutlich nicht sehr lange.
Gentile „da Fabriano“ ist so ähnlich wie Anton „aus Tirol“, Gentile heißt nämlich eigentlich und noch wohlklingender Gentile di Nicolò Massio.
Gentile war bis zur Jahrhundertwende in seiner Heimatstadt tätig. 1408/1409 wurde er in Venedig gesichtet, wo er einen Dogenpalast mit Fresken zu schmücken sollte, dessen Fertigstellung er jedoch seinem Schülern Pisanello überließ.
Gentile da Fabriano soll lieber in Brescia für Pandolfo III. Malatesta gearbeitet haben, einem Söldnerführer, über den das Netz viel Interessantes zu berichten weiß, z. B. über den Kreuzzug ins Heilige Land, den er bis 1402 führte, seine 2011 ausgegrabene Beerdigungsjacke und sein Nierensteinleiden.
Ab etwa 1420 arbeitete Gentile da Fabriano in Florenz, z. B. für die Familie Strozzi an einer Kapelle in der Kirche Santa Trinita (bedeutendstes Tafelbild: „Anbetung der Heiligen Drei Könige“ mit sehr plastischer Darstellung der Figuren). Für die Kaufmannsfamilie Quarantesi erschuf er 1425 das Quaratesi-Polyptychon am Hauptaltar von San Niccolò sopr’Arno in Florenz. 1422 war er in Florenz in die Malergilde aufgenommen worden, nach einem Zwischenspiel in Siena folgte er um 1426 dem Ruf des Papstes Martin V. nach Rom.
Dort begann er in der Lateranbasilika (Bischofskirche von Rom) einen Zyklus mit Fresken aus dem Leben Johannes des Täufers, der wegen Tod des Meisters ebenfalls von Schüler Pisanello vollendet werden musste.
Gentile da Fabriano ist der Nachwelt als bedeutendster italienischer Vertreter der „Internationalen Gotik“ bekannt, und durch seine berühmten Schüler Pisanello und Jacopo Bellini. Der Engel des 3. Dezember gehört zum Tafelbild: „Anbetung der Heiligen Drei Könige“ für die Familienkapelle der Bankiersfamilie Strozzi.
Melchior Broederlam
wurde irgendwann vor 1380 geboren und lebte vermutlich bis ungefähr 1410.
Melchior Broederlam (oder Broederlain) war ein flämischer Maler der Gotik, über dessen Leben wir nur sehr wenig wissen.
Sicher ist, dass er sich zwischen 1381 und 1409 am Hof Philipps des Kühnen, Herzog von Burgund, in Ypern aufhielt, und das war es dann eigentlich schon.
Das einzige Werk, das uns Broederlam hinterlassen hat, sind zwei Flügel eines Altars für die Chartreuse de Champmol, einem Kartäuserkloster in Dijon in Burgund, das eigens gegründet wurde, um die Gräber der Herzöge von Burgund zu beherbergen.
Als Broederlam ankam, hatte der Bau schon seit Jahren mehr als 250 Arbeiter aus verschiedenen Regionen und allen Baugewerken beschäftigt, bereits 1390 waren die Skulpturen auf den Retabeln bei Jacques de Baerze in Auftrag gegeben worden, 1391 wurden sie nach Ypern geliefert.
Melchior Broederlam war von 1393 bis 1399 mit den Gemälden auf den Retabeln beschäftigt, 1399 wurden sie in der Chartreuse aufgestellt. Auf dem Altar zu sehen waren/sind die „Verkündigung“ und die „Heimsuchung Mariens“, die „Darbringung im Tempel“ und die „Flucht der Heiligen Familie nach Ägypten“.
Neben der Zeit in Ypern soll Melchior Broederlam 1389 und 1399 in Dijon gearbeitet haben und 1390 und 1395 in Paris, Zeugnisse sind jedoch nicht mehr zu finden. Der Engel des 18. Dezember gehört zum linken Flügel des Altars, den Melchior Broederlam für Philipp den Kühnen gestaltete.
Fra Angelico
wurde 1387 (zwischen 1386 und 1400) in Vicchio di Mugello bei Florenz geboren und starb am 18. Februar 1455 in Rom.
Mit Namen ist der Maler der italienischen Frührenaissance reichlich gesegnet. Er wurde als Guido (Guidolino) di Pietro geboren. Mit seinem Ordensgelübde nahm er den Namen Giovanni (Bruder Johannes) an, den seine Zeitgenossen mit dem kennzeichnenden Zusatz Fiesole (Stadt nahe Vicchio, Kreis Florenz) versahen.
Giorgio Vasari, italienischer Architekt, Hofmaler der Medici und einer der ersten Kunsthistoriker, der über Leben und Werk Leonardo da Vincis, Raffaels und Michelangelos und auch über Fra Giovanni schrieb, nannte Fra Giovanni in seiner vor 1555 entstandenen Biographie bereits Fra Giovanni Angelico (der Himmlische, Engelsgleiche). Die Nachwelt redet sogar von Il Beato Fra Angelico (der glückliche, gesegnete Himmlische Bruder) – im Fall eines Ordensbruder kein Lob besonderen Talents, sondern auf die Art bezogen, in der Fra Angelico seine christlichen Motive darstellte.
1982 sprach Papst Johannes Paul II. Fra Angelico tatsächlich selig, er war zu dieser Zeit bereits lange als Schutzpatron der christlichen Künstler bekannt.
Über Fra Angelicos Eltern weiß man nichts, das früheste erhaltene Zeugnis über ihn ist ein Dokument von 1417, das den Beitritt zu einer religiösen Bruderschaft und sein Werken als Maler belegt, dieses ergibt sich auch aus zwei Quittungen von 1418, ausgestellt über Bezahlung für künstlerische Arbeiten in der Kirche Santo Stefano del Ponte, Sestri Levante, Ligurien.
Als Ordensbruder des Dominikanerordens, Fra Giovanni, wird er das erste Mal 1423 erwähnt. Fra Angelico wurde bei den Dominikanern als Illuminator (Buchmaler) ausgebildet und soll mit seinem Bruder Benedetto, ebenfalls Dominikaner, zusammengearbeitet haben. Seine Lehrer sind unbekannt, die ersten Werke nicht erhalten.
Fra Angelico hat sich aus Ligurien wieder in den Süden bewegt, über Fiesole hinaus, von 1408 bis 1418 lebte er in Cortona in der Toskana im Dominikanerkonvent und fertigte Fresken in der Kirche an. Vasari erwähnt später ein Altarretabel und einen bemalten Lettner in einer Florentiner Kartäuserkirche.
Um 1420 ging Fra Angelico zurück nach Fiesole, in das Kloster San Domenico, wo er sich eine Werkstatt einrichtete und ein Polyptychon für den Hochaltar der Klosterkirche schuf. 1436 zog sein Orden in das ehemalige Salvestrinerkloster San Marco in Florenz um, dort sind Manuskripte erhalten, die Fra Angelico angefertigt haben soll. Auch zahlreiche Bilder in den Zellen und Kreuzgängen werden ihm zugeschrieben.
1445 kam der Ruf nach Rom, wo Fra Angelico im Auftrag von Papst Eugen IV. die Kapelle des Santissimo Sacramento (existiert nicht mehr) mit Fresken verzierte. Anschießend malte er im Auftrag von Papst Nikolaus V. in der Cappella Niccolina Fresken, das war zwischen 1447 bis 1449, Benozzo Gozzoli arbeitete mit ihm.
Von 1449 bis 1452 wirkte Fra Angelico dann als Prior des Dominikanerklosters in Fiesole. Danach kehrte er nach Rom zurück, wo er 1455 starb und in der Kirche Santa Maria sopra Minerva beerdigt wurde. Der Engel auf der Eingangsseite ist die „Verkündigung“ Fra Angelicos, von der Haupttafel eines um 1433 geschaffenen Altarretabels zum Leben Marias.
Meister des Wilton-Diptychons
ist erkennbar ein Notname, weil wir nichts über diesen Meister wissen.
Er lebte zwischen 1395 und 1399, wie weit vorher und wie lange nachher, ist unbekannt. Dass er zwischen 1395 und 1399 lebte, weiß man auch nur, weil das Wilton-Diptychon durch wissenschaftliche Untersuchung dieser Entstehungszeit zugeordnet wurde. Diptychons sind zweiteilige Gemälde, im sakralen Bereich bekannter ist das Triptychon in drei Teilen, ein häufiges Altarbild.
Man weiß, dass das Diptychon von König Richard II. von England (1367 – 1400) in Auftrag gegeben wurde, auf der Außenseite (Rückseite) ist nämlich das Wappen von Richard II. zu sehen. Und sein wirklich dekoratives Emblem, ein weißer Hirsch mit Kronenhalsband und Kette.
Auf der Vorderseite des Diptychons ist natürlich Auftraggeber Richard II. dargestellt, auf dem linken Flügel, bescheiden klein und kniend. Hinter ihm stehen drei Heilige, durch ihre Attribute identifizierbar als Johannes der Täufer (erkennbar an Fellüberwurf und Lamm auf dem Arm, Richards Namenspatron); der englische König Eduard der Bekenner, 1004 bis 1066, 1161 wegen seiner nachdrücklichen Bemühungen um kranke Untertanen (nach der Legende inklusive Wunderheilung) heiliggesprochen, und Edmund von Ostanglien oder Edmund der Märtyrer, um 841 – 869, der wegen seines Todes in einer Schlacht gegen angreifende Dänen als Märtyrer und Heiliger verehrt wird.
Beide sind an ihren Hermelinmänteln und den Kronen auf den Häuptern zu erkennen, Eduard der Bekenner trägt seine Attribute Bär, Baum, Pfeil und Wolf, sie sind auf dem Mantel und in seiner Hand zu erkennen, Edmund der Märtyrer wird meist in königlichen Gewändern mit Ring (Symbol für Gemeinschaft der Christen) und Taube (Symbol für den Heiligen Geist und den Frieden) dargestellt, zumindest der Ring ist auf dem Diptychon zu sehen.
Die drei Heiligen unterstützen Richard II in seinem Anliegen, den Segen der Madonna zu erhalten, die auf dem rechten Flügel zu sehen ist. Sie hält das Jesuskind in den Händen, das den knienden König segnet, beide sind von den elf Engeln umgeben. Diese Engel haben einige Symbole bei sich, auf der linken Seite hoch oben lässt ein Engel die Flagge mit dem Sankt-Georgs-Kreuz flattern, das seit dem 13. Jahrhundert als Flagge Englands (Schutzheiliger St. Georg) gilt und noch heute die Mitte des Union Jacks bildet.
Die kleine Kugel, mit der die Fahnenstange endet, ist ein Symbol einer Weltkugel, nur Menschen mit guten Augen finden die kleine Insel England, die darauf abgebildet ist. Das Emblem Richard II., der weiße Hirsch, wurde den Engeln auch noch auf die Schulter gestickt, und der blumige Wiesenboden unter der Madonna und den Engeln ist mit den Marienblumen Rosen, Iris und Gänseblümchen bestreut, die zugleich das Paradies symbolisieren.
All diese Symbole sollen uns sagen, dass König Richard II. vom Christuskind mit England beliehen wurde. Im Zeichen des damals allgegenwärtigen Streits, ob dem weltlichen Machthaber oder der Kirche die Vorherrschaft gebührt, eine zweischneidige Symbolik: Entweder wollte Richard aussagen, dass er sich der göttlichen Macht beugt und sich göttlicher Billigung gewiss ist, oder er wollte genau andersherum klarstellen, dass der Anspruchs der Krone auf weltliche Vorherrschaft vor der Kirche „gottgegebenen“ ist.
Bei der Anfertigung des Diptychons wurde an nichts gespart, die Darstellungen sind auf einem vergoldeten, mit kunstvollen Punzierungen geschmückten Untergrund aufgebracht, der Rahmen ist ebenfalls vergoldet, sogar die Haken und Ösen, mit denen die zusammenklappbaren Tafeln verschlossen werden konnten. Dafür ist das Wilton-Diptychon nicht sehr groß, jeder Flügel misst 47,5 × 29,2 cm, das ist nur eine Spur größer als ein DIN A3-Blatt.
Wilton-Diptychon heißt das Bild, weil es zeitweilig dem Earl of Pembroke gehörte, der es von 1705 bis 1929 in seinem „Wilton House“ verwahrte, 1929 wurde es von der National Gallery in London erworben und ist bis heute dort zu bewundern. Die Engel des 11. Dezember zeigen die wunderschöne Arbeit des Meisters des Wilton-Diptychons.
Benozzo Gozzoli
wurde 1420 in Florenz geboren und starb 1497 in Pistoia nahe Florenz.
Der italienische Renaissance-Maler wurde als Sohn des Schneiders Lese di Sandro und als Benozzo di Lese di Sandro geboren; warum er Gozzoli hieß, kann nur vermutet werden, und hatte nicht unbedingt charmante Gründe: Gozzo ist im Italienischen der Kropf, oder der unergründliche Rachen, der (geschwollene) Unterleib, der (dicke) Bauch, bei so einer Benennung hilft auch die Verniedlichung zu Gozzoli nicht mehr viel …
Gozzoli lernte bei Fra Angelico, den er 1446/1447 bis 1449 nach Rom begleitete, wo er im dabei half, in der Nikolauskapelle des Vatikanpalasts (Cappella Niccolina) Fresken für Papst Nikolaus V. zu malen.
Anschließend arbeitete Benozzo Gozzoli in Montefalco und fertigte z. B. eine „Himmelfahrt der Maria“, ein Gemälde, das sich heute in der Pinakothek im Vatikan befindet. 1452 malte Benozzo Gozzoli in der Kirche San Francesco in Montefalco einen Freskenzyklus über die Legende um den Heiligen Franziskus.
Etwa 1456 ging er nach Florenz, bekannt ist, dass er von 1459 bis 1461 für die Medici arbeitete, er verzierte die Kapelle des Palazzo Medici mit Fresken. Von 1463 bis 1464 malte Gozzoli einen Freskenzyklus mit 17 Szenen aus dem Leben des Heiligen Augustinus in die Kirche Sant‘ Agostino in San Gimignano, Toskana.
Und durch einen Spitznamen der Italiener für eine Person, die Schamhaftigkeit heuchelt, „Vergognosa di Pisa“ wird ein solcher Mensch dort genannt, vermutlich nach Benozzo Gozzolis Gemälde „Weinlese und Trunkenheit“ (Camposanto zu Pisa), in dem der betrunkene und entblößte Noah von seiner Tochter durch vorgehaltene Finger betrachtet wird.
Ganz sicher ist diese Herkunft des Ausdrucks aber nicht, „Noah im Rausch“ ist damals ein beliebtes Motiv, wahrscheinlich hatten die Mitmenschen großes Verständnis dafür, wie schwierig es ist, alle Arten auf einem Schiff unterzubringen. Die „Anbetenden Engel“ des 7. Dezember wurden von Benozzo Gozzoli geschaffen.
Friedrich Herlin
wurde um 1450 in Süddeutschland geboren, vermutlich in Rothenburg ob der Tauber, er starb um 1500 in Nördlingen.
Viel wissen wir nicht über den spätgotischen Maler, nur dass er in Rothenburg ob der Tauber tätig war und ab 1459 in Nördlingen lebte. Überliefert ist, dass er 1467 das Nördlinger Bürgerrecht erhielt und dort starb, irgendwann um 1500. Und dass er der Schwiegervater des bekannten Ulmer Malers Bartholomäus Zeitblom war, zumindest eine Zeit lang, denn für Zeitblom ist eine zweite Ehe überliefert, mit einer Tochter des Ulmer Malers Hans Schüchlin.
Sicher von Friedrich Herlin stammende Werke finden sich einige in Süddeutschland: In der Jakobskirche in Rothenburg Flügel am Hochaltar mit Darstellungen aus dem Marienleben, um 1466 gefertigt, in der Stadtkirche St. Blasius in Bopfingen zwei Altarflügel mit der „Geburt Christi“ und der „Anbetung der Könige“ von 1472, in der St. Bonifatiuskirche in Emmendingen drei Altarflügel, „Geburt Christi“, „Anbetung der Könige“ und „Beschneidung“ von 1473 und in St. Georg, der Stadtkirche von Nördlingen, ein vom Nördlinger Gastwirt Jakob Fuchshart und seinen Stiefsöhnen gestiftetes Triptychon.
Herlin wurde eher als Nachfolger Rogers van der Weyden bekannt (bei dem er gelernt haben soll) als für eigenständigen Stil und Ausdruck berühmt. Nur eine realistische Darstellung des lesenden Apostel Petrus mit Kneifer hat eine gewisse öffentliche Berühmtheit erlangt, weil die Betrachter sie sehr amüsant finden und die Abbildung einer Brille für die Kunst- und Kulturhistoriker interessant ist. Der Engel im Kalender stellt die „Anbetung des Christuskindes“ in Friedrich Herlins „Geburt Christi“ dar.
Filippino Lippi
wurde um 1457 in Prato in der Toskana geboren und ist 1504 in Florenz gestorben.
Filippino Lippi hieß zu seiner Zeit Filippo und wurde auch nie anders genannt, den „Filippino“ haben ihm später die Kunsthistoriker verpasst, um ihn von seinem ebenfalls künstlerisch tätigen und ebenfalls berühmten Vater zu unterscheiden.
Dabei wurde der doch Fra Filippo Lippi genannt (oder Fra Lippo Lippi), außerdem hieß er mit vollem Namen Fra Filippo Tommaso Lippi, aber nun ist es lange passiert, und man kann und sollte sich den Sohn besser als Filippino Lippi merken, er wird immer so annonciert.
Filippino Lippis Leben begann bereits ziemlich spannend: Denn sein Vater Fra Filippo Tommaso Lippi hieß wirklich Fra Filippo Tommaso Lippi, mit Betonung auf Fra – weil er als Kind Mutter und Vater verlor, trat er mit 14 Jahren ins Karmeliterkloster Santa Maria del Carmine in Florenz ein, war also ein Ordensbruder.
Er blieb dort zwar nur bis 1432, soll aber nicht von seinem Gelübde entbunden worden sein, und Biograph Giorgio Vasari weiß von romantischen Abenteuern Fra Filippos zu erzählen (die heutige Biographen allerdings bezweifeln). Auf jeden Fall soll sich Filippo der Ältere 1456 in Prato niedergelassen haben, um die Fresken im Chor des Doms zu malen.
Vor Beginn dieser Arbeit soll er 1458 noch ein Bild für die Konventskapelle San Margherita in Prato begonnen haben und dabei Lucrezia Buti kennengelernt haben, schöne Frau, aber wohl auch Novizin. Lucrezia saß Filippo Modell, und er brannte mit ihr durch, das Ergebnis war dann Filippino …
Dieser Filippino wollte ebenfalls Maler werden, er lernte in der Malerwerkstatt seines Vaters und nach dessen Tod 1469 bei dessen Freund mit dem schönen Namen Fra Don Diamante. Sandro Botticelli soll ebenfalls Lehrling in der Malerwerkstatt des Vaters gewesen sein, Filippino Lippi hat ab 1472 bei ihm gearbeitet, sein Frühwerk soll Einflüsse von Botticellis Malweise und der flämischen Malerei zeigen.
1482 bis 1484 arbeitete Filippino Lippi in der Brancacci-Kapelle von Santa Maria del Carmine in Florenz, er vollendete dort die Fresken Masaccios. Die Freskenmalerei wurde sein Spezialgebiet, Lorenzo I. de Medici sein Hauptauftraggeber in Florenz.
Zwischendurch hielt Filippino Lippi sich immer wieder in Rom auf, um die Antike zu studieren, und 1489 bis 1493 malte er in Rom, in der römischen Kirche Santa Maria sopra Minerva erschuf er die Fresken der Carafa-Kapelle. Filippino Lippi schuf auch den Renaissance-Engel des 14. Dezember, der heute in Washington D.C. in der National Gallery of Art zu bewundern ist.
Carlo Crivelli
wurde um 1430/1435 wahrscheinlich in Venedig geboren und starb 1500 in der Regione Marche.
Wie die obigen Geburtsdaten schon andeuten, wissen wir nicht viel über Carlo Crivelli. Der Maler regt jedoch ungemein zur Forschung an, einmal durch sein herausragendes Werk, das in ungewöhnlich vielen Kunstwerken bis zu uns überdauert hat, und dann durch die Tatsache, dass er uns Dokumenten und zahlreiche Unterschriften auf seinen Werken hinterlassen hat, aus denen sich wie in einer Art Puzzle sein Leben zusammensetzen lässt. Folgendes wurde herausgefunden:
Carlo Crivelli wurde als Sohn des Malers Iachobus de Chriveris geboren, der in Venedig in der Pfarrgemeinde von San Moisè wohnte. Er hatte einen jüngeren Bruder Vittore und vielleicht noch einen weiteren Bruder namens Ridolfo dal Ricci. Crivelli muss zwischen den Jahren 1430 und 1435 geboren worden sein, weil er am 7. März 1457 zu sechs Monaten Gefängnis und 200 Lire Bußgeld verurteilt wurde, dazu musste er volljährig gewesen sein.
Die Strafe bekam er für die Entführung der Frau eines venezianischen Seemanns, in die er sich verliebt hatte, dieser Ehebruch war ein Skandal und wahrscheinlich der Grund dafür, dass Crivelli Venedig verließ und nie wieder dorthin zurückkehrte.
Crivelli war wohl ursprünglich Lehrling bei Antonio Vivarini, Giovanni d´Alemagna und Bartolomeo Vivarini, der ihn mit der zeitgenössischen paduanischen Malerei vertraut machte. Diese prägte sein Frühwerk, von den frühen Werken aus Venedig ist jedoch kein einziges erhalten.
Nach der Verhaftung 1457 ging der Künstler nach Padua, freundete sich mit Giorgio Schiavone an und folgte diesem nach Zara in Dalmatien, damals unter venezianischer Herrschaft. Von da aus ging Crivelli in die Marken, wo er 1469 in Ascoli in den nächsten Konflikt und Prozess geriet, aber auch malte, z. B. das Altarbild Polittico di Porto San Giorgio für die Kirche von San Giorgio. Der Streit ging wohl gut aus, 1473 wurde Crivelli in Ascoli sesshaft, heiratete und malte eifrig Altarbilder, auch in den umliegenden Städten.
Crivelli wagte als fortgeschrittener Künstler einige Neuheiten, eine neue Struktur des Altarbilds zum Beispiel, vielleicht häuften sich deshalb seine Aufträge von außerhalb. In seinen letzten Lebensjahren war Crivelli ständig unterwegs zwischen Camerino, Matelica, Fabriano und Pergola.
Er wurde von Ferdinando di Aragona, Prinz von Capua und künftiger König von Neapel, mit dem Titel „miles“ ausgezeichnet, mit dem er seitdem seine Werke signierte. Durch diesen Ehrentitel geriet er in politisch begründete Schwierigkeiten, weshalb er in seinen letzten Jahren von Ort zu Ort zog. Crivelli soll in Fermo gestorben und in der Kirche von San Francesco begraben liegen, sicher ist das nicht, Ascoli und viele andere Orte werden auch genannt.
Sicher ist aber, dass Carlo Crivelli zu den ersten Malern gehörte, die eine völlig eigenständige Bildersprache entwickelten, faszinierend und von eindringlicher Wirkung. Er malte mit Vorliebe Dekorationen und prachtvolle Ornamente, fügte aber auch überraschende Elemente wie Gurken ein, die seine Werke fast surrealistische wirken lassen.
Carlo Crivellis Engel des 5. Dezember entstand 1486, zeigt ein Detail aus „Maria Verkündigung“, und enthält tatsächlich eine Gurke, viel Spaß beim Suchen!
Passionierte Autorin mit regem Kunstinteresse