Die Kunstgeschichte ist geprägt von einer Vielzahl bedeutender Kunstepochen, die jeweils ihren eigenen Stil und ihre eigene Ästhetik entwickelt haben.
Diese Epochen sind nicht nur das Ergebnis kreativer Schaffensprozesse, sondern spiegeln auch die sozialen, politischen und kulturellen Veränderungen ihrer Zeit wider.
In diesem Artikel möchten wir Ihnen eine Übersicht über die wichtigsten Kunstepochen geben und ihre charakteristischen Merkmale erläutern. Außerdem stellen wir Ihnen die wichtigsten Künstler der jeweiligen Epochen und einige der bedeutendsten Kunstwerke vor.
Kunstepochen Zeitstrahl
Zunächst haben wir für Sie sämtliche Kunstepochen in einem Zeitstrahl in übersichtlicher Form eingeordnet. Von 3000 vor Christus, über die Kunststile im Mittelalter und der Neuzeit bis zur Klassischen Moderne und Zeitgenössischen Kunst, wie Sie heute von Künstlern geschaffen wird.
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Antike Kunst (ca. 3000 v. Chr. – 500 n. Chr.)
Epochen der Antiken Kunst auf einen Blick
Ägyptische und mesopotamische Antike | 3000 v.Chr. – 395 n.Chr. |
Griechische Antike | 800 v.Chr. – 100 v.Chr. |
Römisches Reich | 600 v.Chr. – 600 n.Chr. |
Frühchristentum und Byzanz | 300 n.Chr. – 1453 n.Chr. |
Die Antike Kunst umfasst die Kunst der frühen Hochkulturen wie die ägyptische, die mesopotamische, die minoische, die mykenische und die klassische griechische und römische Kunst. In der Antike entwickelten sich grundlegende künstlerische Techniken und Stile, die die Basis für die spätere europäische Kunst bildeten.
Die ägyptische Kunst zeichnet sich durch ihre monumentalen Bauwerke wie die Pyramiden und ihre detailreichen Wandmalereien aus. Die mesopotamische Kunst ist bekannt für ihre Reliefs und Skulpturen, während die minoische und mykenische Kunst durch ihre farbenfrohen Fresken und Keramiken beeindruckt.
Die klassische griechische Kunst ist berühmt für ihre harmonischen Proportionen und den idealisierten menschlichen Körper, der in Skulpturen wie dem Diskobolos oder der Venus von Milo zum Ausdruck kommt.
Antike – Griechenland (um 800 v. Chr. bis 100 v. Chr.)
Ebenso darf die römische Kunst in dieser Kunstepochen Übersicht nicht fehlen. Sie zeichnet sich durch ihren Realismus und ihre Porträtkunst aus, wie beispielsweise die Büste des Kaisers Augustus zeigt.
Antike – Römisches Reich (600 v. Chr. bis 600 n. Chr.)
Frühchristentum und Byzanz (300-1453)
Mittelalterliche Kunst (ca. 500 – 1400)
Epochen des Mittelalters auf einen Blick
Frühes Mittelalter und Romanik | 750 n.Chr. – 1250 n.Chr. |
Gotik | 1130 n.Chr. – 1500 n.Chr. |
Die mittelalterliche Kunst umfasst die Kunst der Völkerwanderungszeit, die karolingische, die ottonische, die romanische und die gotische Kunst. In dieser Epoche stand die christliche Religion im Zentrum der künstlerischen Schaffensprozesse.
Frühes Mittelalter und Romanik (750-1250)
Wichtige Daten und Merkmale zur Romanik auf einen Blick:
Geschichtlicher Hintergrund | Malerei spielte eine bedeutende Rolle bei der Verbreitung des Christentums, da sie biblische Geschichten für eine eher analphabetische Bevölkerung veranschaulichte. |
Merkmale | Kunstwerke weisen klare Linien und einfache Farben auf, ohne räumliche Tiefe. Wichtige Elemente werden in größeren Proportionen dargestellt (sog. Bedeutungsperspektive). |
Themen | Darstellung religiöser Szenen, kirchlicher Würdenträger und weltlicher Herrscher in Heiligenbildern. |
Wichtige Künstler | meist unbekannt |
Bedeutende Werke | Die kunstvollen Wand- und Glasmalereien im Augsburger Dom |
Die Kunst der Völkerwanderungszeit ist geprägt von der Vermischung antiker und germanischer Stilelemente, wie sie in den Schmuckstücken der Merowinger und Langobarden zum Ausdruck kommt.
Die karolingische und ottonische Kunst, die unter den fränkischen und sächsischen Herrschern entstand, brachte prachtvolle Handschriften und Kirchenbauten hervor, wie beispielsweise die Pfalzkapelle in Aachen oder den Dom zu Hildesheim.
Die romanische Kunst ist gekennzeichnet durch ihren monumentalen Charakter, der sich in massiven Kirchenbauten mit Rundbögen und Tonnengewölben äußert.
Die gotische Kunst hingegen zeichnet sich durch ihre filigranen Strukturen und das Streben nach Vertikalität aus, wie beispielsweise die Kathedralen von Chartres und Notre-Dame in Paris zeigen.
Gotik (1130-1500)
Wichtige Daten und Merkmale zur Gotik auf einen Blick:
Geschichtlicher Hintergrund | In der Gotik verliert die Kirche langsam an Einfluss, während die Angst vor dem Weltuntergang wächst. |
Merkmale | Glasmalerei gewinnt an Bedeutung, mit Schwerpunkt auf individuellen Gesichtszügen und Kleidung in der Raumperspektive. |
Themen | Kunstwerke enthalten sowohl biblische Motive als auch weltliche Szenen, wie Jagd oder Hofarbeiten. |
Wichtige Künstler | Giotto di Bondone, Andrej Rublev, Gebrüder Limburg, Meister Bertram, Rogier van der Weyden, Jean Fouquet, Stephan Lochner |
Bedeutende Werke | Fresken in der Scrovegni-Kapelle „Jesus vertreibt die Händler“ (1305, Giotto di Bondone), Die Verkündigung (Simone Martini), Die Maestà (Duccio di Buoninsegna), Die Stunden der Jeanne d’Évreux (Jean Pucelle) |
Frühe Neuzeit
Epochen der Frühen Neuzeit auf einen Blick
Renaissance | 1420 n.Chr. – 1600 n.Chr. |
Manierismus | 1520 n.Chr. – 1600 n.Chr. |
Barock und Rokoko | 1600 n.Chr. – 1780 n.Chr. |
Klassizismus | 1770 n.Chr. – 1830 n.Chr. |
Renaissance (ca. 1420 – 1600)
Wichtige Daten und Merkmale zur Renaissance auf einen Blick:
Geschichtlicher Hintergrund | Übergang von der mittelalterlichen zur frühneuzeitlichen Welt markiert einen Wendepunkt in der europäischen Geschichte. Wiederbelebung antiker Ideale. Fall von Konstantinopel im Jahr 1453. Zahlreiche soziale, wirtschaftliche und technologische Veränderungen. Die italienischen Stadtstaaten, insbesondere Florenz, Rom und Venedig, waren die Hauptzentren dieser kulturellen Bewegung. |
Merkmale | Dreidimensionale Darstellung, Ölmalerei, naturalistische Landschaftsmalerei und Porträts, Erfindung der Zentralperspektive. Perspektiven in die Malerei und Bildhauerei, die auf den Prinzipien der Geometrie und der Naturbeobachtung basierten. Präzise Darstellungen der Anatomie. Entwicklung des Sfumato und das Studium der Licht- und Schatteneffekte. |
Themen | Landschaften, Porträts, menschliche Anatomie, Geometrie, Technik |
Wichtige Künstler | Leonardo da Vinci, Albrecht Dürer, Raffael, Michelangelo, Tizian, Hieronymus Bosch |
Bedeutende Werke | Mona Lisa (Da Vinci), Letztes Urteil (Michelangelo), Erschaffung Adams (Michelangelo), Die Geburt der Venus (Sandro Botticelli), Papst Julius II (Raffael), Das letzte Abendmahl (Da Vinci) |
Die Renaissance war eine Epoche der künstlerischen Wiedergeburt, in der die antike Kunst und Kultur wiederentdeckt und neu interpretiert wurden. Die Renaissancekünstler wie Leonardo da Vinci, Michelangelo und Raffael strebten nach Perfektion und Humanismus in ihrer Kunst und legten besonderen Wert auf Proportion, Perspektive und anatomische Genauigkeit.
Zu der Zeit der Renaissance zeichnet sich die Malerei durch ihre realistischen Darstellungen und die Einführung der Zentralperspektive aus, die den Betrachtern eine räumliche Tiefe vermittelt. In der Skulptur erreichte die Kunst der Renaissance ein hohes Maß an Plastizität und Dynamik, wie beispielsweise Michelangelos David oder die Laokoon-Gruppe zeigen.
Die Renaissance-Architektur wurde von der Wiederentdeckung der klassischen Formen und Symmetrie geprägt, wie sie in den Bauten von Brunelleschi und Palladio zum Ausdruck kommt.
Manierismus (ca. 1520 – 1600)
Mit der neu erlangten Freiheit des Menschen entstand im 16. Jahrhundert der Wunsch, dass jeder Künstler seine eigene individuelle Ausdrucksweise entwickeln sollte.
Doch dieser Wunsch führt schnell zu Übertreibungen, die selbst für Meister wie Michelangelo nicht unentdeckt blieben. So wurden einige seiner Werke nicht mehr der Renaissance, sondern dem Manierismus zugeordnet.
Im Manierismus wurden Gefühle bewusst übertrieben dargestellt, Gesten übersteigert und sogar die Kleidung der dargestellten Personen unnatürlich aufgebauscht. Die einst leichte S-Kurve der Renaissance wird zu einem fast unnatürlichen Überdrehen der Körper.
Ironischerweise wurde dieser Stil zum ersten pan-europäischen Stil und zog Künstler aus ganz Europa nach Italien, seinem Ursprungsort.
Barock und Rokoko (ca. 1600 – 1780)
Wichtige Daten und Merkmale zu kuns:
Geschichtlicher Hintergrund | Maßgeblich durch die Gegenreformation geprägt. Die barocke Kunst entstand in einer Zeit, die von kriegerischen Auseinandersetzungen und religiösen Konflikten geprägt war, wie dem Dreißigjährigen Krieg (1618–1648). Diese unruhigen Zeiten förderten das Bedürfnis der Herrscher und der katholischen Kirche, Stabilität und Macht durch überwältigende künstlerische und bauliche Werke zu vermitteln. |
Merkmale | In der Barockzeit spielte die Kunst eine zentrale Rolle bei der Darstellung von Macht und Prunk. Trompe l’oeil (Augentäuscherei), Verwendung von Gold und Marmor, Chiaroscuro (Hell-Dunkel Kontraste), präzise Symmetrie und Ornamentik. Die üppige Gestaltung und die dramatische Inszenierung in der barocken Kunst spiegeln den Wunsch nach Ordnung und Kontrolle in einer oft chaotischen Welt wider. |
Themen | Prunk, Prachtbauten, Darstellungen von Macht, Vergänglichkeit des Lebens, Zerfall |
Wichtige Künstler | Peter Paul Rubens, Diego Velázquez, Caravaggio, Johannes Vermeer, Gian Lorenzo Bernini, Artemisia Gentileschi, Rembrandt van Rijn |
Bedeutende Werke | Der heilige Matthäus und der Engel (Caravaggio), Las Meninas (Velázquez), Medici-Zyklus (Rubens), De aanbidding der herders (1646, Rembrandt), Apollo und Daphne (1625, Bernini) |
Die Barockkunst entstand als Reaktion auf die Renaissance und zeichnet sich durch ihre Emotionalität, Dramatik und Üppigkeit aus. Die Künstler des Barock wie Caravaggio, Bernini und Rubens, nutzten Licht und Schatten, um ihre Werke plastisch und lebendig erscheinen zu lassen.
Die Barockmalerei ist geprägt von starken Kontrasten zwischen Licht und Schatten, wie beispielsweise in Caravaggios „Die Berufung des Heiligen Matthäus“ zu sehen ist. Durch Künstler wie Bernini erreichte die Barockskulptur eine neue Dynamik und Bewegung, wie etwa seine Skulptur „Apollo und Daphne“ zeigt.
Gian Lorenzo Bernini setzte in Architektur und Skulptur neue Standards und Annibale Carracci und Caravaggio taten dies in der Malerei. Die dramatischen Hell-Dunkel-Kontraste und die Verletzung der Schicklichkeit des ungestümen Malerstars Caravaggio waren wegweisend und gaben den Ton für realistische Darstellungen von Martyrien und Genreszenen der Caravaggisten an.
Das Goldene Zeitalter der niederländischen Malerei im 17. Jahrhundert brachte aufgrund des enormen Wohlstands des Bürgertums drei neue Kunstgattungen hervor: Genre, Landschaft und Stillleben. Peter Paul Rubens, ein Flame, erlangte europaweite Bekanntheit, da er in seiner Malerei eine Kombination aus größter Prachtentfaltung, Dynamik und emotionaler Ergriffenheit schaffte.
In Spanien und den außereuropäischen Kolonien dominierten sakrale und höfische Aufträge die Kunstproduktion, da die Kunst des Barock als Mittel der Gegenreformation eingesetzt wurde. Diego Velázquez aus Sevilla wurde zum unangefochtenen Hofmaler und schuf vor allem Porträts und mythologische Historien, während die religiöse Kunst des Siglo d’oro in der Verbindung von Malerei und Skulptur einen Höhepunkt erreichte.
Im Vergleich zu Italien, Spanien und Süddeutschland setzte sich der bewegte Stil des Barock in Frankreich und England nicht durch: In beiden Ländern dominierte eine klassische Auffassung, die auch als Barockklassizismus (Frankreich) und Palladianismus (Architektur in England) bezeichnet wird.
Die Barockarchitektur ist gekennzeichnet durch ihre Prachtentfaltung und den Einsatz von Kurven und Ellipsen, wie beispielsweise die Kirche San Carlo alle Quattro Fontane in Rom zeigt. Das Rokoko, das sich als Weiterentwicklung des Barock herausbildete, ist geprägt von einer verspielten, dekorativen und leichten Ästhetik.
Diverse Rokokokünstler wie Watteau, Boucher und Fragonard, zeichneten sich durch ihre elegante und grazile Malerei aus, die sich vor allem in den galanten Szenen des französischen Adels widerspiegelt.
Die utopische Liebesinsel Kythera wurde von Antoine Watteau in charakteristischer Weise für die französische Malerei des Rokoko dargestellt. Die Genremalerei zeichnet sich durch atmosphärische Landschaften, zarte Figuren, poetisch-elegische Stimmungen und subtile Farben aus, während im Porträt sowohl hochrepräsentative als auch intime Bildnisse gleichermaßen geschätzt wurden.
Der unangefochtene Hauptmeister des Stilllebens war Jean Siméon Chardin, dessen Einfluss auf den Impressionismus im 19. Jahrhundert nicht zu unterschätzen ist. Der Stil des Rokoko verbreitete sich von Frankreich aus über Mitteleuropa und wurde vor allem für Möbel und Innenausstattungen geschätzt.
Klassizismus (ca. 1770 – 1830)
Wichtige Daten und Merkmale zum Klassizismus auf einen Blick:
Geschichtlicher Hintergrund | Wiederentdeckung der antiken Stätten von Pompeji und Herculaneum, die im 18. Jahrhundert freigelegt wurden. Diese archäologischen Entdeckungen entfachten eine Begeisterung für die klassische Antike und die Ideale der Schönheit, Symmetrie und Proportion, die sie verkörperten. Gegenreaktion auf die üppigen und oft als exzessiv wahrgenommenen Formen des Barock und Rokoko. Epoche war geprägt von einer intellektuellen Strömung, die die Werte der Aufklärung wie Vernunft und universelle Prinzipien vertrat. |
Merkmale | Prinzipien und Ästhetiken der griechischen und römischen Klassik. Begeisterung für die Ideale der Schönheit, Symmetrie und Proportion. Klare Linienführung, symmetrische Proportionen und Verwendung klassischer Ordnungen. Farben treten in den Hintergrund. |
Themen | Portraits, Historienbilder, mythologische Themen |
Wichtige Künstler | Jacques-Louis David, Francisco José de Goya, Jean Auguste Dominique Ingres, Karl Friedrich Schinkel, Antonio Canova, Leo von Klenze, Bertel Thorvaldsen |
Bedeutende Werke | Napoleon Bonaparte beim Überqueren der Alpen (1802, David), Luigi Cherubini und die Muse der dramatischen Dichtung (1842, Ingres), Der Tod des Sokrates (David), Flug der Hexen (de Goya) |
Im 19. Jahrhundert strebten Künstler mit einem „Rucksack“ voller antiker Kunst nach einer Atmosphäre von „stillen Einfalt und edler Größe“ (J.J. Winkelmann), beeinflusst durch die jüngsten Entdeckungen in Pompeji.
Antonio Canova aus Italien und Jacques-Louis David aus Frankreich prägten eine ganze Generation, indem sie in ihren Werken heroische Männlichkeitsideale und tugendhaft zurückhaltende Frauen verherrlichten.
In der Skulptur, Malerei und insbesondere Architektur ersetzten parallele Kompositionen, geradlinige Formen und die Orientierung am klassischen Kanon (Maßverhältnisse) die bewegten, barocken Schwünge.
Späte Neuzeit
Epochen der Späten Neuzeit auf einen Blick
Romantik | 1790 – 1830 |
Stilpluralismus, Biedermeier und Gründerzeit | 1790 – 1890 |
Historismus / Salonmalerei | 1850 – 1914 |
Realismus | 1850 – 1925 |
Impressionismus | 1850 – 1900 |
Naturalismus | 1858 – 1900 |
Post-Impressionismus | 1880 – 1920 |
Symbolismus | 1890 – 1920 |
Romantik (ca. 1790 – 1830)
Die Romantik ist mehr als nur ein Stil, sie ist eine Geisteshaltung, die das Mysteriöse, Dunkle und Erhabene dem Glatten und Schönen vorzieht. Im Jahre 1810 formierte sich in Wien der Lukasbund, der versuchte, Dürer und Raffael zu vereinen.
Währenddessen feierten Caspar David Friedrich und William Turner ihre ersten Erfolge als Landschaftsmaler und der gereifte Francisco de Goya schuf seine düstersten Werke.
Als Vorlage für den missverstandenen Künstler und das visionäre Genie gilt William Blake, der wie die Maler des Lukasbundes von religiösen Gefühlen angetrieben wurde, jedoch seine höchst subjektive Mythologie entwickelte. Ob mittelalterliche Märchen oder Dr. Faustus, atemberaubende Berglandschaften oder nebelverhangene Gegenden – immer war es das Innerste, die Gefühlsebene, die romantische Künstler und Künstlerinnen zu neuen Schöpfungen antrieben.
Stilpluralismus, Biedermeier und Gründerzeit (1790-1890)
Der Stilpluralismus ist ein Phänomen, das in der modernen Kunst eine große Rolle spielt. Er beschreibt die Vielfalt an Stilen und Techniken, die von Künstlern genutzt werden, um ihre Werke zu gestalten. Diese Vielfalt an Stilen erlaubt es Künstlern, ihre Persönlichkeit und ihre Ideen auf unterschiedliche Weise auszudrücken und sich von anderen Künstlern abzuheben.
Der Stilpluralismus hat den Weg für die moderne Kunst geebnet, indem er den traditionellen Kanon der Kunst herausforderte und neue Möglichkeiten für kreative Ausdrucksformen eröffnete.
Die Wurzeln des Stilpluralismus liegen in der Kunstgeschichte des 19. Jahrhunderts, als Künstler begannen, sich von den traditionellen Akademien und ihren Regeln zu lösen. Die Romantik brachte eine neue Sensibilität für die Natur und das Individuum hervor, während der Realismus die Alltagswelt in den Fokus rückte.
Der Impressionismus schließlich brach mit den akademischen Konventionen und setzte auf die Darstellung von Licht und Farbe. Diese Strömungen ebneten den Weg für einen Stilpluralismus, der bis heute in der Kunst präsent ist.
Der Biedermeier ist eine Stilepoche, die zwischen 1815 und 1848 in Deutschland, Österreich und der Schweiz stattfand. Der Name leitet sich vom Dichter Gottlieb Biedermaier ab, der als Inbegriff des spießigen Bürgertums galt. Die Kunst dieser Zeit zeichnet sich durch ihre Zurückhaltung aus: Es wurden vor allem Landschaften, Stillleben und Porträts gemalt – oft mit einer gewissen Nostalgie für vergangene Zeiten.
Auch Möbel- und Innendesign waren stark von diesem Stil geprägt: Es entstanden schwere Schrankwände aus dunklem Holz sowie Polstermöbel mit floralen Mustern oder Stickereien. Charakteristisch war zudem die Verwendung von Accessoires wie Porzellanfiguren oder Sammelobjekten.
Insgesamt gilt das Biedermeier als Ausdruck eines bürgerlichen Selbstverständnisses im Zuge der Industrialisierung – man sehnte sich nach Geborgenheit im eigenen Heim angesichts gesellschaftlicher Umbrüche.
Die Gründerzeit folgte dem Biedermeier und war geprägt von einem neuen Selbstverständnis der Gesellschaft. Die Industrialisierung hatte zu wirtschaftlichem Aufschwung geführt, was sich auch in der Kunst widerspiegelte: Es entstanden prunkvolle Gebäude mit aufwendigen Fassaden und opulenten Interieurs.
Charakteristisch für die Gründerzeit waren zudem Ornamentik, Vergoldungen und Verzierungen aller Art. Auch neue Materialien wie Stahl oder Glas fanden vermehrt Anwendung im Möbel- sowie im Architekturdesign.
Diese Epoche steht somit für den Wunsch nach Repräsentation des eigenen Status durch äußerliche Prachtentfaltung – ein Trend, der bis heute fortbesteht.
Historismus / Salonmalerei (1850-1914)
In der Kunstgeschichte bezeichnet der Begriff Historismus ein weit verbreitetes Phänomen im späten 19. und frühen 20. Jahrhundert, bei dem Architekten und Künstler bevorzugt auf Stilrichtungen aus vergangenen Jahrhunderten zurückgriffen.
Es gibt verschiedene stilistische Unterarten, wie beispielsweise die Neoromanik, Neogotik, Neorenaissance, der Neobyzantinismus und der Neobarock.
Der aufkommende Jugendstil übte um 1900 einen erkennbaren Einfluss auf den Historismus aus, während zur selben Zeit die Reformarchitektur als Gegenbewegung entstand und später in die klassische Moderne mündete.
Die prägendste Zeit für den Historismus war von circa 1850 bis vor dem Ersten Weltkrieg, aber historistische Motive wirkten auch in späteren Jahrzehnten nach, wie zum Beispiel im Neoklassizismus, sozialistischen Klassizismus oder der Heimatschutzarchitektur.
Die Salonmalerei, eine bedeutende Stilrichtung der Malerei im 19. Jahrhundert, hat ihren Ursprung in den jährlichen Ausstellungen im Salon carré des Louvre in Paris, auch bekannt als Salon de Paris. Eingeführt von Louis Philippe, wurden diese Ausstellungen ausschließlich von anerkannten Künstlern der Obrigkeit besucht, welche dem Publikumsgeschmack und insbesondere dem der Pariser Führungsschicht gerecht werden mussten.
Inhaltlich und stilistisch angepasst, wurden vor allem historisierende und literarisch-mythologische Themen gemalt, welche als Vorwand für die Zurschaustellung von viel nackter Haut dienten und den Voyeurismus der Oberschicht bedienten. Vielfigurige dramatische Szenen wurden bevorzugt dargestellt, wobei die Malweise klassizistisch und akademisch war.
Die Kunstwerke der historistischen Skulptur und der Salonmalerei zeichnen sich durch eine akademische und anti-moderne Ausrichtung aus. Künstler wie Hans Makart, Franz Xaver Winterhalter, Léon Gêrome und Lawrence Alma-Tadema setzten ihre technische Finesse ein, um großformatige Gemälde mit historischen Szenen zu schaffen, die auf sorgfältigen historischen Recherchen basierten.
Diese Werke wurden hauptsächlich auf dem Pariser Salon präsentiert und werden daher auch als Salonmalerei bezeichnet.
Realismus (1850-1925)
Der Realismus, welcher auf das lateinische Wort „res“ für Ding zurückzuführen ist, ist ein hochkomplexer Begriff, der eine bestimmte Haltung und Weltanschauung sowie Methode der Kunstproduktion beschreibt.
Im Jahr 1855 nutzte Gustave Courbet den Begriff, um seine von der Jury der Weltausstellung abgewiesenen, anti-akademischen und anti-idealistischen Gemälde im „Le Réalisme“ auszustellen. Courbet malte großformatige Werke, in denen er die regionale Landschaft und die Bevölkerung realistisch und getreu im monumentalen Format darstellte.
Dieser neue Stil wurde von vielen als brutal und „hässlich“ empfunden und verfolgte eine politische und sozialistische Aussage. Der Realismus ist somit auch eine Art „Kampfbegriff“ in der französischen Kunsttheorie.
Zwischen 1830 und 1880 widmeten sich einige Künstler ausschließlich der sichtbaren Welt und lehnten die akademische Historienmalerei (Salonmalerei) entschieden ab. Mit Werken wie den „Steineklopfern“ und dem „Begräbnis von Ornans“ (1850) schuf Courbet monumentale Denkmäler für die Arbeiter und die zeitgenössische Gesellschaft.
Impressionismus (1850-1900)
Der Impressionismus, welcher sich aus dem französischen Begriff „impression“ ableitet, beschreibt eine Stilrichtung der Malerei. Diese ist gekennzeichnet durch eine helle Farbpalette, einen lockeren, skizzenhaften Farbauftrag mit sichtbaren Pinselstrichen, das Malen vor dem Motiv und meist Pleinairmalerei.
Die Impressionistinnen und Impressionisten fokussieren vor allem auf die sinnliche Wahrnehmung und halten rasch, intuitiv und (scheinbar) improvisiert einen flüchtigen Augenblick fest. Die Beobachtung von Lichteffekten und der sich verändernden Farbstimmungen über das ganze Jahr nimmt einen höheren Stellenwert ein als die Bedeutung des Dargestellten.
Aus diesem Grund arbeiten die Impressionistinnen und Impressionisten bevorzugt im Freien und in Serien. Besonders gut lässt sich diese Definition auf die Landschaftsmalerei des Impressionismus anwenden, während die Figurenmaler unter der Führung von Edgar Degas sich stärker in der Tradition der Akademie sahen und die Bezeichnung Impressionismus für ihre Werke ablehnten.
Der führende Maler des Impressionismus ist Claude Monet, der gemeinsam mit Kollegen in den 1860er Jahren den Realismus weitertrieb, um dem neuen Lebensgefühl von Modernität und Schnelligkeit Rechnung tragen zu können.
Weitere wichtige impressionistische Maler sind Pierre-August Renoir (1841-1919), Gustave Caillebotte (1848-1894), Berthe Morisot (1841-1895), Camille Pissaro (1830-1903), Frédéric Bazille (1841-1870) und Édouard Manet (1832-1833).
In der Bildhauerei wird der Impressionismus von Auguste Rodin geprägt und in der Fotografie ist er besser unter dem Begriff Piktorialismus bekannt. Die Piktorialisten nutzten erstmals und experimentell Farbfotografie und schätzten unscharfe Aufnahmen. Zu den wichtigsten Fotografen des Impressionismus um 1900 zählt der in Wien ansässige Heinrich Kühn (1866 – 1944).
In Frankreich endete der Impressionismus in etwa mit der Pariser Weltausstellung im Jahr 1900.
Naturalismus (1858 – 1900)
Die Kunstrichtung des Naturalismus ist von einer gewissen Komplexität geprägt, sodass es nicht immer leicht ist, eine präzise Definition davon zu finden. Was genau ist also gemeint, wenn von naturalistischer Kunst die Rede ist?
Eine Möglichkeit, um sich dem Naturalismus anzunähern, besteht darin, ihn mit dem Idealismus zu vergleichen. Letzterer wird insbesondere in der Figurenmalerei angewendet und strebt danach, ein perfektes Abbild der Realität zu erschaffen.
Im Gegensatz zum Idealismus findet sich der Naturalismus auf der anderen Seite des Spektrums. Statt eine perfekte Welt zu erschaffen, bevorzugen naturalistische Künstlerinnen und Künstler eine naturgetreue Darstellung aller Unvollkommenheiten dieser Welt.
Der wesentliche Unterschied zwischen Naturalismus und Realismus liegt in der Ausrichtung ihrer Gemälde. Während sich der Naturalismus auf die Malmethode konzentriert, inklusive der Erfindung der Pleinairmalerei, legt der Realismus den Fokus auf das Thema. Realistische Malerinnen und Maler porträtieren typischerweise alltägliche Menschen in ihren gewöhnlichen Situationen und nicht ideale Helden.
Ein weiterer Unterschied, der die Kunst des Realismus auszeichnet, ist das ausgeprägte soziale Bewusstsein, das in den Gemälden zum Ausdruck kommt. Die realistischen Künstlerinnen und Künstler engagierten sich oft für politische und soziale Themen und nahmen diese in ihren Werken auf.
Der sozialistische Realismus und das American Scene Painting sind Beispiele für soziale Bewegungen, die durch die Entwicklungen innerhalb der realistischen Kunstbewegung angeregt wurden. Die naturalistischen Malerinnen und Maler hingegen konzentrierten sich hauptsächlich darauf, einen möglichst unverfälschten und natürlichen Malstil zu entwickeln.
Im Naturalismus der Kunst spielte ein weiteres Hauptelement eine bedeutende Rolle: die Einbindung regionalistischer und nationalistischer Gefühle. Naturalistische Maler knüpften ihre Ästhetik an bestimmte Orte, die ihnen vertraut waren und einen sentimentalen Wert hatten. Kunsthistoriker sehen in dieser Tendenz, Szenen zu malen, die vielen Menschen vertraut waren, einen wesentlichen Bestandteil der Demokratisierung der Kunst.
Die Themen der naturalistischen Gemälde waren einem breiteren Publikum vertraut und hatten einen tiefen emotionalen Bezug.
Es wäre jedoch falsch, zu glauben, dass die Themen der naturalistischen Kunst ausschließlich aus Landschaften und Naturszenen bestanden. Die naturalistische Kunstdefinition ist keineswegs auf Landschaftsmalerei beschränkt. Obwohl Landschaftsbilder unter den Naturalisten am häufigsten gemalt wurden, waren auch Porträts und andere Genrebilder ein häufiges Thema.
Das Manifest „La philosophie du salon de 1857“ von Antoine Castagnary im Jahre 1858 war die erste theoretische Schrift, die sich mit der neuen Strömung auseinandersetzte. Der französische Maler Gustave Courbet (1819-1877) spielte ebenfalls eine wichtige Rolle in der kunsttheoretischen Debatte um die naturalistische Kunst und war selbst einer ihrer bedeutendsten Vertreter.
Zu den herausragendsten Künstlern, die dem Naturalismus in Deutschland angehörten, zählen Max Liebermann (1847-1935), Paul Weber (1823-1916) und Käthe Kollwitz (1867-1945).
Post-Impressionismus (1880 – 1920)
In der westlichen Malerei, eine Bewegung in Frankreich, die sowohl eine Erweiterung des Impressionismus als auch eine Ablehnung der inhärenten Beschränkungen dieses Stils darstellte.
Der Begriff Postimpressionismus wurde vom englischen Kunstkritiker Roger Fry für die Werke von Malern des späten 19. Jahrhunderts wie Paul Cézanne, Georges Seurat, Paul Gauguin, Vincent van Gogh, Henri de Toulouse-Lautrec und anderen geprägt. Zuweilen wird aber auch heute noch von Spätimpressionismus oder Nachimpressionismus gesprochen.
Die Stilrichtungen Synthetismus, Cloisonismus sowie Pointillismus gehören ebenfalls zum Post-Impressionismus.
Alle diese Maler außer van Gogh waren Franzosen, und die meisten von ihnen begannen als Impressionisten; Jeder von ihnen gab diesen Stil jedoch auf, um seine eigene, höchst persönliche Kunst zu entwickeln.
Der Impressionismus basierte im strengsten Sinne auf der objektiven Darstellung der Natur anhand der flüchtigen Wirkung von Farbe und Licht.
Die Postimpressionisten lehnten dieses begrenzte Ziel zugunsten eines ehrgeizigeren Ausdrucks ab, gaben jedoch zu, dass sie den reinen, brillanten Farben des Impressionismus, seiner Freiheit von traditionellen Themen und seiner Technik, Form mit kurzen Pinselstrichen gebrochener Farbe zu definieren, verpflichtet waren.
Die Postimpressionisten stellten oft gemeinsam aus, aber im Gegensatz zu den Impressionisten, die als eng verbundene, gesellige Gruppe begannen, malten sie hauptsächlich alleine. Cézanne malte isoliert in Aix-en-Provence in Südfrankreich; Seiner Einsamkeit glich die von Paul Gauguin, der sich 1891 auf Tahiti niederließ, und von van Gogh, der auf dem Land in Arles malte.
Sowohl Gauguin als auch van Gogh lehnten die gleichgültige Objektivität des Impressionismus zugunsten eines persönlicheren, spirituelleren Ausdrucks ab.
Das Werk dieser Maler bildete die Grundlage für mehrere zeitgenössische Strömungen und für den Modernismus des frühen 20. Jahrhunderts.
Symbolismus (1890 – 1920)
Zwischen 1880 und 1910 wurden die bedeutendsten Kunstwerke des Symbolismus geschaffen. Diese Stilrichtung, die wir eher als eine Bewegung denn als eine Epoche betrachten möchten, hat ihren Ursprung ebenfalls in Frankreich.
Im Gegensatz zur sachlichen Wahrnehmung spielt die Darstellung von Gedanken und Gefühlen eine wesentliche Rolle, jedoch unterscheidet er sich von Expressionismus und Impressionismus, bei denen der Symbolismus als Bindeglied fungiert. Gleichzeitig wandte er sich gegen die Ideen des Positivismus, Materialismus sowie Historismus.
Zudem war sie gegen die naturalistische Maltradition der Akademien gerichtet.
Schließlich beeinflusste er mit seinen klaren Formen den Jugendstil. Krankheit, Sünde, Tod und Leidenschaft zählen zu den bevorzugten Themen des Symbolismus, oft mit einer gewissen Dekadenz dargestellt. Besonders faszinierend war für viele Künstler die Verbindung von Erotik und Tod, die oft durch zarte, blasshäutige Frauen mit sensibler oder melancholischer Ausstrahlung symbolisiert wurde.
Im Jahr 1886 hat der französische Schriftsteller Jean Moréas das „Symbolistische Manifest“ verfasst, das als wichtiger Grundstein für die anti-rationalistische und anti-materialistische Stilrichtung gilt. Die Symbolisten haben sich darauf konzentriert, die Wirklichkeit nicht direkt darzustellen, sondern durch sinnbildliche Ästhetik in Form von Symbolen und Metaphern zum Ausdruck zu bringen.
Dazu haben sie verschiedene Bildinhalte miteinander kombiniert, um eine Synthese zu schaffen. Die Künstler haben ihre Motive nicht direkt aus der Natur auf den Bildträger übertragen, sondern aus ihren Gedächtniseindrücken gespeist.
Die Vorstellungskraft wurde dabei zur wichtigsten Quelle der Kreativität erhoben. Mit dieser Herangehensweise haben die Symbolisten oft traumähnliche Szenen dargestellt, was sie als Vorläufer des Surrealismus auszeichnet.
Paul Gauguin und Emile Bernard, französische Maler des späten 19. Jahrhunderts, gelten als Pioniere des Symbolismus in der bildenden Kunst. Inspiriert durch die symbolistische Poesie von Stéphane Mallarmé und Arthur Rimbaud, fanden sie in diesem Stil eine Möglichkeit, poetische, romantische und religiöse Inhalte in dunklen, düsteren Farbwelten mit kräftigen, reinen Tönen auszudrücken.
Weitere bedeutende Repräsentanten des Symbolismus in der Kunstszene waren Gustave Moreau, Odilon Redon, Paul Séruzier sowie Pierre Puvis de Chavannes in Frankreich, Arnold Böcklin und Ferdinand Hodler in der Schweiz, Fernand Khnopff in Belgien, Gustav Klimt in Österreich, Edvard Munch in Norwegen und Max Klinger in Deutschland.
Klassische Moderne
Epochen der Klassischen Moderne auf einen Blick
Expressionismus | 1890 – 1939 |
Jugendstil / Art Nouveau | 1895 – 1915 |
Kubismus | 1905 – 1939 |
Futurismus | 1909 – 1918 |
Dadaismus | 1912 – 1923 |
Neue Sachlichkeit | 1918 – 1933 |
Präzisionismus | 1920 – 1950 |
Art déco | 1920 – 1935 |
Bauhaus | 1920 – 1925 |
Surrealismus | 1924 – 1945 |
Die Ära der klassischen Moderne in der Kunstgeschichte markiert eine Phase, die sich nach der Neuzeit, etwa um das Jahr 1900, manifestierte. In dieser Zeit erlebte die Kunst eine kreative Explosion mit Strömungen wie dem Expressionismus, Futurismus und Kubismus, die die traditionellen Konventionen herausforderten und neue Wege der künstlerischen Darstellung bahnten.
Dieser aufregende Zeitraum erstreckte sich bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs im Jahr 1945 und prägte noch bis in die 1980er Jahre hinein die Kunstlandschaft. Die Vielfalt an künstlerischen Ausdrucksformen und revolutionären Ideen, die in dieser Ära entstanden sind, haben bis heute einen bedeutenden Einfluss auf die Kunstwelt.
Expressionismus (1890 – 1914) und Fauvismus (1898 – 1907): Kunst mit politischer Dimension
In der Epoche des Expressionismus erleben wir eine Wiederkehr der Bedeutung des Ausdrucks subjektiver Gefühle. Der Expressionismus, mit Ursprung in Deutschland, reflektierte die Kritik vieler Künstler an der Macht.
Die Künstler dieser Bewegung interessierten sich weder für Naturalismus noch für äußere Erscheinungen. Daher war in einigen expressionistischen Gemälden, die oft archaisch und ausdrucksstark sind, eine Spur von Aggression zu erkennen.
Das entscheidende historische Ereignis, das den Übergang von der Impressionismus zur expressiven Kunst auslöste, war der Erste Weltkrieg. Während die Impressionisten die Errungenschaften der Industriellen Revolution feierten und Paris auf ihren Leinwänden verherrlichten, zweifelte die jüngere Generation stark an dem rasanten technischen Fortschritt.
Die Expressionisten spürten die zunehmende ‚Beschleunigung‘ der Welt und die Problematik des Individuums intensiv. Die umfassenden technischen Neuerungen ließen Zweifel an der Wahrnehmungsfähigkeit des menschlichen Auges aufkommen, sodass die Maler ab 1900 Schwierigkeiten hatten, diese ’neue Welt‘ auf Leinwand festzuhalten.
Dies führte zu einer drastischen Abkehr von den impressionistischen Gestaltungsmethoden hin zum Ausdruck des Inneren: Statt das Motiv realistisch abzubilden, traten nun die Empfindungen des Künstlers in den Vordergrund. Im Gegensatz zu den Impressionisten strebte diese neue Generation nicht danach, den flüchtigen Moment festzuhalten, sondern übertrug ihre eigenen Sinneseindrücke und emotionalen Erlebnisse direkt auf das Bild.
So wurde das expressionistische Kunstwerk zum Medium einer Botschaft, die klar gegen das Bürgertum und die akademische Kunst positioniert war und sich stattdessen an der naiven Volkskunst orientierte, die als weniger ‚verbildet‘ galt. Mit dem Verzicht auf traditionelle Gestaltungsmethoden ging auch eine Reduktion der künstlerischen Mittel einher: Perspektiven verschwammen, ‚Tiefe‘ wurde allein durch Farbe und Form erzeugt.
Einer der bedeutendsten Vertreter des Expressionismus war Wassily Kandinsky, der in seinen abstrakten Kompositionen expressionistische Stile einsetzte, um die Farbtheorie, Form und reine Abstraktion in der Malerei zu erforschen.
Weitere berühmte Vertreter des Expressionismus waren Franz Marc, Edvard Munch und August Macke. Zu Beginn des Ersten Weltkriegs zeigten expressionistische Gemälde eine beunruhigende Intensität.
Der Expressionismus war eine Bewegung, die direkte politische Botschaften durch Malerei und eine gewisse Gewalt im Pinselstrich erkennen ließ. Während der Zeit des Ersten Weltkriegs entstanden Kunstwerke von oft schockierender Intensität mit einer deutlichen Kritik an Herrschaft und Gesellschaft, die die Malerei auf politische Weise prägt.
Was übrigens in Deutschland im Kunststil als „expressionistisch“ bezeichnet, war in Frankreich als Fauvismus bekannt. Henri Matisse und André Derain, die führenden Künstler der ‚Fauves‘ (die ‚Wilden‘), werden oft als die „französischen Expressionisten“ betrachtet. Obwohl beide Stilrichtungen um 1905 im Gegensatz zur impressionistischen Malerei entstanden sind, ist der Expressionismus eher gesellschaftskritisch und international ausgerichtet.
Während der Fauvismus hauptsächlich in Frankreich verblieb und eine sehr kurze Blütezeit hatte, entwickelte sich der Expressionismus auch in Deutschland weiter, insbesondere durch Gruppen wie „Die Brücke“ in Berlin und „Der Blaue Reiter“ in München. Die Wurzeln beider Stilrichtungen liegen jedoch in den postimpressionistischen Strömungen Frankreichs, die von Künstlern wie Van Gogh, Gauguin und Toulouse-Lautrec beeinflusst wurden und zu unterschiedlichen künstlerischen Ausdrucksformen führten.
Jugendstil / Art Nouveau (1890 – 1910)
«Der Kuss» von Gustav Klimt zählt zwar nicht zu den bedeutendsten Werken dieser Stilepoche, ist aber zweifellos eines der weltweit berühmtesten Gemälde.
Der Jugendstil, außerhalt Deutschlands auch als Art Nouveau bekannt, zeichnet sich durch großflächige Blumenelemente und sanft geschwungene Linien aus.
Symmetrie spielte eine immer geringere Rolle, während Schwung und Verspieltheit sowie ein gewisser jugendlicher Charme Einzug halten – nicht nur in die Malerei.
Der Jugendstil zeichnet sich durch die Verwendung einer langen, geschwungenen, organischen Linie aus und wurde am häufigsten in der Architektur, Innenarchitektur, Schmuck- und Glasdesign, Plakaten und Illustrationen eingesetzt.
Es war ein bewusster Versuch, einen neuen Stil zu schaffen, frei von dem nachahmenden Historismus, der einen Großteil der Kunst und des Designs des 19. Jahrhunderts dominierte.
Ungefähr zu dieser Zeit wurde der Begriff Art Nouveau geprägt, in Belgien von der Zeitschrift L’Art Moderne, um die Arbeit der Künstlergruppe Les Vingt zu beschreiben, und in Paris von S. Bing, der seine Galerie L’Art Nouveau nannte. Der Stil wurde in Deutschland Jugendstil, in Österreich Sezessionsstil, in Italien Stile Floreale (oder Stile Liberty) und in Spanien Modernismo (oder Modernista) genannt.
Der Jugendstil auf dem europäischen Kontinent wurde maßgeblich von den Malern Paul Gauguin und Henri de Toulouse-Lautrec beeinflusst, die experimentelle und ausdrucksstarke Linien in ihre Werke einbrachten. Zusätzlich fand die Bewegung Inspiration in den linearen Mustern der japanischen Drucke (Ukiyo-e), die auch in der Mode beliebt waren.
Ein charakteristisches Merkmal dieser verspielten Kunstepoche ist seine wellenförmige, asymmetrische Linie. Diese nimmt oft Formen wie Blütenstiele, -knospen, Weinranken oder zarten Naturobjekten an. Manchmal kann diese Linie elegant und anmutig sein, während sie zu anderen Zeiten eine kraftvolle rhythmische Kraft besitzt und peitschenartig wirkt.
Es gab zahlreiche Künstler und Designer, die im Jugendstil tätig waren. Zu den bekanntesten gehörte der schottische Architekt und Designer Charles Rennie Mackintosh, der sich hauptsächlich auf geometrische Linien spezialisierte und vor allem den österreichischen Sezessionsstil beeinflusste.
Die belgischen Architekten Henry van de Velde und Victor Horta prägten mit ihren geschwungenen und filigranen Strukturen wiederum maßgeblich den französischen Architekten Hector Guimard. Louis Comfort Tiffany war ein amerikanischer Glasmacher, während Louis Majorelle als Möbel- und Eisenwarendesigner in Frankreich aktiv war.
Alphonse Mucha trug als tschechoslowakischer Grafikdesigner und Künstler zur Bewegung bei, ebenso wie René Lalique aus Frankreich als Glas-und Schmuckdesigner. Der amerikanische Architekt Louis Henry Sullivan verzierte seine traditionell strukturierten Gebäude mit pflanzlichen Jugendstil-Eisenarbeiten.
Antonio Gaudí aus Spanien gilt vielleicht als der originellste Künstler dieser Bewegung: Er ging über die Abhängigkeit von geraden Linien hinaus und verwandelte Gebäude stattdessen in geschwungene, bauchige Konstruktionen voll leuchtender Farben – organisch anmutend.
Nach 1910 erschien der Jugendstil altmodisch und begrenzt und wurde als eigenständiger dekorativer Stil allgemein aufgegeben.
Kubismus (1906 – 1914)
Um die Jahrhundertwende beeinflussten der Post-Impressionismus und der Fauvismus die europäische Kunstszene, wobei Georges Braque mit seinen Landschaftsbildern maßgeblich zum Fauvismus beitrug. Nachdem er 1907 Pablo Picasso kennengelernt hatte, begannen beide Künstler eine Zusammenarbeit, die zur Entwicklung des Kubismus führte.
Der Kubismus stand für einen radikal neuen künstlerischen Ansatz der Realitätsdarstellung. Als eine der bedeutendsten Kunstrichtungen des 20. Jahrhunderts brach er mit traditionellen gegenständlichen Darstellungsweisen, indem er abstrakte Fragmentierung und raffinierte zweidimensionale Kompositionen einführte.
Unter dem Einfluss der afrikanischen Kunst schufen die beiden Kubisten gemeinsam neue Maltechniken und revolutionierten die moderne Kunstszene.
Der Kubismus kann in unterschiedliche Phasen eingeteilt werden.
Der Proto-Kubismus, eine Übergangsphase zwischen 1907 und 1911, wurde maßgeblich geprägt durch die Kunst von Picasso und Braque. Ihre Werke Les Demoiselles d’Avignon und Viadukt in L’Estaque zeigen den Übergang zum Kubismus. In ihnen werden maskenhafte Gesichter, Fragmentierung des Themas und geometrische Formen sichtbar. Diese Phase markiert den Eintritt in den reifen Kubismus.
Der Analytische Kubismus, von 1908 bis 1912, zeichnet sich durch fragmentierte Motive in neutralen Farbtönen und gebrochene Formen aus. Picasso übertrug diese Prinzipien auch auf seine Bildhauerei. Juan Gris gesellte sich zu Picasso und Braque, wurde vor allem bekannt durch seinen Beitrag zum synthetischen Kubismus.
Der Synthetische Kubismus, die finale Phase des Kunststils von 1912 bis 1914, zeigte eine Vereinfachung und Erweiterung der Farbpalette in Werken von Picasso, Braque, Gris und anderen Künstlern. Ein besonderes Interesse lag auf Stillleben, die gemalt oder collagiert wurden.
Futurismus (1909 – 1945) – Avantgarde statt christlicher Moral
Parallel zum Kubismus in Frankreich entstand in Italien der Futurismus.
Der Italiener Filippo Tommaso Marinetti verfasste 1909 ein Manifest des Futurismus, in dem er sich von der christlichen Moral distanzierte und sämtliche sozialen Bezüge ablehnte. Obwohl Marinetti selbst kein Maler war, wird die Malerei dennoch zur bedeutendsten Kunstform des Futurismus. Die Futuristen rebellierten gegen klassische Vorbilder und zeigten eine ausgeprägte Ablehnung des Körpers. Die Darstellung des Aktes lehnten sie als düster und abstoßend ab. Alles Althergebrachte wurde misstrauisch betrachtet.
Der Futurismus wurde zu einer bedeutende italienische Avantgarde-Kunstbewegung, die sich auf neue Technologien und die moderne Stadtleben konzentrierte. Die Anhänger des Futurismus wollten die Schönheit der Maschine, der Geschwindigkeit und des Wandels darstellen, während sie traditionelle Medien wie Malerei und Skulptur mit Einflüssen aus dem Post-Impressionismus kombinierten.
Die italienischen Futuristen der frühen 1900er Jahre waren insbesondere von innovativer Technologie wie der Chronofotografie beeindruckt, die es ermöglichte, Bewegung in Bildern festzuhalten. Sie revolutionierten die Kunst, indem sie Bewegung in Malerei und Skulpturen einbrachten.
Sie nutzten populäre Medien und Technologien, um ihre Ideen zu verbreiten und feierten sogar den Beginn des Ersten Weltkriegs als Ausdruck ihrer Begeisterung für die Moderne. Obwohl einige Mitglieder später den Faschismus unterstützten, wurde die Gruppe bis in die 1920er Jahre als wichtige Avantgarde wahrgenommen.
Angeführt vom Schriftsteller Filippo Tommaso Marinetti verbreitete die Bewegung ihre Ideen durch Manifeste in modernen Medien und feierte das Maschinenzeitalter als Sieg über die Natur. Künstler wie Umberto Boccioni und Giacomo Balla setzten sich für eine zeitgemäße Kunst ein, die Raum und Bewegung einfangen sollte. Der Futurismus breitete sich schnell in ganz Italien aus und erhielt auch internationale Aufmerksamkeit durch Marinettis Unterstützung im Ausland.
Der „zweite“ Futurismus (1924–1945) wurde von verschiedenen Künstlern und Architekten geprägt, darunter Enrico Prampolini, Giacomo Balla und Fortunato Depero. Mit der Aeropittura, auch „Arte Sacra Futurista“ genannt, griffen sie futuristische Themen wie Dynamik und Geschwindigkeit auf.
Obwohl Mussolini den Klassizismus bevorzugte, gelang es den Architekten dennoch, moderne Gebäude zu errichten, die die neuen Baumaterialien nutzten. Die Künstler wurden durch die Zeitung „Noi“, ab 1924 veröffentlicht, bekannt gemacht.
Dadaismus (1912 – 1920) – Vom (Un-)Sinn der Dinge
Der Dadaismus nahm während des Ersten Weltkriegs in der Schweiz seine Anfänge. Als neutrales Land wurde Zürich zum Zufluchtsort für Künstler und Intellektuelle, die dem Krieg ablehnend gegenüberstanden. Der Dadaismus entstand als Gegenreaktion auf den Nationalismus, den viele als Ursache für den Krieg sahen.
Die Dadaisten hinterfragten die Absurdität bestehender Regeln, Normen, Traditionen und Werte und stellten sie damit auf den Kopf. Diese Kunstbewegung vereinte verschiedene Ausdrucksformen wie Literatur, Poesie, Tanz, Fotografie, Malerei, Skulptur, Collage und Performancekunst. Ein zentraler Aspekt war die Dekonstruktion dessen, was als „Kunst“ betrachtet wurde. Künstler wie Henri-Robert-Marcel Duchamp setzten nicht nur auf Dadaismus und Surrealismus, sondern prägten auch die Grundlagen der Konzeptkunst, die den Weg für spätere moderne Kunstströmungen ebneten.
Die Bewegung verbreitete sich rasch über ganz Europa und die Vereinigten Staaten, wobei in jeder Stadt eigene Gruppen entstanden. Der Dadaismus beeinflusste diverse avantgardistische Bewegungen des späten 19. und frühen 20. Jahrhunderts, darunter Futurismus, Expressionismus, Kubismus und Konstruktivismus. Später inspirierte er kulturelle Strömungen wie Surrealismus, Abstrakten Expressionismus und sogar den Punkrock.
Ein gemeinsamer Nenner dieser Strömungen sowie des Dadaismus ist die kritische Auseinandersetzung mit Kultur. Künstler des Dadaismus waren gleichermaßen unkonventionell in ihrem Schaffen und in der Verwendung von Materialien. Mit ihren Schöpfungen verspotteten Dada-Künstler nationalistische und materialistische Einstellungen.
Die Erklärung und charakteristische Definition des Dadaismus gestaltet sich herausfordernd, da er gewissermaßen keine logische Struktur oder allgemeingültige Merkmale aufweist.
Was genau ist Dadaismus? Vier Schlüsselideen können dabei helfen, das Denken des Dadaismus zu erfassen. Diese Ideen beinhalten die Verwendung von Readymades, die Faszination für den Zufall, die Infragestellung bürgerlicher Empfindungen und den Widerstand gegen nahezu alles.
Dada-Künstler schufen Readymades, alltägliche Gegenstände, die sie nur minimal veränderten und als Kunstwerke präsentierten. Die Readymades verdeutlichen eine der Hauptideen des Dadaismus und betonen die Absicht des Künstlers als Kunstwerk selbst und nicht als das Objekt, das er erschafft. Dadaistische Werke werfen Fragen zur eigentlichen Definition von Kunst, zur künstlerischen Kreativität und zum Zweck der Kunst in der Gesellschaft auf.
Ein essentieller Gedanke im Dadaismus ist die bewusste Nutzung des Zufalls. Viele Dada-Künstler, unter anderem Hans Arp, ließen sich bei der Erschaffung ihrer Kunstwerke vom Zufall leiten. Die Konzeption ohne festen Plan oder klare Absicht stellte sich gegen die konventionelle Kunsterzeugung. Dieser künstlerische Prozess bot den Dada-Künstlern eine zusätzliche Möglichkeit, den bestehenden Status quo zu hinterfragen und die Rolle des Künstlers in der Kreativität zu problematisieren.
Weitere berühmte Vertreter des Dadaismus waren Marcel Duchamp, Man Ray und Max Ernst.
Konstruktivismus (1913 – 1930) – Fusion von Kubismus und Futurismus
Im Jahr 1913 markierte das Auftauchen der abstrakten Werke von Wladimir Tatlin den Beginn der russischen Konstruktivismus-Bewegung, die maßgeblich die Entwicklung der modernen abstrakten Kunst beeinflusste.
Diese Kunstepoche wird auch als eine historische Strömung betrachtet, die sich intensiv mit der harmonischen Anordnung geometrischer Formen auseinandersetzte. Künstler, die sich mit dem Konstruktivismus beschäftigten, wiesen lebendige Farben zurück und erweiterten die Stilrichtungen früherer Bewegungen wie des Suprematismus.
Die konzeptionellen Theorien dieser Zeit wurden von Jean Piaget geprägt, dessen Forschungen in der pädagogischen Psychologie und der kognitiven Entwicklung sich mit der Art und Weise beschäftigten, wie Menschen Bedeutung konstruieren, sowie den Beziehungen zwischen menschlichen Erfahrungen und ihren Vorstellungen nachgingen.
Diese Theorie beinhaltete zudem die Auffassung, dass der Mensch sein eigenes Wissen generiert. Wagemutige Typografie und gestaltete Fotomontagen wurden zusammen mit reduzierten Farbpaletten zum Kern des Konstruktivismus. Diese Ära erwies sich als äußerst prägend in den Bereichen Design und Architektur, die sich in den 1920er Jahren von politischen Assoziationen zu einem dynamischen Designstil entwickelten.
Auch der renommierte russische Künstler Kasimir Malewitsch prägte den Begriff „Konstruktivist“ und bezog sich dabei auf die Arbeiten von Alexander Rodtschenko, einem weithin anerkannten russischen Designer.
Die Harlem Renaissance (1920 – 1930) – Die Wiederbelebung der afroamerikanischen Kultur
Die Harlem Renaissance, die in den 1920er Jahren ihren Höhepunkt erreichte, stellt ein herausragendes Kapitel der kulturellen Wiederbelebung für die afroamerikanische Gemeinschaft in den Vereinigten Staaten dar.
Diese Epoche zeichnete sich durch eine bemerkenswerte Wertschätzung und Schaffung intellektueller sowie kultureller Ausdrucksformen aus, die von afroamerikanischen Künstlern in Bereichen wie Musik, Literatur, bildender Kunst, Poesie, Politik, Tanz und Mode entwickelt wurden.
Diese Zeit wird auch als „Neue Negerbewegung“ bezeichnet und umfasste eine Vielzahl einzigartiger zeitgenössischer Kunststile, die darauf abzielten, die Erfahrungen der Schwarzen aus einer nicht-westlichen Perspektive darzustellen. Sie beleuchtet insbesondere das historische Unrecht, das afroamerikanischen Gelehrten und Künstlern widerfahren ist und fördert somit eine tiefere Auseinandersetzung mit dem kulturellen Erbe der afroamerikanischen Bevölkerung.
Ursprünglich im New Yorker Stadtteil Harlem verankert, wurde diese Bewegung von zahlreichen kulturellen Ikonen geprägt, die maßgeblich zur Verstärkung der afroamerikanischen Kultur und zur Wertschätzung schwarzer Künstler zu Beginn des 20. Jahrhunderts beitrugen.
Die Harlem Renaissance forderte ein starkes Engagement für politischen Aktivismus und beeinflusste entscheidend wesentliche Bewegungen wie die Bürgerrechtsbewegung in den 1950er Jahren.
Diese kulturelle Blütezeit lädt jeden dazu ein, die reiche Vielfalt und den Einfluss der afroamerikanischen Kunst neu zu entdecken.
Die 7 bedeutenden Künstler der Harlem Renaissance, die wir in diesem Video sehen werden, sind: Langston Hughes, Aaron Douglas, Lois Mailou Jones, Augusta Savage, Gwendolyn B. Bennett, Meta Vaux Warrick Fuller und James Van Der Zee.
Neue Sachlichkeit (1918 – 1965) – Kühl und technisch
Die verschiedenen Kunstepochen nach dem Ersten Weltkrieg bis zur Gegenwart repräsentieren einen Höhepunkt der zeitgenössischen Kunst und verdeutlichen die evolutionäre Entwicklung von Kunststilen, die maßgeblich zur Neudefinition von Konzepten hinsichtlich Repräsentation, visueller Ästhetik und der Kultur in der Nachkriegszeit beigetragen haben.
Neue Sachlichkeit beschreibt die Kunstbewegung, die nach dem Ersten Weltkrieg entstand und sich auf die sichtbare Welt zurückbesann. Diese Stilrichtung wuchs in der Weimarer Republik und umfasste namhafte Künstler wie George Grosz und Otto Dix, die sozialkritische Themen bearbeiteten.
Die Bewegung breitete sich über Deutschland hinaus bis nach Österreich, der Schweiz und die Niederlande aus. Inspiriert von der italienischen Pittura metafisica kombinierte sie Desillusionierung mit einem klaren Bildkonzept, das Alltagsobjekte objektiv darstellte.
Die Kunstbewegung war geprägt von einer objektiven Ausdrucksweise und einer eindringlichen Abbildung sozialer sowie ökonomischer Realitäten. Die Objekte wurden mit unmissverständlicher Schärfe dargestellt, wobei manchmal auch karikaturhafte Elemente zum Einsatz kamen. Dieser Stil ermöglichte es den Künstlern, die komplexen Aspekte des zeitgenössischen Lebens auf grundehrliche Weise zu reflektieren und gleichzeitig auf gesellschaftliche Missstände hinzuweisen.
Eine entscheidende Ausstellung 1925 unter Gustav Friedrich Hartlaub führte verschiedene Künstler zusammen und teilte die Neue Sachlichkeit in einen gesellschaftskritischen und einen klassisch-konservativen Flügel, welcher auf die als krisenhaft empfundene Zeit reagierte.
Mit dem Aufstieg der Nationalsozialisten im Jahr 1933 und der darauffolgenden Gleichschaltung der Medien sowie der Etablierung einer sogenannten Deutschen Kunst markierte sich das Ende der Neuen Sachlichkeit.
In den 1950er und frühen 1960er Jahren begab sich die Bewegung der Neuen Sachlichkeit auf eine tiefgreifende Auseinandersetzung mit gesellschaftlichen und politischen Themen. Die Unruhen und Kämpfe von zwei verheerenden Weltkriege veranlassten viele Menschen dazu, nach einer stabilen Basis zu suchen, die ihnen Orientierung bot — ein Bedürfnis, das sich in den Kunstwerken dieser Zeit deutlich widerspiegelt.
Die Werke der Neuen Sachlichkeit sind oft durch eine kühle, gefühllose und technische Ästhetik geprägt. Häufig tauchen dabei Motive wie das Radio oder Glühbirnen auf, die den technischen Alltag des Menschen reflektieren.
Wie bei vielen modernen Kunstströmungen existierten auch innerhalb der Neuen Sachlichkeit unterschiedliche Strömungen und Richtungen, die den facettenreichen Charakter dieser Epoche unterstreichen.
Die faszinierende Entwicklung der Kunst über die Jahrhunderte
Die Kunstgeschichte ist ein faszinierendes Feld, das unzählige Epochen und Stile umfasst. In diesem Artikel haben wir Ihnen einen Überblick über die wichtigsten Kunstepochen – von der Antike bis zum Rokoko – gegeben.
Die verschiedenen Epochen zeigen, wie sich Kunst im Laufe der Zeit entwickelt hat, und bieten Einblicke in die kulturellen, sozialen und politischen Zusammenhänge ihrer Entstehung.
Durch das Studium der Kunstgeschichte können wir nicht nur die Schönheit und Vielfalt der Kunstwerke schätzen, sondern auch ein tieferes Verständnis für die menschliche Kreativität und unseren kulturellen Hintergrund gewinnen.
Umfassendes Kunstverständnis – Epochen, Stilrichtungen, Bildsprache und historischen Rahmen richtig verstehen
Sie möchten jetzt noch tiefer in das Thema eintauchen oder sind auf der Suche nach vertrauenswürdigen und gründlich recherchierten Quellen für Referate, Schulaufgaben, Präsentationen, Studienarbeiten oder wissenschaftliche Texte?
Dann möchten wir Ihnen aus Überzeugung nochmals die folgenden Buchempfehlungen nahelegen (diese stehen übrigens auch in unserem Bücherregal als gerne verwendete Nachschlagewerke):
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Kunstgeschichte der letzten 5.000 Jahre: von den antiken Anfängen über die Renaissance bis zur modernen Malerei. Hintergrundinfos zu Werken, reichhaltige Illustrationen.
Inhaber und Geschäftsführer von Kunstplaza. Publizist, Redakteur und passionierter Blogger im Bereich Kunst, Design und Kreativität seit 2011. Erfolgreicher Abschluss in Webdesign im Rahmen eines Hochschulstudiums (2008). Weiterentwicklung von Kreativitätstechniken durch Kurse in Freiem Zeichnen, Ausdrucksmalen und Theatre/Acting. Profunde Kenntnisse des Kunstmarktes durch langjährige journalistische Recherchen und zahlreichen Kooperationen mit Akteuren/Institutionen aus Kunst und Kultur.