Schaut man sich die Statistiken an, dann erkannt man schnell, dass der Online-Kunstverkauf während der Corona Pandemie stark angestiegen ist. Das renommierte Auktionshaus Sotheby’s verkaufte letztes Jahr bis zum 31. Juli Kunst- und Dekorationsobjekte im Wert von 285 Millionen US-Dollar – das Dreifache des Wertes für das gesamte Jahr 2019.
Auch das Online-Portal für Kunst- und Möbelhändler, 1stdibs, gab an, dass es zwischen dem 1. März und dem 31. August den Verkauf von sagenhaften 8.000 Kunstwerken über ihre Plattform verzeichnen konnte. Das entspricht einem Anstieg um 65 % gegenüber dem Vorjahreszeitraum.
Inwieweit es sich bei den Kunstkäufern dabei um Liebhaber oder um Anleger auf der Suche nach einem vielversprechenden Investitionsobjekt, oder einer Mischung aus beidem handelte, lässt sich nicht aus den absoluten Verkaufszahlen herauslesen.
Der Kunstmarkt und die Attraktivität des Angebotes für Kunstsammler hängt nicht nur mit den Marktgesetzen von Angebot und Nachfrage ab. Beim Kunstkauf, seinem Volumen und den Preisen, die für Auktionen erzielt werden, geht es meist um eine Kombination aus individuellem Geschmack, finanziellen Möglichkeiten und Prioritäten sowie ganz persönlichen Vorlieben und Motiven.
Wenn sie versuchen, ihre Neuerwerbungen weiterzuverkaufen, werden sie schnell feststellen, dass Schönheit im Auge des Betrachters liegt, der Wert jedoch in den Händen anderer.
1. Der weltweite Kunstmarkt – Eine Übersicht in Zahlen
Der globale Kunstmarkt besteht grundsätzlich aus dem Primärmarkt – für erstmalig verkaufte Kunstwerke – und dem Sekundärmarkt für den Wiederverkauf. Der weltweite Kunstmarkt wurde im Jahr 2020 auf 50 Milliarden US-Dollar geschätzt und ging aufgrund der Auswirkungen der Coronavirus-Pandemie (COVID-19) gegenüber dem Vorjahr um rund 14 Milliarden US-Dollar zurück.
Dieser Rückgang zeigt sich auch im Volumen der weltweiten Kunstverkäufe, die im Jahr 2020 rund 31 Millionen Transaktionen erreichten, verglichen mit über 40 Millionen im Jahr 2019. Da die Pandemie die Auktionshäuser und Kunsthändler jedoch dazu drängte, ihre digitalen Abteilungen zu stärken, stieg der Gesamtumsatz. Der Online-Kunst- und Antiquitätenmarkt hat sich 2020 gegenüber dem Vorjahr verdoppelt (Quelle: Statista)
2. Kunst als Investment – Grundlagen und Charakteristika
Kunstinvestitionen gehen weit über die einfache Suche nach dem hübschen Aquarell für Ihr Esszimmer und die vage Hoffnung, dass dieses im Laufe der Zeit mächtig an Wert zulegen wird, hinaus.
Kunst kann einen wichtigen Platz in Ihrem Anlage-Portfolio einnehmen, da sie als Inflationsschutz dient, die Diversifikation erhöht und gleichzeitig die Volatilität Ihres Portfolios verringert.
Ungerechtfertigterweise gehen viele Investoren davon aus, dass sie vom Kunstmarkt ausgeschlossen sind, da sie Kunst als eine Investitionsform ausschließlich für die Ultrareichen betrachten. Infolgedessen besitzen die meisten Privatanleger keine Kunst als alternative Anlageklasse zu klassischen Investitionsarten.
Darüber hinaus stellte der Ausbruch der Coronavirus-Pandemie eine Herausforderung für den Kunstmarkt dar.
„Kunst als Anlageklasse wird in der Regel unterinvestiert, da Investoren nur begrenzten Zugang zu den hochwertigsten Werken haben“, kommentiert Cynthia Sachs, CEO und Chief Investment Officer bei Athena Art Finance Corp.
Neben den traditionellen Kunstkäufen von alten Meistern wie Claude Monet, wofür schon mal sieben- bis achtstellige Beträge bereitgehalten werden müssen, haben sich über die Jahre viele alternative Investitionsmöglichkeiten für Anleger jeden Geldbeutels entwickelt.
Die Teilhabe am Kunstmarkt und deren Profite ist also nicht länger eine Frage des verfügbaren Budgets. Obwohl 2020 ein schwieriges Jahr für den traditionellen Kunstmarkt war, erreichten die Online-Umsätze einen Rekord von 12,4 Milliarden US-Dollar, doppelt so viel wie 2019.
Angesichts des wachsenden Kunstmarkts und der Verbreitung von Plattformen, die eine Einstiegsmöglichkeit in diese Investition bieten, sind Sie vielleicht neugierig, wie Sie selbst von der Marktdynamik dieser alternativen Anlageklasse profitieren können.
Wie bereits eingangs dieses Kapitels erwähnt, kann Kunst innerhalb eines Anlageportfolios viele Funktionen erfüllen. Das macht es zu einem attraktiven Vermögenswert für Privatanleger.
2.1. Kunst als Anlagediversifikation
Erstens kann Kunst als Portfoliodiversifizierer fungieren. Indem Sie einen Teil Ihres Portfolios diesem Vermögenswert zuordnen, reduzieren Sie Ihr Risiko, indem Sie Ihr Geld auf verschiedene Anlagen verteilen.
Es spielt hier eine große Rolle, dass Kunst eine Anlageklasse ist, die nicht mit anderen wichtigen Werten an der Börse korreliert. Das bedeutet, dass bei einer schlechten Performance aktienmarktbasierter Vermögenswerte wie Aktien oder Anleihen alternative Anlagen wie Kunst dazu neigen, den Marktwert zu halten. So wirkt die Beimischung von Kunstobjekten wie eine Art Hedge gegen einen Bärenmarkt an den Börsen oder eine Wirtschaftskrise.
2.2. Kunst als langfristiger Vermögensspeicher
Kunst als Kapitalanlage kann für Anleger auch eine Möglichkeit sein, ihr Vermögen zu erhalten, sagen Experten. Kunst dient als wirksame Absicherung gegen Inflation und erhält somit den Wert über die Zeit.
Kunstwerke sind ein physischer Vermögenswert, und physische Vermögenswerte neigen in inflationären Zeiten dazu, eine gute Leistung zu erbringen. Da wir in unserem makroökonomischen Zyklus jetzt eine inflationäre Phase durchlaufen, kann Kunst ein sehr schöner Inflationsschutz sein.
2.3. Geringe Volatilität
Obwohl jede Investition ein Risiko birgt, besteht einer der Vorteile von Kunst darin, dass es sich nicht um einen Vermögenswert handelt, der stark von der Marktvolatilität beeinflusst wird.
Im Gegensatz zu Aktien, die sensibel auf Marktbewegungen reagieren, ist der Kunstmarkt im Laufe der Jahre stetig gewachsen, und die traditionelle physische Kunst tendiert dazu, ihren Wert im Laufe der Zeit zu erhalten oder zu steigern.
Sie werden auf dem Kunstmarkt nicht die gleiche Volatilität erleben wie auf dem Aktienmarkt, weil der Blue-Chip-Kunstmarkt seltene, wünschenswerte Vermögenswerte hat. So wird die Kunst bei negativen Marktnachrichten auch weiterhin eine gewisse Unterstützung haben.
2.4. Risiko Liquidität
Diese Vorteile können jedoch nach hinten losgehen. Eines der Risiken von Kunstinvestments ist die schwierige Situation der Liquidität. Wenn Sie ein physisches Kunstwerk verkaufen möchten, tun Sie dies über eine Kunstgalerie, ein Auktionshaus oder einen Kunstsammler. Dies kann ein zeitaufwändiger Prozess sein.
Da Kunst kein häufig gekaufter und verkaufter Vermögenswert ist, birgt dies ein Liquiditätsrisiko, das man auf dem Aktienmarkt nicht hat. Das macht Kunst eher zu einer Buy-and-Hold-Anlageklasse.
3. Wie funktionieren Investitionen in Kunst?
Wir haben gelernt, dass der Kunstmarkt zwar auch zu einem gewissen Teil den Marktmechanismen von Angebot und Nachfrage folgt, er sich aber losgelöst von allgemeinen Märkten der Wirtschaft, wie sie an den Börsen abgebildet werden, entwickelt. Er folgt eigenen Regeln.
Prinzipiell gilt jedoch erst einmal: wie Aktien und Anleihen kann auch Kunst an Wert gewinnen. Wenn ein aufstrebender Künstler eine erfolgreiche Karriere einschlägt, wird der Barwert seiner Arbeiten in die Höhe schnellen. Das gleiche gilt für bereits verstorbene oder längst etablierte Künstler, wenn sich deren Wahrnehmung und Bewertung durch Kunstexperten, Kritiker und Sammler fundamental ändert.
Wenn der Wert eines Kunstwerks steigt, geschieht dies normalerweise über eine kleine Anzahl traditioneller, überraschend vorhersehbarer Kanäle: Kunsthändler, die ihre wohlhabenden Kunden davon überzeugen, mehr auszugeben; Auktionshäuser, die wohlhabende Sammler zu höheren Geboten verleiten; wohlhabende Sammler, die sich gegenseitig Kunst kaufen und verkaufen; und schließlich durch ein Ökosystem von Kuratoren, Experten, Galerien, Kritikern und Influencern, die auf irgendeine Weise zur Wertwahrnehmung beitragen.
3.1. Den Einen Kunstmarkt gibt es nicht
Nur weil ein Kunstwerk weniger kostet als ein anderes, heißt das nicht, dass es ein günstiges Geschäft ist. Es kann sein, dass ein Werk ganz anderen Marktkräften unterliegt als das andere.
So ist beispielsweise die Nachfrage nach Ming-Vasen nicht mit dem Markt für Mid-Century-Skulpturen vergleichbar, und die Wertschöpfung auf dem Markt der Alten Meister ist weit vom französischen Impressionismus entfernt.
Bevor Sie sich also ein Objekt ansehen und entscheiden, dass es sich um einen großartigen Deal handelt, stellen Sie sicher, dass Sie diese Annahme auf den Verkauf geeigneter, ähnlicher Objekte stützen.
Im Allgemeinen neigen neue Sammler dazu, sich für Gemälde zu interessieren, aus dem einfachen Grund, dass sie die offensichtlichste und zugänglichste Wahl sind. Aber auch exzellente Fotografien, Drucke, Aquarelle und Radierungen sollten Sie nicht außer Acht lassen.
Galerien neigen dazu, sich auf Kunstwerke des 20. und 21. Jahrhunderts zu konzentrieren.
In Realität stehen Ihnen als potenziellem Kunstinvestor Werke aus einer 7.000-jährigen Kunstgeschichte zur Auswahl.
4. Was Sie wissen sollten, bevor Sie in Kunst investieren
4.1. Kunst ist eine langfristige Investitionsform
Gewinne aus dem Verkauf von im Wert gestiegenen Kunstwerken werden sich nicht über Nacht realisieren lassen. Experten empfehlen Kunstinvestments daher vor allem für geduldige Investoren mit einem Zeitfenster von 10 Jahren oder mehr. Denken Sie bei Kunst also besser langfristig.
Viele Kunstinvestoren beziehen Gemälde in ihre Nachlassplanung ein, um sie an ihre Erben weiterzugeben.
4.2. Es gibt keine Garantie – Verlustrisiko besteht
Jedes Kunstwerk ist einzigartig und der Kunstmarkt hat Höhen und Tiefen wie jeder andere Markt. Wenig überraschend ist diese Anlageform also auch mit einem gewissen Risiko behaftet.
Da es unmöglich ist, den wahren Wert eines Kunstwerks exakt zu bestimmen, selbst für ausgewiesene Experten – vieles hängt vom Ruf des Künstlers, von der Wirtschaft insgesamt, aber auch von vielen individuellen und persönlichen Faktoren ab – sollten Sie sich stets bewusst sein, dass Sie beim Kunstkauf immer auch ein gewisses Risiko eingehen. Das lässt sich nicht ganz vermeiden.
Selbst Insider der Kunstwelt liegen genauso oft daneben, wie Analysten bei Prognosen zur Entwicklung des Goldpreises. Kein Künstler, wie angesagt auch immer er gerade sein mag, ist eine absolut sichere Bank.
Auch ist ein Kunstkauf noch kein garantierter Gewinn, selbst wenn sich Arbeiten des Künstlers in Wohnzimmern, Salons und Lofts renommierter Sammler befinden, in den besten Museumssammlungen der Welt zuhause sind, oder sich die Lobpreisungen glühender Kritiken in der Presse überschlagen.
Haben Sie jemals von Robert Yarber gehört, dessen Werk der verstorbene New York Times-Kritiker John Russell als „unbestreitbar überzeugend“ bezeichnete und dessen Kunst sich in der ständigen Sammlung des Whitney Museums befindet? Nein, dann geht es Ihnen wie den meisten. Fällt Ihnen was auf?
Oder hätten Sie vorhersagen können, dass Fernando Botero – der zweiterfolgreichste lebende Künstler bei einer Auktion im Jahr 1993 – bald von Jeff Koons in den Schatten gestellt werden würde?
Oder dass der Markt für Werke von Jeff Koons in der Folge ebenfalls zum Stillstand kommen würde?
Im Gegensatz zu anderen Anlageformen werden Sie jedoch unabhängig aller Wertentwicklungen immer noch ein wunderbares Kunstobjekt besitzen, das neben dem bezifferbaren Barwert auch stets einen immateriellen Wert besitzt und weiterhin die Möglichkeit bietet, damit Ihr Wohnzimmer zu verschönern.
4.3. Kunst sollte nur einen kleinen Teil Ihres Portfolios ausmachen
Geht es Ihnen nicht bloß um Liebhaberei, sondern betrachten Sie den Kauf von Kunst als ernsthaftes Anlage-Unterfangen, dann sollten Sie diesen Ratschlag unbedingt beherzigen.
Für die meisten langfristig orientierten Anleger wird Kunst nur ein kleiner Bruchteil eines abgerundeten Anlageportfolios ausmachen. Sie können profitieren, das Risiko ist überschaubar, aber es ist sehr unwahrscheinlich, dass Sie allein durch Kunst eine große und sichere Rendite erwirtschaften werden.
Betrachten Sie es wie eine Immobilieninvestition; zusätzlich als sinnvolle Ergänzung, nicht jedoch zwingend erforderlich. Verlassen Sie sich nicht auf eine Kunstinvestition allein, um ein stabiles Einkommen zu erzielen.
4.4. Eingeschränkte Liquidität
Wir haben dieses Thema bereits angeschnitten. Es ist jedoch wichtig, Sie an dieser Stelle nochmals daran zu erinnern, dass Kunst ein nicht einfach zu liquidierender, vielmehr eher ein illiquider Vermögenswert ist. Dies bedeutet, dass es schwierig ist, ein Objekt unmittelbar in Bargeld umzuwandeln.
Liquide Mittel wie Aktien, Anleihen und Tagesgeld können leichter und vor allem viel schneller zu Bargeld umgewandelt werden. Illiquide Vermögenswerte wie Immobilien und Kunst brauchen viel länger, um sie zu verkaufen, selbst wenn sie einen hohen Geldwert auf dem Papier haben. Auch muss erst mal ein geeigneter Käufer gefunden werden.
Obwohl es selbstverständlich möglich ist, Kunstwerke zu verkaufen, tun dies die meisten Investoren recht selten. Ein Auktionshaus, die beste Wahl für den Verkauf, verlangt oft hohe Gebühren. Da die Kunstpreise regelmäßig schwanken, gibt es keine Garantie, dass der Verkauf Ihnen einen Gewinn bringt. Daher sind die Haltezeiten oft 10 Jahre und länger. Kunst ist also tendenziell ein Vermögensspeicher und ein langfristiges Investitionsobjekt.
5. Anlageformen und Investitionsstrategien
Es gibt verschiedene Möglichkeiten und Ansätze, in Kunst zu investieren. Jede davon hat ein unterschiedliches Risiko und Ertragspotential.
5.1. Hohes Risiko und hoher Preis
Sie können Originalwerke auf Auktionen, Galerien und Kunstmessen kaufen; Dies ist jedoch mit dem höchsten Preis und dem höchsten Risiko verbunden. Sie können ebenso versuchen, Werke eines aufstrebenden aber noch relativ unbekannten Künstlers zu kaufen, in der Hoffnung, den nächsten Banksy vor allen anderen entdeckt zu haben.
Sollte sich Ihre Einschätzung bewahrheiten, sollte der Wert des erworbenen Werkes einen kometenhaften Wertzuwachs erfahren. Die weitaus höhere Wahrscheinlichkeit liegt aber darin, dass der junge Künstler bald in der Masse verschwindet und die Aufmerksamkeit der Kunstszene einfach unerbittlich weiterzieht. Dann wird sich Ihre Investition aus monetärer Sicht nicht gelohnt haben.
Ein einzigartiges Gemälde oder eine Skulptur könnte eines Tages viel mehr wert sein, als Sie bezahlt haben, oder Sie können große Schwierigkeiten haben, es zu einem gegebenen Zeitpunkt weiterzuverkaufen. Das Kunstwerk könnte am Ende nur eine sehr teure Heimdekoration sein.
5.2. Geringes Risiko und niedriger Preis
Anstatt ein hochpreisiges Original zu kaufen, können Sie sich alternativ dafür entscheiden, einen Druck eines Originalgemäldes oder einer Originalzeichnung zu kaufen.
Ein hochwertiger Druck in limitierter Auflage kann sehr wertvoll sein und kostet einen Bruchteil des Originalpreises. Da Drucke jedoch in der Regel keine Unikate sind, gewinnen sie nicht in gleichem Maße an Wert wie die Originale.
Der beste Druck ist als Giclée-Print bekannt. Achten Sie auf die Auflage der Limitierung. Seltenere Drucke sind in der Regel wertvoller. Ein Druck aus einer kleinen Auflage (25 oder weniger) hat mehr Wert und Wertsteigerungspotential als ein Druck mit mehreren hundert Exemplaren. Limitierte Werke sollten immer mit einem Echtheitszertifikat und Nummerierung gekauft werden.
Limitierte Editionen gibt es bei Gemälden, Zeichnungen, Lithografien, aber auch bei Skulpturen und Plastiken (sog. Multiples).
Reproduktionen (auch Museums-Repliken) sind massenproduzierte Kopien ohne limitierte Auflage. Sie sind die günstigste Option, aber sie sind auch am wenigsten wert. Sie werden wahrscheinlich keinen Gewinn aus einer Reproduktion sehen. Hier besteht vor allem dann eine Kaufabsicht, wenn man sich als Liebhaber eines teuren und nicht bezahlbaren Kunstwerkes eine realgetreue Kopie in die eigenen vier Wände holen möchte.
Es gibt allerdings auch Exklusive Editionen bei Repliken und Reproduktionen. Auch wenn eine Replik nicht länger hergestellt wird und nur eine geringe Stückzahl davon verkauft wurde, könnte sich im Laufe der Jahrzehnte der eine oder andere geneigte Sammler dafür interessieren und bereit sein, einen höheren Preis zu bezahlen.
5.3. Geringes Risiko und hoher Preis
Sie können Werke von „Blue Chip“-Künstlern wie Andy Warhol, Roy Lichtenstein oder Jackson Pollock kaufen, die im Allgemeinen ihren Wert besser halten, aber weniger Kapitalzuwachs oder Aufwärtspotenzial bieten.
Blue-Chip-Künstler sind diejenigen, deren Werte am stabilsten sind und nicht länger Trends, Modeerscheinungen und Spekulationen unterliegen.
Wichtig ist, dass Sie, wenn Sie einzelne Kunstwerke kaufen möchten, wahrscheinlich Werke kaufen möchten, die Sie nicht nur wohlhabender, sondern auch glücklich machen.
Wenn Sie 10.000 Euro in ein Gemälde investieren, das Sie für hässlich halten, nur weil Sie erwarten, dass sein Wert steigt, dann verpassen Sie den Spaß und die Freude daran, in Kunstobjekte, anstatt in weniger ästhetisch daherkommende Vermögenswerte zu investieren.
6. So investieren Sie erfolgreich in Kunst – Do’s und Don‘ts
Wenn Sie in ein Kunstwerk investieren, kaufen Sie es in der Erwartung, dass die Nachfrage nach diesem oder ähnlichen Stücken schneller wächst als das Angebot. In diesem Fall erhöht sich der Wert des Stücks und Sie können es möglicherweise mit Gewinn verkaufen.
Sollten Sie nun den festen Entschluss gefasst haben, einen Teil Ihres verfügbaren Geldes in Kunst anzulegen, dann möchte ich Ihnen noch ein paar hilfreiche Tipps und Ratschläge mit auf den Weg geben. Außerdem möchte ich Sie vor Fallstricken bewahren, die sie bares Geld kosten könnten.
Tipp 1: Es ist ein großer Vorteil, wenn Kunst ein Genuss für Sie ist
Die meisten Kunstinvestoren beginnen erst mal klein als Sammler. Wenn Sie gerne in Galerien gehen und bereits auf der Suche nach einem großartigen Stück für Ihr Zuhause sind, verwandeln Sie diese Wertschätzung in eine Bereicherung!
Aber wenn Sie Kunst nicht um ihrer selbst willen mögen, sind andere Anlagemöglichkeiten eventuell besser geeignet.
Sie müssen aber kein Sammler sein, um in Kunst zu investieren. Sie können Ihre Investitionen auf ein oder zwei Teile beschränken, um das finanzielle Risiko minimal zu halten.
Aber das Wissen über die Kunstwelt – oder die Zusammenarbeit mit jemandem, der über dieses Wissen verfügt – ist der Schlüssel, wenn Sie gewinnbringende Kunstwerke auswählen möchten.
Tipp 2: Legen Sie ein Budget fest
Beginnen Sie am besten damit, Ihr Budget festzulegen. Entscheiden Sie sich, wie viel Geld Sie bereit sind, für Kunstobjekte auszugeben. Es sollte ein Betrag sein, den Sie sich leisten können, falls das Kunstwerk an Wert verliert. Vergessen Sie auch nicht, mögliche Lager- und Wartungskosten zu berücksichtigen.
Tipp 3: Investieren Sie nur Geld, dass Sie nicht dringend brauchen
Diese Regel gilt im Grunde für jegliche Anlageform. Begrüßen Sie alle Gewinne, aber planen Sie Ihre finanzielle Zukunft nicht auf die potenziell erzielbaren Gewinne auf.
Geld, das beispielsweise für den Ruhestand vorgesehen ist, sollte in andere Vermögenswerte fließen.
Fazit: Investieren Sie nichts in Kunst, dessen Verlust Sie sich im schlimmsten Fall nicht leisten können.
Tipp 4: Entwickeln Sie Ihren Sachverstand
Dann lernen Sie so viel wie möglich über die Kunstwelt, um wichtiges Basiswissen aufzubauen und ein Gespür für den Kunstmarkt zu entwickeln. Besuchen Sie lokale Galerien und sehen Sie, was diese zu bieten haben; sprechen Sie mit Kuratoren, die in der Regel gerne Ihre Fragen beantworten. Auch der Austausch mit anderen interessierten Besuchern kann wertvolle Erkenntnisse bringen.
Kunstmessen, Ausstellungen, Vernissagen und Art Events sind weitere lohnende Anlaufstellen.
Stöbern Sie auf Sie Websites wie Artnet oder Artsy, und Online-Auktionshäuser wie Sotheby’s, um ein Gefühl dafür zu bekommen, wie der Markt funktioniert und welche Preisspannen angemessen sind.
Tipp 5: Den Verkehrswert bestimmen (lassen)
Beginnen Sie damit, den Künstler des Werkes zu recherchieren, das Sie in Betracht ziehen. Stellen Sie die folgenden Fragen:
- Sind Werke des Künstlers in namhaften Museen oder berühmten Sammlungen enthalten?
- Hat der Künstler Auszeichnungen oder andere Anerkennung für seine Arbeit erhalten?
Während aufstrebende Künstler aufregend sein können, kann ihr Ruf von Dauer sein oder auch nicht. Dies wirkt sich direkt auf den Wert eines Werkes aus.
Sobald Ihnen ein bestimmtes Werk oder ein Künstler ins Auge fällt, können Sie Ihre Recherche eingrenzen, um zu sehen, wie viel ein bestimmtes Kunstwerk kostet. Sie können neben der Eigenrecherche im Netz auch einschlägige Dienstleister für die Bewertung eines Kunstwerks in Anspruch nehmen, was selbstverständlich mit Kosten verbunden ist.
Kunst Know-How auf die vielversprechende Smartphone-App „FIND ART – SHAZAM FOR ART – REVERSE IMAGE SEARCH“. Diese bietet Kunstinteressierten und potenziellen Investoren wie eine Bildsuchmaschine viele Details und aktuelle Preisinformationen. Machen Sie einfach ein Foto des Kunstwerks lassen Sie die App die Recherche für Sie ausführen.
Tipp 6: Prüfung durch Gutachter
Ihr nächster Schritt sollte darin bestehen, das Kunstwerk von einem professionellen Gutachter bewerten zu lassen, um seine Qualität zu bestimmen.
Schätzung, Bewertung und belastbare Wertermittlung von Kunstwerken sollten Sie Profis überlassen, da kleinste Details den Unterschied machen können.
Auch die Provenienz, also die Herkunft sowie die Historie der ehemaligen Eigentümer kann eine wichtige Rolle bei der Wertermittlung spielen.
Qualifizierte Anbieter von Wertgutachten haben meist Zugriff auf umfangreiche Datenbanken und Archive, um ihre Ergebnisse auf eine solide Basis zu stützen.
Tipp 7: Sie können sich die Instandhaltung leisten
Kunstinvestoren können ihr Vermögen kontrollieren, was ein Bonus sein kann. Aber Sie sind dafür verantwortlich, dass das Kunstwerk in makellosem Zustand bleibt, was bedeutet, dass Sie Faktoren wie Feuchtigkeit und Sonnenlicht permanent überwachen müssen.
Wenn Sie das Werk ausstellen oder wiederverkaufen möchten, müssen Sie sicherstellen, dass es seine ursprüngliche Qualität beibehalten hat. Wenn Sie es professionell einlagern lassen, zahlen Sie auch dafür gewisse Gebühren.
Fügen Sie Versicherungskosten und den Preis eines Echtheitszertifikats hinzu und Ihre Wartungsrechnung summiert sich langsam auf.
Tipp 8: Denken Sie an weitere Zusatzkosten
Sie können die zusätzlichen Kosten nicht immer gleich im Vorfeld des Kaufs leicht erfassen. Darum sollten Sie sich auch damit rechtzeitig auseinandersetzen.
Die verschiedenen Extrakosten, die beim Kauf und Verkauf von Kunstwerken zu berücksichtigen sind, umfassen Umsatzsteuer, Transportkosten, Beglaubigungs- und Bewertungsgebühren sowie Versicherungen. Vielleicht möchten Sie sich auch einen schönen Rahmen oder eine andere Art von Ausstellungspräsentation für Ihr Kunstwerk leisten.
Tipp 9: Kaufen Sie direkt beim Künstler
Kunstgalerien nehmen bei jedem Verkauf eine Kommission von bis zu 50%. Es ist also vernünftig, sich zu fragen, ob Sie Geld sparen können, indem Sie direkt beim Künstler kaufen.
Sie müssen an dieser Stelle jedoch bedenken, dass, wenn eine Galerie eine Künstlerin zu ihrem „Stall“ hinzufügt, diese sich oft verpflichtet, mit dieser Künstlerin langfristig zusammenzuarbeiten, ihr Geld für die Herstellung von Kunstwerken bereitzustellen, viel zu investieren, um ihre Ausstellungen zu bewerben, und sogar dafür zu bezahlen, dass Arbeiten in Ausstellungen und Museen gezeigt werden.
Der Künstler wiederum engagiert sich oft aus den gleichen Gründen für diese Galerie. Wenn sie eine gute Beziehung zu ihren Galerien hat, wird sie wahrscheinlich nicht aufgeschlossen sein für den Verkauf hinter dem Rücken ihres Galeristen des Vertrauens.
Dennoch kann sich die Kontaktaufnahme mit der Künstlerin bzw. dem Künstler lohnen. Fragen kostet bekanntlich nichts.
Tipp 10: Kaufen Sie aus zweiter Hand
Wenn Sie ein frisch hergestelltes Kunstwerk kaufen, besteht die Möglichkeit, dass es von einer Person geschaffen wurde, die ihr Bestes gibt, um vom Erlös ihrer Kunst zu leben. Infolgedessen sind die Kosten für die Lebenshaltung dieses Schöpfers (ganz zu schweigen von den Materialkosten) im Preis enthalten, weshalb sogar Gemälde an den Wänden von einfachen Cafés tausende Euros kosten können.
Der einfachste Weg, dies zu umgehen? Kaufen Sie ein Gemälde, das bereits gekauft und wieder verkauft wurde, und reduzieren Sie den Preis um zumindest einen Teil. Vielleicht wird ein Kunstwerk unter dem Anschaffungspreis verkauft, da der Eigentümer kurzfristig Geld benötigt.
Schauen Sie sich kleinere Auktionshäuser an, die Sie über Websites wie Invaluable.com und LiveAuctioneers.com finden können; Sie zahlen immer noch eine Käuferprämie, aber die Kunst selbst ist oft vergleichsweise günstig. Auch Catawiki empfiehlt sich als deutsche Anlaufstelle für Kunstauktionen.
Tipp 11: Suchen Sie gezielt nach blinden Flecken
Der Kunstmarkt hat Vorurteile, die nichts mit rein künstlerischen Werten zu tun haben. Gemälde des flämischen Barockkünstlers Peter Paul Rubens können für zweistellige Millionenbeträge verkauft werden; seine Zeichnungen verkaufen sich oft für einen Bruchteil davon.
Eine Bronzeskulptur des Schweizer Künstlers Alberto Giacometti aus dem 20. Jahrhundert wurde laut einem Bericht von Bloomberg für mehr als 140 Millionen Dollar verkauft, während seine Gemälde für viel weniger verkauft werden. Im vergangenen Jahr wurde dagegen ein Porträt seines Bruders Diego für 1,6 Millionen Dollar verkauft. Praktisch für Kleingeld!
Es ist wichtig, sich daran zu erinnern, dass diese Vorurteile nicht in Stein gemeißelt sind und sich oft so schnell wie die Mode ändern. Wenn also das Frühwerk einer Künstlerin derzeit mit einem Aufschlag verkauft wird, ziehen Sie stattdessen ihre späteren Arbeiten in Betracht.
Allgemeiner gesagt, wenn eine bestimmte künstlerische Periode im Moment wenig Beachtung findet oder gar plötzlich unerwünscht ist, besteht eine gute Chance, dass sie in ein paar Jahren wieder in Mode kommt.
Nur weil etwas sehr alt ist, heißt das nicht, dass es unerreichbar teuer sein muss. Eine 2.600 Jahre alte etruskische Löwenfigur wurde letztes Jahr bei einer Auktion bei Sotheby’s für 10.000 britische Pfund verkauft. Im gleichen Verkauf wurde ein 2.300 Jahre altes Gold-Torque (eine steife Halskette) für 11.250 Pfund oder etwa 1.000 US-Dollar weniger verkauft als eine neue 18-Karat-Goldkette „Maker’s“ bei Tiffany.
Eine Jahrtausende alte Goldfigur kostet manchmal weniger, als wenn sie eingeschmolzen und als Barren verkauft werden würde.
Tipp 12: Kaufen Sie Kunst online
Da wir uns schließlich im Informationszeitalter befinden und Digitalisierung einer der Megatrends unserer Zeit ist, werden Kunstwerke auch verstärkt und mittlerweile in großer Zahl online verkauft.
Es liegt in der Natur des Internets, dass über diesen Verkaufsweg Kosten eingespart und somit in der Form von günstigeren Preisen – auch bedingt durch hohen Wettbewerb – an Kunstkäufer weitergegeben werden.
Halten Sie also auf jeden Fall auch im Netz Ausschau nach Werken für Ihre Sammlung.
Aber bevor Sie über das Internet kaufen, stellen Sie unbedingt sicher, dass Sie bei einer seriösen Galerie, einem vertrauenswürdigen Händler oder einem etablierten Auktionshaus kaufen.
Neben einem Blick ins Impressum können auch Presseberichte, Erwähnungen auf großen, seriösen Nachrichtenplattformen und Trust Siegel Aufschluss über die Vertrauenswürdigkeit eines Anbieters geben.
Einen ausführlichen Leitfaden zum Online Kunstkauf finden Sie hier: Kunstwerke online kaufen – 10 essentielle Tipps für Ihren Kunstkauf im Netz
Tipp 13: Prüfen Sie die Preishistorie
Man sagt ja bekanntlich „The Trend is your Friend“. Dieser Logik folgend sollte es also vielversprechend sein, die Preisentwicklung von Werken oder Künstlern in der Vergangenheit genau unter die Lupe zu nehmen.
Im deutschsprachigen Raum können Sie sich beispielsweise die Preishistorie von Künstlern wie Gerhard Richter, Anselm Kiefer oder Andreas Gursky ansehen. Die Preise ihrer Werke steigen von Auktion zu Auktion.
Ein weiterer hilfreicher Indikator für die Preisentwicklung am Kunstmarkt ist der von den beiden New Yorker Professoren Jianping Mei und Michael Moses entwickelte Mei Moses Fine Art Index. Für diesen Index werden Originalverkaufswerte konkreter Kunstwerke (zumeist Gemälde) mit den später erzielten Erlösen bei den Auktionshäusern Christie´s oder Sotheby´s verglichen. Das Ergebnis ist dann eine kontinuierliche Preismessung.
7. Wie bewertet man Kunstinvestitionsmöglichkeiten richtig?
Kunst ist ein vielseitiger Markt. Daher ist es nach Ansicht von Experten elementar, Künstler, ihre Märkte und den Umgang mit Kunst gut zu verstehen.
Es ist hilfreich, sich mit einem Lieblingskünstler, seinem Werdegang und seiner Vita näher vertraut zu machen, um zu sehen, wie seine Marke gewachsen ist und ob dieses Wachstum nachhaltig ist und voraussichtlich weiter anhalten wird.
Während Sie Ihre Due Diligence (eingehende, qualitative und zahlengestützte Prüfung) durchführen, sollten Sie sich auf Kunstwerke fokussieren, die bereits mehrmals gehandelt wurden, um zu sehen, ob Sie deutliche Muster oder belastbare Vergleiche bezüglich der Wachstumsraten erhalten können.
Angesichts der Tatsache, dass Sie ein Kunstwerk vermutlich über einige Jahre halten werden, kann das Verständnis der Leistung und Wertentwicklung ähnlicher Werke oder Künstler ein hilfreicher Maßstab dafür sein, welche Renditen Sie erwarten können.
Experten schlagen vor, bei der Bewertung von Kunst mehrere hilfreiche Datenpunkte zu berücksichtigen: zunächst muss man sich überlegen, ob es eine Nachfrage von Kunstsammlern gibt, die Werke des Künstlers zu kaufen.
Wenn Top-Sammler regelmäßig Exponate von einem Künstler kaufen, ist das ein starkes Signal dafür, dass Werke dieses Künstlers langfristig weiter geschätzt werden. Auch erhöhen eine allgemein hohe Bekanntheit und Popularität eines Künstlers die Chance, später rasch einen geeigneten Käufer zu finden.
Auch die peripheren Kosten sollten bei Investitionen in physische Kunst berücksichtigt werden. Diese umfassen – wie bereits aufgeführt – die finanziellen Aufwände im Zusammenhang mit Instandhaltung, Wartung, Schutz und Versicherung. Vor allem bei kostspieligen Werken können diese Extrakosten merklich ins Gewicht fallen.
Um den Wert eines Werkes vollumfänglich zu ermitteln, sollten diese Kosten mit einkalkuliert werden.
8. Was Kunstinvestoren über NFTs wissen sollten
Ein neuer Bereich auf dem ohnehin jungen Markt für digitale Kunst sind NFTs oder Non-Fungible Token. Diese Kunstwerke sind nicht-physische, digitale Formen von informationstechnologisch rückverfolgbaren und überprüfbaren Kunstwerken.
Der Vorteil eines NFTs (auch Crypto Art oder Kryptokunst genannt) besteht darin, Kunstwerke mit digitaler Integrität zu besitzen, die nicht ersetzt werden können.
NFT Art basiert auf dem Blockchain-Netzwerk. Diese Blockchain bietet Transparenz, Authentizität und mehr Liquidität, wodurch Anleger problemlos Transaktionen durchführen können.
Einige der weltweit größten Kunstwerke von Künstlern wie Leonardo da Vinci, Vincent van Gogh, Monet und anderen sind mittlerweile auf dem NFT-Markt erhältlich.
Auch aufstrebende Künstler bemerkten schnell die Vorzüge der Digitalisierung von Kunst und sprangen auf den rollenden Trendzug auf. Mike Winkelmann, der unter dem Pseudonym Beeple bekannt ist, ist ein NFT-Bestseller-Künstler, der eine Collage namens „Everydays“ für rekordverdächtige 69 Millionen US-Dollar versteigert hat (der Tagesspiegel berichtete).
Auch wenn diese Rekordsumme inmitten eines medialen Hypes erzielt wurde, bieten NFTs Künstlern ganz grundsätzlich die Möglichkeit, ihre Werke direkt an Verbraucher zu verkaufen, und geben einzelnen Investoren Zugang zu diesen Werken auf einem riesigen, offenen Marktplatz.
Kryptokunst bietet einen neuen Ansatz, in Kunst zu investieren, mit dem viele Menschen noch wenig bis überhaupt nicht vertraut sind.
Die nachfolgenden 3 Punkte bieten Ihnen schon mal eine grobe Handlungsleitfaden, mit dem Sie Ihre ersten Gehversuche auf diesem neuen, noch sehr dynamischen Marktsegment der digitalen Kunst wagen können:
8.1. Besuchen Sie einen NFT-Marktplatz
Anleger, die sich für Kunst-NFTs interessieren, sollten einschlägige Websites besuchen, die es ihnen ermöglichen, direkt bei Künstlern zu kaufen. Alternativ könnten sie einen Marktplatz besuchen, der Kunst-NFTs anbietet.
OpenSea ist ein guter Marktplatz, der NFTs aus einer Vielzahl von Marktplätzen aggregiert. Es kann auch eine gute Idee sein, direkt zu einem bestimmten Marktplatz wie MakersPlace, Decentraland, Rarible, SuperRare oder dem Enjin Marketplace zu gehen, da sie oft nützliche Informationen über die Kunst selbst liefern.
Die von Nick Emmons mitbegründete Plattform für Crowdsourcing-NFT-Bewertungen Upshot liefert einen äußerst spannenden Ansatz, um den Wert von Crypto Art Werken zu bestimmen. Im Kern wurde ein Protokoll geschaffen, das Bewertungsspiele verwendet, um Menschen zu motivieren, subjektive Fragen ehrlich zu beantworten. Das erste Produkt von Upshot zielt darauf ab, einen effizienten Preisfindungsmechanismus für NFTs bereitzustellen, indem Experten für ehrliche Bewertungen bezahlt werden.
8.2. Besorgen Sie sich eine digitale Geldbörse (Wallet)
Unabhängig von der Plattform, die zum Kauf dieses Vermögenswerts verwendet wird, benötigen Sie eine digitale Geldbörse (sog. Digital Wallet), die Sie mit Guthaben für die Transaktionen ausstatten müssen.
Da NFTs typischerweise ein auf dem Ethereum-Protokoll basierender Vermögenswert sind, können Sie sog. Ether-Token als Zahlungsmittel verwenden.
8.3. Wählen Sie Ihr Lieblingskunstwerk aus und geben Sie ein Gebot ab
Nach der Einrichtung der Wallet können Sie die NFT-Marktplätze durchforsten und das gewünschte Crypto Art Kunstwerk erwerben.
Es wird Ihnen dann in der Regel in digitaler Form zur Verfügung gestellt.
8.4. Noch ein wichtiger Hinweis
Bei NFTs ist es wichtig, in Werke zu investieren, die von Künstlern geschaffen wurden, die eine langfristige Vision davon haben, was sie mit ihrer Kunst tun und bewirken wollen, um einen Mehrwert zu schaffen.
Für Investoren, die bei Kunst-NFTs-Investitionen kreativ werden möchten, ermutigen Experten sie, sich mit neuen Technologien zu befassen, welche gezielt die Creator Economy unterstützen. So sollte man sich beispielsweise mit Aktien befassen, die diese Transformation und diesen Markt ermöglichen, antreiben und befeuern.
9. Alternative Möglichkeiten zum direkten Kunstkauf
In den vergangenen Jahrzehnten haben sich infolge der technologischen Veränderungen eine Reihe von Alternativen zu traditionellen Investitionsarten auf dem Kunstmarkt herausgebildet, die es nahezu jedem ermöglichen, an Wertsteigerungen von Kunstwerken zu profitieren.
9.1 Fractional Art Investing: Investmentanteile an Kunstwerken kaufen
Sie können entweder selbst ein Kunstwerk kaufen – oft die teurere Option – oder Anteile an Kunstwerken über einen Online-Marktplatz kaufen.
In letzter Zeit hat sich mit dem „Fractional Investing“ eine neue Art des Kunstkaufs herausgebildet. Die grundlegende Prämisse ist, dass sehr teure Kunstwerke mehr (und schneller) geschätzt werden als „billige“ Kunstwerke, und wenn viele Leute ihr Geld zusammenlegen, können sie an diesen überdurchschnittlichen Renditen partizipieren.
Abgesehen von den Vorteilen einer tendenziell höheren Rendite gibt es einige unvermeidliche Nachteile von fraktioniertem Kunstinvestment. Der vielleicht schwerwiegendste ist der Umstand, dass Investoren in diesem Falle die Kunst niemals physisch in Besitz nehmen und sich an ihr erfreuen können.
Das allein widerspricht dem primären Reiz des Kunstsammelns, nämlich das Betrachten und Genießen des Kunstwerks, das man besitzt.
9.2. Anleger-Plattformen für Investmentanteile
Auf digitalen Plattformen wie Yieldstreet und Masterworks können Sie Bruchteile von verschiedenen Arten von Kunstwerken kaufen und verkaufen, sodass Sie keinen großen Scheck für ein einzelnes Kunstwerk ausstellen müssen.
Masterworks ist eine großartige Option, insbesondere für den unerfahrenen Kunstinvestor, da sie die meiste Arbeit für Sie erledigen. Masterworks kauft Gemälde und verkauft Aktien an Investoren, um Sie über die fortschreitende Investition auf dem Laufenden zu halten. Der Plattformanbieter fungiert dabei ähnlich wie ein Fondsmanager auf dem Aktienmarkt, der im Auftrag seiner Investoren Blue Chip-Kunst auf Auktionen erwirbt.
Er gründet für jedes Kunstwerk eine Holdinggesellschaft, um die Kunst zu erwerben, zu lagern, zu bewerben und gewinnbringend weiterzuverkaufen. Dieses Unternehmen wird bei der SEC registriert und gibt Aktien an diejenigen aus, die in dieses bestimmte Kunstwerk investieren möchten.
Durch diese Verbriefung von Kunstwerken werden Investitionen in Kunst erschwinglicher und der Markt für die Aktien der Kunstwerke liquider. Anleger können Aktien viel einfacher kaufen und verkaufen, als die Kunstwerke selbst zu kaufen und zu verkaufen. Dafür wird selbstverständlich eine Gebühr für die Dienste von Masterworks fällig.
Bei Masterworks besitzen Sie das Kunstwerk also nicht im physischen Sinne und brauchen sich um nichts weiter zu kümmern. Auch können Sie das Risiko über mehrere Werke, Künstler oder Stilrichtungen streuen.
Sie erwerben mit mehreren anderen Investoren Anteile an hochwertigen Werken, die von Experten auf Echtheit überprüft werden. Masterworks hat keine bestimmten Mindestanlagebeträge; diese variieren je nach den spezifischen Anlageangeboten, die zum Zeitpunkt Ihrer Anlage verfügbar sind.
Ähnliche Marktplätze sind Maecenas (wo Sie Anteile an Gemälden kaufen können) und Saatchi Art (wo Sie direkt online stöbern und Werke direkt kaufen können).
9.3. Kunst-Fonds
Weltweit existieren weniger als 100 Kunst-Fonds, davon die meisten in China. Ein bekannter europäischer Anbieter ist „The Fine Art Group“, welcher auch in Deutschland vertreten und tätig ist. Der Anbieter hat mit Kunst als Geldanlage viel Erfahrung.
Bei Kunstfonds handelt es sich üblicherweise um geschlossene Fonds, d.h. mit begrenzter Investitionssumme, meist mit unternehmerischer Beteiligung. Außerdem sind sie an Mindestanlagebeiträge geknüpft und kommen daher nicht für jedes Budget in Frage.
The Fine Art Group bietet sogenannte Co-Investments an. Dabei können sich Anleger an Investitionen in einzelne Kunstgegenstände beteiligen – bei einer typischen Anlagedauer von weniger als 24 Monaten.
Alternativ steht Kunstinvestoren auch ein „Private Account“ mit längerem Zeithorizont und Investments in verschiedene Kunstgegenstände zur Verfügung. Für den Private Account sind Mindesteinlagen von beachtlichen 3 Mio. USD fällig. Dafür wird langfristige Rendite versprochen.
Über konventionelle Broker sind diese Fonds nicht handelbar.
9.4. Kunst Indizes
Firmen wie Sotheby’s (NYSE:BID) und Christie’s, die Kunst als Investition verkaufen, zitieren oft den Art 100 Index von Art Market Research, um ihre Startgebote zu rechtfertigen.
Der Index, der die Verkäufe von 100 Künstlern in verschiedenen Regionen, Stilrichtungen und Epochen von 22 Auktionshäusern auf der ganzen Welt verfolgt, kann einen umfassenden Eindruck davon vermitteln, wie sich der globale Markt für Kunstwerke entwickelt.
Im Jahr 2018 führte Artprice seinen Artprice100-Index ein, der sich auf Blue Chip-Künstler konzentriert. Das Unternehmen gibt laut einer Berichterstattung von The Motley Fool an, dass der Index von 2000 bis 2017 mit einer durchschnittlichen jährlichen Rate von 8,9 % gewachsen ist.
Währenddessen wuchs der S&P 500 im gleichen Zeitraum (der insbesondere kurz vor dem Platzen der Dotcom-Blase begann) um weniger als die Hälft). Auf der anderen Seite übertraf der S&P 500 den Artprice100 in den Jahren 2018 und 2019.
Bei diesen kunstorientierten Indizes gibt es einige Probleme. Erstens berücksichtigen sie nur die Auktionspreise der verkauften Kunstwerke. Alle Kosten, die mit der Investition in Kunstwerke verbunden sind, bleiben unberücksichtigt und würden sicherlich die Performance der Kunst als Investition belasten.
Das zweite Problem ist ein Phänomen, das als „Auswahlverzerrung“ bezeichnet wird. Kunstmarktpreise aktualisieren sich nicht jeden Moment oder Tag wie die Preise von Wertpapieren, die an den Finanzmärkten gehandelt werden. Kunstindizes basieren auf den verfügbaren Auktionsdaten. Wenn sich ein Kunstwerk nie verkauft, dann gibt es einfach keine Daten. Und die Werke, die nicht versteigert werden, sind oft weniger wert, als der letzte Käufer bezahlt hat.
Damit weisen diese Indizes höhere Renditen aus als die auf dem gesamten Kunstmarkt vorherrschenden. Die Indizes sind „voreingenommen“, um nur die Gewinner zu berücksichtigen.
9.5. (Noch) keine ETFs
Leider gibt es (noch) keinen Exchange Traded Fund (ETF) oder an Börsen gehandelte Investmentfonds für den Bereich Kunst. Die Konzentration eines ETF oder Investmentfonds auf Kunst ist offenbar aufgrund der Illiquidität des Kunstmarktes nicht praktikabel bzw. wirtschaftlich.
Die Singularität und die inhärente Knappheit von Kunst hindern Fondsmanager daran, einfach mehr Renoir- oder Basquiat-Gemälde zu kaufen, wie sie es bei Aktien könnten, um bei steigender Nachfrage die Anleger zu befriedigen.
Wenn viele Aktionäre eines Kunstfonds ihre Anteile zurückgeben wollten, würde die Illiquidität des Kunstmarktes den Manager daran hindern, die Vermögenswerte des Fonds ohne Weiteres zu verkaufen.
Die Vergangenheit hat uns aber gelehrt, dass Dinge nur so lange unmöglich sind, bis jemand kommt und das Gegenteil beweist…
Inhaber und Geschäftsführer von Kunstplaza. Publizist, Redakteur und passionierter Blogger im Bereich Kunst, Design und Kreativität seit 2011. Erfolgreicher Abschluss in Webdesign im Rahmen eines Hochschulstudiums (2008). Weiterentwicklung von Kreativitätstechniken durch Kurse in Freiem Zeichnen, Ausdrucksmalen und Theatre/Acting. Profunde Kenntnisse des Kunstmarktes durch langjährige journalistische Recherchen und zahlreichen Kooperationen mit Akteuren/Institutionen aus Kunst und Kultur.