Kürzlich präsentierten wir Ihnen eine Zusammenfassung und wichtige Erkenntnisse aus dem Art Basel UBS Art Market Report.
Im Beitrag „Weltweiter Kunstmarkt 2023/2024 – Ausblick schürt Hoffnungen“ setzen wir dabei den Fokus auf die jüngsten Entwicklungen auf dem weltweiten Kunstmarkt für Händler, Galeristen und Kunstsammler.
Diese bedeutende wirtschaftliche Analyse zum Zustand des Marktes (siehe The Survey of Global Collecting 2023) lieferte uns auch eine fundierte Prognose zu zukünftigen Entwicklungen für das Jahr 2024.
Der Bericht kam jedoch zu kurz in der Hinsicht, die Beweggründe und Motivation hinter den Kunstkäufen und Kaufabsichten der High Net Worth Individuals (HNWIs) – Personen mit einem verfügbaren Haushaltsvermögen von über 1 Million Dollar – zu beleuchten.
Auch hier lieferte der Art Market Report wertvolle Einblicke in die Gedanken- und Gefühlswelten der kapitalstarken Kunstsammler.
Die wichtigsten Beweggründe für den Kauf von Kunst
Bei der Frage nach dem Hauptgrund für den Kauf eines Kunstwerks wurden vor allem Faktoren, die mit der eigenen Identität und dem persönlichen Vergnügen zusammenhängen, als am wichtigsten angesehen (37 %).
Als nächstes folgten finanzielle Beweggründe (28 %) und an dritter Stelle standen Beziehungen, einschließlich sozialer Kontakte und Netzwerkaktivitäten im Zusammenhang mit dem Sammeln von Kunst und der Teilnahme am Kunstmarkt (14 %).

© Arts Economics (2023)
Es ist nicht überraschend, dass die meisten Menschen Kunstwerke kaufen, um ihre eigene Identität und ihr persönliches Vergnügen auszudrücken. Schließlich kann ein gut gewähltes Gemälde oder eine Skulptur das Ambiente eines Raumes verändern und dem Besitzer ein Gefühl von Stolz geben.
Doch auch finanzielle Beweggründe spielen bei vielen Sammlern eine wichtige Rolle. Ein gutes Investment in Form eines hochwertigen Kunstwerks kann sich langfristig als äußerst rentabel erweisen – vorausgesetzt natürlich, man hat den richtigen Riecher für vielversprechende Künstler und Werke.
Nicht zu unterschätzen sind jedoch auch die Beziehungen im Zusammenhang mit dem Kunstsammeln. Der Austausch mit anderen Sammlern sowie der Kontakt zu Galeristen und Auktionshäusern können wertvolle Erfahrungen bringen und neue Perspektiven aufzeigen.
Insgesamt zeigt diese Umfrage deutlich: Das Interesse an Kunst geht weit über reine Ästhetik hinaus. Vielmehr spiegelt es unsere individuellen Vorlieben wider, aber auch unser Streben nach einem höheren sozialen Status sowie unserem Wunsch nach einer sinnstiftenden Freizeitbeschäftigung abseits des Alltagsstress.
Gesunkene Tendenz zum Wiederverkauf
Fast die Hälfte (48 %) der Sammler mit hohem Nettovermögen hatten Kunstwerke nach dem Kauf wieder veräußert, davon 38 % im Zeitraum von 2022 bis 2023.
Obwohl nur eine kleine Minderheit von etwa 10 % sich selbst als „Investoren“ bezeichnete, waren viele wohlhabende Sammler aktiv im Handel mit ihren Kunstwerken tätig.
Fast die Hälfte (48 %) dieser Sammler hatte bereits Werke weiterverkauft, wobei 38 % der Verkäufe in den Jahren 2022 und 2023 stattfanden. Allerdings war dies ein deutlicher Rückgang im Vergleich zu den Jahren 2020 (60 %) und 2021 (49 %).
Lediglich 5 % der Sammler kauften und verkauften ihre Werke innerhalb eines Jahres wieder, während immerhin 39% angaben, dass sie ihre Kunstwerke durchschnittlich bis zu drei Jahre behielten bevor sie diese weiterverkaufen würden (im Jahr davor waren es noch 30%).
Die Mehrheit der Sammler (83%) entschied sich dafür, ihre Werke innerhalb von fünf Jahren nach dem Kauf wieder zu veräußern.

© Arts Economics (2023)
Finanzierung der Kunstkäufe
Eine beträchtliche Anzahl von 43 % der wohlhabenden Sammler hatte Geld geliehen, um ihre Kunstankäufe zu finanzieren. Davon taten dies 30 % in den Jahren 2022 und 2023.
Bei jenen, die Kredite nutzten, betrug der durchschnittliche Anteil des mit diesen Krediten finanzierten Wertes ihrer Sammlungen etwa 29 %.
Im Vergleich dazu lag der Durchschnitt bei den sehr vermögenden Sammlern bei höheren 39 % und ein Drittel von ihnen hatte über die Hälfte ihrer Sammlungen mithilfe von geliehenem Kapital erworben. Dies steht im Kontrast zu nur zwei Prozent derjenigen mit einem Vermögen unter fünf Millionen US-Dollar.
Über die Hälfte (54%) aller motivierten Kunstsammler hatten einen finanziellen Hintergrund für ihre Erwerbungen und nutzen dafür Darlehen oder Kredite (im Gegensatz zu lediglich 39% ohne finanzielle Motive).

© Arts Economics (2023)

Inhaber und Geschäftsführer von Kunstplaza. Publizist, Redakteur und passionierter Blogger im Bereich Kunst, Design und Kreativität seit 2011. Erfolgreicher Abschluss in Webdesign im Rahmen eines Hochschulstudiums (2008). Weiterentwicklung von Kreativitätstechniken durch Kurse in Freiem Zeichnen, Ausdrucksmalen und Theatre/Acting. Profunde Kenntnisse des Kunstmarktes durch langjährige journalistische Recherchen und zahlreichen Kooperationen mit Akteuren/Institutionen aus Kunst und Kultur.