Haben Sie sich schon mal gefragt, warum man in nahezu jedem Film über wichtige Investoren, Börsenmakler oder Banker in deren Büros Kunstgegenstände findet, die dem Laien oft hässlich erscheinen, dafür aber umso teurer sind?
Nun ja, das hat wahrscheinlich damit zu tun, dass dies im wahren Leben häufig auch so ist. Es scheint eine innige Beziehung zwischen Geld und Kunst zu geben. Oder wie erklären Sie sich sonst die Versteigerung des Werkes „Abstraktes Bild“ von Gerhard Richter, welches schlussendlich für umgerechnet 26,4 Millionen Euro über das berühmte Auktionshaus Sotheby’s in London den Besitzer wechselte?
Noch nie wurde so viel Geld für ein Werk eines noch lebenden Malers gezahlt. Wenn es um schon längst verstorbene Künstler geht, gehen noch horrendere Summen über den Tisch. Wie zum Beispiel für das teuerste Gemälde der Welt, das Tryptychon „Three Studies of Lucian Freud“ des irischen Malers Francis Bacon für 142,2 Millionen Dollar.
Ein gewisses Kunstverständnis muss wohl jede/r Geschäftsmann/-frau mitbringen, sei es um gute Kunst zu erkennen und zu erwerben oder für die Vermarktung des eigenen Produkts.
Denn der Stellenwert von Kreativität nimmt in der heutigen Geschäftswelt deutlich zu, was man vor allem auf dem Gebiet des Visual Branding und Designs gut beobachten kann. Dabei geht es um das Marketing und die Platzierung von Produkten in einer kreativen und innovativen Art und Weise.
Eine ganze Industrie und Wissenschaft steckt hinter dieser Entwicklung, mit dem ultimativen Ziel, dem Käufer das Produkt schmackhaft zu machen und dann vor allem auch zu verkaufen.
Die Verkaufspsychologie befasst sich – genauso wie die Kunst – mit den psychischen Abläufen von Wahrnehmung, persönlicher Einstellung, Überzeugung und Motivation. Die Erkenntnisse werden genutzt, um tiefe und grundlegende Emotionen im potentiellen Kunden oder Kunstliebhaber zu wecken bzw. zu kreieren.
Ein Beispiel: Der typische Kunde im Supermarkt entscheidet sich in der Regel für das Produkt, das ihm am meisten zuspricht. Diese Entscheidung wird nun eben zu großen Teilen durch die Illustration auf der Verpackung beeinflusst, dank der sich der Kunde eine Vorstellung vom Produkt machen kann.
In seltenen Fällen schaut er auf die Rückseite, um Inhaltsstoffe und Nährgehalte zu vergleichen. Lieber entscheidet er spontan aus dem Bauch heraus anstatt seine Wahl basierend auf den nackten Fakten zu treffen.
Aber nicht nur in diesem Sinne engagieren sich Geschäftsleute für Kunst und Design. Es wird auch tatkräftig unterstützt, um Newcomer in der Kunstszene unter die Arme zu greifen. Das tut zum Beispiel auch die JJ Foundation, welche von Nicole Junkermann (hier bei Xing) gegründet wurde und sich an Lateinamerika und dessen junge Künstler richtet.
Sie kooperiert mit zahlreichen anderen Stiftungen, wie der wohl wichtigsten Spaniens, der Fundación Montenmedio Arte Contemporáneo (NMAC Foundation). Diese lässt junge, unbekannte Künstler Ausstellungen in ihrem bekannten Skulpturenpark bei Vejer de la Frontera in der spanischen Provinz Cádiz veranstalten, was meist zu einem kräftigen Karriereschub führt.
Hierbei steht keinesfalls das Geld im Vordergrund, sondern die Ausstellung der Werke, welche die Kommunikation und das Verständnis der Gesellschaft mit Hilfe von Kunst voranbringen wollen.
Somit profitiert nicht nur das Geschäft von der Kunst, sondern die Vorteile ergeben sich eben auch andersherum. Eben diese verflochtene Verbindung der beiden eigentlich so unterschiedlichen Felder wirkt so paradox und trotzdem passend. Die Geschäftswelt, die sich mit den logischen und klaren Zahlen und Fakten auseinandersetzt und auf der anderen Seite die Kunst, die Kreativität und deren bunte Umsetzung erfordert.
Die Grenzen zwischen Kunst und Geschäft werden immer weiter aufgehoben, denn schon längst verschwimmen diese beiden Welten mehr und mehr ineinander.
Inhaber und Geschäftsführer von Kunstplaza. Publizist, Redakteur und passionierter Blogger im Bereich Kunst, Design und Kreativität seit 2011. Erfolgreicher Abschluss in Webdesign im Rahmen eines Hochschulstudiums (2008). Weiterentwicklung von Kreativitätstechniken durch Kurse in Freiem Zeichnen, Ausdrucksmalen und Theatre/Acting. Profunde Kenntnisse des Kunstmarktes durch langjährige journalistische Recherchen und zahlreichen Kooperationen mit Akteuren/Institutionen aus Kunst und Kultur.