- Bauten in Deutschland – Die Anfänge von Antike bis Romanik
- Gotische Baukunst in Deutschland
Zur Kunst, die unseren Alltag ständig und deutlich wahrnehmbar begleitet, gehört die Baukunst. Menschen, die in der Nähe wirklich beeindruckender Baukunstwerke wohnen, gewinnen sicherlich an dauerhafter Lebensqualität, wenn sie täglich daran erinnert werden, welche Schätze sie um sich haben – im Gegensatz zu den Touristen, die extra kommen, um sich diese beeindruckenden Bauwerke anzusehen, stehen sie Ihnen ja jeden Tag zur Verfügung!
In Deutschland können wir ab der Antike die baulichen Spuren der Vergangenheit verfolgen:
Zu Beginn unserer Zeitrechnung hatte die damalige Weltmacht, das Römische Reich, Teile im Süden und Westen des damals von germanischen Stämmen bewohnten Landes besiedelt, und sie waren es auch, die uns die ersten Baukunstwerke hinterließen (die germanischen Stämme lebten in hölzernen Hüttensiedlungen und überlieferten uns keine bleibenden Bauten).
Heute noch zu bewundern sind einige Überreste der um 100 bis 150 n. Chr. entstandenen römischen Grenzbefestigung. Der Limes berührte die heutigen Bundesländer Bayern, Baden-Württemberg, Rheinland-Pfalz und Hessen. Dieses komplexe System von Barrieren ist als Gesamtheit von Palisaden, Gräben und Wällen bis heute im Gelände zu verfolgen, es wurde im Jahr 2005 als 550 km langes Bodendenkmal “Obergermanisch-Rätischer Limes” ins Weltkulturerbe aufgenommen.
Da eine wie auch immer gebaute Barriere bei einer Besichtigung vor Ort nicht ungemein spektakulär wirkt, wurden einige der rund 900 Wachtürme und der etwa 120 kleineren und größeren Truppenlager bzw. Kastelle in verschiedenstem Umfang rekonstruiert.
Welche der Rekonstruktionen einen Besuch wirklich lohnen, hat Claus te Vehne aus 74189 Weinsberg in bewundernswerter Detailarbeit auf seinen www.limesseiten.de zusammengestellt. Hier finden Sie inzwischen noch mehr zu den römischen Hinterlassenschaften am Limes in Baden-Württemberg, Bayern, Hessen, Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz und im Saarland.
Neben Militäranlagen entdecken Sie hier auch Römische Gutshöfe und weitere Funde wie Bauinschriften, Steinbrüche oder Grabinschriften. In sehr vielen Fällen mit Fotos, sodass schon der Spaziergang durch diese Website ein lehrreicher und unterhaltsamer Ausflug in die Vergangenheit ist.
Wenn Sie allerdings Kinder begeistern möchten mit diesem Ausflug in unsere Ursprünge des Bereichs Baukunst, sollten Sie sich besondere Tage heraussuchen wie die Römertage im Reiterkastell und Römermuseum Aalen (Vorführungen, Schaukämpfe, Modenschauen, römische Speisen) oder einen der Aktionstage im komplett rekonstruierten Kastell Saalburg bei Bad Homburg, die sehr viele spannende Themen beinhalten.
Die Römer hatten aber auch noch ein ziviles Leben, für das sie Brücken und Thermen und Amphitheater und Stadttore erbauten, zum Beispiel die Porta Nigra, das wahrscheinlich am besten erhaltene Stadttor der Antike, das heute am Rand der Innenstadt von Trier liegt.
In der alten Römerstadt sind auch die Ruinen verschiedener Thermen, eine wiederaufgebaute Basilika (Konstantinbasilika), die Römerbrücke und ein Amphitheater zu besichtigen, und die ersten Mauern des Doms stammen ebenfalls aus römischer Zeit, wie auch die Anfänge des Kölner Doms. In den ursprünglichen römischen Städten Augusta Vindelicorum (Augsburg) und Cambodunum (Kempten) findet sich ebenso Römisches Bauwerk wie in einigen anderen Orten Bayerns, Hessens und Baden-Württembergs.
Ab dem Zeitpunkt ihrer größten Ausbreitung wurden die Römer langsam durch die verschiedensten germanischen Stämme zurückgedrängt, mit ihnen verschwand für eine ganze Weile die städtische Kultur und der Fortschritt aus der Baukunst, erst mit Karl dem Großen hatte das die römische Herrschaft ablösende Fränkische Reich wieder einen Herrscher hervorgebracht, der über die Mittel verfügte, bedeutende Bauwerke in Angriff zu nehmen.
Damit haben wir inzwischen in der Baukunst das 8. Jahrhundert erreicht, die kunstgeschichtlich als Vorromanik bezeichnete Epoche, die vor allem Baukunstwerke einordnet und den Übergang von Spätantike zu Romanik umfasst, also etwa den Zeitraum vom 5. bis in das 11. Jahrhundert.
Karl der Große bzw. sein Baumeister Odo von Metz hat uns die Pfalzkapelle in Aachen hinterlassen, die wahrscheinlich ab dem Jahr 793 in mehrjähriger Arbeit errichtet wurde (sie wurde 798 geweiht).
Diese Kapelle der damaligen Kaiserpfalz, die heute das Zentrum des Aachener Doms bildet, wurde als Oktogon gestaltet und damit wahrscheinlich den berühmtesten Bauwerken der damaligen Zeit nachempfunden.
Eine ähnliche Form haben San Vitale in Ravenna und die Kirche der Heiligen Sergios und Bakchos in Konstantinopel (die “Kleine Hagia Sophia”), wichtige byzantinische Kirchenbauten aus dem 6. Jahrhundert, auch spätantike Herrschaftsbauten wie St. Gereon und das Praetorium in Köln glänzten mit achteckigen Kuppeln.
Diese Bauten verwirklichten die höchste Baukunst der Zeit, der der Franke Odo von Metz auch rund 150 Jahre später kein neues Wissen hinzufügen konnte, die Pfalzkapelle des Kaisers blieb sogar noch mehr als weitere 200 Jahre der höchste und weiteste Bau nördlich der Alpen.
Erläuterungen zur Abbildung:
- Fig. 1: Quellhaus zu Tusculum (Etr.)
- Fig. 2: Konstruktion des Rundbogens (Etr.)
- Fig. 3: Thor zu Volterra (Etr.)
- Fig. 4: Thor zu Perugia (Etr.)
- Fig. 5: Die Cloaca maxima zu Rom (Etr.). Ca. 600 v. Chr.
- Fig. 6: Etruskischer Tempel. Nach G. Sempers Rekonstkruktion.
- Fig. 7: Grundriss des etrusk. Tempels
- Fig. 8: Säule von der Cucumella zu Vulci (Etr.)
- Fig. 9: Sogen. Grab der Horatier und Curiatier (Etr.)
- Fig. 10: Etr. Grabmal zu Castell d’Asso
- Fig. 11: Grabcippus (Seitenans. Etr.)
- Fig. 12: Tonnengewölbe (Röm.)
- Fig. 13: Kreuzgewölbe (Röm.)
- Fig. 14: Grundriss des Pantheons (Röm.). 26 v. Chr.
- Fig. 15: Aufriss des Pantheons
- Fig. 16: Durchschnitt des Pantheons
- Fig. 17: Tempel der Venus u. Roma zu Rom
- Fig. 18: Grundriss des Tempels der Venus u. Roma
Von diesen vorromanischen karolingischen Bauten sind nur wenige erhalten, was nicht zugunsten von Neubauten abgerissen wurde oder verfallen ist, wurde weitergebaut und von späteren Baustilen häufig komplett überdeckt. Überlieferte Zeugnisse der karolingischen Baukunst enthalten das Kloster der Insel Reichenau und die Klöster von Fulda und Lorsch, von denen allerdings nur geringe Teile der Ursprungsbauten wie die Torhalle bzw. Königshalle des Lorscher Klosters oder keine sofort sichtbaren Reste erhalten sind.
Gegen 1010 bis 1030 erbaut wurde die Klosterkirche St. Michael in Hildesheim, die damit die erste große europäische Kunstepoche einleitete: Die Romanik.
Die Romanik ist die erste kunstgeschichtliche Epoche nach der Antike, in der die Bauten im europäischen Raum wieder eine Kunstfertigkeit erreichten, die eine eigene Bezeichnung verdient. Der eigene Stil, der an Wänden mit wuchtigen Steinmassen, Säulen mit blockartigen Kapitellen, Rundbögen und Rundbogenfenster zu erkennen ist, bildete sich in ganz Europa gleichzeitig um die Wende des 1. Jahrtausends aus.
Aus dieser Zeit sind uns viele interessante Bauwerke überliefert, in dieser Epoche wurden viele Kirchen und Klöster gegründet und zahlreiche Burgenbauten begonnen. Zeugnisse der romanischen Baukunst finden sich nun überall auf deutschem Gebiet: Die Straße der Romanik zieht sich quer durch Sachsen-Anhalt, die Wartburg thront über der Thüringer Stadt Eisenach, romanische Bauten sind die Stiftskirche St. Servatius in Quedlinburg, der Braunschweiger Dom und der Lübecker Dom.
Die Baukunst im Süden war aktiv wie nie zuvor, das können wir besichtigen mit dem Trierer Dom, dem Wormser Dom und dem Mainzer Dom und vor allem mit dem Dom zu Speyer. Dieses zu Stein gewordene Machtsymbol der Salier war im 11. Jahrhundert das größte Bauwerk der christlichen Welt.
Der Kaiser- und Mariendom zu Speyer ist das bedeutendste romanische Bauwerk in Deutschland, mit fast vollständiger Zerstörung der Abtei Cluny in der Französischen Revolution wurde die “Domkirche St. Maria und St. Stephan” (offizielle Bezeichnung) zur größten erhaltenen romanischen Kirche der Welt.
Wunderschöne, oft farbig gefasste Bauten brachte auch die rheinische Romanik vor, wie z. B. die Kirche St. Peter zu Bacharach oder den Limburger Dom.
Erläuterungen zur Abbildung:
- Fig. 5. Haus des Pansa, Längendurchschnitt von A nach B (Vestibulum, Ostium, Atrium, Tablinum, Peristylium, Oecus)
- Fig. 6. Haus des Pansa, rekonstruirte perspektivische innere Ansicht von A nach B des Grundrisses
- Fig. 3. Aquädukt des Claudius zu Rom 52 n. Chr.
- Fig. 8. Grabmal des Hadrian zu Rom (Rekonstruktion) 135/136 n. Chr. (Jetzt Engelsburg)
- Fig. 9. Grundriss des Mausoleums
- Fig. 10. Durchschnitt des Mausoleums des Hadrian (Nach Knapp) – Abzugskanal, Zentralkammer – Grabgemach, Luftzüge, Aufsteigender Korridor, Eingang mit dem Standbild des Hadrian
- Fig. 4. Haus des Pansa zu Pompeji. Grundriss
- Fig. 7. Triumphbogen des Konstantin zu Rom. IV. Jahrh. n. Chr.
- Fig. 1. Amphitheater zu Nimes. Äusserer Aufriss
- Fig. 2. Grundriss
- A bis zur Höhe der letzten Stufe der äussersten Umschliessung
- B bis zur Höhe der zweiten Umschliessung
- C bis zur Höhe der ersten Umschliessung
- D Durchschnitt an der Bodenfläche
- Fig. 11. Saal aus den Thermen des Caracalla zu Rom 216 n. Chr.
- Fig. 12. Peristyl vom Palast des Diokletian zu Spalato 305 n. Chr.
- Fig. 13. Bogensturz u. Säulendekoration an der Porta aurea vom Palast des Diokletian
Viele Bauten wurden im romanischen Stil begonnen und erst in der nachfolgenden Epoche der Gotik vollendet, die in Spanien, Italien und nördlich der Alpen mit Beginn des 13. Jahrhunderts aufkam (in Frankreich tragen Bauten ab etwa 1130 gotische Züge).
So wurden die Nürnberger Burg und die Wartburg im 11. Jahrhundert begonnen und später im gotischen Stil erweitert, der letzte Bauabschnitt des Bamberger Doms fällt schon in die gotische Epoche, und das Kloster Maulbronn wurde von den Zisterziensern vom 12. bis zum 15. Jahrhundert gebaut, es enthält daher viele gotische Elemente.
Wenn Sie sich für die Bauwerke um Sie herum interessieren, muss es meist nicht bei einer einfachen Besichtigung des Bauwerkes bleiben.
Die Menschen, die berufen sind, diese Bauwerke zu betreuen und der Öffentlichkeit zugänglich zu machen, lieben “ihre Bauwerke” und verwenden meist viel Phantasie darauf, sie richtig in Szene zu setzen, die sich in den verschiedensten spannenden Aktionen für Besucher niederschlägt.
Passionierte Autorin mit regem Kunstinteresse