- Bauten in Deutschland – Die Anfänge von Antike bis Romanik
- Gotische Baukunst in Deutschland
Baukunst in Deutschland: Ein weites Feld, das irgendwann in den Wirren der Kämpfe zwischen Römern und germanischen Stämmen beginnt, also in einer Zeit, die nicht sehr lange nach dem Beginn unserer Zeitrechnung liegt. Leider haben uns die germanischen Stämme keine interessanten Baulichkeiten hinterlassen, die haben noch nicht gebaut, sondern ihre Hütten vielleicht gerade einmal aus Hölzern zusammengefügt.
Sicher waren auch unter diesen Behausungen künstlerisch interessante Werkstücke, nur deren Haltbarkeit ließ leider noch ziemlich zu wünschen übrig. So können wir aus den Jahren 100 fortfolgende nicht viel mehr als Reste römischer Militäranlagen betrachten, und in den nächsten paar Jahrhunderten, genauer gesagt bis etwa um das Jahr 800, war das Gebiet des heutigen Deutschland fortwährend in kämpferische Auseinandersetzungen verwickelt, die die Baukunst zum Erliegen brachte.
Um 800 entstanden unter den Baumeistern Karl des Großen die ersten Bauten der Vorromanik auf deutschem Gebiet, ab dem Jahr 1000 entstanden dann die ersten romanischen Bauten, von denen einige immer noch zu besichtigen sind, Beispiele für diese Anfänge der deutschen Baukunst von der Antike bis zur Romanik werden im gleichnamigen Artikel genannt.
Der Übergang zur baukunstgeschichtlich hochinteressanten Epoche der Gotik ist fließend, sehr viele Bauten wurden im romanischen Stil begonnen, aber erst in der auf die Romanik folgende Epoche der Gotik fertiggebaut.
Der Zeitraum
Die gotische Architektur entstand im 12. Jahrhundert in Frankreich und verbreitete sich rasch in ganz Europa.
Der Zeitraum der Gotik in der Architektur ist in die Früh-, Hoch-, und Spätgotik aufgeteilt. Regionale architektonische Erscheinungsformen bestimmen deutlich die unterschiedlichen drei Phasen der Gotik.
Frankreich 1140 – 1530
Frühgotik 1140 – 1200
Hochgotik 1200 – 1350
Spätgotik 1350 – 1530
Deutschland 1250 – 1530
Italien 1200 – 1420
Was kennzeichnet den Gotischen Baustil?
Sie haben sicherlich schon einmal eine gotische Kirche besucht und waren von ihrer beeindruckenden Architektur fasziniert. Doch wie genau wurde diese Baukunst entwickelt und welche Techniken wurden dabei angewendet?
Charakteristisch für diese Bauweise sind hohe Gewölbe, spitz zulaufende Bögen und filigrane Verzierungen. Um diese Konstruktionen zu realisieren, wurden neue Techniken wie das Kreuzrippengewölbe und der Strebepfeiler entwickelt.
Auch die Verwendung von Glasfenstern und Rosetten trug zur Schönheit und Helligkeit der gotischen Kirchen bei.
Wichtige Gestaltungsmerkmale auf einen Blick:
- Filigrane Bauwerke
- Durchbrochene Außenwände mit fein strukturierten Fenstern
- Spitzbögen, Gewölbe
- Außenliegendes Strebewerk zur Standfestigkeit des Gebäudes
- Wimperg: Ziergiebel über Portalen und Fenstern
- Maßwerk als filigranes Gestaltungselement in geometrischer Form der Fenster
- Farbige Glasfenster und Fensterrosen: kreisrund mit Maßwerk
- Fiale: schlanker flankierender kleiner Turm, der in der gotischen Architektur die hochstrebende Bauweise betont
- Krabbe: schmückendes Element in Form von gefalteten Blättern entlang der Fialen
- Wasserspeier als architektonisches Element zur Ableitung des Regenwassers
Im Laufe der Zeit wurden diese Techniken immer weiter verfeinert und perfektioniert, was zu immer größeren und beeindruckenderen Bauwerken führte. Heute sind diese Meisterwerke der gotischen Architektur nicht nur religiöse Stätten, sondern auch bedeutende kulturelle und historische Denkmäler.
Gotische Baukunst in Deutschland – Die Anfänge
Der gotische Stil nahm seinen Anfang in Frankreich, dort bekommen Bauwerke schon ab etwa dem Jahr 1130 Merkmale, die deutlich der Gotik zuzuordnen sind. Die anderen Staaten der damaligen Zeit zogen nach, Italien und Spanien und die Länder nördlich der Alpen beginnen erst ab etwa 1200, ihren Bauten gotische Züge zu geben.
Erste Merkmale des gotischen Stils auf deutschem Boden sind z. B. an der Wartburg und an der Nürnberger Burg zu besichtigen, beide wurden zwar schon im 11. Jahrhundert begonnen, aber erst beendet, als die Gotik schon nach Deutschland gelangt war.
Als erstes komplett gotisches Bauwerk in Deutschland wird der Magdeburger Dom angesehen, mit dessen Bau im Jahr 1209 begonnen wurde.
Obwohl der Magdeburger Dom als erstes gotisches Werk im Jahr 1209 begonnen wurde, wurde er erst im Jahr 1520 vollendet. Der Chor des Doms zeigt noch immer Einflüsse der Spätromanik, während das Langhaus klar der Hochgotik zugeordnet werden kann. Die Westtürme hingegen sind typisch für die Spätgotik gestaltet.
Ebenfalls um 1200 wurde der Bau des Freiburger Münsters begonnen. Sein erst um 1340 vollendeter Turmhelm zählt zu den Schmuckstücken der gotischen Baukunst in Deutschland, das ganze Münster wird als eines der bedeutenden gotischen Bauwerke auf deutschem Gebiet angesehen.
Diese lange Bauzeit war üblich für Kirchen und Dome, rund um diese herausragenden Baustellen entstanden ganze Handwerkersiedlungen, die in Bauhütten genannten Werkstattverbänden organisiert waren. Diese Siedlungen sind aus Filmen rund um die Romane Ken Follets bekannt, sie hatten teilweise einen langen Bestand, auch wenn die Bauwerke nach häufig jahrhundertelangem Bau nicht selten unvollendet blieben.
Erst als man sich im 19. Jahrhundert, in den Zeitaltern der Romantik und des Historismus, wieder auf den gotischen Stil besann, dieser sogar regelrecht zur Mode wurde, wurden mehrere dieser herrlichen Bauwerke endlich vollendet. Als Beispiel dieser Arbeitsweise ist besonders der Kölner Dom anzuführen.
Der Kölner Dom orientierte sich an den Vorlagen der Kathedralen von Amiens und Beauvais. Über einen Zeitraum von 300 Jahren wurde der Bau immer wieder unterbrochen, sodass der Dom lange Zeit nur als Fragment existierte. Erst im Jahr 1880 konnten die Westtürme vollständig fertiggestellt werden, als alte gotische Pläne wiederentdeckt worden waren. Der gotische Ziergiebel, der sich über dem Portal der Hohen Domkirche befindet, wurde ebenfalls erst im 19. Jahrhundert hinzugefügt.
Erst sehr spät wurde der Kölner Dom also wirklich zur nach dem Mailänder Dom größten gotischen Kathedrale der Welt.
Einen sehr langen Baustopp musste auch das Ulmer Münster durchleiden, das ebenfalls erst gegen Ende des 19. Jahrhunderts fertiggestellt wurde. Dafür war man dann 1890 auch sehr kunstfertig, der knapp 162 Meter hohe Turm des Münsters war damals der höchste Kirchturm der Welt und ist es auch heute noch.
Norddeutsche Backsteingotik
Rund um die Ostseeküste können wir herrliche Bauten der sogenannten Backsteingotik besichtigen, z. B. das Rathaus von Stralsund oder die dortige Nikolaikirche. Diese regionale Variante des gotischen Stils ist in mehreren Städten dieses Landkreises deutlich prägend, in Stralsund und Lübeck, in Wismar, Rostock und Greifswald finden wir die roten Ziegelbauten.
Sie sind ursprünglich aus der Not entstanden, dass man in den Küstenregionen nur sehr wenig Natursteine fand, haben aber ihre ganz eigenen Formen hervorgebracht, denn erst die Herstellung von Ziegeln führte zu dieser ausgeprägten Formung der Bausteine. Ein schönes Beispiel ist auch die Marienkirche in Lübeck, die im Zeitraum von 1200 bis 1350 gebaut wurde.
Die St. Petrikirche in Rostock ist ein historisches Juwel und die älteste Fischerkirche der Stadt. Bereits 1252 wurde sie erstmals urkundlich erwähnt und ist somit ein wahrer Schatz der Vergangenheit. Zwar wurde die querschifflose Basilika im Zweiten Weltkrieg stark zerstört, doch seit den 1960er-Jahren wurde sie behutsam und schrittweise wieder aufgebaut.
Ein besonderes Highlight ist die gotische Turmhaube, die in den 1990er-Jahren wiederhergestellt wurde und mit ihren imposanten 117 m Höhe die Skyline von Rostock prägt. Ein Besuch der St. Petrikirche ist ein unvergessliches Erlebnis und ein Muss für jeden Geschichtsliebhaber.
Im 13. Jahrhundert war die Gotik in Deutschland vor allem durch den Bau von Kirchen geprägt, die noch Elemente des romanischen Baustils aufwiesen. Besonders beeindruckend sind die Kathedralen der Gotik, wie die in Straßburg, die zwischen 1245 und 1275 errichtet wurde. Obwohl Straßburg heute zu Frankreich gehört, wird der Bau der Kathedrale der deutschen Gotik zugeschrieben.
Es entstand ein Wettlauf um immer größere Kirchen und Kathedralen, wie der Kölner Dom, der größer als die Kathedrale von Amiens in Frankreich ist.
In Deutschland wurden auch viele Kirchen gebaut, die Teil von Klöstern oder Stiften waren und als Münster bezeichnet werden. Beispiele dafür sind Münster in Freiburg im Breisgau, Ulm, Basel und Straßburg. Der Aachener Dom hatte eine besondere Bedeutung als Krönungskirche für deutsche Könige von 936 bis 1531, in der 31 Könige gekrönt wurden.
Während bisher die bedeutendsten Bauten bisher immer Kirchen waren, werden im Zeitalter der Gotik auch erste aufsehenerregende Profanbauten erstellt, die ersten Rathäuser und die ersten Zunfthäuser entstanden, und legten Zeugnis vom Aufstreben des Bürgertums ab.
Ab etwa 1350 wurde das Rathaus von Stralsund gebaut, ab 1410 das Rathaus von Bremen. Letzteres ist allerdings in der Renaissance vollkommen umgestaltet worden, als die gesamte Fassade erneuert wurde.
Um diese Zeit entstanden dann auch die ersten Wohnbauten, fast immer Fachwerkbauten, die ebenfalls teilweise noch heute zu bewundern sind, z. B. in Goslar oder in Quedlinburg, das gleich im Ganzen zum Weltkulturerbe erklärt wurde.
Bedeutende Gotische Baumeister
Einige der bedeutendsten Baumeister der Gotik erlangten große Bekanntheit und hinterließen bis heute eindrucksvolle Spuren in der Architekturgeschichte.
Zu diesen herausragenden Persönlichkeiten zählen unter anderem der Baumeister der berühmten Kathedrale Notre-Dame in Paris, Pierre de Montreuil, sowie die Mitglieder der angesehenen Baumeisterfamilie Parler, die maßgeblich am Bau zahlreicher Münster und Domen beteiligt waren.
Interessanterweise entwickelte sich aus dem Familiennamen Parler im Laufe der Zeit der heute im Bauwesen gebräuchliche Begriff des Poliers. Die Baumeister kennzeichneten ihre Werke stets mit einem Steinmetzzeichen, das Rückschlüsse auf den Erbauer des Gebäudes zulässt.
Während in früheren Epochen jeder einzelne Stein mit einem solchen Zeichen versehen wurde, war es in der Gotik üblich, dass ein Stein stellvertretend für den Baumeister mit dem entsprechenden Zeichen versehen wurde.
Passionierte Autorin mit regem Kunstinteresse