Die Kunstformen Streetart und Pop Art unterscheiden sich prinzipiell hinsichtlich Ursprüngen, Techniken und Zielen voneinander, jedoch besteht zwischen ihnen eine engere Verbindung, als es auf den ersten Blick den Anschein hat.
In diesem Beitrag werden wir untersuchen, wie sich die beiden Stilrichtungen kombinieren und verbinden können, um einzigartige Kunstwerke zu erschaffen. Ist es eine harmonische Symbiose oder ein Wettbewerb? Gemeinsam werden wir dieser Frage auf den Grund gehen.
Viele moderne Künstler haben begonnen, Elemente beider Stile zu kombinieren, um neue und einzigartige Kunstwerke und neue gestalterische Formen zu schaffen. Andere sehen jedoch eine Konkurrenz zwischen den beiden Stilen, da sie oft um denselben Raum und dieselbe Aufmerksamkeit kämpfen.
Definitionen
Um über die Beziehung zwischen Streetart und Pop Art zu sprechen, müssen wir zunächst ihre Definitionen verstehen.
Street Art
Streetart – auch häufig Urban Art genannt – ist eine Kunstform, die auf öffentlichen Flächen wie Wänden, Straßen, Gebäuden, Zügen und Brücken entsteht. Sie ist oft politisch und sozialkritisch und soll ein breites Publikum erreichen. Pop Art hingegen ist eine Kunstrichtung, die in den 1950er Jahren entstand und sich auf die Massenkultur konzentrierte.
Sie verwendet oft Bilder aus der Werbung und der Populärkultur und ist bekannt für ihre leuchtenden Farben und klaren Linien.
Zahlreiche Beispiele kommen in Form von Guerilla Art, die eine persönliche Aussage über die Gesellschaft machen soll, in der der Künstler lebt.
Die Arbeit hat sich von den Anfängen von Graffiti und Vandalismus zu neuen Formen entwickelt, in denen Künstler daran arbeiten, einem Publikum Botschaften oder einfach nur Schönheit zu vermitteln.
Einige Künstler nutzen „intelligenten Vandalismus“, um das Bewusstsein für soziale und politische Probleme zu schärfen, während andere Künstler den städtischen Raum als Gelegenheit nutzen, um persönliche Kunstwerke zu zeigen. Künstler mögen auch die Herausforderungen und Risiken zu schätzen wissen, die mit der Installation illegaler Kunstwerke an öffentlichen Orten verbunden sind.
Ein gemeinsames Motiv ist die Schaffung von Kunst in einem Format, welches den öffentlichen Raum als Plattform nutzt, um abseits von Galerien, Messen und Ausstellungen ihre Werke einem breiten Publikum zugänglich zu machen.
Ende des 20. und Anfang des 21. Jahrhunderts hat sich Street Art zu komplexen korrelativen künstlerischen Ausdrucksformen entwickelt. Von Graffiti, Schablonen (sog. Stencils), Drucken und Wandmalereien über großformatige Gemälde und Projekte der künstlerischen Zusammenarbeit bis hin zu Straßeninstallationen – Straßenkunst hat ihren Weg in den Kern der zeitgenössischen Kunst gefunden.
Einige der frühesten Ausdrucksformen der Straßenkunst waren sicherlich die Graffiti, die an Zügen, Autos und Wänden auftauchten. Dies war das Werk von Banden in den 1920er und 1930er Jahren in New York City. In den späten 1960er Jahren begannen Cornbread und eine Gruppe von Freunden, darunter Cool Earl, in Philadelphia Graffiti zu machen, indem sie ihre Spitznamen an Wände in der ganzen Stadt schrieben.
Die Bewegung breitete sich zurück nach New York City aus und entwickelte sich zur modernen Graffiti-Bewegung, die in den späten 1970er und frühen 1980er Jahren in den USA ihren Höhepunkt erreichte und sich dann nach Europa ausbreitete. Blek le Rat, geboren 1951 als Xavier Prou in Boulogne-Billancourt, Paris, war einer der ersten Graffiti-Künstler in Paris und der Begründer der Schablonen-Graffiti-Kunst.
Nachdem die Graffiti-Kunst in Europa regelrecht explodiert war, begann sie sich auf der ganzen Welt zu verbreiten, und in dieser Zeit gewannen Künstler wie TAKI 183 und Keith Haring an Bedeutung in der Welt der Straßenkunst.
Heute ist Banksy der umstrittenste Straßenkünstler der Welt. Seine Werke sind zu einer eigenen Subkultur geworden. Banksys politische Äußerungen und disruptive Visionen haben Städte auf der ganzen Welt in entscheidenden Momenten der modernen Geschichte beeinflusst, alternative Sichtweisen provoziert und Revolutionen in der Kunstwelt gefördert.
Seine Identität bleibt unbekannt, auch nach mehr als 30 Jahren Engagement in der globalen Graffiti-Szene. Er hat in vielen Street-Art-Medien und in vielen Stilrichtungen gearbeitet und dabei die Grenzen und Erwartungen der Street-Art-Kritiker niedergerissen. Seine Arbeit umfasst kraftvolle, oft kontroverse Bilder, die die schnelle Verbreitung seines Namens und seiner Arbeit im Internet fördern.
Die urbane Kunst in Europa wurde tief verwurzelt in den revolutionären Praktiken derjenigen, die sich in dieser Zeit mit verschiedenen Subkulturen identifizierten, die mit Klasse, Rasse oder Geschlecht verbunden waren. Von Anfang an hat sich die Graffiti-Kunst in mehrere Richtungen entwickelt. Einige Künstler begannen, Schablonen zu verwenden, um aufwändigere Werke zu schaffen, die Porträts und Landschaften enthielten, während andere weiterhin Sprühfarbe verwendeten, um Wandbilder in ihren Städten anzubringen.
Die Schablone hat sich als unverkennbares Markenzeichen der Street-Art etabliert, da sie die am häufigsten verwendete Technik in der Graffiti-Kunst darstellt. In Galerien wird diese Technik oft in der Form von Mixed-Media-Unikaten auf transportable Untergründe wie Papier, Holz, Karton, oder Metall übertragen.
XOOOOX, der als einziger deutscher Street-Art-Künstler weltweit in der Presse gefeiert wird, präsentierte jüngst in der Ausstellung „Pop Art & Street Art“ der Galerie Überlingen seine einzigartigen Werke.
Weitere beeindruckende Street-Art-Künstler wie Mr. Brainwash, der die Kollision von Street-Art und Pop-Art orchestriert, sowie Death Nyc aus New York, der einen Balanceakt zwischen den beiden Kunstformen vollführt, waren ebenfalls vertreten.
Zum Abschluss des Jahres 2022 präsentierte die Galerie Kulturraum in Speyer neben Mr. Brainwash (bürgerlicher Name: Thierry Guetta, 1966 bei Paris geboren) einen weiteren weltweit renommierten Künstler der internationalen Pop-Art-Kunstszene:
Michel Friess ist zweifellos einer der renommiertesten Pop Art Künstler Deutschlands und weltweit. Sein kreativer und künstlerischer Weg wurde mit zahlreichen Auszeichnungen und Kunstpreisen gewürdigt, darunter der Global Art Award in Shanghai, auch bekannt als der „Oscar der Kunstszene“, den er im November 2020 in der Kategorie Mixed Media/Graffiti gewann.
Seit sechs Jahren ist Michel Friess ein fester Bestandteil der Galerie Kulturraum und hat mit seinen erfolgreichen Ausstellungen in Speyer, Deutschland, Europa, Amerika und Asien seine künstlerische Vielseitigkeit unter Beweis gestellt. Jedes seiner Werke wird in mühevoller Handarbeit hergestellt, wobei er jedes Sieb selbst aus Holz fertigt und von Hand bespannt.
Diese aufwendige Methode erfordert pro Bild oft mehr als 20 Siebe. Mit Malerei, Airbrush, Spraydose und Papier-Collagen kreiert Michel Friess unverkennbare Werke, die seine einzigartige Handschrift tragen.
Heute kann die Welt sehen, wie sich diese besondere Art von Kunst zu einer bedeutenden Entwicklung in der Geschichte der Urbanen Kultur entwickelt hat.
Pop Art
Die Pop-Art, eine Kunstbewegung, die in den 1950er Jahren in Amerika und Großbritannien entstand, erreichte in den 1960er Jahren ihren Höhepunkt. Die Pop Art wird häufig als Reaktion auf die betont intellektuelle abstrakte Kunst charakterisiert und wendet sich dem Trivialen zu.
Inspiriert durch die Konsum- und Popkultur des Westens, begann sie als Rebellion gegen die traditionelle Kunst. Pop-Art-Künstler waren der Überzeugung, dass die in Museen ausgestellte oder in Schulen gelehrt Kunst nichts mit der realen Welt zu tun hat.
Aus diesem Grund suchten sie ihre Inspiration in der zeitgenössischen Massenkultur. Auf ihrem Zenit wurde die Pop-Art wegen ihrer Ablehnung der Normen der Gegenwartskunst oft als „Anti-Kunst“ bezeichnet.
Um das Konzept der Pop-Art zu verstehen, lohnt es sich, die grundlegenden Ideen hinter dieser Bewegung zu betrachten. Der Künstler Richard Hamilton hat die „Merkmale der Pop-Art“ in einem Brief an seine Freunde aufgelistet.
In einfachen Worten erklärt er, dass Pop-Art für ein Massenpublikum bestimmt ist, vergänglich und kurzlebig ist, schnell vergessen wird, billig und massengefertigt ist, sich an die Jugend richtet und witzig, sexy, effekthascherisch, glamourös und stark kommerziell ist.
Bedeutende Vertreter dieser Kunstströmung sind neben Warhol und Lichtenstein vor allem Jasper Johns, Robert Rauschenberg, Jeff Koons, James Rosenquist, Julian Opie, Damien Hirst, Robert Indiana, Tom Wesselmann, Günter Beier, Paul Thierry, James F. Gill, und Jan M. Petersen.
Der Einfluss der Pop Art auf die Bilder-und Formensprache in Kunst und Design ist bis heute prägend.
An welchen Merkmalen lässt sich Pop-Art erkennen?
Die Pop-Art zeichnet sich oft durch die Verwendung von populären Symbolen aus dem Konsumbereich aus, wie zum Beispiel Haushaltsgegenstände wie die Campbell’s Soup Dosen von Andy Warhol aus dem Jahr 1962 oder prominente Ikonen wie Marilyn Monroe in James Rosenquists Marilyn Monroe, I.
Andy Warhol definierte Pop-Art-Künstler als solche, die Bilder von modernen Gegenständen wie Comics, Picknicktischen, Herrenhosen, Stars, Duschvorhängen, Kühlschränken und Colaflaschen schufen, die jeder auf dem Broadway in einem Augenblick erkennen konnte. Die Verwendung von Marken und kommerziellen Symbolen ist ein wichtiger Aspekt der Pop-Art, der die Idee unterstreicht, dass die Kunst aus allem inspiriert werden kann, nicht nur aus der Geschichte, Mythologie oder Moral.
Knallige Farben, insbesondere die Primärfarben Rot, Blau und Gelb, sind ein häufiges Merkmal der Pop-Art. Diese Farben ähneln oft der typischen Farbpalette von Comicstrips und sollen nicht die Gefühlswelt oder das Selbst des Künstlers zeigen, sondern die dynamische Populärkultur widerspiegeln.
Kantige Kompositionen sind ein beliebtes Mittel, um einen Gegenentwurf zur „malerischen Losgelöstheit“ von Stilen wie dem abstrakten Expressionismus zu schaffen. Viele Kunstwerke der Pop-Art bestehen daher aus markanten oder fragmentierten Formen. Einige Künstler vergrößerten Gegenstände zu fast komischen Proportionen, um sie zu persiflieren.
Verbindungen zwischen Streetart und Pop Art
Wenn wir uns die Verbindungen zwischen Streetart und Pop Art genauer anschauen, können wir feststellen, dass es viele Gemeinsamkeiten gibt. Beide Kunstformen nutzen oft ähnliche Techniken und Materialien wie Spraydosen, Schablonen und Stencils. Darüber hinaus teilen sie auch ähnliche Themen wie Konsumkultur, Werbung und Popkultur.
Einige Streetart-Künstler haben sogar direkt auf Pop-Art-Künstler wie Andy Warhol und Roy Lichtenstein Bezug genommen und ihre Werke als Hommage an diese Kunstbewegung gestaltet.
Trotz dieser Verbindungen gibt es jedoch auch Unterschiede zwischen den beiden Kunstformen.
Entwicklung der Streetart aus der Pop Art
Es ist interessant zu wissen, dass die Ursprünge der Streetart in der Pop Art Bewegung zu finden sind.
Die Pop Art begann in den 1950er Jahren und entwickelte sich in den 1960er Jahren weiter. Sie konzentrierte sich auf die populäre Kultur und die Massenmedien. Künstler wie Andy Warhol und Roy Lichtenstein waren bekannt für ihre Pop-Art-Werke, die oft Comic-Strips und Werbung als Inspiration hatten.
Die Streetart entstand hingegen in den 1970er Jahren als eine Art des Graffiti, die auf öffentlichen Straßen und Gebäuden zu sehen war. Streetart-Künstler der 1970er Jahre griffen Ideen aus der Pop Art auf und begannen, ihre Kunstwerke auf öffentlichen Flächen zu präsentieren. Die Künstler wollten ihre Kunst für jedermann zugänglich machen und nicht nur für diejenigen, die sie in Galerien sehen konnten.
Seitdem hat sich die Streetart weiterentwickelt und ist zu einem wichtigen Teil der urbanen Kultur geworden.
Obwohl die Streetart und die Pop Art auf den ersten Blick unterschiedliche Kunstformen zu sein scheinen, haben sie viele Gemeinsamkeiten. Beide konzentrieren sich auf die Populärkultur und verwenden oft Comic-Strips und Werbung als Inspiration. Es gibt auch viele Streetart-Künstler, die ihre Werke in Galerien ausstellen und so in die Welt der Pop Art eintauchen.
Gemeinsamkeiten
Es gibt mehr Gemeinsamkeiten zwischen Streetart und Pop Art, als man auf den ersten Blick vermuten würde. Beide Kunstformen haben ihren Ursprung auf der Straße und sind ein Ausdruck einer bestimmten Zeit und Kultur. Sie sind oft politisch und gesellschaftskritisch und sprechen ein breites Publikum an.
Auch in Bezug auf Techniken und Materialien gibt es Ähnlichkeiten: Spraydosen, Schablonen, Plakate und Collagen werden in beiden Kunstformen verwendet. Ein weiterer wichtiger Aspekt ist die Verwendung von bekannten Symbolen und Bildern aus der Popkultur. Beide Kunstformen nutzen oft grelle Farben und auffällige Motive, um Aufmerksamkeit zu erregen und eine Botschaft zu vermitteln.
Streetart und Pop Art nutzen diese Bilder, um eine Botschaft zu vermitteln oder eine Diskussion anzustoßen. Zusammenfassend lässt sich sagen, dass Streetart und Pop Art sich gegenseitig inspirieren und ergänzen, wodurch eine Symbiose entsteht.
Unterschiede
Streetart wird oft als rebellisch und politisch betrachtet, während Pop Art eine ironische und kritische aber humorvolle Auseinandersetzung mit der Konsumkultur darstellt.
Auch in der Technik unterscheiden sich die beiden Kunstformen: Streetart wird oft mit Spraydosen und Schablonen auf Wände und Fassaden gesprüht, während Pop-Art-Künstler oft Siebdrucktechniken auf Leinwänden verwenden.
Wie sich die beiden Kunstformen gegenseitig beeinflussen
Sie fragen sich sicherlich, wie sich Streetart und Pop Art wechselseitig beeinflussen. Die Antwort ist nicht so simpel, da es verschiedene Aspekte zu berücksichtigen gibt.
Zum einen sind beide Kunstformen Teil der urbanen Kultur und haben viele gemeinsame Wurzeln.
Zum anderen unterscheiden sie sich jedoch auch in ihren Herangehensweisen und Techniken. Trotzdem gibt es viele Künstler, die sowohl Streetart als auch Pop Art in ihren Werken vereinen und somit eine Symbiose schaffen. Durch diese Verbindung entstehen neue, einzigartige Kunstwerke, die sowohl die Streetart- als auch die Pop-Art-Szene bereichern.
Es gibt jedoch auch Künstler, die sich für eine Seite entscheiden und somit in Konkurrenz zueinander stehen. An dieser Stelle ist es wichtig, zu betonen, dass es keine klare Grenze zwischen den beiden Kunstformen gibt und dass sie sich gegenseitig inspirieren und beeinflussen.
Letztendlich hängt es von der Perspektive des Künstlers und des Betrachters ab, ob Streetart und Pop Art miteinander konkurrieren oder eine harmonische Symbiose bilden.
Schlussfolgerungen
Die vorliegende Betrachtung von Streetart und Pop Art wirft die Frage auf, ob diese beiden Kunstrichtungen eine Symbiose oder Konkurrenz darstellen. Eine klare Antwort darauf zu finden, gestaltet sich jedoch schwierig.
Denn sowohl Streetart als auch Pop Art haben ihre eigenen Vorzüge und Nachteile, ihre Anhänger und Kritiker. Doch eines ist unbestreitbar: Beide Strömungen haben einen enormen Einfluss auf die Kunstwelt und die Gesellschaft im Allgemeinen.
Sie sind Ausdruck einer bestimmten Zeit und Kultur und werden auch in Zukunft eine bedeutende Rolle in der Kunst spielen. Ob sie sich nun ergänzen oder miteinander konkurrieren, hängt letztendlich vom Betrachter ab.
Doch eines ist sicher: Beide Kunstrichtungen sind faszinierend und inspirierend und verdienen es, eingehend betrachtet zu werden.
Inhaber und Geschäftsführer von Kunstplaza. Publizist, Redakteur und passionierter Blogger im Bereich Kunst, Design und Kreativität seit 2011. Erfolgreicher Abschluss in Webdesign im Rahmen eines Hochschulstudiums (2008). Weiterentwicklung von Kreativitätstechniken durch Kurse in Freiem Zeichnen, Ausdrucksmalen und Theatre/Acting. Profunde Kenntnisse des Kunstmarktes durch langjährige journalistische Recherchen und zahlreichen Kooperationen mit Akteuren/Institutionen aus Kunst und Kultur.