Es leben laut dem Statistischen Bundesamt rund 7,8 Millionen schwerbehinderte Menschen in Deutschland, basierend auf Daten Ende 2021. Das entspricht einer Schwerbehindertenquote von 9,4% an der Gesamtbevölkerung der Bundesrepublik.
Trotz des gestiegenen Bewusstseins für Inklusion sind sie in der Kulturlandschaft immer noch stark unterrepräsentiert. Die berufliche Integration von Menschen mit Beeinträchtigungen hinkt hinterher, während ihre künstlerischen Schöpfungen nicht die Anerkennung erhalten, die sie verdienen, obwohl sie von höchster Qualität sind.
Es ist wichtig zu betonen, dass eine Behinderung jeden von uns treffen kann: Lediglich 3 % der Betroffenen haben ihre Beeinträchtigung seit der Geburt oder im ersten Lebensjahr entwickelt, während neun von zehn Fällen auf Krankheiten zurückzuführen sind. Als schwerbehindert gelten Personen, denen die Versorgungsämter einen Behinderungsgrad von mindestens 50 zuerkannt sowie einen gültigen Ausweis ausgehändigt haben.
Fast jeder zehnte Bürger in Deutschland ist also von schweren Beeinträchtigungen betroffen, dennoch sind sie in der Kulturlandschaft kaum vertreten. Was sind die Gründe?
Barrierefreiheit und Teilhabe als Grundrecht
In der UN-Behindertenrechtskonvention (UN–BRK) wird die Bedeutung von Zugänglichkeit und Teilhabe in sämtlichen Bereichen des menschlichen Lebens als Grundrecht verankert.
Dies betrifft auch den Kultursektor, für den insbesondere die Artikel 8, 21 und 30 von zentraler Bedeutung sind. Artikel 8 hat das Ziel, das Bewusstsein der Öffentlichkeit positiv zu beeinflussen. Artikel 21 legt fest, dass Informationen, die für die Allgemeinheit bestimmt sind, für Menschen mit unterschiedlichsten Behinderungen ohne zusätzliche Hürden zugänglich sein sollen.
Darüber hinaus betont Artikel 30 deutlich die Bedeutung der Zugänglichkeit und Barrierefreiheit von Kunstorten sowie die ausdrückliche Einbeziehung von Künstlerinnen und Künstlern mit Beeinträchtigungen. Dies dient nicht nur ihrem eigenen Wohl, sondern trägt auch zum Wohle der gesamten Gemeinschaft bei.
Die UN-Behindertenrechtskonvention stellt somit mit einem gesetzlich verbindlichen Rahmen sicher, dass Menschen mit Behinderungen uneingeschränkten Zugang zur Kunst und Kultur haben und aktiv an kulturellen Prozessen teilhaben können.
Warum sind so wenige Menschen mit Behinderung in der Kunstszene vertreten?
„Ich wundere mich, warum es so wenig Menschen mit Behinderung in der Kunst und in der Kultur gibt“,
fragt sich auch der Comedian Tan Caglar im Film „Von wegen behindert!“ von Cesa Berg, wie ein Beitrag von NDR Kultur verrät.
Der Dokumentarfilm „Von wegen behindert!“ von Gesa Berg gewährt uns einen authentischen Einblick in die Vielfalt der Menschen in der Kulturszene. Eine der Protagonistinnen, die talentierte Malerin Nora, findet ihre kreative Heimat im renommierten “Atelier Freistil” in Hamburg, einem Ort, der professionelle Künstler:innen mit Handicap unterstützt und fördert.
Ebenso begegnen wir dem humorvollen Comedian und Schauspieler Tan Caglar, der mit seiner charmanten Art und seinem Rollstuhl auf der Bühne steht und sein Handicap selbstbewusst thematisiert.
Ein weiteres beeindruckendes Talent, das der Film vorstellt, ist Hornist Felix Klieser, einer der herausragendsten Hornisten weltweit. Trotz seiner besonderen Herausforderung, ohne Arme geboren zu sein, beherrscht er sein Instrument meisterhaft und beeindruckt sein Publikum auf einzigartige Weise, indem er die Ventile mit seinen geschickten Füßen spielt.
Zudem lernen wir die Schauspieler:innen Friederike Jaglitz und Michael Schumacher kennen, Mitglieder des Ensembles „Meine Damen und Herren“, einer Gruppe von professionellen Künstler:innen mit sogenannter geistiger Beeinträchtigung.
Die bemerkenswerten Geschichten dieser außergewöhnlichen Menschen verdeutlichen eindrucksvoll, dass in Kunst und Kultur das Vorhandensein eines Handicaps keineswegs ein Hindernis darstellt. Vielmehr zeigen sie uns, dass Vielfalt und Individualität bereichernde Qualitäten sind, die unsere Welt bunter und lebendiger machen.
Der Film ermutigt uns dazu, offener gegenüber Verschiedenheit zu sein und die Einzigartigkeit eines jeden Einzelnen anzuerkennen und zu schätzen.
Doch diese ermutigende Beispiele können nicht darüber hinweg täuschen, dass Menschen mit Handicap in der Kunstszene generell unterrepräsentiert sind.
Wo liegen die Gründe dafür?
Bettina Grevel, die Gründerin und kreative Kopf des Ateliers Freistil, äußerte im Interview mit NDR Kultur eine zutiefst beunruhigende Vermutung, die bislang viel zu wenig Beachtung gefunden hat:
Künstlerinnen und Künstler mit Behinderungen werden systematisch vom Kunstbetrieb ausgeschlossen.“
Systematische Hürden bereits bei künstlerischer Ausbildung
Talentierte Menschen mit Handicap haben demnach kaum Chancen, an Kunsthochschulen und in Kulturinstitutionen Fuß zu fassen, was nicht nur ihre individuelle Entfaltung hindert, sondern auch einen schmerzhaften Mangel an Vielfalt und Perspektiven in der Kunstszene verursacht.
Grevels Appell ist klar und kraftvoll: Es ist höchste Zeit, dass wir als Gesellschaft Maßnahmen ergreifen, um diesen Missstand zu beheben. Die Förderung künstlerischer Qualifikationen für Menschen mit Behinderungen sollte nicht nur ein Lippenbekenntnis sein, sondern sich in konkreten Kooperationen und langfristigen Strukturen widerspiegeln. Nur so können wir sicherstellen, dass auch diese talentierten Künstlerinnen und Künstler die ihnen zustehende Bühne erhalten und ihr kreatives Potenzial voll entfalten können.
Dirk Sorge – Bildender Künstler mit einer Sehbehinderung – äußert sich im Artikel der Servicestelle Inklusion im Kulturbereich in Sachsen Edle Einfalt statt echter Vielfalt? Inklusion in der bildenden Kunst in ähnlicher Weise. So betonen Kunsthochschulen die Bedeutung von Vielfalt, um Kreativität und Innovation zu fördern. Doch in der Praxis mangelt es oft an Maßnahmen, um diese Vielfalt tatsächlich zu verwirklichen.
Es fehlt offenbar an Wissen darüber, wie diverse Bedürfnisse konkret berücksichtigt werden können. Der Umgang mit verschiedenen Lebensrealitäten im Unterricht gestaltet sich schwierig. Die Bequemlichkeit eines uniformen Umfelds erschwert die Integration von Vielfalt.
Selbst wenn es Ansprechpartner für Studierende mit Behinderungen gibt, fehlt es oft an Bewusstsein und Fähigkeiten bei den Lehrenden. Es besteht dringender Handlungsbedarf, um Wissen und Kompetenzen zur Förderung von Diversität an bereits bei den Bildungseinrichtungen zu verbessern.
Bauliche Barrieren
Oft fehlt es nicht nur an Know-how und sozialen Kompetenzen im Umgang miteinander, sondern auch an konkreten Dingen, die den physischen Zugang zum Lernort ermöglichen. Viele Kunsthochschulen sind in denkmalgeschützten Gebäuden untergebracht, die von außen wie Museen wirken, mit Freitreppen, Säulen und verzierten Fassaden.
Dies mag zwar schön anzusehen sein, ist jedoch äußerst unpraktisch, da in Deutschland der Denkmalschutz wie ein unantastbares Gebot behandelt wird: „Du sollst nicht umbauen deines Vaters Haus.“
Fehlende Barrierefreiheit behindert nicht nur das Engagement von Studierenden mit Behinderungen, sondern betrifft auch Lehrkräfte und andere Mitarbeiter*innen an Hochschulen. Es wird die Frage aufgeworfen, wie die Normalität von Behinderungen etabliert werden kann, wenn Dozent*innen und Professoren mit Behinderungen bereits am Zugang zu Gebäuden gehindert sind.
Benachteiligungen beim Bewerbungsprozess
Der Bewerbungsprozess an Kunsthochschulen ist durch viele Barrieren gekennzeichnet. Von der anonymen Abgabe von Bewerbungsmappen bis hin zu mehrtägigen Eignungsprüfungen mit handschriftlichen Aufgaben und praktischen Arbeiten gibt es zahlreiche Hürden zu überwinden.
Insbesondere für Studierende mit Behinderungen können Unsicherheiten entstehen, da die Barrierefreiheit der Räume oft unklar ist und individuelle Bedürfnisse nicht transparent berücksichtigt werden. Die Entscheidung über die Zulassung kann sogar von Vorurteilen und (negativen) Erfahrungen der Prüfungskommission abhängig sein. In einer starken Konkurrenzsituation – wie sie meistens bei Kunstakademien vorherrscht – sind diese Nachteile kaum mehr aufzuwiegen.
Eine offene Kommunikation und barrierefreie Informationswege sind dringend notwendig, um Chancengleichheit für alle Bewerberinnen und Bewerber sicherzustellen.
Asymmetrische Machtverhältnisse
Die Reaktionen auf Menschen mit sichtbaren Einschränkungen an Kunsthochschulen sind nicht selten von Vorurteilen geprägt. Beispielsweise wird einem Blinden teils aus spontaner Reaktion „unterstellt“, er wäre aufgrund seiner Behinderung nicht in der Lage, Bildende Kunst zu studieren.
Hier fühlen sich jene Kunststudenten in einer Bringschuld, ihre Eignung für ein Kunststudium gesondert erklären zu müssen. Außerdem können durch mangelnde Rücksichtnahme oder aber auch durch ständige Hilfestellung unangenehme Machtverhältnisse entstehen. Das würde den Studierenden mit Handicap in eine Abhängigkeit von Zufall und Wohlwollen führen.
Hilfsbereitschaft ersetzt keine Barrierefreiheit!“
Fehlende Vorbilder und kaum Weggefährten
Dirk Sorge erwähnt im Laufe des Artikels, dass er sich öfters gewünscht hätte, Kommilitonen mit Behinderung gekannt zu haben, als Austauschpartner und Orientierungshilfe.
In Deutschland gibt es bis dato keine ausreichenden Daten zur Anzahl von praktizierenden Künstler*innen mit Behinderung, ihrem Ausbildungsstand und ihrer finanziellen Situation. Viele Künstler*innen bevorzugen es, ihre Behinderung nicht öffentlich zu thematisieren, da sie Stigmatisierung fürchten.
Es wird befürchtet, dass ihre Kunst anders bewertet wird, nicht genug Beachtung findet oder ihre Person lediglich auf die Behinderung reduziert wird.
Die vorherrschende Wahrnehmung von Kunst von Menschen mit Behinderungen als primär therapeutische oder Freizeitbeschäftigung führt dazu, dass professionelle Künstler*innen mit Behinderungen ihre Identität verschleiern.
Der Erfolg im Kunstmarkt hängt stark vom Image und Kontext ab, weshalb es bedauerlich ist, dass kein prominenten Beispiele erfolgreicher Bildender Künstler mit Behinderung existieren. Damit laufen sie grundsätzlich Gefahr, fälschlicherweise der Kategorie “Outsider Art” zugeordnet zu werden.
Es gilt daher, die Anerkennung ihrer Werke unabhängig von ihrer Behinderung zu fördern und ein Bewusstsein für echte Vielfalt in der Kunstszene zu schaffen.
Werke des Bildenden Künstlers Dirk Sorge finden Sie übrigens hier: Dirk Sorge: Works.
Prekäre finanzielle Situation
Dirk Sorge argumentiert überzeugend dafür, dass spezielle Förderprogramme für Künstler*innen mit Behinderungen nötig sind. Er betont, dass Behinderung und Krankheit zum ohnehin schwierigen finanziellen Stand eines Künstlers zusätzliche Armutsrisiken darstellen und Menschen in prekäre Verhältnisse bringen können.
Die aktuellen Unterstützungsmaßnahmen sind oft nicht ausreichend, da sie die besonderen Bedürfnisse von Künstler*innen mit Behinderungen nicht berücksichtigen. Barrierefreiheit, finanzielle Unterstützung für zusätzliche Kosten und Flexibilität im Arbeitsumfeld werden als wichtige Punkte genannt.
Sein Vorschlag besteht darin, die individuellen Bedarfe von Künstler*innen mit Behinderungen zu ermitteln und gezielte Förderprogramme zu schaffen, um zu verhindern, dass sie allein aufgrund ihrer Behinderung benachteiligt werden.
Inklusion in der Kunst: Es ist noch ein langer Weg zu gehen
In der Kulturlandschaft bleibt die Umsetzung von Inklusion eine herausfordernde Aufgabe. Schon das Vorhandensein dieses Begriffs verdeutlicht, dass wir noch weit entfernt sind von einer tatsächlichen Gleichstellung. Auch die Schilderungen von Dirk Sorge zeigen den klaren Handlungsbedarf seitens Politik, Institutionen, Bildungseinrichtungen und weiterer Akteure des Kulturbereichs auf.
Comedian Tan Caglar bringt es treffend auf den Punkt:
Erst wenn wir Inklusion nicht mehr als Konzept benötigen, haben wir unser Ziel erreicht.“
Auch Bettina Grevel vom Atelier Freistil hofft darauf, dass der Begriff Inklusion eines Tages obsolet sein wird. Gerade in Kunst und Kultur sollte keine Form von Ausgrenzung existieren.
Impulsgeber, Wegbereiter und Unterstützungsangebote für mehr Sichtbarkeit, Anerkennung und Teilhabe in der Kunst- und Kulturlandschaft
Ungeachtet des genannten Handlungsbedarfs und des noch langen Weges zur Inklusion von Künstlern mit Behinderungen gibt es eine Reihe an Impulsgebern, Wegbereitern und Unterstützungsangeboten, die bereits jetzt für viele Kunstschaffende und angehende Kunststudenten mit einer Beeinträchtigung wertvolle Arbeit leisten sowie Orientierung und Hilfestellung bieten.
Die sinnvollste Herangehensweise, um die Vielfalt von Menschen mit Behinderung und ihr künstlerisches Schaffen ungeachtet ihrer Beeinträchtigung in den Vordergrund zu stellen, besteht darin, Werke von Künstler:innen und Kulturschaffenden mit Behinderung zu präsentieren oder generell mit ihnen zusammenzuarbeiten.
01 Beauftragter der Bundesregierung für die Belange von Menschen mit Behinderungen
Eine vielfältige kulturelle Landschaft bildet die Grundlage für eine inklusive Gesellschaft. Daher engagiert sich der Beauftragte für Menschen mit Behinderungen im Sinne der UN-BRK für eine inklusive Kulturpolitik. Diese soll es Menschen mit Beeinträchtigungen ermöglichen, an sämtlichen kulturellen Veranstaltungen als Zuschauer oder Teilnehmer teilzunehmen.
Gleichzeitig sollen Künstler*innen mit Behinderungen im Kunstmarkt etabliert und in allen Bereichen sichtbar werden. Die Stärkung des Bewusstseins und der Voraussetzungen dafür ist ein zentrales Ziel der Veranstaltungsreihe „Kultur im Kleisthaus“.
In dessen Rahmen werden seit vielen Jahren kostenfreie Veranstaltungen und kulturelle Ereignisse angeboten, die möglichst barrierefrei sind. Diese umfassen Ausstellungen, (Hör-)Filmvorführungen, Lesungen, Konzerte und Podiumsdiskussionen. Es besteht eine verstärkte Zusammenarbeit mit Festivals und Kultureinrichtungen, um den Gedanken der Inklusion in Kunst und Kultur weiterzutragen.
Hier sehen Sie die erste Folge des Video-Podcasts „Salon im Kleisthaus“. Zu Gast und im Gespräch mit Jürgen Dusel war der Galerist Johann König, der mit seiner Galerie in der St.-Agnes-Kirche in Kreuzberg eine Institution des zeitgenössischen Kunstmarkts geschaffen hat.
Seit 2020 werden auch rein digitale Formate angeboten. „Kultur im Kleisthaus“ ist integraler Bestandteil des Nationalen Aktionsplans der Bundesregierung.
Weiterführende Informationen: Behindertenbeauftrager.de
02 Landesverband Soziokultur Sachsen
Der Landesverband Soziokultur Sachsen hat dazu die Servicestelle Inklusion im Kulturbereich ins Leben gerufen. In deren Programmen und Angeboten steht konsequent die künstlerische Arbeit und das jeweilige Thema im Fokus, nicht die Behinderung von Künstler:innen.
Es wird die Praxis gelebt, sie nicht auf ihre Beeinträchtigung zu reduzieren, um “Othering” und Exotisierung zu vermeiden. So kann die Anerkennung ihrer Kunst und Persönlichkeit gefördert werden.
Eine Auswahl der Projekte und Praxishilfen:
- In einem Access Rider formulieren Kunst- und Kulturschaffende mit Behinderung oder chronischen Erkrankungen ihre Zugangsbedarfe.
- Making Art Accessible: Podcast über Zugänglichkeit und Teilhabe im Kunstbereich
- Kunst-Begriffe in Leichter Sprache
- Inklusive Theaterlehre: Workshops für Lehrende von Theaterhochschulen sowie Theaterschaffende
Weiterführende Informationen: inklusion-kultur.de
03 EUCREA Verband Kunst und Behinderung e.V.
EUCREA wurde vor mehr als drei Jahrzehnten im Jahr 1989 ins Leben gerufen und hat sich seitdem als führender Dachverband im Bereich Kunst und Inklusion im deutschsprachigen Raum etabliert. Der Verein vereint eine vielfältige Gemeinschaft von fast 100 Mitgliedern, darunter Künstlerinnen und Künstler mit unterschiedlichen künstlerischen Hintergründen und Fähigkeiten, sowohl mit als auch ohne Behinderungen.
Neben diesen talentierten Einzelpersonen gehören auch Interessenvertretungen, Kunstateliers, Stiftungen, Vereine und weitere Organisationen zu den engagierten Mitgliedern des Verbands, die alle die gemeinsame Leidenschaft für Kunst und Inklusion teilen.
Programme und Projekte:
EUCREA konzipiert exemplarische Programme und Projekte, die verdeutlichen sollen, wie Inklusion im Bereich Kunst und Kultur umgesetzt werden kann.
Die Organisation sensibilisiert Künstler, Kultur- und Bildungseinrichtungen, Politik und Verwaltung für Teilhabe und Vielfalt. Sie vernetzt Akteure, fördert die Weiterentwicklung inklusiver Arbeitsweisen in der Kunst und setzt einen Schwerpunkt auf die Verbesserung von Ausbildungsmöglichkeiten und Berufsfeldern.
Durch regelmäßige Fachtagungen und Veröffentlichungen fungiert EUCREA als zentrale Plattform für Diskussionen und Kommunikation zu diesem Thema. In künstlerischer Hinsicht engagiert sich EUCREA leidenschaftlich für Veranstaltungsideen in verschiedenen künstlerischen Bereichen, die Vielfalt fördern, Sehgewohnheiten verändern oder neue Dialoge anstoßen.
Weiterführende Informationen: eucrea.de
04 euward – Europäischer Kunstpreis im Kontext von geistiger Behinderung
Seit dem Jahr 2000 hat sich der euward als bedeutendes Forum für Kunst im Kontext von geistiger Behinderung etabliert. Er würdigt die einzigartigen Qualitäten dieser Kunstwerke, die einen einzigartigen Zugang zur Welt und ihrer Wahrnehmung bieten.
Der euward ist eine angesehene europäische Auszeichnung, die das Gesamtwerk jedes einzelnen Künstlers oder jeder Künstlerin würdigt und somit zu einem einzigartigen Preis avanciert. Dieser weltweit angesehene Kunstpreis wird maßgeblich von internationalen Museen und Kulturinstitutionen unterstützt. Die Augustinum Stiftung vergibt den Preis alle drei Jahre.
Zu den Förderern des diesjährigen euward9 gehören die Aktion Mensch, die Edith-Haberland-Wagner Stiftung und die Louisoder und Pfefferkorn Stiftung. Für die neunte Ausgabe des Kunstpreises bewarben sich über 240 Künstler*innen aus 25 europäischen Ländern; das euward-Kuratorium nominierte daraus 19 Teilnehmer*innen für den Preis.
Weiterführende Informationen: euward.de
05 Kunstinitiative BehindART (Hessen)
Die Kunstinitiative BehindART basiert auf dem inspirierenden Zitat von Paul Klee, der treffend sagte:
Kunst gibt nicht das Sichtbare wieder, sondern macht das Unsichtbare sichtbar.“
In den Projekten von BehindART wird eindrucksvoll aufgezeigt, wie die Kunst von Menschen mit Behinderungen unsere Kultur auf einzigartige Weise bereichert. Hierbei spielt es keine Rolle, ob der Künstler eine Behinderung hat oder nicht. Vielmehr steht die Kunst als kraftvoller Ausdruck des Selbstbestimmungsrechts behinderter Menschen im Mittelpunkt.
Die kreativen Köpfe werden von Einrichtungen der Behindertenhilfe unterstützt und nehmen an vielfältigen Kunstprojekten, spannenden Kreativkursen und inspirierenden Malworkshops teil, stets begleitet von engagierten Kunstassistentinnen und -assistenten.
Zur Verwirklichung kooperiert die Initiative mit 25 Organisationen und Institutionen in ganz Hessen.
Weiterführende Informationen: behindart.org
06 Diakonie – Kunst- und Kulturangebote von und für Menschen mit Behinderungen
Ein Hauptfokus der künstlerischen Einrichtungen der Diakonie liegt auf der Förderung eines authentischen künstlerischen Stils der Teilnehmer, der aktiv mit zeitgenössischer Kunst verbunden ist. Durch verschiedene Projekte und Workshops entsteht ein Austausch zwischen talentierten Künstlern und angesehenen Kunst- und Literaturschaffenden aus dem In- und Ausland.
Die Kunst- und Kulturangebote der Diakonie für Menschen mit Behinderungen in ganz Deutschland zeichnen sich durch Vielfalt aus. So werden kunstpädagogische Programme im Atelier, Theater und Literaturbereich angeboten, um die künstlerische Entwicklung und Kreativität zu fördern.
Das folgende Video zeigt Kurzporträts von Menschen mit Behinderung aus der Theatergruppe Malaria und aus der Kunstwerkstatt des Diakoniewerks:
07 kaethe:k Kunsthaus in Pulheim
Auch wenn das Einzugsgebiet dieses inklusiven Kunsthauses regional begrenzt ist, möchten wir es in unsere Auflistung dazu nehmen, da es als inspirierendes, gut funktionierendes Beispiel für viele andere Orte dienen kann.
Im kaethe:k Kunsthaus in Pulheim, das im Jahr 2020 gegründet wurde, arbeiten Künstlerinnen und Künstler mit Behinderungen. Unterstützt von Kunstpädagogen und Sozialarbeiterinnen, entwickeln sie sich sowohl als Menschen als auch in ihrer Kunst.
Das Atelier richtet sich an talentierte Menschen mit Beeinträchtigungen und wird von der Gold-Krämer-Stiftung getragen, die für ihre inklusiven Projekte bekannt ist. Insgesamt zwölf Künstlerinnen und Künstler arbeiten derzeit auf drei Stockwerken. Sie wurden größtenteils auf Förderschulen unterrichtet und haben danach in Behindertenwerkstätten oder Hilfsarbeiterjobs gearbeitet.
Ein Beispiel ist Elias von Martial, der nach der Schule LKW putzte und nun komplexe Animationsprogramme lernt und Kurse an einer Kunsthochschule besucht. Die talentierten Frauen und Männer werden mit dem Kunst- und Kulturbetrieb vernetzt, wenn sie dafür bereit sind.
Die Leiterin Schmitt betont in einem Interview mit dem WDR die Besonderheit des kaethe:k Kunsthauses als Institution, die Menschen mit Behinderungen den Weg in die Kunst- und Kulturwelt ebnet, was noch nicht selbstverständlich ist.
Weiterführende Informationen: kaethe-k.de
Inhaber und Geschäftsführer von Kunstplaza. Publizist, Redakteur und passionierter Blogger im Bereich Kunst, Design und Kreativität seit 2011. Erfolgreicher Abschluss in Webdesign im Rahmen eines Hochschulstudiums (2008). Weiterentwicklung von Kreativitätstechniken durch Kurse in Freiem Zeichnen, Ausdrucksmalen und Theatre/Acting. Profunde Kenntnisse des Kunstmarktes durch langjährige journalistische Recherchen und zahlreichen Kooperationen mit Akteuren/Institutionen aus Kunst und Kultur.