Das Jahr 2023 war für Kunstschaffende als auch die Kulturpolitik äußerst anspruchsvoll.
Die tiefgreifenden Veränderungen in der Gesellschaft und Politik haben den gesamten Bereich der Kultur durcheinandergebracht, sowohl in seiner Vielfalt als auch Komplexität.
Drei zentrale Themen haben den Deutschen Kulturrat im Jahr 2023 besonders beschäftigt:
KI – Oder was ist künstlerische Arbeit wert?
- Wird die künstliche Intelligenz in der Lage sein, die Tätigkeit von Künstlern zu ersetzen?
- Dient sie lediglich als Hilfsmittel zur Vereinfachung repetitiver Aufgaben oder ist sie fähig, eigenständige Werke zu schaffen?
Diese Fragen haben nicht nur uns Kunstschaffende und vom Kunsthandel abhängige Akteure im Jahr 2023 sehr beschäftigt, sondern auch den Deutschen Kulturrat. Sie werden auch im kommenden Jahr relevant bleiben.
Die Redaktion von Kunstplaza hat sich dieses Themas in folgenden Beiträgen angenommen:
- KI-Kunst – Wie künstliche Intelligenz den Kunstbegriff verändert
- KI-Kunst – 9 Fragen zu künstlicher Intelligenz in der Kunst beantwortet
- Nightshade – Mit diesem neuen Tool wehren sich Künstler nun gegen KI-Firmen
- KI-Kunst und die Urheberrechtsdebatte – US-Gerichte fällen wegweisende Entscheidungen
- Warum Künstler*innen Schadensersatz von KI-Bildgeneratoren fordern (sollten)
Eines steht fest: Wenn Technologieunternehmen bereits existierende Kunstwerke nutzen, um ihre künstliche Intelligenz zu trainieren, sollten sie dafür angemessene Vergütungen an die Urheber und Kulturunternehmen zahlen.
Entweder müssen Lizenzen erworben werden oder es bedarf einer Anpassung der kollektiven Vergütungsregeln im Urheberrecht. Schließlich hat künstlerische Arbeit ihren Wert!
Das Bundesjustizministerium und das Bundeswirtschaftsministerium sollten sich endlich im Jahr 2024 diesem Thema widmen.
- Stellungnahme „Künstliche Intelligenz und Urheberrecht“
- KI-Schwerpunkt in der Ausgabe 4/2023 von Politik & Kultur
Mindesthonorare – Ein Anfang ist gemacht!
Seit bereits zwei Jahren wird intensiv darüber diskutiert, ob Mindesthonorare oder Basishonorare in der öffentlichen Kulturförderung eingeführt werden sollen. Die staatliche Förderung von Kunst und Kultur liegt in den Händen des Bundes, der Länder und der Kommunen.
Sie haben die Möglichkeit, die finanzielle Situation von Künstlerinnen und Künstlern zu verbessern, indem sie zumindest Mindesthonorare festlegen. Finanzielle Engpässe dürfen kein Grund sein, auf solche Mindesthonorare zu verzichten.
Im Jahr 2024 können die Kulturdezernenten der Städte und Gemeinden sowie die Kulturminister der Länder und die Kulturstaatsministerin beweisen, dass ihre Ankündigungen auch Taten folgen lassen.
- Stellungnahme „Basishonorare für Soloselbstständige im Kulturbereich jetzt umsetzen!“
- Aussagen zur Umsetzung von Basishonoraren in den Ländern (Seiten 6-8)
Ist der Kulturbereich antisemitisch?
Die documenta im letzten Jahr und insbesondere der Umgang der Verantwortlichen mit dort gezeigten antisemitischen Werken hat die Frage aufgeworfen, wie antisemitisch der Kulturbereich ist.
Im kulturpolitischen Kontext herrscht eine große Unsicherheit, da der Vorwurf des Antisemitismus viele Menschen stark betrifft. Gleichzeitig besteht die Besorgnis vor möglichen Gesinnungsprüfungen.
Der Deutsche Kulturrat bekräftigt deutlich, dass er unerschütterlich an der Seite aller jüdischen Mitbürgerinnen und Mitbürger in Deutschland steht. Im Bereich der Kunst hat Antisemitismus keinen Platz.
Dennoch wird auch klar, dass es Diskussionsbedarf bezüglich des Spannungsverhältnisses zwischen Kunstfreiheit und Antisemitismus gibt. Der Kulturrat will diese Diskussion auf jeden Fall führen.
- Deutscher Kulturrat bekennt sich zur IHRA-Definition
- Israel: Trauer, Anteilnahme und Solidarität
- Hintergrundinformationen: Documenta, Judentum, Israel + Antisemitismus
Der Geschäftsführer des Deutschen Kulturrates, Olaf Zimmermann, macht hinsichtlich der Behandlung dieser zentralen Themen in eigenen Worten deutlich:
2023 war ein kulturpolitisch herausforderndes Jahr. Die Themen Umgang mit der KI, die Vorbereitung zur Einführung von bundesweiten Mindesthonoraren für Künstlerinnen und Künstler und die nicht ausreichende Solidarität der Kulturszene gegenüber den in Deutschland immer stärker bedrohten Jüdinnen und Juden haben uns gefordert. Ich bin froh, dass es uns gelungen ist, in all diesen Themenfeldern als Deutscher Kulturrat eine klare, unzweifelhafte Linie zu verfolgen. Im kommenden Jahr werden diese Themen weiter im Fokus stehen. Zusätzlich werden 2024 die Wahlen des Europäischen Parlaments, drei Landtagswahlen und neun Kommunalwahlen auch über die Freiheit der Kunst in unserem Land mitentscheiden. Es kommt darauf an, die demokratischen Kräfte und die Zivilgesellschaft zu stärken, um ein Zusammenleben in Vielfalt zu gestalten. Viele Menschen, aber auch viele Kulturinstitutionen sind nach vier Krisenjahren erschöpft. Jetzt kommt es darauf an, trotzdem nicht zu verzagen und die wesentlichen kulturpolitischen Aufgaben 2024 gemeinsam anzugehen.“
Inhaber und Geschäftsführer von Kunstplaza. Publizist, Redakteur und passionierter Blogger im Bereich Kunst, Design und Kreativität seit 2011. Erfolgreicher Abschluss in Webdesign im Rahmen eines Hochschulstudiums (2008). Weiterentwicklung von Kreativitätstechniken durch Kurse in Freiem Zeichnen, Ausdrucksmalen und Theatre/Acting. Profunde Kenntnisse des Kunstmarktes durch langjährige journalistische Recherchen und zahlreichen Kooperationen mit Akteuren/Institutionen aus Kunst und Kultur.