Basel ist mit knapp vierzig Museen und einem reichhaltigen Kulturangebot eines der größten Kulturzentren Europas. In der Zeit der Digitalisierung sticht das Kunstmuseum Basel, das mit künstlicher Intelligenz sein Ausstellungsangebot erweitert, besonders hervor.
Doch was ist eigentlich künstliche Intelligenz, was erwartet Besucher im Kunstmuseum Basel und wie verändert künstliche Intelligenz die Zukunft der Kunstwelt?
Was ist künstliche Intelligenz?
Unter künstlicher Intelligenz, kurz KI oder AI (artificial intelligence) versteht man den Versuch, mit Computern die Funktion des menschlichen Gehirns und Geists nachzubauen. So soll der Computer mit der Intelligenz ausgestattet werden, selbst Antworten zu finden und selbstständig Probleme zu lösen.
Viele Menschen verbinden mit künstlicher Intelligenz Roboter, wie den Android “Data” aus der Sci-Fi Serie “Star Trek”, doch im Alltag begegnet uns KI meistens im Zusammenhang mit unseren Laptops, Smartphones und Tablets. Wir können uns auf dem Handy mit “Siri” unterhalten und der Algorithmus von Amazon empfiehlt uns eigenständig neue und relevante Produkte. Solche Beispiele künstlicher Intelligenz werden als “schwache KI” bezeichnet. Sie haben kein eigenes Bewusstsein, Empathie oder Verständnis und finden selbstständig Antworten auf spezielle Fragen.
Im Gegensatz zu einem Programm, in dem jeder Schritt vorprogrammiert wird und auf bestimmten Regeln basiert, wird für KI ein Algorithmus geschrieben, der in der Lage ist, einzelne Schritte selbst zu erstellen. Die KI selber schreibt dafür keinen Code, sondern verändert bestimmte Parameter innerhalb des Codes, um so Muster in den eingespeisten Daten zu erkennen und zu nutzen.
KI im Kunstmuseum Basel
Ein Besuch in Basel lohnt sich nicht nur wegen der zahlreichen historischen Bauwerke, sondern auch aufgrund der lebendigen Kunstszene. Hier sollte man Zeit mitbringen und sich bestenfalls ein stadtnahes Ferienhaus mieten, um Basel und Umgebung in aller Ruhe erkunden zu können.
Ein besonderes Highlight ist dabei mit Sicherheit das Kunstmuseum Basel. Als eines der ersten Kunsthäuser hat sich das Museum für die Ausstellung “The Incredible World of Photography” die künstliche Intelligenz zunutze gemacht.
Seit 2020 ist die riesige Sammlung der Bilder von Ruth und Peter Herzog, die die gesamte Zeit und Thematik der analogen Fotografie und 20.000 Bilder umfasst, so neu erfahrbar. Zuvor konnten nur rund 400 Bilder vor Ort zugänglich gemacht werden.
Das Herzstück der Ausstellung befindet sich in der Mitte des Rundgangs auf einer gigantischen Wandprojektion. Dort erkennt man das ganze Ausmaß der Sammlung, denn die gesamte Bildfläche ist voll von überlappenden Fotografien. Scannen Besucher an einer von zwei Scan-Stationen ihr Museumsticket, wird eine zufällige Fotografie vergrößert. Über Bilderkennung wählt der Algorithmus dann ähnliche Bilder aus, die dazu passen und generiert so immer wieder neue Cluster und Zusammenhänge.
Wird ein zweites Museumsticket gescannt, führt der Algorithmus die zwei zufällig gewählten Bilder zusammen, sodass Fluchtlinien zwischen zwei Motiven unterschiedlicher Zeiten entstehen. Besucher können so spielerisch Parallelen und Unterschiede erkennen.
Wie KI die Kunstwelt revolutioniert
Künstliche Intelligenz wird in der Zukunft der Kunstwelt eine zunehmend wichtigere Rolle einnehmen, denn die Sammlungen verschiedenster Museen und Galerien wachsen und es wird immer schwieriger, Interessierten Zugang zu der Vielzahl verschiedenster Kunstwerke zu geben.
Algorithmen können dabei auf die individuellen Bedürfnisse der Besucher und der einzelnen Ausstellungen eingehen und helfen so dabei, eine niederschwellige Barriere zu schaffen, um Kunst zu entdecken und zu genießen. Dennoch wird und sollte die digitale Welt physische Ausstellungsstücke keinesfalls ersetzen, sondern lediglich ergänzen.
Auch sonst sind die Einsatzmöglichkeiten von KI-Systemen in der Kunstwelt vielfältig und noch kaum ausgeschöpft. Mit Algorithmen können Informationen aus umfangreichen Daten gezogen werden, die Menschen in ihrer Komplexität niemals erfassen könnten. Das gilt insbesondere für Bilder, Zeichnungen, Videos und andere Formate, die keine einheitliche Form haben und deshalb nicht von Programmen durchsucht werden können. So könnte KI beispielsweise dazu genutzt werden, Kunstwerke auf ihre Echtheit zu überprüfen.
In Zukunft könnten KI-Systeme Besucher auch willkommen heißen, ihnen Informationen zu einzelnen Kunstwerken oder ganzen Sammlungen geben und insgesamt ihre Fragen beantworten. Speziell die Unterstützung sehbehinderter Menschen ist vorstellbar, denn KI-Roboter und -Computer können detaillierte Bildbeschreibungen und die passenden Fakten liefern, sodass Ausstellungen auch für Zielgruppen relevant werden, die bisher benachteiligt waren.
Die Zukunft künstlicher Intelligenz in der Kunst
Für viele Künstler und Kunstfreunde scheinen künstliche Intelligenz und “echte” Kunst wie zwei Gegensätze aufeinander zu prallen, die einfach nicht zusammenpassen wollen.
Wie in vielen anderen Bereichen sorgt die Digitalisierung auch in der Kunstwelt für Verunsicherung. Menschen fürchten um ihre Arbeitsplätze und nicht wenige hegen die irrationale Angst, dass die Maschinen uns irgendwann entgleiten und ein bewusstes Eigenleben entwickeln.
Doch auch in der Kunst gehören Mensch und Maschine in der Zukunft untrennbar zusammen und das nicht nur, weil der Mensch alleine nicht die Fähigkeiten und Ressourcen hat, um all die Kunstwerke einer Spezies zu sammeln, zu ordnen und abzurufen. Wie Smartphones und Laptops sind auch KI-Systeme als Tools zu verstehen, die uns unterstützen und Daten-bezogene Aufgaben vereinfachen.
Dabei wird KI Jobs in der Kunstwelt keinesfalls auslöschen, sondern vielmehr zum Positiven verändern. Die Menge der Daten, die heutzutage auf uns einprasselt, bedeutet auch in vielen Berufsfeldern in der Kunstwelt, dass Menschen mehr mit Analyse und Prozessen beschäftigt sind, als mit dem eigentlichen Kern ihrer Arbeit.
KI ermöglicht vielen Berufen, sich wieder auf das Wesentliche zu konzentrieren und sich komplexen Aufgaben zuzuwenden, die menschliches Bewusstsein fordern, statt simplen Routinen, die auch von KI-Systemen übernommen werden können.
Für Kunstmuseen und -galerien eröffnet KI eine ganz neue Art und Weise, Kunstwerke vorzuführen und Informationen rund um die Kunst aufzubereiten. So entsteht ein neuer spannender Zugang zur Kunst, der auch Zielgruppen anlockt, die bisher weniger Interesse an der Kunst und ihrer Historie gezeigt haben. Die Interaktion mit Kunstwerken wird spielerischer und zeitgemäßer.
Wer sich für künstliche Intelligenz im Kontext der Kunst interessiert, kann KI mittlerweile in verschiedenen Kunststätten in der Schweiz und Deutschland erleben.
Darunter beispielsweise das Haus der elektronischen Künste in Basel mit der Ausstellung “ENTANGLED REALITIES – LEBEN MIT KÜNSTLICHER INTELLIGENZ”, in der untersucht wird, wie KI sich auf das gesellschaftliche Leben auswirkt.
Im ZKM in Karlsruhe wird im Rahmen von “Das intelligente Museum” mit verschiedenen Ansätzen KI-gestützter digitaler Kunst das Thema KI und KI-Kunst aus unterschiedlichen Perspektiven kritisch beleuchtet.
Auch das Deutsche Museum Bonn ist mit der Ausstellung “Mission KI” zum Erlebnisort Künstlicher Intelligenz geworden.
Inhaber und Geschäftsführer von Kunstplaza. Publizist, Redakteur und passionierter Blogger im Bereich Kunst, Design und Kreativität seit 2011. Erfolgreicher Abschluss in Webdesign im Rahmen eines Hochschulstudiums (2008). Weiterentwicklung von Kreativitätstechniken durch Kurse in Freiem Zeichnen, Ausdrucksmalen und Theatre/Acting. Profunde Kenntnisse des Kunstmarktes durch langjährige journalistische Recherchen und zahlreichen Kooperationen mit Akteuren/Institutionen aus Kunst und Kultur.