Die Stilepoche des Barock war nicht auf Malerei, Bildhauerei und Architektur beschränkt. Neben Meistern der Barockmalerei, wie Caravaggio und Peter Paul Rubens, Barockskulpturen und Barockarchitektur (insbesondere Kirchenbauten) war insbesondere die klassische Musik eine berühmte Form der Barockkunst im 17. und 18. Jahrhundert.
Die Barockzeit (1600 – 1750)
Die Barockzeit in der Musik – auch als Generalbasszeitalter bezeichnet – dauerte von ungefähr 1600 bis 1750. Diese Epoche zählt zur sogenannten Alten Musik und ihr ging die Renaissance voraus. Dem Barock folgte die Klassik nach.
Der Barockstil ist geprägt von der Einführung des Generalbasses in vielen Kompositionen und verbreitete sich im Laufe des 17. Jahrhunderts in ganz Europa, wobei bemerkenswerte Barockkomponisten schwerpunktmäßig in Deutschland, Italien, Frankreich und England auf der Bildfläche erschienen.
Die beiden bekanntesten Barockkomponisten sind die deutschen Vertreter Johann Sebastian Bach und Georg Friedrich Händel. Weitere deutsche Barockkomponisten sind Dieterich Buxtehude (1637–1707), Johann Pachelbel (1653–1706) und Georg Philipp Telemann (1681–1767).
Zu den englischen Barockkomponisten zählen Byrd und Purcell. In Italien taten sich Monteverdi, Corelli, Vivaldi und Scarlatti hervor. Prominente französische Vertreter des Barock waren Lully, Couperin und Rameau.
Zeitlich lässt sich die Musikepoche (siehe Artikel „Barockmusik – Merkmale & Beispiele“ auf https://online-musik24.com/) grob in drei Phasen unterteilen:
- Frühbarock (circa 1600 bis 1650) – unter italienischer Dominanz
- Hochbarock (etwa 1650 bis 1710) – mit bedeutenden französischen Einflüssen
- Spätbarock (circa 1710 bis 1750) – unter Rückgriff auf regionale Stile
Ebenfalls in diese Epoche fällt die Gründung der Oper. Sologesang sowie instrumentalisierte Musik mit Gesangsbegleitung fanden den Weg auf die großen europäischen Bühnen.
Was zeichnet den Barock aus? Die wichtigsten Merkmale der Barockmusik
Die nachfolgenden Videos geben Ihnen vorab eine kurze Einführung in die Epoche des Barocks:
Einen etwas ausführlicheren Beitrag aus der Sicht eines Musikers liefert der Youtuber Fabian Zirkler:
Das neu gewonnene Interesse an den erweiterten dramatischen und rhetorischen Möglichkeiten der Musik führte im Barock zu einer Fülle neuer Klangideale.
1. Schwerpunkt auf Dynamik
Während des Barock ersetzte das Pianoforte (eine frühe Version des Klaviers, auch als Hammerklavier bekannt) das Cembalo als primäres Tasteninstrument. Das Klavier schlug mit gefilzten Hämmern auf Saiten, während das Cembalo die Saiten zupfte.
Dies brachte die neue stilistische Möglichkeit mit sich, sowohl leise als auch laut spielen zu können, was neue dynamische Spielarten eröffnete.
Auch andere neue Barockinstrumente wie die Ventiltrompete und die Geige hatten ein immenses dynamisches Potenzial. In der Renaissance prävalente Instrumente wie die Laute wurden zwar noch gespielt, aber ihre Popularität wurde durch neuere, dynamischere Alternativen merklich geschmälert.
2. Kontrast als dramatisches Element
Um Dynamik zu erzeugen, sind Kontraste ein wichtiger Bestandteil im Drama einer Barockkomposition. Die Unterschiede zwischen laut und leise, Solo und Ensemble (wie im Konzert), verschiedenen Instrumenten und Klangfarben spielen in vielen Barockkompositionen eine herausragende Rolle.
Komponisten begannen auch, die Instrumentierung präziser und filigraner zu gestalten, indem sie häufig die Instrumente vorweg spezifizierten, auf denen ein Stück gespielt werden sollte, anstatt dem Interpreten die Wahl zu lassen.
Auch hell klingende Instrumente wie Trompete und Violine wurden immer beliebter.
3. Instrumentalmusik und klangliche Besonderheiten
Vor dem Barock war Gesang streng gekoppelt mit Musik. Vokale Anteile fanden in liturgischen Rahmen häufig Anwendung.
Während Barockkomponisten noch immer in Form von Chören, Kantaten und Opern auf Gesangselemente setzen, wurde reine Instrumentalmusik immer beliebter. Einige der bekanntesten Stücke der Barockmusik, wie Vivaldis „Vier Jahreszeiten“ oder Bachs „Brandenburgische Konzerte“, sind die wohl berühmtesten Instrumentalstücke dieser Epoche.
Im Rahmen des über die letzten Jahrzehnte neu gewonnenen Interesses haben Wissenschaftler und Musiker unzählige Stunden damit verbracht, herauszufinden, welche klanglichen Charakteristika ganz typisch und unverwechselbar für die Musik des 17. und 18. Jahrhunderts waren.
Ihre Arbeit hat einige bemerkenswerte Unterschiede zwischen barocken und modernen Ensembles aufgedeckt:
3.1. Tonhöhe
1939 einigten sich moderne Orchester auf eine standardisierte Tonhöhe von a’= 440 Hz (die Note A mit einer Frequenz von 440 Hertz) zu stimmen. Diese ersetzte eine zuvor niedrigere Tonhöhe (a‘ = 435 Hz), die 1859 definiert wurde.
Vor 1859 gab es jedoch kein Tonhöhenstandard. Die Note, auf die die Barockensembles gestimmt haben, war daher zu verschiedenen Zeiten und an verschiedenen Orten sehr unterschiedlich.
Infolgedessen hat die in einer Partitur notierte Musik möglicherweise einen halben Ton tiefer geklungen als heute.
3.2. Klangfarbe
Einige prominente Mitglieder eines Barockorchesters sind in modernen Ensembles nicht mehr vertreten. Das Cembalo war das primäre Tasteninstrument und ein wichtiges Mitglied der Continuo-Gruppe.
Im 16. und 17. Jahrhundert wichtige Instrumente wie Laute und Violine wurden zwar weiterhin verwendet, doch moderne Variationen dieser Instrumente geben einem modernen Barockensemble einen anderen Klang als zu damaligen Zeiten.
Saiteninstrumente wie Violine, Bratsche und Cello verwendeten beispielsweise Darmsaiten anstelle der in Metall gewickelten Saiten, mit denen sie heute bestückt sind. Diese Veränderung verleiht den Streichinstrumenten einen weicheren, süßeren Ton.
3.3. Ausführung und Technik
Eine Barockpartitur enthält nur wenige bis überhaupt keine Informationen über Elemente wie Artikulation, Ornamentik oder Dynamik.
Daher müssen moderne Ensembles vor jeder Aufführung ihre eigenen fundierten Entscheidungen treffen.
Mechanische Unterschiede zwischen barocken und modernen Instrumenten deuten auch darauf hin, dass die älteren Instrumente anders geklungen hätten, weshalb Ensembles wie Music of the Baroque ihre Technik häufig anpassen, um dies zu ermöglichen.
Da sich Barock- und moderne Bögen beispielsweise strukturell unterscheiden, verwenden Streicher mit modernen Bögen häufig einen sanfteren Anschlag auf die Saiten und Crescendos und Diminuendos auf längeren Noten.
Das Fingervibrato (eine Technik, bei der ein Streicher seine Fingerspitze auf der Saite schwingt, um den Ton zu bereichern) wurde sparsamer verwendet, während das Bogenvibrato (eine wellenförmige Bewegung des Bogens) stärker bevorzugt wurde.
4. Ornamentik, Verzierungen und Ausdruck
Die musikalische Sprache und Melodienbildung beruhte auf einem reichhaltigen System von klanglichen Figuren, welche menschliche Gemütszustände aufzuzeigen versuchten.
Ähnlich wie die Architektur und Bildhauerei dieser Epoche kennzeichnet sich die Barockmusik dabei durch Verzierungen, Ausmalung und Flair. Selbst die einfachsten Melodien wurden oft mit musischen Ornamenten wie Trillern, Acciaccaturas (kurzer Vorschlag), Appoggiaturas (langer Vorschlag), Mordents (kurzer Triller) und Turns (Doppelschlag) verziert.
5. Monodie und Basso Continuo
In früheren musikalischen Epochen bestand ein Musikstück in der Regel aus einer einzelnen Melodie, möglicherweise mit einer improvisierten Begleitung, oder mehreren gleichzeitig gespielten Melodien.
Erst im Barock begann sich das Konzept von „Melodie“ und „Harmonie“ wirklich zu artikulieren. Als Teil der Bemühungen, alte Musik zu imitieren, konzentrierten sich die Komponisten weniger auf die komplizierte Polyphonie, die das 15. und 16. Jahrhundert beherrschte, als vielmehr auf eine einzige Stimme mit einer vereinfachten Begleitung oder sogenannten Monodie.
Musik wurde nun als eine Art Rhetorik gesehen, die einen starken Sprecher benötigte. Wer wäre dafür besser geeignet, als ein zentraler Vokalsolist.
Die neue Verschmelzung von Gefühlsausdruck und Solosänger kommt in Monteverdis Vorwort zum „Combattimento di Tancredi e Clorinda“ aus seinem achten Buch der „Madrigale“ (1638) klar und deutlich zum Ausdruck. Dort schreibt er: „Es scheint mir, die wichtigsten Leidenschaften oder Neigungen unseres Geistes sind drei, nämlich Wut, Gleichmut und Demut. Philosophen sind sich einig, dass die Natur unserer Stimme mit ihren hohen, niedrigen und mittleren Bereichen dies abbilden würde.“
Die frühen Opern sind ein hervorragendes Beispiel für diese neue Interpretation von Dramaturgie und Ästhetik.
Gemeinsam mit dem Fokus auf eine einzelne Melodie kam die Basso Continuo-Notation als durchgängige, zusammenhängende Basslinie auf.
Diese Form der Musiknotation enthält eine komplette Basslinie, die normalerweise von einem Cello in einem Barockensemble gespielt wird. Ein Spieler eines Tasteninstruments wie Cembalo oder Klavier improvisiert dann Akkorde in figurierter Bassnotation.
Solo-Orgelspieler spielen die Basso Continuo-Notation oft ganz alleine.
Da der Basso Continuo oder Generalbass bis zum Ende des Barock Standard blieb, wird die Ära manchmal auch als „Zeitalter des Generalbasses“ bezeichnet.
Meisterwerke der Barockmusik
Weiterführende Informationen
Eine so bedeutende und bis in die heutige Musik nachwirkende Epoche wie jene des Barock kann in solch einem Artikel nur grob angerissen werden. Ich hoffe, Ihnen konnten die wesentlichen Merkmale und Charakteristika der Musik aus dieser Zeit näher gebracht werden und ich konnte Sie auf die reiche Welt der barocken Musikkompositionen ein wenig neugierig machen.
Dann brennen Ihnen sicherlich noch viele weitere Fragen auf der Seele. Folgende Anlaufstellen können Ihnen hier weiterhelfen:
Welche Komponisten lebten in der Barockzeit? → Der Artikel „Die Musik des Barock“ der WebHistoriker führt die markantesten und bedeutendsten Vertreter der Barockmusik in übersichtlicher Form zusammen.
Wie wird Barock gespielt? → Der Artikel „Baroque Era Music Guide: A Brief History of Baroque Music“ gibt weiteren Aufschluss über die musikalische Form der Musik und bietet zahlreiche MasterClass-Lektionen, um die besondere Spielweise dieser Epoche direkt selbst zu erlernen.
Inhaber und Geschäftsführer von Kunstplaza. Publizist, Redakteur und passionierter Blogger im Bereich Kunst, Design und Kreativität seit 2011. Erfolgreicher Abschluss in Webdesign im Rahmen eines Hochschulstudiums (2008). Weiterentwicklung von Kreativitätstechniken durch Kurse in Freiem Zeichnen, Ausdrucksmalen und Theatre/Acting. Profunde Kenntnisse des Kunstmarktes durch langjährige journalistische Recherchen und zahlreichen Kooperationen mit Akteuren/Institutionen aus Kunst und Kultur.