Es wird mal wieder Zeit, uns in einem Artikel der Musik zu widmen. Zuletzt lag der Fokus unser Veröffentlichungen vor allem in den bildenden und darstellenden Künsten. Wenden wir uns also dieses Mal wieder der Welt der Klänge zu.
Crossover – Eine Begriffsdefinition
Der Begriff Crossover stammt aus dem Englischen und bedeutet übersetzt soviel wie „Überschneidung“, „Kreuzung“, oder „Überquerung“. Im Allgemeinen versteht man heute darunter die Vermischung von zwei oder mehreren Musikstilen und -arten, welche vormals getrennt waren und erschafft somit eine neuartige Klangkomposition.
Ursprung und Entwicklung
1940 – 1979
Ursprünglich bezeichnete man damit streng genommen die gleichzeitige Platzierung eines Musikstücks, das einem bestimmten Musikgenre zuzuordnen ist, in mindestens zwei, nach Musikgenres getrennten Hitparaden. Der Begriff wurde in den 1940er Jahren geprägt, als die hitparadenmäßige Trennung von Musikstilen die Regel war.
Die Crossover-Geschichte beginnt mit der deutlichen Abgrenzung der Musikstile untereinander in den USA, insbesondere aber mit der Isolierung einer zunächst einheitlichen Hitparade in schwarze Rhythm-and-Blues-, weiße Country- und Pop-Charts im Jahre 1942 durch das Billboard-Magazin. Zunächst verblieben die jeweiligen Genres auch in den zugehörigen Charts.
In den darauf folgenden Jahren und Jahrzehnten wurde diese Trennung in zunehmendem Maße überwunden. Zu den ersten Crossover-Interpreten zählten u.a. die Mills Brothers, Ink Spots oder Louis Jordan.
Dieser Trend gewann dann vor allem durch Pat Boone und andere an Fahrt, als sie „schwarze“ Originalversionen coverten und so für die Pop-Charts zugänglich machten. Im August 1956 erreichte dann Elvis Presley mit „Hound Dog“ und über 3 Millionen verkaufter Platten den kommerziellen Höhepunkt der Crossovers.
1980 – 2000
Als später Fusionen zwischen Rock und anderen Genres entstanden und man nicht sicher war, wohin die Stücke einzuordnen waren, erhielt der Begriff eine leicht veränderte Bedeutung. Es entstanden dadurch mit der Zeit immer neue Genres und Subgenres.
In dieser Entwicklung stechen vor allem die 1980er Jahre heraus, als es einen weiteren Trend hin zur Verschmelzung verschiedener Genres gab. In der nordamerikanischen Hardcore-Punk-Szene suchte man nach neuen Ausdrucksformen, wobei aufgrund der engen Verwandtschaft vielfach Metal-Elemente zum Einsatz kamen.
Grundsätzlich wurde aber mehrheitlich die Öffnung des begrenzten Punk-Schemas gegenüber nahezu allen Bereichen populärer Musik angestrebt und stand damit lange Zeit als Synonym für künstlerische Freiheit. Schwer einzuordnenden Bands wurden Etiketten wie Post-Punk oder New Wave aufgestempelt.
Unter Beibehaltung der Basisenergie des Punks der 1970er Jahre wurde daher auch verstärkt mit Stilrichtungen wie beispielsweise Country, Jazz oder Funk experimentiert, die vorher als unpassend betrachtet wurden. Auf diese Weise entstand eine breite Bewegung zunächst subkulturell orientierter Rockmusik, die sich stetig weiter vom ursprünglichen Punk weg entwickelte.
Dieses neu entstandene Bewusstsein fand Anfang der 1990er schließlich ein noch breiteres Publikum. Zusammen mit dem so genannten Grunge entstand eine neue Szene, die sich vom Punk absetzte.
Heute
Heute werden jedoch nur noch wenige Bands explizit dem Crossover zugerechnet. Dies liegt zum einen daran, dass Crossover nie konkret und explizit eine bestimmte Stilrichtung bezeichnete, sondern die Vermischung verschiedener Musikstile und Stilelemente meinte.
Zum anderen gilt es heute fast als selbstverständlich, dass sich Bands von verschiedenen musikalischen Einflüssen inspirieren lassen. Nur noch in wenigen Musikrichtungen wird die Übernahme „verwässernder“ Elemente anderer Stilistiken abgelehnt.
Electronics trifft Akustik und Klassik
Während im 20. Jahrhundert vor allem die Rock- und Punk-Musik von Crossovern gekennzeichnet war, bilden sich heutzutage vielerlei stilistische Vermischungen im Bereich der elektronischen Musik auf der einen und der klassischen Musik auf der anderen Seite.
Von modernen Covern mit ungewohnten Instrumenten, über experimentelle Neuinterpretationen bis hin zu großen und durchgemischten Ensembles wurde die Musiklandschaft in dieser Hinsicht äußerst bunt und facettenreich. Auch der DJ als musikalischer Künstler wird vielfach in diese „hybriden“ Musikstücke und -interpretationen mit einbezogen.
Zwei moderne Crossover-Künstler verbinden unterschiedliche Klangwelten
Kreischende Teenager, die sich für Bratsche und Geige begeistern – ein Phänomen, das man im klassischen Konzertbetrieb nur selten erlebt. Wil Baptiste und Kev Marcus alias „Black Violin“ schaffen das.
Hinter dem Bandnamen stehen zwei US-amerikanische Hip Hop Künstler aus Florida, die beide in klassischer Musik und Saiteninstrumenten wie der Violine und der Viola unterrichtet und geschult wurden.
„Stereotypes“ heißt das aktuelle Album des Crossover-Duos. Indem sie klassische Musik und Hip Hop mischen und dabei auf starke Emotionen setzen, durchbrechen „Black Violin“ Muster und inspirieren vor allem Jugendliche, ihr Ding zu machen und dabei neue Wege zu beschreiten.
Erst gerade waren sie auf Tour in Europa.
Henrik Schwarz hat es in die Ränge der berühmtesten DJs unserer Zeit geschafft. Sein Instrument ist der Laptop. Eine Kooperation mit dem Stuttgarter Kammerorchester beim Festival „Jazz Open Stuttgart“ inspirierte den Produzenten und Komponisten für sein aktuelles Projekt „Instruments“.
Statt wie andere Künstler vor ihm Klassik einfach mit Beats zu unterlegen, verzichtete er gänzlich auf Beats und synthetisch erzeugte Effekte. Den minimalistischen Sound produzierte das Tokyo Secret Orchestra auf ganz normalen Instrumenten. Die Zusammenarbeit mit klassischen Musikern war für den DJ dabei völlig neu. Hier prallten zwei Kulturen aufeinander.
Umso überraschender scheinen dann die imposanten Resultate, die durch diese Fusion erzielt wurden.
DJ + Saxophon + Sänger + Percussion
Ein überaus spannendes Projekt, welches ganz der Verschmelzung verschiedener Arten und Stile von elektronischer und akustischer Musik Rechnung trägt, findet derzeit in Nürnberg statt.
DJ & Friends nennt sich die dafür verantwortliche Nürnberger Formation und präsentiert mit ihrem abwechslungsreichen Programm eine eindrucksvolle Verbindung von DJ und Live-Musikern. DJ in Nürnberg plus Sängerin, Saxophon und Percussion – so das Motto der Veranstaltung. Das modular gestaltete Konzept vereint die Vorzüge eines DJs oder einer DJane mit der einzigartigen Ausstrahlung von Sängerinnen, Saxophonisten und anderen hochklassigen Live-Musikern.
Die Beats aus den Plattentellern sorgen für das musikalische Fundament und geben den Takt vor. Sängerinnen, Saxophonisten und Percussion-Künstler setzen darauf aufbauend dann in mehreren Show-Blocks die virtuosen Akzente und musikalischen Highlights. Die unterschiedlichen Klänge fügen sich dann zusammen zu einer mitreißenden Performance der Extraklasse.
Inhaber und Geschäftsführer von Kunstplaza. Publizist, Redakteur und passionierter Blogger im Bereich Kunst, Design und Kreativität seit 2011. Erfolgreicher Abschluss in Webdesign im Rahmen eines Hochschulstudiums (2008). Weiterentwicklung von Kreativitätstechniken durch Kurse in Freiem Zeichnen, Ausdrucksmalen und Theatre/Acting. Profunde Kenntnisse des Kunstmarktes durch langjährige journalistische Recherchen und zahlreichen Kooperationen mit Akteuren/Institutionen aus Kunst und Kultur.