Musikalische Früherziehung umfasst alle Arten der Begegnung von kleinen Kindern mit Musik. Ein Instrument zu lernen ist dafür noch nicht notwendig. Eine frühe Förderung von Kindern mit musikalischer Aktivität hat für manche leider den Beigeschmack eines Drills zum Instrumentalvirtuosen oder zum Zweck der systematischen Verbesserung von geistigen Fähigkeiten.
Die richtige Betonung liegt aber auf der Förderung der natürlichen Anlagen eines Kindes mit dem Erleben und Erfahren von Musik ohne Zwang und vor allem ohne Angst.
Was ist traditionelle musikalische Früherziehung?
Mit Anfängen im 18. Jahrhundert ist die frühe Förderung und der frühe Unterricht in Musik spätestens seit dem 19. Jahrhundert etabliert. Ein bekanntes Beispiel ist die Förderung und Ausbildung der Pianistin und Komponistin Clara Schumann durch ihren Vater.
Institutionalisiert ist musikalische Frühförderung in Programmen vieler Musikschulen für Kinder besonders zwischen dem Alter von 4 und 6 Jahren verfügbar. Im Hintergrund dieser Programme steht oft die Idee, die Kinder auf späteren Unterricht in Gesang oder Instrumentalspiel vorzubereiten. Zu den Inhalten gehört daher oft auch ein erstes Kennenlernen der Notenschrift, wenn natürlich auch Singen, Tanzen und Spielen zum Beispiel auf Orff-Instrumenten die Schwerpunkte in solchen Programmen bilden.
Wie wird musikalische Früherziehung im erweiterten Sinn gesehen?
Ihre Grundidee sieht Musik als natürliches Ergebnis der grundlegenden menschlichen Verhaltensweisen und Ausdrucksformen. Gesang entwickelt sich also aus melodischem Sprechen, Tanz aus jeder rhythmischen Bewegung. Instrumentalspiel ergibt sich aus der Verbindung der Erzeugung von Tönen verschiedener Höhe mit der menschlichen Stimme und mit Objekten der Umwelt.
Musikalische Frühförderung umfasst also alle diese Aspekte und zwar nicht nur in einem institutionellen Rahmen. Jede Begegnung mit Musik sogar schon vor der Geburt und nachher bis zum Beginn von formalem Unterricht in Instrumentalspiel oder Gesang und Tanz ist in diesem Sinn ein Teil der frühen Musikpädagogik.
Diese Art des elementaren Musizierens kann auch nach dem Übergang zu formalerem Unterricht weiter verfolgt werden. Musik für Frühförderung hat auch für reife Musiker einen Reiz, der ihre anspruchsvolleren musikalischen Aktivitäten ihr ganzes Leben bereichern kann.
Welche Rolle spielen Talent und Anlagen in der musikalischen Frühförderung?
Die Debatte über die Gewichtung von nature versus nurture ist schon sehr lange ein Thema und betrifft das ganze Spektrum von menschlichen Aktivitäten. Es kann festgestellt werden, dass unser Verständnis von menschlicher Neurologie noch viel zu gering ist, um diese Debatte mit Herleitungen aus entsprechenden naturwissenschaftlichen Ergebnissen endgültig zu entscheiden.
Für den enger gefassten Bereich der Musik lassen sich aus Erfahrung allerdings gewisse Aussagen über die Rahmenbedingungen treffen. Nicht nur für die unmittelbar Betroffenen, sondern für alle sind Extrembeispiele von Interesse. So fand der junge Mozart im Haushalt seines als Berufsmusiker tätigen Vaters ideale Bedingungen für seine musikalische Entwicklung vor, genauso aber die Söhne Johann Sebastian Bachs.
In der Familie Mozart wurde der Sohn zum bedeutenderen Musiker als der Vater, in der Familie Bach verhält es sich umgekehrt. Schon diese Beispiele legen nahe, dass nicht nur die Umgebung, sondern auch natürliche Anlagen eines Musikers für seinen Werdegang wesentlich sind.
Die Erfahrung vieler Musiker zeigt, dass Talente nicht nur verschieden groß, sondern auch dem Typ nach unterschiedlich sind. Manche Musiker sind gute Blattspieler, anderen fällt das schwer. Trotzdem können solche Interpreten mit sorgfältig vorbereiteten Stücken großen Erfolg haben. Ähnliche Unterschiede kann man bei Themen wie Improvisieren und Gehörbildung beobachten.
Aus diesen Erfahrungswerten lässt sich Einiges über die Rolle eines erfahrenen Pädagogen für Musikpädagogik ableiten. Für die Vermittlung von musikalischen Inhalten sind heute schon zahlreiche Methoden verfügbar, die sich stark auf Informationstechnologie abstützen. Immer noch notwendig ist aber ein Pädagoge, der einem werdenden Musiker mit Rat und einer Einschätzung zur Seite steht.
Soll man bestimmte Schwächen ausmerzen oder sich besser auf seine Stärken konzentrieren? Eine solche Beurteilung dürfte auf absehbare Zeit kaum sinnvoll automatisierbar sein.
Was bewirkt musikalische Früherziehung?
Musikalische Frühförderung ist nicht nur eine musikalische Grundausbildung, sondern unterstützt und entwickelt die verschiedensten Fähigkeiten. Das gilt besonders auch für sehr junge Menschen.
Die Erfahrung zeigt, dass der Erwerb motorischer Fähigkeiten zum Musizieren in jungen Jahren besser möglich ist. Ein Nachholen in höherem Alter ist oft mit erheblichem Mehraufwand verbunden. Auch dazu existieren schon neue Ansätze und der alte Grundsatz des „Was Hänschen nicht lernt, lernt Hans nimmermehr“ sollte auch in der Musik keine allgemeine Geltung mehr beanspruchen können.
Unbestreitbar ist aber, dass gerade das Durchlaufen einer sonst für junge Lerner gedachten Ausbildung in Musik immer wieder scheitert, auch wenn ältere Studierende hoch motiviert sind und einen beträchtlichen Aufwand zu leisten bereit sind.
Als Eltern können Sie Ihrem Kind auf jeden Fall ein großes Geschenk machen, wenn Sie ihm eine früh erworbene musikalische Grundausbildung ermöglichen.
Wie kann man Musik fördern?
Studien zeigen, dass Babys schon vor der Geburt auf akustische Reize wie den Herzschlag und die Stimme der Mutter reagieren. Nach der Geburt reagieren Säuglinge am meisten auf die Stimmen ihrer engsten Bezugspersonen, mit denen sie die Stimmungen dieser für sie wichtigsten Menschen aufnehmen können.
Das Vorsingen ist auch in den ersten Monaten also schon besonders sinnvoll. Es sollte keinesfalls aufgrund der Idee vernachlässigt werden, das Kind verstehe davon noch zu wenig.
Jede natürliche Begegnung mit Musik ist für kleine Kinder positiv. Dazu gehört ein möglichst gedeihliches musikalisches Umfeld im Elternhaus. Das Abspielen von Aufnahmen ist für kleinere Kinder noch nicht einfach aufzunehmen, sie nehmen aber ganz sicher in dem Maß daran teil, in dem Ihnen diese Musik etwas bedeutet und in dem Sie also auf sie reagieren.
Was lernen die Kinder beim Musizieren?
Musikalische Früherziehung besteht aus den ersten Erfahrungen mit Musik in allen ihren Ausprägungen. Dazu gehören das Hören, Singen und das Erfahren von Rhythmen durch die Bewegung des eigenen Körpers. Erste Erfahrungen mit dem Erzeugen von Klängen machen Kinder oft mit Orff-Instrumenten.
Ab dem vierten Lebensjahr entwickeln Kinder die Fähigkeit, sich an musikalische Elemente zu erinnern und sie nachzumachen. Damit entsteht ein Repertoire, das dann auch für eigene Kreativität wie zum Beispiel beim Improvisieren zur Verfügung steht.
Die Musikalische Früherziehung umfasst daher grundsätzlich das Lebensalter von ca. 4 bis ca. 6 Jahren und gilt als vorbereitender Unterricht für den späteren Instrumental- bzw. Gesangsunterricht. Im nachfolgenden kurzen Video können Sie Musiklehrerin Larissa Obst von der Musikschule Geilenkirchen beim Unterricht mit dem musikalischen Nachwuchs begleiten.
Was fördert man bei Kindern mit Musik?
Mit Musik fördern lassen sich eine ganze Reihe von Fähigkeiten, die mit Musik zwar zusammenhängen, aber weit über sie hinausreichen.
Dazu gehören Koordination und alle positiven Effekte von Bewegung wie zum Beispiel der Gleichgewichtssinn, der durch Tanz gefördert wird. Gesang und Sprache ergänzen sich natürlich und gehen oft auseinander hervor.
Durch gemeinsames Musizieren ergeben sich Kontakte zu anderen Kindern durch die Notwendigkeit des genauen Zuhörens und der Koordination der Gruppe.
Der besondere Vorteil der musikalischen Frühförderung besteht darin, dass alle diese Aspekte nicht isoliert, sondern in einer natürlichen Kombination verbessert werden. In dieser Kombination verstärken und vertiefen sie sich. Bis zum Alter von 5 Jahren lässt sich die Entwicklung von Fähigkeiten in Motorik, Sprache und Musik gar nicht voneinander trennen.
Wie kann man Kinder an Musik heranführen?
Je jünger Ihr Kind ist, desto wichtiger ist ein spielerischer Zugang zu Musik. Auch kleine Kinder zeigen ein Interesse am Kennenlernen der traditionellen Instrumente, was wesentlich ist für die spätere Wahl eines Instruments für systematischen Unterricht.
Die Erfahrung zeigt, dass jüngere Kinder für Hörerlebnisse von anspruchsvollerer traditioneller Musik durchaus offen sind. Es ist also keineswegs so, dass kleinere Kinder noch mehr als Teenager nur der Beschallung mit kommerziellem Pop zugänglich sind. In jüngeren Jahren ist nicht nur schon eine Fähigkeit zum Aufnehmen höherwertiger Musik vorhanden, es bestehen auch noch keine Vorbehalte, solche Musik sei zu wenig „cool“.
Wie können Sie also Ihrem Kind Musik überzeugend darbieten, gerade wenn ein Instrument zu lernen bereits erwogen wird? Weniger geeignet ist ein Zugang, in dem Sie als Erwachsene sich kaum an der musikalischen Aktivität beteiligen, sondern Ihre Rolle auf das Kontrollieren der Übetätigkeit des Kindes beschränken.
Das wird fast zwangsläufig dazu führen, dass Ihr Kind Musik als eine mehr oder weniger lästige Verpflichtung empfinden wird.
Wesentlich besser ist ein eigenes und aktives Interesse mit einer Beteiligung an der Musik. Auch ein passives Interesse mit bewusstem Zuhören ist schon wesentlich besser als gar keines. Wenn Sie sich als Eltern zu wenig fähig für eine aktive Teilnahme fühlen, gibt es vielleicht eine andere Person im Umkreis, die diese Rolle übernehmen könnte.
Schließlich gibt es noch eine weitere Möglichkeit, Kinder mit Musik auf hohem Niveau bekannt zu machen. Eltern sind oft besorgt, ihre Kinder könnten während einer Darbietung solcher Musik gerade auch in kleinerem Rahmen gelangweilt oder unruhig werden. Zu beobachten ist aber oft, dass Kinder geradezu gebannt zuhören und sich solche Musik ihnen also unmittelbar erschließt.
Didaktische Grundlagen zur musikalischen Früherziehung – insbesondere für Pädagogen, Musiklehrer und Erzieher – bietet uns beispielsweise Manuela Widmer, Lehrerin für Elementare Musik- und Bewegungserziehung in Aus- und Weiterbildung, Institut für Musik- und Tanzpädagogik – „Orff-Institut“, Universität Mozarteum, Salzburg/Österreich in einem Fachartikel.
Eine Möglichkeit für musikalische Früherziehung in Oberbayern bietet die Musikschule Münchner Klangwelt. Kinder im Alter von 4 bis 6 Jahren werden in diesem Früherziehungsprogramm spielerisch in Musik eingeführt.
Eine Besonderheit dieser Musikschule ist die Integration der Eltern des Kindes. Sie wird aktiv ermutigt und bedeutet eine aktive Teilnahme eines Elternteils am Programm. Möglich ist Musikunterricht für zahlreiche Instrumente, darunter Konzert- Western- und E-Gitarre, Klavier, Gesang / Stimmbildung, Geige, Querflöte, Saxophon, Blockflöte, Chor oder Schlagzeug (für Vielzahl an Unterrichtseinheiten auch online Unterricht möglich).
Diese bietet Ihnen eine ideale Grundlage für weitere gemeinsame musikalische Aktivitäten mit Ihrem Kind.
Inhaber und Geschäftsführer von Kunstplaza. Publizist, Redakteur und passionierter Blogger im Bereich Kunst, Design und Kreativität seit 2011. Erfolgreicher Abschluss in Webdesign im Rahmen eines Hochschulstudiums (2008). Weiterentwicklung von Kreativitätstechniken durch Kurse in Freiem Zeichnen, Ausdrucksmalen und Theatre/Acting. Profunde Kenntnisse des Kunstmarktes durch langjährige journalistische Recherchen und zahlreichen Kooperationen mit Akteuren/Institutionen aus Kunst und Kultur.