Eine Welt ohne Musik wäre heutzutage kaum vorstellbar – eine Welt ohne das Piano ebenso. Seit mehreren Jahrhunderten begleitet uns das Klavier bereits und hat so manchen musikalischen Meilenstein in der Geschichte geprägt.
Und auch, wenn die Klavierkunst in der modernen Musik zwischen synthetischen Rhythmen und elektrischen Gitarren kaum noch eine Rolle zu spielen scheint, so ist dennoch undenkbar, dass es eines Tages ausstirbt.
Denn die Klavierkunst ist eine ganz besondere Kunstform, wie mittlerweile sogar die Wissenschaft weiß. Es lohnt sich daher ein genauerer Blick auf das Klavier und die Frage, was dieses Instrument so besonders macht.
Eine jahrtausendealte Tradition
Das Klavier ist ein klassisches Tasteninstrument und dementsprechend existierten seine Vorgänger bereits im 3. Jahrhundert v. Chr. Wer noch weiter zurückblickt, findet sogar schon bei den Urvölkern sogenannte Saitenklinger, also Musikinstrumente, die mittlerweile als Grundbaustein der Chordophone gelten.
Es handelt sich dementsprechend um ein Instrument mit langer Tradition – selbst, wenn das Klavier in seiner heutigen Form sich erst ab dem Jahr 1350 entwickelte.
Damals wurde die Technik des Drahtziehers mittels hydraulischer Kraft erfunden, die als Basis der Instrumente Zither, Cembalo sowie Klavier dient. Über Jahrhunderte hinweg entwickelte sich diese Technologie weiter, bis im Jahr 1709 in Florenz das erste Klavier mit Hammermechanik gebaut wurde.
Dieses wird daher häufig als das Geburtsjahr des Klaviers bezeichnet. Etwa 50 Jahre später hatte sich das neue Instrument flächendeckend durchgesetzt und die Musik grundlegend verändert.
Viele große Namen der Musikgeschichte begannen ihre Karrieren mit dem Klavier, darunter Ludwig van Beethoven und Mozart, der als Wunderkind an den Tasten galt. Eine neue Kunstform war geboren.
Das Klavier aus wissenschaftlicher Perspektive
Auch heute beginnen viele Musiker ihre Karrieren noch mit dem Klavierunterricht, häufig bereits in frühkindlichem Alter. Rund acht Millionen Klaviere soll es Schätzungen zufolge allein in Deutschland geben – Tendenz steigend. Immerhin 60 Prozent der Menschen in entwickelten Ländern würden nämlich eigenen Aussagen zufolge gerne das Klavierspielen beherrschen und dank Internet gibt es immer mehr Autodidakten.
Häufig befindet sich das Klavier seit Generationen im Familienbesitz und stellt ein wertvolles Erbstück dar. Aber dieser ist nicht der einzige Grund, weshalb nach wie vor viele Menschen das Klavier lernen. Stattdessen weiß auch die Wissenschaft mittlerweile, dass die Kunstform zahlreiche Vorteile mit sich bringt und auch diese positiven Effekte auf das Gehirn sowie das Wohlbefinden sind sicherlich ein Grund für die anhaltende Beliebtheit des Instruments:
a) Klavierspielen sorgt für den „Mozart-Effekt“
Etwas Neues zu lernen, sorgt für neue Synapsen im Gehirn und ist daher stets ein gutes Training, um bis ins hohe Alter geistig fit zu bleiben. Beim Klavierspielen soll dieses aber besonders effektiv sein, wie der sogenannte „Mozart-Effekt“ besagt. Wie bereits erwähnt, galt Mozart als regelrechtes Wunderkind am Klavier und hat zahlreiche weltberühmte Werke geschaffen.
Seit den 90ern kursiert die These, dass Menschen intelligenter werden, wenn sie diesen Werken nur zuhören. Schon zehn Minuten sollen beispielsweise ausreichen, um das räumliche Vorstellungsvermögen zu verbessern. Zwar ist die Theorie bis heute umstritten, doch Fakt ist, dass das Klavierspielen das Gehirn in positiver Weise verändert. Denn durch die Bildung der neuen Synapsen verbessert es die Konzentration und soll zugleich die sprachlichen Fähigkeiten optimieren.
b) Die emotionale Ebene der Klavierkunst
Das Klavierspielen wirkt aber nicht nur auf der intellektuellen, sondern auch auf einer emotionalen Ebene. Es hilft dabei, Stress abzubauen, was einerseits am Klang der Musik liegt und andererseits vermutlich am gedanklichen Abschalten, weil die Konzentration ganz auf den Tasten liegt. Die Klavierkunst hilft somit dabei, Ängste sowie Sorgen abzubauen und stattdessen in eine innere Ruhe zu finden.
Obwohl Bewegung natürlich ebenfalls wichtig für die Gesundheit ist, kann durch das Klavierspielen also derselbe stressreduzierende Effekt auf den Körper wie nach einem Workout festgestellt werden. Es ist daher als Hobby eine optimale Ergänzung zu sportlichen Aktivitäten, um einen Ausgleich zu Job, Verpflichtungen & Co zu finden.
c) Mehr Koordination (nicht nur) für die Hände
Wer selbst Klavier spielt, weiß, wie anspruchsvoll die Koordination dabei ist. Die Hände, ja sogar einzelne Finger, müssen unterschiedliche Bewegungen im richtigen Takt ausführen. Ein Pianist braucht somit maximale Kontrolle über seine Hände, sodass er deren Koordination trainiert – und das fördert erneut die Bildung von Synapsen im Gehirn.
Gleichzeitig gilt es, die Musik zu hören, den Rhythmus beizubehalten, die Noten zu entziffern und diese sofort in entsprechende Handlungen auf der Klaviatur umzusetzen. Die Koordination wird beim Klavierspielen somit in vielerlei Hinsicht gefördert und auch deshalb ist das Klavierspielen eine Kunst für sich.
d) Ausdauer und Disziplin: Zwei klassische Tugenden,…
…die bis heute als wichtige Erfolgsfaktoren im Leben gelten, werden beim Klavierspielen auf einzigartige Weise gefördert. Denn nicht einmal Mozart wurde über Nacht zum Wunderkind. Stattdessen ist viel Übung wichtig, und zwar über einen langen Zeitraum, um an der Klaviatur zum Virtuosen zu werden. Vor allem Kinder können durch den Klavierunterricht daher eine wichtige Lektion fürs Leben lernen.
Wer sich nämlich dieser komplexen Herausforderung stellt und ein Erfolgserlebnis verzeichnet, wird dadurch mit größerer Wahrscheinlichkeit auch in anderen Lebensbereichen mehr Ausdauer sowie Disziplin zeigen. Das kann mehr Erfolg im Berufsleben, in anderen Hobbys oder sogar im Privatleben bedeuten und somit kann durchaus gesagt werden, dass das Klavierspielen erfolgreicher machen kann.
e) Verbesserte Sprach- und Lesefähigkeit
Wie vorab geschildert, ist die Klavierkunst weitaus komplexer als das reine Drücken auf Tasten. Stattdessen geht es darum, eine neue Sprache zu lernen, nämlich jene aus Noten, Schlüsseln, Akkorden, Rhythmen & Co. Denn wer später komplexe Partituren spielen möchte, steht erst einmal vor einer völlig neuen Welt, die er sich erschließen muss.
Nur mit dem notwendigen Wissen und viel Übung kann sich ein Pianist neue Stücke irgendwann selbst beibringen, bestenfalls zeitnah, sprich direkt während dem Spielen. Das erfordert ein hohes Maß an Lesefähigkeit und fördert das Verständnis neuer Sprachen – seien sie musikalischer Art oder klassische Fremdsprachen.
Vor allem bei der Lesekompetenz lässt sich daher wenig überraschend bei Kindern, die das Klavier beherrschen, ein Vorsprung gegenüber Gleichaltrigen erkennen.
Durchaus haben viele von ihnen daher besser Schulnoten und demnach hat die Behauptung, das Klavierspielen mache schlauer, ihre Daseinsberechtigung. Ebenso können aber natürlich weitere Faktoren wie die Förderung durch das Elternhaus eine Rolle spielen. Auch deshalb sind Studien zum Thema umstritten.
Niemand ist zu alt für die Klavierkunst
Schlussendlich ist ohnehin irrelevant, ob das Klavierspielen klüger macht. Fakt ist: Es handelt sich um eine ebenso faszinierende wie wohltuende Kunst, auf einer intellektuellen und auf einer emotionalen Ebene. Jeder kann daher nur davon profitieren, diese zu lernen und als Hobby zu pflegen – oder sogar eine professionelle Laufbahn als Pianist einzuschlagen.
Die Klavierkunst bietet schließlich unendliche musikalische Möglichkeiten von klassischen Werken großer Namen wie Mozart, Beethoven, Händel, Vivaldi, Chopin, Brahms, Schubert oder Debussy über Blues und Jazz bis hin zu modernen Stücken. Jeder kann spielen, was ihm oder ihr gefällt, und Langeweile kommt dabei niemals auf.
Auch wird das Klavierspielen gerne mit Gesang verbunden und wer will, kann eigene Musikstücke komponieren. Zuletzt ist das Klavier aber auch schlichtweg ein unverzichtbarer Bestandteil der Musikgeschichte und damit eine Kunst, die gepflegt werden sollte, um sie vor dem Aussterben zu bewahren.
Es gibt somit viele gute Gründe, um selbst Klavier zu erlernen, und zwar unabhängig vom Alter. Denn nicht nur Kinder, sondern auch Erwachsene oder sogar Senioren können von den genannten Vorteilen profitieren. Zudem gibt es heutzutage eine große Auswahl an Klavieren vom imposanten Flügel bis zum platzsparenden Digitalpiano, sodass jeder einen Platz in den eigenen vier Wänden findet. Und wer richtig an die Sache herangeht, kann mit einem gebrauchten Modell sogar ein hochwertiges Klavier zum kleinen Preis finden.
So hat jeder die Chance, ein Teil dieser einzigartigen Geschichte der Klavierkunst zu werden und damit ein musikalisches sowie kreatives Hobby zu finden. Denn auch, wenn Musik heutzutage immer elektronischer wird, so erfreut sich doch die schlichte Kombination aus dem Klavierspiel und Gesang nach wie vor großer Beliebtheit. Eines scheint daher sicher:
Das Klavier wird die Musik als Kunstform auch in Zukunft weiter prägen!
Inhaber und Geschäftsführer von Kunstplaza. Publizist, Redakteur und passionierter Blogger im Bereich Kunst, Design und Kreativität seit 2011. Erfolgreicher Abschluss in Webdesign im Rahmen eines Hochschulstudiums (2008). Weiterentwicklung von Kreativitätstechniken durch Kurse in Freiem Zeichnen, Ausdrucksmalen und Theatre/Acting. Profunde Kenntnisse des Kunstmarktes durch langjährige journalistische Recherchen und zahlreichen Kooperationen mit Akteuren/Institutionen aus Kunst und Kultur.