Der Deutsche Kulturrat verkündet einen großen kulturpolitischen Erfolg und dankt Kulturstaatsministerin Claudia Roth. Die Wiedereinführung der ermäßigten Mehrwertsteuer für Galerien und den Kunsthandel nach 10 Jahren ist geglückt.
Bundeskabinett verabschiedet Jahressteuergesetz 2024
Heute hat das Bundeskabinett feierlich das Jahressteuergesetz 2024 verabschiedet, ein bedeutsamer Schritt für die Zukunft des Steuersystems in Deutschland. Doch bereits im Vorfeld machte der Deutsche Kulturrat, als höchster Vertreter der Bundeskulturverbände, auf ein wichtiges Anliegen aufmerksam (siehe Entwurf Jahressteuergesetz 2024: Große Enttäuschung für den Kunsthandel)
Kritisch äußerte er sich noch im Mai dazu, dass der ursprüngliche Entwurf des Bundesfinanzministeriums nicht die Einführung eines ermäßigten Umsatzsteuersatzes für Galerien und den Kunsthandel vorsah. Diese Tatsache stieß auf großes Unverständnis und löste Diskussionen über die Förderung der Kunstwelt im steuerlichen Kontext aus.
Finales Engagement von Claudia Roth von Erfolg gekrönt
Der Deutsche Kulturrat bat daraufhin Kulturstaatsministerin Claudia Roth, sich auf den finalen Strecken noch zu engagieren und beim Bundesfinanzminister für die Senkung des Mehrwertsteuersatzes für Galerien und den Kunsthandel einzusetzen. Dieses Vorhaben war erfolgreich. Der Deutsche Kulturrat bedankt sich herzlich bei Claudia Roth für ihren Einsatz und gratuliert zu diesem bedeutenden kulturpolitischen Erfolg.
Der Leiter des Deutschen Kulturrates, Olaf Zimmermann, äußerte sich in einer Pressemitteilung des Kulturrates wie folgt:
Die Wiedereinführung des ermäßigten Umsatzsteuersatzes für den Kunsthandel ab dem 1. Januar 2025 ist ein bedeutender Erfolg in der Kulturpolitik. Lange Zeit wurde darüber debattiert. Nachdem die Voraussetzungen auf EU-Ebene geschaffen wurden, stand nun die Umsetzung in Deutschland an. Der Verdienst dafür, dass es bis zur Kabinettsbefassung gelungen ist, innerhalb der Bundesregierung eine Mehrheit zu gewinnen, gebührt Claudia Roth. Vielen Dank!“.
Rückblick
Kunst ist Kulturgut. Und dafür gilt in Deutschland der ermäßigte Mehrwertsteuersatz von 7%. Diese Maßnahme soll dazu dienen, die kulturelle Landschaft zu fördern und den Zugang zur Kunst für alle Bürger zu erleichtern. Leider wurde im Jahr 2014 die Steuerermäßigung für den gewerblichen Verkauf von Kunstwerken in Deutschland abgeschafft, entgegen dem langjährigen politischen Grundsatz, den Kulturbereich durch Steuerermäßigungen zu unterstützen.
Diese Entscheidung wurde durch eine Richtlinie der EU aus dem Jahr 2006 beeinflusst, die Deutschland zur Umsetzung zwang, um einem Vertragsverletzungsverfahren der Europäischen Kommission aus dem Weg zu gehen. Diese Abschaffung führte zu erheblichen Ungleichgewichten und Belastungen für Galerien, die nun voll besteuert werden.
Im Vergleich zu Künstler:innen, deren Werke weiterhin mit einem ermäßigten Satz besteuert werden, sowie anderen kulturellen Gütern und Veranstaltungen wie Büchern, Konzerten und Theateraufführungen, die ebenfalls nur mit 7% besteuert werden, standen Galerien nun im Nachteil.
Dieser künstliche Wettbewerbsnachteil setzte die deutschen Galerien insbesondere im internationalen Vergleich unter Druck. In Ländern wie Frankreich, der Schweiz, England und New York gelten niedrigere Mehrwertsteuersätze für den Kunsthandel, was dazu führte, dass deutsche Galerien einem unfairen Wettbewerb ausgesetzt waren.
Die Folgen dieser Entscheidung waren fatal: Viele kleine und mittelständische Galerien mussten seit 2014 schließen, was nicht nur für die betroffenen Galeristen tragisch war, sondern auch zu einem Mangel an Nachwuchs im deutschen Kunstmarkt führte.
Bereits vor dem Ausbruch von Covid-19 haben die deutschen Kunsthandelsverbände vehement die Rückkehr zum ermäßigten Mehrwertsteuersatz von sieben Prozent gefordert, der bis Ende 2013 gültig war.
Die erheblichen finanziellen Belastungen und Herausforderungen für den Kunsthandel in Deutschland bedurften dringend einer Lösung, die nun glücklicherweise gefunden wurde.
Inhaber und Geschäftsführer von Kunstplaza. Publizist, Redakteur und passionierter Blogger im Bereich Kunst, Design und Kreativität seit 2011. Erfolgreicher Abschluss in Webdesign im Rahmen eines Hochschulstudiums (2008). Weiterentwicklung von Kreativitätstechniken durch Kurse in Freiem Zeichnen, Ausdrucksmalen und Theatre/Acting. Profunde Kenntnisse des Kunstmarktes durch langjährige journalistische Recherchen und zahlreichen Kooperationen mit Akteuren/Institutionen aus Kunst und Kultur.