Die Covid-Krise, deren Nachwirkungen immer noch zu spüren sind, hat deutlich gemacht, wie wichtig eine starke und nachhaltige Bundeskulturförderung ist.
Der Neustart Kultur bot die Chance, bestehende Förderungsprogramme zu überdenken und an die Bedürfnisse der Künstler, Kunstzentren und soziokulturellen Projekte anzupassen. Es ist entscheidend, dass die Bundesregierung in diesem Kontext auch weiterhin die richtigen Maßnahmen ergreift und ausreichend finanzielle Unterstützung bereitstellt.
Der Deutsche Kulturrat nimmt hier eine zentrale Rolle ein. Auch der Bundesverband Bildender Künstlerinnen und Künstler mit Sitz in Berlin ist hierbei ein wichtiger Partner, um Informationen und Kontakt zu den Förderungsmöglichkeiten zu finden.
Auswirkungen der Coronakrise auf Kunst-, Kultur- und Mediensektor
Die Coronapandemie, die von 2020 bis 2023 anhielt, hatte verheerende Auswirkungen auf den Kunst-, Kultur- und Mediensektor. Die Maßnahmen zur Eindämmung des Virus führten dazu, dass öffentliche und private Kultureinrichtungen sowie Veranstaltungsorte in großem Umfang schließen mussten.
Dadurch wurde das normale kulturelle Leben mit seinen tausenden täglichen Angeboten im gesamten Land stark eingeschränkt. Diese Schließungen hatten weitreichende Konsequenzen für Künstlerinnen und Künstler, aber auch für die betroffenen Kulturorte, -einrichtungen und -vereine.
Viele von ihnen gerieten in existentielle Notlagen und sahen sich mit der Sorge konfrontiert, dass sie diese schwere Zeit ökonomisch nicht überstehen würden. Für viele Menschen war dies ein tiefer Einschnitt in ihr berufliches Leben sowie eine enorme psychische Belastung.
Denn nicht nur ihre Existenzgrundlage stand auf dem Spiel, sondern auch ihre Leidenschaft und ihr Engagement für Kunst und Kultur wurden massiv beeinträchtigt. Der Verlust von Auftritten oder Ausstellungsmöglichkeiten bedeutete nicht nur einen finanziellen Einbruch, sondern oft auch einen schweren persönlichen Verlust.
Darüber hinaus hatten die Einschränkungen im kulturellen Bereich auch große Auswirkungen auf das Publikum. Menschen konnten keine Live-Konzerte mehr besuchen, Theateraufführungen waren abgesagt und Museumsbesuche wurden unmöglich gemacht.
Das Bedürfnis nach kultureller Teilhabe konnte somit vielerorts nicht erfüllt werden.
Langer Weg zurück zur „Normalität“
Die Folgen dieser Krise werden noch lange zu spüren sein. Viele Künstlerinnen und Künstler mussten sich alternative Wege suchen, um ihre Kunst weiterhin präsentieren zu können. Virtuelle Ausstellungen, Online-Konzerte und Streaming-Angebote wurden vermehrt genutzt, um das Publikum trotz der Schließungen zu erreichen.
Dennoch bleibt die Sorge bestehen, dass der Kunst-, Kultur- und Mediensektor langfristig geschwächt ist. Das Vertrauen in die Stabilität dieses Bereichs wurde erschüttert und es bedarf großer Anstrengungen, um wieder zur Normalität zurückzukehren.
Stellenwert und Bedeutung des kulturellen Sektors für unsere Gesellschaft
Es ist wichtig anzuerkennen, welchen enormen Beitrag der Kunst-, Kultur- und Mediensektor für unsere Gesellschaft leistet. Er bereichert unser Leben auf vielfältige Weise und trägt maßgeblich zum kulturellen Austausch sowie zur Identitätsbildung bei. Daher sollten wir uns bewusst machen, wie essenziell diese Bereiche sind und sie unterstützen – sowohl finanziell als auch durch unsere Teilnahme an kulturellen Veranstaltungen.
Die Coronapandemie hat gezeigt, wie verwundbar der Kunst-, Kultur- und Mediensektor ist. Es liegt nun an uns allen gemeinsam daran zu arbeiten, dass er gestärkt aus dieser Krise hervorgeht – damit das normale kulturelle Leben mit all seinen Facetten bald wieder stattfinden kann.
Hilfen und Förderprogramme während der Krise
Auch im Kultursektor konnten die üblichen Wirtschaftsförderprogramme genutzt werden, doch sie erwiesen sich oft als ungeeignet.
Öffentliche Kultureinrichtungen und Unternehmen in der Kulturbranche hatten zudem die Möglichkeit, Kurzarbeit zu beantragen. Auch der Zugang zur Grundsicherung wurde erleichtert.
Für das Überleben und den Fortschritt des Kultursektors waren jedoch spezielle Unterstützungsprogramme vom Bund, von den Ländern und teilweise auch von den Kommunen entscheidend. Neben finanzieller Hilfe sendeten diese Programme auch ein wichtiges Signal aus:
Kunst und Kultur sind unverzichtbar für unsere Gesellschaft.“
Das hatte sowohl wirtschaftliche Bedeutung für diesen Sektor als auch eine breitere Anerkennung seiner Rolle. Eine besonders wichtige Rolle spielte dabei das Programm NEUSTART KULTUR, welches von der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien ins Leben gerufen wurde.
Mit einem Volumen von 2 Milliarden Euro über drei Jahre und einer dezentralen Vergabe sollte dieses Programm dazu beitragen, die Auswirkungen der Pandemie auf gemeinnützige Einrichtungen sowie private Unternehmen im Bereich Kunst und Kultur abzufedern und ihre Zukunft zu stärken.
Der Fokus von NEUSTART KULTUR lag auf drei Hauptbereichen:
- Finanzierung von Maßnahmen im Zusammenhang mit der Pandemie
- Stärkung und Ausbau der kulturellen Infrastruktur
- Entwicklung alternativer Kulturangebote, einschließlich digitaler Formate.
Darüber hinaus wurden finanzielle Einbußen und zusätzlicher finanzieller Bedarf seitens staatlich geförderter Institutionen und Projekte infolge der Pandemie zum Teil aufgefangen.
Die Initiative Musik spielte eine entscheidende Rolle bei der Umsetzung von Teilprogrammen für die Musikbranche. Deren Teilprogramme konzentrierten sich vor allem auf die Livemusikbranche, die besonders stark von der Corona-Pandemie betroffen war.
Die Fördermittel konnten für die Organisation und Durchführung von Musikevents und Festivals verwendet werden.
Im Zuge des Programms Neustart Kultur hat die Bundesregierung insgesamt 7 Millionen Euro für das Pop-Stipendium bereitgestellt, um die negativen Auswirkungen der Corona-Pandemie auszugleichen.
Im Zeitraum von 2022 bis 2023 hat der BV Pop insgesamt 1124 Stipendien an Künstler:innen aus dem Bereich der Popmusik vergeben. Besonderes Augenmerk lag dabei auf jungen Musiker:innen und ihrer Unterstützung bei der Weiterentwicklung ihrer Professionalität durch Beratung und Coaching.
Die Rolle der Bundeskulturförderung in Zeiten des Neustarts
In Zeiten des Neustarts ist die Rolle der Bundeskulturförderung von entscheidender Bedeutung für die Wiederbelebung der Kulturszene.
Der Neustart Kultur bietet eine Chance, die Lehren aus der Krise zu ziehen und eine verbesserte Förderung durch die Bundesregierung zu ermöglichen. Es gilt, den künstlerischen Schaffenden und Kultureinrichtungen Unterstützung zukommen zu lassen, um ihre Projekte und Programme umsetzen zu können.
Die Bundeskulturförderung spielt hierbei eine wichtige Rolle, indem sie finanzielle Mittel bereitstellt und damit die Realisierung von Kunst- und Kulturprojekten ermöglicht. Dies ist besonders wichtig für kleinere Projekte oder solche, die sich in einer Aufbauphase befinden.
Die Förderung kann beispielsweise in Form von Zuschüssen oder Stipendien erfolgen. Darüber hinaus spielt auch der Bundesverband Soziokultur e.V. eine wichtige Rolle bei der Unterstützung von soziokulturellen Zentren und Bildenden Kunstprojekten.
Durch seine Arbeit werden Informationen über aktuelle Förderprogramme bereitgestellt sowie Kontakte zwischen Künstlerinnen und Künstlern sowie potenziellen Fördergebern hergestellt.
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Ein weiterer Aspekt ist die digitale Transformation im Bereich Kunst und Kultur. Der Einsatz digitaler Medien kann den Zugang zu Kunstwerken erleichtern und somit neue Zielgruppen erreichen. Social-Media-Kanäle wie Facebook, Instagram, TikTok und Co. bieten Möglichkeiten zur Vernetzung sowie zur Verbreitung von Informationen über kulturelle Veranstaltungen.
Um den Neustart der Kultur bestmöglich zu gestalten, ist es wichtig, die Bedürfnisse und Einstellungen der Künstlerinnen und Künstler zu berücksichtigen. Eine enge Zusammenarbeit zwischen den Akteuren der Bundeskulturförderung und den Kunstschaffenden ist daher unerlässlich. Nur durch einen offenen Dialog und eine kontinuierliche Evaluation können optimale Förderstrukturen geschaffen werden.
Hat das Förderprogramm NEUSTART KULTUR gewirkt? Eine Stellungnahme des Deutschen Kulturrates
Unter Führung des Deutschen Kulturrates fanden seit 2020 regelmäßige Treffen statt, bei denen Bundeskulturverbände, Fonds, Stiftungen und andere Institutionen zusammenkamen. Diese Organisationen haben Mittel aus dem Bundesprogramm NEUSTART KULTUR (2020 bis 2023) vergeben.
Ziel der Treffen war es, Erfahrungen auszutauschen und Verbesserungsmöglichkeiten in der Umsetzung der Programme zu besprechen. Zudem sollten Synergien bei der Vergabe von Fördermitteln ermöglicht werden. Der Deutsche Kulturrat selbst hat jedoch keine Fördermittel verteilt.
Nach Abschluss des Förderzeitraums im Sommer 2023 zeigt sich deutlich: Das Programm NEUSTART KULTUR hatte positive Auswirkungen und ging über die reine Stabilisierung des Bestehenden hinaus.
Es hat dazu beigetragen, den kulturellen Bereich angesichts gesellschaftlicher und wirtschaftlicher Veränderungen unserer Lebensrealität in den letzten Jahren weiterzuentwickeln und zusätzliche Bedürfnisse aufzuzeigen.
Die Erfolgsfaktoren von NEUSTART KULTUR
Hier wurden laut Kulturrat folgende spezifische Erfolgsfaktoren heraus gearbeitet:
Enge Verzahnung im Kultursektor
Die 78 Einzelprogramme, die über einen Zeitraum von drei Jahren durchgeführt wurden, wurden in enger Zusammenarbeit mit dem Kultursektor entwickelt.
Die breite Palette der Bundeskulturverbände, die Bundeskulturfonds, die Kulturstiftung des Bundes und die Kulturstiftung der Länder, sowie weitere Kulturförderorganisationen und Verwertungsgesellschaften waren an der Finanzierung beteiligt und engagieren sich in den Entscheidungsprozessen zusammen mit den Kulturakteuren.
Eröffnung von Möglichkeitsräumen
Aufgrund der Pandemie konnten Veranstaltungen nicht stattfinden, daher wurden die einzelnen Programme entwickelt, um Möglichkeiten zu eröffnen.
Diese Möglichkeiten sollen insbesondere dazu dienen, die künstlerische und unternehmerische Tätigkeit zu stabilisieren, neu auszurichten und zu erweitern sowie nicht öffentlich geförderte Kultureinrichtungen neu auszurichten.
Schnelle Organisationsentwicklung
Die Mittel ausreichenden Institutionen haben ihre Organisation innerhalb kürzester Zeit weiterentwickelt, Prozesse optimiert, die Digitalisierung vorangetrieben und ihr Personal aufgestockt.
Diese Entwicklung war eine erhebliche Herausforderung, die unter hohem Erwartungsdruck von Seiten der Kulturszene, Politik, Verwaltung sowie Öffentlichkeit und Medien gemeistert wurde.
Die vollständige Stellungnahme des Deutschen Kulturrates zum Bundesförderprogramm NEUSTART KULTUR und seiner Wirkung finden Sie hier: „NEUSTART KULTUR: Erfahrungen nutzen, um Passgenauigkeit und Wirtschaftlichkeit der Bundeskulturförderung zu stärken“.
Herausforderungen bei der Umsetzung einer verbesserten Kulturförderung
Eine verbesserte Kulturförderung birgt noch immer zahlreiche Herausforderungen im Rahmen des Neustarts der Kultur nach der Krise.
Die Bundeskulturförderung spielt hierbei eine entscheidende Rolle, um die Entwicklungen in der Kulturszene zu unterstützen und das kulturelle Leben wieder zum Blühen zu bringen.
Daher sieht der Deutsche Kulturrat mit Blick auf die Bundeskulturförderung noch Handlungsbedarf und fordert, folgende Aspekte bei künftigen Förderansätzen zu berücksichtigen:
- Weiterhin auf staatsferne Vergabe von Fördermitteln setzen
- Investitionsstau beseitigen
- Digitalisierung vorantreiben
- Ausgewogenes Verhältnis von Projekt- und Strukturförderung
- Verwaltungsvereinfachungen beibehalten
- Austausch der mittelausreichenden Institutionen unter dem Dach des Deutschen Kulturrates fortsetzen
Wenige Tage vor der Stellungnahme zu NEUSTART KULTUR forderte der Kulturrat außerdem, die Arbeitslosenversicherung für Selbstständige zu verbessern und perspektivisch weiterzuentwickeln. Gerade im Kultur- und Mediensektor ist in vielen Feldern die selbstständige Tätigkeit typisch. Jedoch werden eben diese Selbstständigen aufgrund der Eingangsvoraussetzung von vorneherein ausgeschlossen, da sie zuvor nicht abhängig beschäftigt oder erwerbslos waren.
Inhaber und Geschäftsführer von Kunstplaza. Publizist, Redakteur und passionierter Blogger im Bereich Kunst, Design und Kreativität seit 2011. Erfolgreicher Abschluss in Webdesign im Rahmen eines Hochschulstudiums (2008). Weiterentwicklung von Kreativitätstechniken durch Kurse in Freiem Zeichnen, Ausdrucksmalen und Theatre/Acting. Profunde Kenntnisse des Kunstmarktes durch langjährige journalistische Recherchen und zahlreichen Kooperationen mit Akteuren/Institutionen aus Kunst und Kultur.