Wer seinen Kindern als Vorbereitung auf ein späteres Leben, das durch häufigen Musikgenuss entspannt werden soll, einen breiter gefächerten Musikgeschmack vorstellen möchte als das Gedudel der unter Marketinggesichtspunkten zusammengestellten Casting-Bands, wird sie in jungen Jahren an viele Musikrichtungen heranführen.
Die Heranwachsenden sollen dann die verschiedenen Formen der Unterhaltungsmusik ebenso kennenlernen wie die unterschiedlichen Gesichter der klassischen Musik, und dazu gehört, dass sie auch an das Thema “Oper” herangeführt werden.
Auch wenn gerade dieses Vorhaben von nicht wenigen Eltern durchaus mit gemischten Gefühlen betrachtet wird, Oper und Jugend scheint zunächst ein sehr sperriges Thema zu sein.
Doch schon das lebendige Interesse der Erwachsenen am Besuch eines Musiktheaters (wie die Opern-Spielstätten “kulturtheoretisch” genannt werden) wird von diesen Eltern häufig unterschätzt: Die Oper ist sehr präsent in unserem Land, ein Drittel der Bevölkerung geht einmal im Jahr in die Oper, 5 Prozent mehr als in eine Volksmusik- oder Schlageraufführung.
Die Eltern in unserem Land sind nach dem vom Zentrum für Kulturforschung jedes Jahr erstellten Kulturbarometer entschieden daran interessiert, ihre Kinder für die klassische Musik und für unser musikalisches Erbe zu begeistern.
Auf diese ermutigenden Ergebnisse der Auswertung von Besucherzahlen und Befragungen haben sich die Musiktheater in den letzten Jahren mit wachsender Begeisterung eingestellt, es gibt immer mehr Angebote für Kinder und Jugendliche, die den Einstieg in unser großartiges Kulturerbe von jeder unangebrachten Ehrfurcht befreien und einfach Laune machen.
Nehmen wir als Beispiel eine unserer Hauptstadt-Opern: Die Deutsche Oper Berlin hat mit der “Jungen Deutschen Oper” einen eigenen Kinder & Jugendbereich entwickelt, in dem ganz schön was los ist: Es gibt eine Konzertreihe für die Allerkleinsten, die sogenannten “Babykonzerte”, Adventssingen für Kinder und im Frühjahr Max und Moritz als szenisches Sitzkissenkonzert, geeignet für Kinder ab 4 Jahren.
Verschiedene Stücke wurden für Kinder und Jugendliche speziell inszeniert, so gibt es Peter I. Tschaikowskijs “Nussknacker” als Aufführung unter dem Motto “Kinder tanzen für Kinder”, nach Wolfgang Amadeus Mozarts Motiven entstand das Märchen von der Zauberflöte für Kids ab 5 Jahren, und die Teenies ab 14 Jahren konnten sich bis zum Frühjahr 2013 an einem Jugendprojekt zu Wagners “Ring des Nibelungen” mit dem Namen “Der Ring: Next Generation” aktiv beteiligen.
Dieses einzigartige Projekt gab bis zu 80 Jugendlichen die Möglichkeit, selbst die Bühne der Deutschen Oper kennenzulernen und zusammen mit einem Regieteam, Musikern und Sängern einen neuen und experimentellen Musiktheaterabend zu entwickeln.
Die “Next Generation” repräsentiert sich hier nicht nur als nachfolgende Generation, die wie schon im Original von Wagner für die Eltern die Welt in Ordnung bringen soll, ihrem Lebensgefühl wird auch Rechnung getragen, indem DJ Alexandra Holtsch und DJ Panacea Elektronik und Sound von der Platte gegen die Wagner-Musik aus dem Orchestergraben setzen.
Andere Stücke wurden ganz neu für Kinder geschrieben, zum Beispiel das Stück “Irgendwie Anders”, ein Musiktheater von Juliane Klein und “Oh, wie schön ist Panama”, Musiktheater von Lin Wang nach Motiven von Janosch, das im Januar 2013 Premiere hatte. Beide Aufführungen sind für kleine Besucher ab 5 Jahren geeignet.
Für Kinder zwischen 5 und 9 Jahren gibt es dann noch die Opernmäuse, die ihre Neugier bei der Entdeckung der Oper in Führungen und in Workshops hinter den Kulissen ausleben dürfen, die Deutsche Oper Berlin hat einen eigenen Kinderchor, und für ältere junge Menschen von 15 bis 30 Jahren gibt es den Jugendclub – backstage, mit dem die Teenies an Opernvorstellungen, Orchester- und Bühnenproben und Führungen teilnehmen können.
Der Opern-Stammtisch des Jugendclubs vermittelt Begegnungen mit Künstlern und Mitarbeitern, Mitglieder des Dachverbands „Juvenilia“ können sich mit den Jugendclubs anderer europäischer Opernhäuser austauschen.
Für Interessenten an aktiver Teilnahme ist der Jugendclub – onstage gedacht, ein Spielclub für Musiktheaterbegeisterte mit dem “Musiktheater-Labor”, in dem recherchiert, probiert und experimentiert wird. Die Jugendlichen lernen den gesamten Entwicklungsprozess eines Opern-Projekts kennen und dürfen ganz zum Schluss selbst auf die “Bretter, die die Welt bedeuten”.
Zumindest in Berlin ist es also nicht im Mindesten schwer, einem Kind oder Jugendlichen die Welt der Oper eindrucksvoll nahe zu bringen, alle Infos zu den Kinder- und Jugendprojekten finden Sie auf der Website www.deutscheoperberlin.de unter dem Link “Junge Deutsche Oper“.
Solche Projekte rund um die Oper gibt es jedoch in vielen Städten in Deutschland, erkundigen Sie sich doch einmal in Ihrem heimischen Opernhaus. Oder Sie suchen auf der Website von Juvenilia, der europäischen Vereinigung der jungen Opernfreunde, nach Angeboten für junge Menschen, Sie erreichen die (nur englischsprachige) Seite unter www.juvenilia.org.
Spannende Einblicke in die Arbeit mit Kindern in Bezug auf das Thema Oper erlangen Sie auch in dem folgenden Beitrag von Christoph Hölscher. Er probt darin mit Kindern die hohe Kunst der Oper. Hier bereiten erwachsene Musiker und Darsteller das Genre Oper kindgerecht auf:
Vielleicht verspüren Sie bei dieser Gelegenheit auch wieder einmal Lust, sich einen aufregenden Opernabend zu gönnen? Oder fangen Sie als Erwachsener gerade erst an, sich für die Oper zu interessieren?
Dann haben Sie ebenfalls die Wahl unter verschiedenen Opern, die für erwachsene “Opern-Anfänger” empfohlen werden, demnächst finden Sie auch zu diesen “Opern für Anfänger” hier einen Artikel.
Passionierte Autorin mit regem Kunstinteresse