euward9 – The European Art Award
Eine hochkarätige Jury aus anerkannten internationalen Expert*innen bestimmte am vergangenen Samstag, den 16. September zum neunten Mal die Preisträger*innen des renommierten Kunstpreises der Augustinum Stiftung für Malerei und Grafik im Kontext geistiger Behinderung.
Preisträger*innen des euward9
In alphabetischer Reihenfolge wurden Samaneh Atef (Lyon, FR), Belén Sánchez (Madrid, ESP) und Desmond Tjon A Koy (Amsterdam, NL) als die Preisträger*innen des euward9 bekannt gegeben.
Die Jury traf ihre Entscheidung am vergangenen Wochenende – genauer gesagt am 16. September – und bestimmte somit die drei talentierten Künstler*innen aus einer Vielzahl von Bewerbern für den Europäischen Kunstpreis für Malerei und Grafik im Kontext geistiger Behinderung der Augustinum Stiftung.
Im Jahr 2024 werden sie mit dieser bedeutenden Auszeichnung geehrt werden dürfen.
Die Preisträger*innen in alphabetischer Reihenfolge
Samaneh Atef
Samaneh Atef (*1989) lebt in Lyon, FR und wurde 1989 in Badar Abbas, Iran geboren. Atefs Feder- und Tuschezeichnungen erzählen die Geschichte der Frau von der Lebensspenderin bis zur Gefangenen, von der gefeierten Gebärerin und Heilerin bis zum Sündenbock und allem, was dazwischen liegt.
Als autodidaktische Außenseiterkünstlerin verleiht sie mit ihren symbolischen Werken denen eine Stimme, die in unserer heutigen Welt immer noch an den Rand gedrängt werden.
Belén Sánchez
Belén Sánchez (*1972) lebt in Madrid, ESP und ist seit 2008 Mitglied des Studio Debajo del Sombrero. Im Mittelpunkt ihrer Zeichnungen, Collagen, Skulpturen und Filme steht ihr eigener Körper, mit dem sie Geschichten von Aggression und Heilung erzählt.
Als Performerin schlüpft sie dabei sowohl in die Rolle des Bösen als auch des Guten. Dadurch schafft sie einen spannungsgeladenen Aktionsraum, der sie sowohl in die Lage versetzt durch die Abgründe der Gewalt zu wandern als auch die moralischen Konflikte stets positiv aufzulösen.
Desmond Tjon A Koy
Desmond Tjon A Koy (*1993) lebt in Amsterdam, NL und ist ghanaisch-surinamischer Abstammung. Er arbeitet gerne mit Bleistift und Fineliner an Themen, die mit der Kultur schwarzer Völker, Religionsgeschichte und Musik zu tun haben.
In letzter Zeit beschäftigt sich sein Werk immer mehr mit der Geschichte und dem Freiheitskampf der People of Colour.
euward9 als renommiertes Forum für Kunst, die im Kontext geistiger Behinderung entsteht
Seit dem Jahr 2000 hat der euward als renommiertes Forum für Kunst im Kontext geistiger Behinderung einen besonderen Stellenwert erlangt. Er würdigt die einzigartigen Qualitäten dieser Art von Kunstwerken, die einen unvergleichlichen Zugang zur Welt und ihrer Wahrnehmung bieten.
Der euward ist eine europaweit anerkannte Auszeichnung, die das Gesamtwerk eines jeden Künstlers oder jeder Künstlerin ehrt und somit zum einzigen Preis seiner Art avanciert.
Dieser weltweit angesehene Kunstpreis wird zudem maßgeblich durch Unterstützung internationaler Museen und Kulturinstitutionen getragen.
Die Augustinum Stiftung verleiht den Preis alle drei Jahre. Förderer des diesjährigen euward9 sind die Aktion Mensch, die Edith-Haberland-Wagner Stiftung und die Louisoder und Pfefferkorn Stiftung.
Über 240 Künstler*innen aus 25 Ländern Europas bewarben sich in diesem Jahr für den euward; das euward-Kuratorium nominierte daraus 19 Teilnehmer*innen für den Preis.
Die Jury hat aus dieser Shortlist schließlich die drei Preisträger*innen ausgewählt.
Vom 17. Mai bis 14. Juli 2024 werden die Preisträger*innen mit einer monografischen Ausstellung im Haus der Kunst, München, geehrt und mit Geldpreisen sowie einem Katalog im Gesamtwert von rund 25.000 Euro gefördert. Auf der Vernissage und Preisverleihung am 16. Mai 2024 im Haus der Kunst wird schließlich auch das Ranking, Plätze 1–3, der
Preisträger*innen bekanntgegeben.
Die am 16. September tagende Jury des euward9 war mit anerkannten Expert*innen international besetzt:
- Dr. Ivana Basicevic Antic, Direktorin des Museum of Naive and Marginal Art / Jagodina, SRB
- Dr. Carine Fol, Künstlerische Direktorin, CENTRALE for contemporary art / Brüssel, B
- Dr. Monika Jagfeld, Direktorin, open art museum – zentrum für outsider kunst / St. Gallen, CH
- Prof. Colin D. Rhodes, Hunan Normal University, Kurator, Autor / Silverstone, UK
Veranstalter
Augustinum gemeinnützige GmbH, Stiftsbogen 74, 81375 München, www.augustinum.de
Save-the-date: Vernissage und Preisverleihung 2024
Donnerstag, 16.05.2024, 18 Uhr
Im Haus der Kunst, Prinzregentenstraße 1, 80538 München
Vernissage und Verleihung des 1., 2. und 3. Preises, in Anwesenheit der Künstler*innen
Informationen siehe euward9 – Haus der Kunst in München stellt Preisträger*innen aus
Kuratorium
- Christian Berst (Galerist, Ausstellungskurator, Autor) / Paris
- Sabine Brantl (Kuratorin, Leitung Archiv, Haus der Kunst) / München
- Dr. Monika Jagfeld (Direktorin, Museum für schweizerische Naive Kunst und Art Brut) / St. Gallen
- Elena Sorokina (Ausstellungskuratorin) / Paris
- Stephanie Weber (Kuratorin für Gegenwartskunst, Lenbachhaus München) / München
- Matti Wustmann (Zeichner und Animator, sieben/barner16) / Hamburg
Ausstellung im Haus der Kunst
Im Haus der Kunst findet zum euward9 – dem 9. Kunstpreis für Malerei und Grafik im Kontext geistiger Behinderung zwischen 17.5.—14.7.24 eine Ausstellung in der Südgalerie statt.
Im Jahr 2024 wird das Haus der Kunst mit Freude die Preisträger*innen und nominierten Künstler*innen des euward9 willkommen heißen.
Als öffentliche Institution setzt sich das Haus der Kunst dafür ein, dass jeder am gesellschaftlichen Austausch durch die Kunst teilhaben kann. Dabei sind Diversität, Gleichberechtigung, Inklusion sowie Zugänglichkeit zentral in seiner Arbeit verankert und werden auch bei Programmplanungen oder Ausstellungs-Entwicklungen berücksichtigt.
Das Gebäude selbst wurde bereits 1937 als „Haus der Deutschen Kunst“ eröffnet und war damals ein wichtiger Ort nationalsozialistischer Propaganda-Kunstpolitik. Die NS-Politiker nutzten dabei eine pseudo-medizinische Sprache zur Diffamierung moderner Kunstrichtungen sowie direkte Vergleiche mit Fotografien von Menschen mit körperlicher bzw. geistiger Beeinträchtigungen zu deren Ausschaltung aus den Museen Deutschlands heranzuziehen – was besonders verstörend ist
Angesichts dieser historischen Hintergründe trägt das Haus heute eine besondere Verantwortung als Ausstellungsort.
Mit seiner neunten Ausgabe findet der euward 2024 bereits zum fünften Mal im Haus der Kunst statt, seit 2021 mit einer entscheidenden Veränderung: Der euward ist keine Gastausstellung mehr, sondern ein Baustein, der wie die anderen Projekte im Jahresprogramm des Haus der Kunst vermittelt wird.
Dieser Schritt rückt die Künstler*innen und ihre Werke in den Vordergrund und bringt das Format näher an die Intention des Preises, der sich im Kontext der zeitgenössischen Kunst etablieren will.
Die Ausstellung des euward9 bietet auch die Chance, gewohnte Vorstellungen und Konventionen zu hinterfragen und dem künstlerischen Schaffen der Preis-träger*innen und nominierten Künstler*innen frei und ohne etablierte Deutungsmuster zu begegnen.
Die Institutionen der Kunstwelt müssen sich neu erfinden, ihre Konzepte sich grundlegend wandeln. Unsere gewohnte Vorstellung von Normalität ist verdampft, hat sich vom Rost ihrer starren Gewissheiten befreit. Und so bietet die Zusammenarbeit mit der Augustinum Stiftung dem Haus der Kunst eine Chance, seine grundlegenden Werte in neuer Gestalt zur Geltung zu bringen.“
Andrea Lissoni, Künstlerischer Direktor Haus der Kunst, im Grußwort des Katalogs von euward8, 2021.
Die Ausstellung wird vom 17. Mai bis 14. Juli 2024 in der Südgalerie des Haus der Kunst gezeigt. Kuratiert von Klaus Mecherlein (Augustinum Stiftung) und Sabine Brantl (Haus der Kunst).
Kontakt
Haus der Kunst | Südgalerie
Prinzregentenstraße 1, 80538 München
Hausderkunst.de | @HausderKunst
Inhaber und Geschäftsführer von Kunstplaza. Publizist, Redakteur und passionierter Blogger im Bereich Kunst, Design und Kreativität seit 2011. Erfolgreicher Abschluss in Webdesign im Rahmen eines Hochschulstudiums (2008). Weiterentwicklung von Kreativitätstechniken durch Kurse in Freiem Zeichnen, Ausdrucksmalen und Theatre/Acting. Profunde Kenntnisse des Kunstmarktes durch langjährige journalistische Recherchen und zahlreichen Kooperationen mit Akteuren/Institutionen aus Kunst und Kultur.