Die Welt der Musik ist eine Wunderwelt, der unglaublich viele Menschen als passive Zuhörer geradezu verfallen sind. Wie gerne würden viele von ihnen auch selbst zu den Musikern gehören, aktiv ein Instrument spielen können.
Der traditionelle Musikunterricht und seine Herausforderungen
Der traditionelle Musikunterricht hat seit Jahrzehnten eine wichtige Rolle gespielt. Doch trotz seiner Bedeutung für die musikalische Erziehung gibt es immer wieder Herausforderungen, die Lehrerinnen und Lehrer bewältigen müssen.
Einer der größten Kritikpunkte am traditionellen Musikunterricht ist seine mangelnde Flexibilität. Oftmals werden festgelegte Unterrichtspläne abgearbeitet und Schülerinnen und Schüler haben kaum Spielraum, um ihre eigenen Interessen und Talente auszuleben.
Auch das Finden von geeignetem Unterrichtsmaterial kann sich als schwierig erweisen, vor allem in Bezug auf aktuelle Themen oder spezielle Musikgenres wie Klassik oder Jazz.
Zudem können Rhythmus-Übungen oder Notenlesen für manche Schülerinnen und Schüler eine Herausforderung darstellen.
Schlussendlich waren es teils erhebliche Kosten für individuellen Musikunterricht, die für die musikalische Ausbildung über die Jahre ordentlich zu Buche schlagen konnten.
Web 2.0 und innovative Online-Learning Plattformen für bedarfsgerechten Musikunterricht
Mit dem Web 2.0 war dieser eingeschränkte Zugang vorbei, jeder konnte sich fortan die Welt der Musik erobern, der Musikunterricht war nun nämlich online verfügbar.
Möglich gemacht haben diesen innovativen Musikunterricht im Internet neue Plattformen wie get2play.com (in 2023 nicht mehr verfügbar). Die gleichnamige GmbH aus Berlin hatte im April 2013 eine Online-Musikschule an den Start gebracht.
Auf diesem Portal konnten Schüler nach dem ganz persönlich besten Musiklehrer suchen, sie bot damit vielen professionellen Lehrern einen neuen Vermarktungskanal, der die Aufmerksamkeit, die über andere Anzeigenkanäle im Internet oder über örtliche Kleinanzeigen erreicht worden war, deutlich toppen konnte.
Die Website bot Online-Videotutorien, in denen Musikinteressierte sehr anschaulich den perfekten Umgang mit ihrem Lieblingsinstrument lernen konnten. Die Lernvideos waren durchdacht und strukturiert aufgebaut, und sie boten verschiedenste Service-Funktionen, wie drei unterschiedliche Kameraperspektiven, Slow-Motion-Funktionen und Loop-Funktionen.
Dieses Wissen konnte jeder Lernende auch gleich praktisch anwenden, indem er im Live-Videochat ein Online-Instrument spielte. So konnte er sich das leidige Üben auch noch etwas „versüßen“, indem er z. B. aktuelle Songs einstudierte und abspielte oder indem er die Techniken seiner Vorbilder online einstudierte.
Weiter erleichtert wurde das Lernen durch einen Videochat, die praktische Onlinebuchung und interaktive Multi-Kamera-Tutorien – So konnten Sie erst im Zeitalter des Web 2.0 lernen. Sie lernten, was Sie wollten, wann Sie wollten, von wem Sie wollten und wo Sie wollten – und das alles auch noch in einer wirklich einfachen Art und Weise, in einer nie dagewesenen Individualität und preiswert.
Die Suche nach dem genau passenden Lehrer war mit Get 2 play auch nicht mehr auf das nähere Umfeld beschränkt – die Plattform versammelte Lehrer aus Deutschland und der ganzen Welt. Jetzt können Sie also wirklich den perfekten Lehrer finden, wenn nicht hier, wird es ihn wohl nicht geben.
Get 2 play hatte sich nach eigener Aussage aufgemacht, die beste e-Learning-Platform für Musik entwickeln. Die Firmengründer waren begeistert von den neuen Möglichkeiten zu lernen, die das Internet bot und interessiert an jeder Erfahrung, Kritik oder Meinung, die zur Entwicklung der Plattform beitragen konnte.
Die Idee für das interessante Start-Up entstand 2012, als einer der Gründer ein Video auf Youtube veröffentlichte, in dem er ein selbst komponiertes Stück spielt. Es war sein erstes Video, und im Handumdrehen meldeten sich Fans aus der ganzen Welt mit mehreren tausend Klicks, die nach Unterricht per Skype oder Lehrvideos über Percussive Fingerstyle fragten.
Offensichtlich gab es einen großen Bedarf nach einer e-Learning-Plattform für Musik, und mit Blick auf die Entwicklung dieser gewann Gründer Tobias nun erst einmal beim Startup Weekend Hamburg und suchte sich dann Software Ingenieur Jan, die beiden zogen nach Berlin zog und gründeten Get2play.
Leider steht die Plattform nicht länger zur Verfügung, was auch daran liegen könnte, dass das Angebot an Online Kursen, Plattformen, virtuellen Lernumgebungen und adaptiven Learning Apps in den vergangenen Jahren geradezu explodierte – nicht zuletzt durch den Digitalisierungsschub in Folge der Corona-Pandemie – und den Musikunterricht weiter revolutionierte.
Das führt uns zum Musikunterricht 3.0 …
Musikunterricht 3.0 – Instrumente erlernen per App
Moderne Apps können eine wertvolle Ergänzung zum traditionellen Musikunterricht sein. Für den interessierten Laien ist das völlig autonome Erlernen eines Instruments mithilfe einer interaktiven App nun ebenfalls möglich.
Es gibt viele unterschiedliche Anwendungen, die Schülerinnen und Schüler dabei unterstützen können, ihre Fähigkeiten im musikalischen Bereich zu verbessern. Einige dieser Apps sind speziell auf Kinder in der Grundschule ausgerichtet, während andere auch für Schülerinnen und Schüler der Sekundarstufe geeignet sind.
Dabei ist das Thema der App-Anwendung sehr vielfältig: Von Rhythmus-Übungen über das Musizieren von Klassik bis hin zur Vermittlung von grundlegenden Kenntnissen im Musikunterricht gibt es zahlreiche Möglichkeiten, um das Lernen mit Hilfe von Apps abwechslungsreich und interessant zu gestalten.
Im herkömmlichen Musikunterricht kann es schwierig sein, die Bedürfnisse und Fähigkeiten jedes einzelnen Schülers individuell zu berücksichtigen. Doch moderne Apps bieten eine Chance für genau das: individualisiertes Lernen im Musikunterricht.
Mit kostenlosen Downloads von Unterrichtsmaterialien oder Fachinformationen können Schülerinnen und Schüler der Grundschule bis zur Sekundarstufe detaillierte Informationen zu verschiedenen Themen rund um die Musik finden.
Auch das Musizieren wird durch Apps erleichtert, beispielsweise durch Rhythmus-Apps oder solche, die den Einsatz des Metronoms unterstützen. Klassische Musik kann durch interaktive Anwendungen auf spielerische Weise vermittelt werden. So kann jeder Schüler seine musikalischen Fähigkeiten verbessern und sich seinem eigenen Tempo entsprechend weiterentwickeln – ein großer Vorteil gegenüber dem traditionellen Unterrichtsstil.
Die jüngsten Entwicklungen in der künstlichen Intelligenz werden hier einen zusätzlichen Innovationsschub leisten und in Bälde einen höchst adaptiven und intelligenten 1-zu-1-Musikunterricht bieten, der sich am Schüler orientiert und dessen Entwicklung intelligent begleitet und fördert.
Auf der Website der MKM Musik & Kunst Schulen Management Niederösterreich GmbH veröffentlichte Mag. Dr. Wilfried Aigner in Zusammenarbeit mit dem Institut für musikpädagogische Forschung, Musikdidaktik und Elementares Musizieren und der Universität für Musik und darstellende Kunst Wien eine übersichtliche Darstellung zu Apps rund um den Musikunterricht:
Ungewöhnliche Instrumente & Sounds
Aufgelistet werden exemplarisch gleiche oder ähnliche Apps, jeweils für die Smartphone Betriebssysteme Android und iOS.
App für Android | Infos | App für iOS |
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NodeBeat | Gestengesteuertes Musikinstrument | NodeBeat |
Plasma Sound (HD) | Gestengesteuerter Soundgenerator | – |
Sonorox, Music Grid, Arpio | Gestengesteuerte Musikinstrumente auf „Raster“Basis; Step-Sequencer | Music Sound Key / TNR-i |
Sphere Tones | Gestengesteuertes Musikinstrument | Drop Dots |
Reactable | Gestengesteuertes (Profi-)Musikinstrument | Reactable |
Ultra Voice Changer | Eigene Sounds aufnehmen & mit Effekten verändern | VoiceChangerPlus |
Heat Synthesizer Demo/Pro | Klangsynthese, MIDI-fähig | Geo Synthesizer |
Piano Voice – Record & Play | Recording & Klanggestaltung | Soundoscope, Samplr |
– | Klanggenerator u. MIDI-Controller | Sound Prism (Pro) |
EtherSurface, Saucillator | Gestengesteuerte Soundgeneratoren, (EtherSurface: mit Dynamikkontrolle) | TC-Performer, Bebot |
Pixelwave, SpectrumGen | (Experimentelle) Synthesizer | Pixelwave, SpectrumGen, Sylo Synthesizer |
– | Akkorde spielen | SoundPrism |
– | gesture driven music synthesizer | GyroSynth |
„Gewöhnliche“ Instrumente
App für Android | Infos | App für iOS |
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Drum Kit oder Real Drum | Schlagzeug | Drum Kit Pro |
Real Guitar | Gitarre | Real Guitar |
Solo 2 (Guitar Solo lite) | Gitarre | Orphion |
Act Piano | Klavier (+Notenanzeige) | Virtuoso Piano Free 3 |
Perfect Piano | Klavier & andere (Tasten-)Instrumente | ThumbJam |
My Piano | Klavier & andere Instr., eigene Samples können aufgenommen werden; MIDI-fähig | ThumbJam |
Strasser Harmonika | Nachbildung einer 4-reihigen Knöpferlharmonika | Strasser Harmonika, Ocarina |
Piano Voice – Record & Play | Recording & Klanggestaltung | Soundoscope, Samplr |
Toy Piano | Toy Piano – Nachbildung | Toy Piano |
Drum pads 24 (div. Varianten) | Elektronische Drum- & Beatmaking-Pads | Drum Pads 24, iMaschine 2 |
Beat Shaker free | Schlaginstr. durch Handy bewegen spielen | Shaker Box |
Walk Band (Premium) | Gut spielbare Band-Instr. (Keys, g, b, dm) + zahlreiche Instrumental-Plugins | Garage Garage Band |
– | Band-Instrumente | Rockmate |
– | 40 verschiedene Instrumente | Thumb JAM |
– | Piano – Akkorde spielen, Songwriting | Navichord Lite |
Bass-Gitarre Tutor | E-Bass | Bass Guitar Tutor |
Weitere Tipps zur Betätigung und Rezeption im musikalischen und künstlerischen Bereich finden Sie in den Kunstplaza Kategorien Musik und Kunstkurse & Künstlerische Ausbildung.
Inhaber und Geschäftsführer von Kunstplaza. Publizist, Redakteur und passionierter Blogger im Bereich Kunst, Design und Kreativität seit 2011. Erfolgreicher Abschluss in Webdesign im Rahmen eines Hochschulstudiums (2008). Weiterentwicklung von Kreativitätstechniken durch Kurse in Freiem Zeichnen, Ausdrucksmalen und Theatre/Acting. Profunde Kenntnisse des Kunstmarktes durch langjährige journalistische Recherchen und zahlreichen Kooperationen mit Akteuren/Institutionen aus Kunst und Kultur.