Zappt man dieser Tage am Abend durch die Fernsehsender, so fallen vor allem in der politischen Debatte im Zuge der gestiegenen Einwanderung und der jüngsten Abgasskandale immer wieder zwei große Themen in den Fokus der Nachrichtensendungen, Talkshows und TV-Magazine: Integration und Umwelt.
Beide Bereiche sind zentrale Bestandteile für das Gelingen unserer Gesellschaft und elementar für ein friedliches und gesundes (Zusammen-)Leben. Das hat auch der aus Brasilien stammende Künstler und Maler Paul Riedel schon früh in seinem Leben erkannt und widmet sich neben dem künstlerischen Schaffen aufopferungsvoll sozialen, kulturellen und umweltschützenden Projekten.
In seiner Wahlheimat Münchnen dürfte er beispielsweise der Öffentlichkeit vor allem als Protestant und Kämpfer gegen die Abholzung von älteren Bäumen in der Stadt bekannt geworden sein.
Werfen wir also mal einen genaueren Blick auf diesen so vielschichtigen Vertreter der Münchner Kunstszene.
Paul Riedel – Kindheit und Jugend
Paulo Sergio Riedel wurde am 27. Mai 1960 in der brasilianischen Millionenstadt Sao Paulo geboren. Als uneheliches Kind wuchs er zunächst bei einer afro-brasilianischen Familie auf, konnte später dann in seine deutsch-italienische Familie integriert werden.
Wäre das nicht schon Herausforderung genug, wurde er sich bereits mit zehn Jahren seiner sexuellen Identität und seiner Orientierung hin zum eigenen Geschlecht bewusst und musste sich in der Jesuiten-Klosterschule schon sehr früh in seinem Leben mit den Dogmen der katholischen Kirche zum Thema Sexualität konfrontieren. Seine Homosexualität führte auch innerhalb seiner Familie zu Konflikten, wodurch er sich frühzeitig von ihr trennen musste.
Betrachtet man diese Umstände, denen sich der junge Paul Riedel schon sehr früh in seinem Leben stellen musste, wird rasch deutlich, dass er schnell lernen musste, Verantwortung für sein Leben zu übernehmen. Hier wird wohl auch der Grundstein für sein späteres Leben als leidenschaftlicher Aktivist und Verfechter einer offenen und toleranten Gesellschaft gelegt worden sein.
Ausbildung und beruflicher Werdegang
Wer jetzt annimmt, dass Paul Riedel eine klassische Ausbildung in der Kunst genossen hat, liegt falsch. Mit fünfzehn Jahren begann er seine erste berufliche Tätigkeit im Telekommunikationsministerium von Sao Paulo, in dessen Dienste er bis 1984 stand. Im Rahmen dieser Anstellung wurde er gefördert und startete zunächst eine Karriere in der Informationstechnologie.
Über ein Projekt von Ferrostal landete er bei MTU in München und wechselte schließlich nach vier Jahren zu BMW. Kurz darauf gründete er sein eigenes IT-Unternehmen, welches er bis 2010 als Geschäftsführer leitete.
Seine Laufbahn in der IT-Branche brachte ihn nach New York, Boston, Hong Kong und viele andere Metropolen weltweit.
Karriere als Künstler
Parallel zu seiner beruflichen Tätigkeit in der IT arbeitete Paul Riedel seit 1978 als freier Künstler. Zu seinen bekanntesten Arbeiten zählen Portraits von Broadway Stars wie zum Beispiel Julie Wilson. Gemalt wurde in seinem New Yorker Atelier. Aus dieser Serie von drei Bildern eröffnete die Big Spender Gala im Jahr 1998.
Und so arbeitet er bis heute sowohl als freier Künstler als auch als Autor verschiedener Psychodramen, Kurzgeschichten und Sachbüchern. Im Jahre 2010 beendete er seine Tätigkeit in der IT und widmet sich seitdem vollumfänglich seiner Kunst und einer Reihe von sozialen Engagements.
Als bildender Künstler widmet er sich vor allem der Aquarell-Malerei und dem Arbeiten mit Kreide. Zu seinen beliebtesten Motiven zählen Blumen, Kirchen, Portraits, Männer und Akte und die intensiven Farben sind charakteristisch für seine Werke.
Hier drei Werke aus der Aquarell-Serie „Colloured Hats“:
Diese Werke und zahlreiche weitere Arbeiten von Paul Riedel finden Sie in seinem Kunst-Shop.
Wichtige Ausstellungen (Auszug)
- 1978-1980 Mercado de Arte Sao Paulo – Brasilien
- 1979-1981 Feira de Arte Mogi Guacu – Brasilien
- 1980 Feira de Arte (Mythos) Peruibe – Brasilien
- 1996 Fremde Welten München – Deutschland
- 1997 Symbol, Symbiose, Alltag, Kult München – Deutschland
- 1998 Galerie Dr. Böhner München – Deutschland
- 1999 Foire d’Art Strasbourg – Frankreich
- 1999 Kunstmesse Zürich – Schweiz
- 1999 Acqua München – Deutschland
- 2000 Kunstmesse Rosenheim – Deutschland
- 2001 Acqua München – Deutschland in der Galerie Antaris
- 2002 CEBIT Hannover – Deutschland bei Ausgestellt bei Ascential
- 2007 Champions II München – Deutschland – (Handwerker und Straßenarbeiter stellten sich als Modell für diese Werke.)
- 2008 Mah-Jong München – Deutschland – Das Spiel der Drachen, Blumen und Winde in Aquarellen umgesetzt.
- 2009 Liebe in Stücke München – Deutschland – Buch und Zeichnungen Veröffentlichung – 500 Exemplare ausverkauft
- 2011 Moments München – Deutschland (Zeichnungen, Aquarelle und Mischtechnik mit Motiven aus dem Alltag auch als Grußkarten)
- 2013 München Review München – Deutschland
Veröffentlichte Romane
- Geliebter Vater (1995)
- Altreia (1998)
- Geheimnis der verdorrten Rosen (2009)
- Virtuelle Liebe (2016)
- Paloma (2016)
- Die Muse (2016)
- Post Mortem Kino (2016)
- Die Heilerin (in Arbeit)
Leben als Aktivist und soziales Engagement
Vielleicht geprägt durch seine Kindheit und Jugend, setzt sich Paul Riedel für diverse soziale Projekte ein und trat auch immer wieder selbst als Aktivist und Protestant in Aktion. Vor allem trat er ab 1977 für die Anerkennung von Homosexuellen in seinem Geburtsland Brasilien ein und nahm vielfach an Demonstrationen teil.
Unter anderem war er bei der ersten Demo im Jahr 1978 gegen den späteren Präsidenten von Brasilien, Lula Inacio da Silva, dabei. Er setzte sich zudem gegen die Pseudo-Kommunisten ein und gehörte zu den ersten, die sich gegen die Unterdrückung des Volkes und auch der Homosexuellen durch homophobe Politiker wehrten.
In Deutschland führte er seine Aktivitäten in diesem Bereich nahezu ungebremst fort und ist heute ein aktives Mitglied der Grünen in München. Neben seinem öffentlichen Widerstand gegen die Abholzung von älteren Bäumen im Stadtgebiet der Bayernmetropole leitete er die Protestaktion Pro-Isar, welche die Vermeidung von Müll am Isar-Ufer in München zum Ziel hatte. Weiterhin engagiert er sich für Umwelt und Tierschutz.
Sein Einsatz für die Kultur zeigt sich im Rahmen seiner ehrenamtlichen Tätigkeit für Münchner Museen und Pinakotheken, durch deren Hallen er ein Mal im Monat kostenfrei führt und dabei auf zahlreiche Themen rund um Bildende Kunst und Antike eingeht. Ein Mal im Monat bietet er außerdem kostenfreien Unterricht in den Maltechniken Aquarell, Kreide und Zeichnung in seinem Atelier an.
Praktisch sein gesamtes Leben ist durchzogen von einem leidenschaftlichen und unermüdlichen Einsatz für eine offene, friedvolle und tolerante Gesellschaft in der die Kultur einen wichtigen Raum einnimmt. Als Person mit Migrationshintergrund liegt ihm vor allem auch die Pflege und Vermittlung der deutschen Kultur sehr am Herzen.
Am 27. Mai feiert Paul Riedel sein rundes 40. Jubiläum als Künstler in München an der Gaststätte Siebenbrunn in München und wir von der Kunstplaza-Redaktion wünschen ihm dafür schon Mal einen unvergesslichen und wunderbaren Abend in den Reihen seiner Freunde, Kollegen und Förderer!
Inhaber und Geschäftsführer von Kunstplaza. Publizist, Redakteur und passionierter Blogger im Bereich Kunst, Design und Kreativität seit 2011. Erfolgreicher Abschluss in Webdesign im Rahmen eines Hochschulstudiums (2008). Weiterentwicklung von Kreativitätstechniken durch Kurse in Freiem Zeichnen, Ausdrucksmalen und Theatre/Acting. Profunde Kenntnisse des Kunstmarktes durch langjährige journalistische Recherchen und zahlreichen Kooperationen mit Akteuren/Institutionen aus Kunst und Kultur.