„Malergrüße aus Berlin“ – so nannte der aus der DDR stammende Künstler Peter Herrmann seine letzte Ausstellung, die Werke nach dem Milleniumsjahr enthielt. „Der silberne Peter“ – wie er sich aufgrund seiner heller gewordenen Haarpracht scherzhaft nennt, ist wahrlich kein junger Künstler mehr, und doch hat er kaum von seiner Energie und Produktivität eingebüßt.
Dem neutralen Betrachter seiner Werke mag es vielleicht vorkommen, dass die Gemälde der Pinselführung eines noch sehr jungen Mannes oder gar eines Kindes entstammen. Tatsächlich zeichnen sich seine späten Darstellungen durch eine schnelle und flache Malweise aus – schwer zu glauben, dass er auf ein ganzes Leben als Maler zurückblicken kann.
Auf den zweiten Blick ist es aber nicht Unerfahrenheit, die dahinter steckt, sondern vielmehr eine neu gewonnene Freiheit und Unbekümmertheit, die sichtbar wird. Diese Entwicklung wird umso beeindruckender, wenn man bedenkt, dass Herrmann auf ein wahres Füllhorn an Erfahrungen aller Art zurückblicken kann und insbesondere durch die Nachkriegsjahre geprägt wurde. Und es sind oftmals Szenen aus seinem Leben, seinem Alltag, aus seinem Umfeld, die er zu Papier und auf die Leinwand bringt.
Ein kurzer Rückblick auf das Leben Herrmanns
Peter Herrmann wurde in Großschönau bei Zittau geboren und wuchs in Dresden auf. 1953 wurde Herrmann Mitglied der Künstlergruppe Erste Phalanx Nedserd. In Dresden arbeitete er bis 1970 unter anderem als Chemigraph.
Einen großen Einfluss auf ihn dürfte sein Künstlerkollege Jürgen Böttcher (Maler Strawalde) gehabt haben, der ihn 1961 in seinem verbotenen Kurzdokumentarfilm „Drei von vielen“ porträtierte. Ab 1971 gehörte er zur Künstlergruppe „Lücke“.
Verlassen hat er seine Familie und die DDR dann im Jahre 1982. Er ist mit einem Künstlerkollegen von der DDR in den Westen gereist. Diese Entscheidung dürfte ihm nicht allzu leicht gefallen sein, schließlich hatte er ein enges Verhältnis zu seiner Familie.
Das zeigt sich beispielsweise auch an seinen Bildern, die seine Eltern sonntagsnachmittags zuhause zeigen, oder den Vater in Uniform marschierend als Kriegsheimkehrer.
Dieses Bild hat er auch seinem Vater gewidmet. Dennoch wirkt sein Schritt konsequent, da für ihn das politische System der damaligen Deutschen Demokratischen Republik unausstehlich war. Zunächst ging Herrmann nach Hamburg und wenige Zeit darauf 1986 nach Berlin. Dort lebt und arbeitet er bis heute.
Vor dem Hintergrund dieser Biografie versteht man auch das Zitat von Wilhelm von Humboldt besser, welches die Homepage seiner Galerie ziert:
„Gerade die aus der Vereinigung Mehrerer entstehende Mannigfaltigkeit ist das höchste Gut, welches die Gesellschaft gibt, und diese Mannigfaltigkeit geht gewiß immer in dem Grade der Einmischung des Staates verloren.(…) Gleichförmige Ursachen haben gleichförmige Wirkungen. Je mehr also der Staat mitwirkt, desto ähnlicher ist nicht bloß alles Wirkende, sondern auch alles Gewirkte.“
Hier bringt er wohl mit den Worten des preußischen Gelehrten und Schriftstellers seine eigene Kritik an die Einflussnahme eines totalitären und autokratischen Regimes in die Gestaltungsfreiheiten des Einzelnen innerhalb einer Gesellschaft zum Ausdruck. Wenig verwunderlich, dass er als kreativ Schaffender zentrale Kontrolle und Gleichschaltung ablehnt, wie er sie vermutlich in der damaligen DDR erlebt hatte.
Sieht man sich die jüngsten Entwicklungen in der politischen Landschaft innerhalb Europas oder auch den USA, Russland oder dem nahen Osten an, dann ist diese Kritik aktueller denn je.
Herrmanns Oeuvre – 40 Jahre im Dienste der Kunst
Von 1987 bis 2013 organisierte Peter Herrmann in Firmen, Kunstvereinen und Organisationen mehr als 300 Ausstellungen. In 25 Jahren Galerietätigkeit erlaubte er sich nur EINMAL! 10 Tage Urlaub, die er dann auch noch mit Atelierbesuchen verband. Das zeugt von einem ungeheuer aktiven, leidenschaftlichen und unermüdlichen Geist. Seit 2013 muss die Kunst nun ein wenig zurückstehen.
Die Werke Hermanns leben insbesondere durch seine Erinnerungen und den Mut, den er zur Farbe zeigt. So zeigen einige seiner Bilder kräftige Farben. Er kann aber auch anders, mit Farben, die leise Töne geben. Hier sind dann vor allem Pastelltöne auf der Leinwand zu sehen.
Neben seinen malerischen Erzählungen hat er auch eine Fülle an abstrakten Werken geschaffen. Immer wieder entdeckt Hermann die Kunst, die Malerei und die Geschichte der Kunst neu und variiert dabei gekonnt seine Herangehensweise und künstlerische Arbeit. Einen Einblick in das Leben und Schaffen Herrmanns gibt auch folgender Artikel: Flache Kunst auf Leinwand.
Aufgrund seiner Biografie ist es nicht verwunderlich, dass in seinen Bildern die Hauptstadt immer wieder ein Thema ist. Die Mauer, Rosinenbomber, die Gedächtniskirche, der Eiermannturm wurden in seinen Motiven verarbeitet. Ziemlich ironisch wirkt ein Bild mit der Berliner Luft, dargestellt mit einem qualmenden Grill und darauf liegenden Bratwürsten.
Dauerausgestellte Werke Peter Herrmanns befinden sich derzeit in der Berlinischen Galerie, der Galerie Neue Meister der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden, im Museum Ludwig in Köln sowie im Museum Junge Kunst in Frankfurt (Oder).
Mit dem Bildhauer Hans Scheib bildete er eine Ateliergemeinschaft, aus der drei namhafte Ausstellungen hervorgingen. Die Ausstellung „Bleu de Prusse“ wurde 1989 sogar im Goethe-Institut in Paris gezeigt. Auch ein Highlight seiner künstlerischen Laufbahn ist der „Goldene Topf“, welcher 1995 im Oktogon des ehemaligen Dresdner Kunstvereins auf der Brühlschen Terrasse ausgestellt wurde. Und 2002 zeigte die Bonner Zentrale der Deutschen Forschungsgemeinschaft „Peter Herrmann – Hans Scheib“, ein Überblick.
Geehrt wurde Peter Herrmann 1998 mit dem Preis der Villa Romana Florenz, und 2001 erhielt er schließlich den Fred-Thieler-Preis für Malerei.
Liest man sich aufmerksam die aktuellen Beiträge und Artikel auf der Homepage des Künstlers durch, dann fällt einem ins Auge, dass er noch immer dieses Feuer in sich hat und mit großer Neugier die Entwicklungen und Technologien unserer modernen Welt verfolgt und kritisch hinterfragt.
So gibt sein neuester Artikel einen Einblick in die Andersartigkeit der Nutzung des Internets auf dem schwarzen Kontinent Afrika und geht auch noch auf die Auswirkungen ein, welche das auf die Welt der Kunst hat…
Inhaber und Geschäftsführer von Kunstplaza. Publizist, Redakteur und passionierter Blogger im Bereich Kunst, Design und Kreativität seit 2011. Erfolgreicher Abschluss in Webdesign im Rahmen eines Hochschulstudiums (2008). Weiterentwicklung von Kreativitätstechniken durch Kurse in Freiem Zeichnen, Ausdrucksmalen und Theatre/Acting. Profunde Kenntnisse des Kunstmarktes durch langjährige journalistische Recherchen und zahlreichen Kooperationen mit Akteuren/Institutionen aus Kunst und Kultur.