Die Kunstwelt ist vielfältig, und kann gerade als Anfänger überfordernd sein. Auf viel ist zu achten, und schnell passieren (meist auch unbewusste) Fehler.
Da ich neben meiner eigenen künstlerischen Tätigkeit auch als Künstler-Mentor arbeite – und deshalb regelmäßig mit jungen Künstlern in Kontakt komme – fallen mir immer wieder die selben Künstler-Fehler auf, die ich heute mit dir teilen möchte. So möchte ich dir helfen, diese zu vermeiden!
01 Zu viel „Professionalität“
In ihren Anfängen haben insbesondere junge Künstler meist keine Repräsentation durch Galerien und oft auch noch keinen festen Kundenstamm. Sie orientieren sich zu Beginn stark an vermeintlich erfolgreichen Kollegen, sowohl in ihrer Kommunikation als auch in ihrer Preisbildung.
Warum es sich hier um einen der Künstler-Fehler handelt?
Um es kurz zu machen: Hohe Preise entstehen durch Exklusivität, und die entsteht durch einen Nachfrage-Überschuss. Um diese Nachfrage herzustellen benötigst du viele Kontaktpunkte, mit möglichst vielen Kunstinteressierten. Diesen Kontakt wirst du aber herstellen können, wenn du dich hinter falscher Exklusivität abschirmst.
Ein übliches Beispiel dieser Kategorie ist, wenn junge Künstler sich selbst „Künstlername + Gallery“ zu nennen. In dem Glauben das ihnen der Begriff „Gallery“ oder Galerie ein gewisses Renommé verleiht, gleichen die Marketingkanäle dieser Künstler visuell oft einem Museum, dass sich auf Minimal Art fokussiert hat. Das erschwert es neuen Kunstinteressenten, eine Verbindung zur Kunst und v.a. zu dem Künstler eine Verbindung aufzubauen.
(Mal abgesehen davon, dass der Beruf des Kunsthändlers nicht nur steuerlich gesehen vollkommen unterschiedlich von dem eines Künstlers ist)
Meiner Auffassung nach kann man mit dem Status des „Nachwuchskünstler“ spielen und diesen zum eigenen Vorteil nutzen. Menschen lieben es, neue, großartige Kunst zu entdecken, und das auch noch vor allen anderen! Genau diesen Effekt sehen wir auch oft in der Musikbranche! Wenn du offen und ehrlich mit deinem Status als Nachwuchskünstler umgehst, werden potentielle Kunden zu Unterstützer auf deinem Weg nach oben, die nicht nur deine Kunst kaufen sondern dir ggf. auch bei der Verbreitung deiner Kunst helfen oder anderweitig weiterhelfen.
Denn ungefilterte, authentische Begeisterung ist ansteckender als alles andere!
02 Zu viel Auswahlmöglichkeiten
In den Anfängen ihrer Kunst haben junge Künstler*innen oft noch kein klares Profil und keine klare Vorstellung über die Richtung ihrer Kunst (und Kunst-Verkaufsstrategie!) und experimentieren sehr viel mit der eigenen Kommunikation nach außen.
Häufig passiert hier dann der Fehler, dass die die eigenen Marketing- und Verkaufskanäle mit Ideen und Optionen überfrachtet werden. Denn nur weil man künstlerisch viel experimentiert, heißt das nicht, dass deswegen jedes Experiment verkauft werden muss und auch jedes Verkaufsmodell angeboten werden muss!
In der Realität des Kunstmarktes zeigt sich immer wieder, dass die meisten Menschen vor allem eines sind: Entscheidungsfaul. Denn wer jeden Tag abertausende Entscheidungen in Beruf und Alltagsleben trifft, hat meist nicht die Muse, das auch für den Erwerb von Kunstwerken zu tun!
Wie ich bereits zu diesem Thema im Bezug auf Tipps für Künstler + das Weihnachtsgeschäft erwähnt habe, sollten die Interessenten und potentiellen Käufer deiner Kunst eigentlich nur EINE Entscheidung treffen:
Möchte ich das Kunstwerk kaufen, oder nicht?
Oft sehe ich in der Praxis auf den Webseiten (v.a. junger Künstler) aber zusätzlich Optionen zur Rahmung, dann Rahmenfarbe, verschiedene Größen und v.a. für Reproduktionen und Prints sogar verschiedene Auswahlmöglichkeiten zum Material, z.B. Auf Leinwand gedruckt, auf FineArt Papier oder als Alu-Dibond,…
Das Ergebnis: Der Entscheidungsprozess für den Kunden wird zunehmend komplexer, und er muss mehr und mehr Arbeit aufwenden, um sich über die verschiedenen Optionen zu informieren und diese gegeneinander abzuwägen. Das führt nicht nur zu Verwirrung und Frustration, sondern messbar allein schon aus Zeitgründen oft zum Abbruch des Bestellvorgangs.
Die Entscheidungsparalyse ist echt – entscheide dich deswegen selber (und damit für deinen Kunden) für eine Variante, und limitiere für ihn die Handlungsschritte, Aufgaben und v.a. Ablenkungen im Verkaufsprozess.
Je einfacher, desto besser.
03 Zu wenig Kontinuität
Anknüpfend an Punkt 1, ist der (fehlende) Prozess des Verbindungsaufbaus zu Interessenten ihrer Kunst ein weiterer typischer Künstler-Fehler, der dich v.a. in deinem Wachstum ausbremsen kann. Denn diese Verbindung passiert nicht von heute auf morgen. Wie bei jeder Beziehung oder Freundschaft entstehen Verbindungen durch häufige, und v.a. regelmäßige Kontaktpunkte.
Wenn du dich unregelmäßig auf deinen Sozialen Medien präsentierst und vielleicht ein, zwei Mal im Jahr unregelmäßig Newsletter sendest, gerätst du schnell in Vergessenheit und baust definitiv kein Interesse und damit auch keine Nachfrage nach deiner Kunst auf.
Wenn du aber von deiner Kunst leben möchtest, musst du ‚Kunst-Business‘ auch so behandeln und regelmäßig präsent sein – genau wie jedes andere Unternehmen auch!
Fazit
Gerade am Anfang kann der Karriereweg des Künstlers steinig sein. Wenn du jedoch voller Motivation bereits bist, regelmäßig an dir zu arbeiten, den Entdeckungs- & Kaufprozess deiner Kunstinteressenten zu optimieren also auch offen und authentisch mit deinem Status als Nachwuchskünstler umgehst, bist du auf dem richtigen Weg! Ich wünsche dir viel Erfolg! Und schreibe gerne deine Fragen als Kommentar!
Max Rübensal ist ein zeitgenössischer Künstler und Kunst-Autor aus Berlin, der in seinen Werken und Texten über Symbolik, Identität, Popkultur und die ständig wachsende Digitalisierung unseres Alltagslebens reflektiert.