Die Kunst unterliegt seit Jahrhunderten einem stetigen Wandel, der auch immer wieder durch gesellschaftliche Veränderungen oder technologischen Fortschritt eingeleitet wird (siehe Impressionismus als Antwort auf die Erfindung der Fotografie).
Seit einigen Monaten macht sich der Evolutionssprung bei künstlicher Intelligenz in der Kunstlandschaft deutlich bemerkbar. KI-Kunst ist seither in aller Munde und sorgt auf der einen Seite für erhebliche Profiterwartungen, auf der anderen Seite für starke Verunsicherung und Ängste unter Kreativen.
Erst kürzlich wurde die Urheberrechtsdebatte um künstlich erzeugte Kunst und die Rechte an Generative AI Art und die Verwendung von Bild-Generatoren erneut angefacht, als ein US-Urteil ein wegweisendes Urteil dazu fällte.
Fakt ist, dass sich von Künstlicher Intelligenz geschaffene Kunst unaufhaltsam seinen Weg in die Kunstwelt bahnt und eine nie gesehene Flut an KI-Bildern hervorbringt, die vollständig von ihr erschaffen wurden – Kunstwerke ohne menschliche SchöpferIn.
Kein Wunder also, dass sich eine Menge Fragen stellen. Versuchen wir die häufigsten in Kürze für Sie zu beantworten:
Was genau ist KI Kunst?
Es handelt sich um Kunstwerke, die durch die Unterstützung von künstlicher Intelligenz entstanden sind. Im Gegensatz zur traditionellen Kunst, in der Künstlerinnen ein Werk mit ihren eigenen Händen schaffen, wird das Werk hier von einer künstlichen Intelligenz kreiert.
KI Kunst ist seit einigen Jahren ein zunehmend populäres Thema. Jüngst hat das Bild Théâtre D’opéra Spatial im Netz für Aufsehen gesorgt, da es bei einem Kunstwettbewerb den ersten Platz belegt hat.
In der heutigen Zeit wird bei KI-Kunst meistens an digitale Bilder gedacht, die am Computer gestaltet und gegebenenfalls später ausgedruckt oder auf Leinwand gedruckt werden. Doch die Möglichkeiten der künstlichen Intelligenz beschränken sich nicht nur auf die Malerei. Auch in anderen Kunstbereichen, wie der Skulptur, der Musik oder der Architektur, kann KI eingesetzt werden.
Wie funktioniert KI in der Kunst?
Die Entstehung von Kunst durch künstliche Intelligenz ist ein interessantes Phänomen, das mittlerweile durch spezielle Programme möglich ist.
Ein bekanntes Tool, das hierbei zum Einsatz kommt, ist Stable Diffusion. Auch andere Programme wie Midjourney, Crayion oder DALL-E 2 ermöglichen das Erstellen von beeindruckenden Bildern.
Diese sogenannten Text-zu-Bild-Generatoren benötigen lediglich eine kurze Beschreibung des gewünschten Bildinhalts, um daraufhin eine Vielzahl an möglichen Bildern generieren zu können.
Durch die Verwendung von künstlicher Intelligenz werden somit einzigartige Kunstwerke geschaffen, die auf eine sanfte und ruhige Art und Weise beeindrucken.
Was ist ein KI-Bild?
Bis vor Kurzem erforderte die Erstellung von Bildern und Grafiken umfassende Kenntnisse in der Bildbearbeitung mittels Photoshop und ähnlicher Tools.
Doch seit dem Aufkommen von Canva hat sich das Blatt gewendet, und die künstliche Intelligenz hat den Markt für Grafik- und Bildgestaltung erneut revolutioniert. Mittels KI-basierten Bildgeneratoren lassen sich ohne Fachkenntnisse in Windeseile atemberaubende Bilder erstellen.
Ein Bild-Generator auf Basis von KI ist eine Art Künstliche Intelligenz, die in der Lage ist, auf einzigartige Weise neue Bilder zu erschaffen oder bereits bestehende zu bearbeiten. Hierbei nutzt das KI-Tool umfangreiche Daten, um Muster zu erkennen und auf dieser Grundlage visuelle Meisterwerke zu kreieren. Diese Anwendung ist äußerst vielseitig und erstreckt sich von realistischen Porträts bis hin zu abstrakten Kunstwerken und feinsinnigen Zeichnungen.
Was ist der Unterschied zwischen einer KI und einer AI?
Es ist sicherlich schon oft vorgekommen, dass Sie über künstliche Intelligenz gelesen haben und dabei auf die Abkürzungen KI und AI gestoßen sind. Doch was bedeuten sie eigentlich und gibt es Unterschiede zwischen ihnen?
Die Antwort ist erstaunlich simpel: KI ist die Abkürzung für künstliche Intelligenz, während AI für die englische Schreibweise „Artificial intelligence“ steht.
Letzten Endes ist es aber dasselbe Konzept. Sie werden KI im deutschsprachigen Raum häufiger antreffen, während AI im englischsprachigen Kontext gebräuchlicher ist.
Wie lässt sich KI-Kunst erkennen?
Dank KI-Algorithmen ist es möglich, vorhandene Bilder realistisch nachzuahmen und Muster sowie Merkmale zu erkennen. Hierbei kommen meistens Generative Adversarial Networks (GAN) zum Einsatz.
Im Vergleich zu herkömmlichen Fotos weisen KI-generierte Bilder jedoch einige Unterscheidungsmerkmale auf, wie beispielsweise ein fehlendes Schattenspiel oder unnatürliche Perspektiven und Körperformen. Deshalb ist es wichtig, diese Unterschiede zu kennen, um Falschinformationen oder Manipulationen durch KI-generierte Bilder (Deep Fakes) zu vermeiden.
KI-generierte Bilder weisen einige wesentliche Unterschiede zu herkömmlichen Fotos auf. Insbesondere die Farbintensität ist oft stärker ausgeprägt und die Farben wirken satter und leuchtender.
Auch beim Kontrast gibt es Unterschiede, denn KI-generierte Bilder haben oft einen höheren Kontrastumfang als herkömmliche Fotos.
Darüber hinaus sind KI-generierte Bilder oft schärfer, da sie auf einer höheren Pixelanzahl basieren. Es ist jedoch wichtig zu beachten, dass KI-generierte Bilder manchmal unnatürlich wirken können, da sie auf einem Algorithmus und nicht auf einem tatsächlichen Motiv basieren.
Ein weiteres Unterscheidungsmerkmal ist das Schattenspiel, welches bei herkömmlichen Fotos oft natürlicher und auf tatsächlichen Lichtverhältnissen basiert ist, während es bei KI-generierten Bildern unregelmäßiger und unnatürlicher wirken kann.
Beachten Sie auch die präzisen Körperproportionen auf von KI generierten Bildern von Menschen. Manchmal hat die KI Schwierigkeiten damit, Hände und Füße gleichermaßen realistisch und symmetrisch darzustellen. In der Regel sind die Gesichter sehr glatt und perfekt symmetrisch.
Eine wirkungsvolle Methode, um KI-generierte Bilder ausfindig zu machen, stellt die Nutzung von Tools wie Google Reverse Image Search dar.
Hierbei erfolgt ein Upload des Bildes, woraufhin die Suchmaschine es mit Millionen von Bildern in ihrer Datenbank vergleicht, um ähnliche Ergebnisse herauszufiltern.
Sofern es sich bei dem hochgeladenen Bild um eine künstliche Kreation handelt, kann es sein, dass keine Übereinstimmungen gefunden werden oder die Resultate nicht mit dem Bild in Einklang stehen. Ein wahrscheinliches Indiz dafür, dass das Bild möglicherweise künstlich generiert wurde.
Sind KI-Bilder urheberrechtlich geschützt?
Sobald die künstliche Intelligenz durch das Training mit verschiedenen Werken in der Lage ist, eigene Inhalte zu erzeugen, entstehen Fragen zum Urheberrecht. Ist es möglich, dass Anwendungen wie ChatGPT, Midjourney, Dalle-E oder Lensa als Urheber von Werken gelten können?
Unter § 2 Abs. 2 UrhG heißt es dazu eindeutig:
Werke im Sinne dieses Gesetzes sind nur persönliche geistige Schöpfungen.
Nur menschliche Schöpfer können folglich urheberrechtlich geschützte Werke erschaffen. Künstliche Intelligenzen können demnach nicht als Urheber betrachtet werden. Ebenso wenig können Nutzer, die eine Anfrage an eine KI-Anwendung stellen, als Schöpfer der Inhalte gelten.
Auch wenn technische Hilfsmittel wie Kameras oder Bildbearbeitungsprogramme erlaubt sind, muss der menschliche Anteil am Ergebnis entscheidend sein.
Kann Künstliche Intelligenz wirklich kreativ sein?
Prof. Dr. Sebastian Stober – Professor für Künstliche Intelligenz an der Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg – hat ein starkes Vertrauen in die Fähigkeit der Künstlichen Intelligenz (KI), auch kreativ zu sein. Der Forscher aus Magdeburg erklärt, dass für ihn Kreativität bedeutet, eine neue Sichtweise einzunehmen – und dass die KI durchaus fähig ist, dies eigenständig zu erreichen.
In einem FKT-Interview bezieht er zu den kreativen Fähigkeiten von KI als auch zu deren Grenzen wie folgt Stellung:
Ich denke, KI kann kreativ sein. Kreativität bedeutet, Sachen neu miteinander verbinden, die so vorher nicht miteinander zu tun hatten. Für mich heißt Kreativität, eine neue Perspektive einzunehmen – das kann KI durchaus selbstständig. Insofern kann sie Inspiration für neue Ansätze sein. Noch deutlicher wird dies im Bereich der Kunst. Betrachte ich Kunst in ihrer Urform, dann habe ich immer jemanden, der damit etwas zum Ausdruck bringen möchte. Das macht Künstliche Intelligenz nicht. KI kann einen Soundtrack für ein Heimvideo im Hintergrund erzeugen. Das ist Gebrauchskunst – ohne den Anspruch, etwas in sich Schönes zu kreieren oder eine bestimmte Aussage als Künstler zu formulieren.“
Wo findet man Künstliche Intelligenz im Alltag?
Obwohl die Entwicklung der Künstlichen Intelligenz noch in den Kinderschuhen steckt, ist sie bereits in vielen Bereichen unseres Alltags präsent. Besonders beim Griff zum Smartphone kommen wir häufig mit ihr in Berührung. Zahlreiche Apps nutzen Algorithmen, welche streng genommen nicht direkt mit der KI in Verbindung stehen.
Sie beschreiben lediglich einen Wenn-Dann-Prozess, der auf eine bestimmte Aktion des Nutzers reagiert. Doch die KI geht einen Schritt weiter. Sie ist eine spezielle Sammlung von Algorithmen, die in der Lage sind, auf unvorhergesehene Ereignisse und unstrukturierte Daten zu reagieren. Im Gegensatz zu anderen Algorithmen kann sie diese einordnen und verarbeiten.
Ein bekanntes Beispiel für den Einsatz von KI im Alltag ist die Gesichtserkennung Ihres Smartphones, wie es bei der Face ID von Apple der Fall ist. Diese biometrische Methode ermöglicht es, Ihr Gesicht dreidimensional zu erfassen, indem Infrarottechnologie und ein Projektor mit 30.000 Infrarotpunkten zum Einsatz kommen.
Auf diese Weise werden alle Merkmale Ihres Gesichts erfasst und durch Algorithmen mit den gespeicherten Daten abgeglichen. So kann man sicherstellen, dass nur Sie auf das Handy zugreifen können, wenn Sie es durch die Gesichtserkennung entsperren.
Ein weiteres hervorragendes Beispiel für den Einsatz von Künstlicher Intelligenz (KI) im täglichen Leben sind digitale Sprachassistenten wie Siri oder Alexa. Diese intelligenten Tools kommen zum Einsatz, wenn Sie beispielsweise eine Wegbeschreibung zu einem bestimmten Restaurant benötigen, in dem Sie Mittagessen möchten, oder eine Wettervorhersage für Ihren geplanten Wochenendausflug abrufen möchten.
Die KI-gestützte Sprachverarbeitung und Sprachgenerierung von Siri, Alexa, Cortana oder Google Home ermöglicht es diesen Assistenten, Ihnen schnell und einfach die gewünschten Informationen zu liefern und Sie im Alltag bestmöglich zu unterstützen.
Auch Netflix kann auf den Einsatz von künstlicher Intelligenz nicht verzichten. Wenn Sie den beliebten Streamingdienst nutzen, wird KI eingesetzt, um Ihnen Filme oder Serien vorzuschlagen, die Ihnen gefallen könnten. Hierfür werden Ihre bisherigen Sehgewohnheiten analysiert, was zu einem äußerst personalisierten Vorgang führt.
Dabei werden die Uhrzeit und die Sendungen berücksichtigt, die Sie normalerweise zu dieser Zeit schauen. Etwa 80 Prozent der auf Netflix gesehenen Filme und Serien werden von KI beeinflusst.
Die 10 wichtigsten KI Anwendungen im Überblick
- Mobiltelefon mit Gesichtserkennungstechnologie
- Social Media
- E-Mails oder Nachrichten
- Google Search
- Digitale Sprachassistenten
- Smart-Home-Geräte
- Pendelverkehr
- Bankgeschäfte
Welche 4 Arten von Künstlicher Intelligenz gibt es?
Die Welt der künstlichen Intelligenz wird in vier Kategorien unterteilt, die sich auf die Fähigkeit beziehen, ihre Umgebung wahrzunehmen, ihr Selbstbewusstsein zu entwickeln, ihre Vergangenheit zu erinnern und ihre Fähigkeit zur Verbesserung auf Basis von Lernprozessen.
Die ersten beiden Typen, auch bekannt als Artificial Narrow Intelligence (ANI), sind bereits realisiert worden.
Die beiden weiter fortgeschrittenen Typen drei und vier bilden gemeinsam die Artificial General Intelligence (AGI) und die Artificial Super Intelligence (ASI).
Die Entwicklung der AGI und der ASI ist noch in vollem Gange, aber sie besitzen das Potenzial, so schlau wie oder sogar noch schlauer als Menschen zu sein.
Hier sind die 4 Typen im Überblick:
- Typ 1: Künstliche Intelligenz mit Reaktiven Maschinen (reaktive machine)
- Typ 2: Begrenzte Speicherkapazität (lim. memory)
- Typ 3: Theorie des Geistes oder Geisteshaltung (theory of mind)
- Typ 4: Selbstwahrnehmung (self awareness)
Weiterführende Informationen dazu sind technischer, wissenschaftlicher und philosophischer Natur. Diese würden den Rahmen dieses Beitrags sprengen. Eine gute erste Anlaufstelle finden Sie bei audius – KI: Ihr Wegweiser zu den 4 Arten der Künstlichen Intelligenz.
Quellenverzeichnis:
Für die Beantwortung dieser Fragen haben wir neben den bereits im Artikel aufgeführten Quellen folgende Informationsangebote genutzt:
- Wertgarantie – Was ist KI Kunst? Das sind die wichtigsten Fakten, https://www.wertgarantie.de/ratgeber/elektronik/unterhaltung-freizeit/news-trends/was-ist-ki-kunst-das-sind-die-wichtigsten-fakten
- Mindverse – So erkennen Sie KI-generierte Bilder!, https://www.mind-verse.de/post/so-erkennen-sie-ki-generierte-bilder
- Urheberrecht.de – Künstliche Intelligenz (KI) im Urheberrecht: Welche Rechte bestehen?, https://www.urheberrecht.de/kuenstliche-intelligenz/
- XING – Künstliche Intelligenz im Alltag: Die 10 wichtigsten KI Anwendungen im Überblick, https://www.xing.com/news/insiders/articles/kunstliche-intelligenz-im-alltag-die-10-wichtigsten-ki-anwendungen-im-uberblick-3861076
Inhaber und Geschäftsführer von Kunstplaza. Publizist, Redakteur und passionierter Blogger im Bereich Kunst, Design und Kreativität seit 2011. Erfolgreicher Abschluss in Webdesign im Rahmen eines Hochschulstudiums (2008). Weiterentwicklung von Kreativitätstechniken durch Kurse in Freiem Zeichnen, Ausdrucksmalen und Theatre/Acting. Profunde Kenntnisse des Kunstmarktes durch langjährige journalistische Recherchen und zahlreichen Kooperationen mit Akteuren/Institutionen aus Kunst und Kultur.