Die schöne Idee der “guten Vorsätze” …
Seit unserer Kindheit sind wir es gewöhnt, mit einer Menge “guter Vorsätze” in das Neue Jahr zu starten. Dieser Silvesterbrauch geht der Überlieferung nach bereits auf den Papst Silvester zurück, der auch Namensgeber für den Tag des Jahreswechsels war. Dieser Papst hatte nämlich am 31.12. Geburtstag, und an diesem persönlichen Ehrentag war es auch zu seinen Lebenszeiten (4. Jahrhundert n. Chr.) schon üblich, einem Geburtstagskind gute Wünsche mit auf den Weg zu geben.
Papst Silvester war einer der ersten Päpste der noch jungen Kirche, er organisierte sie im 4. Jahrhundert neu und war damit für die Entwicklung der jungen Glaubensvereinigung von großer Bedeutung. Er wurde bald als Heiliger verehrt und mit seinem Geburtstag zum Tagesheiligen des 31.12., ab dem Jahr 354 wird dieser Tag als “Silvester-Tag” gefeiert.
Wie wir es von kirchlichen Oberhirten kennen, hatte Silvester die guten Wünsche zu seinem Geburtstag nicht einfach dankend entgegen genommen, sondern sein Amt als kirchlicher Sittenmahner auch gleich genutzt, um allen Gratulanten die Vergebung der Sünden des vergangenen Jahres zu versprechen – allerdings nur, wenn diese ihm wiederum versprachen, sich zu bessern.
Schon waren die “guten Vorsätze” entstanden, so wie wir sie kennen, eben mit einem entscheidenden Haken. Wenn man die üblicherweise gefassten “guten Vorsätze” der Menschen nämlich einer näheren Betrachtung unterzieht, stellt sich schnell heraus, dass es sich in Wirklichkeit um alles andere als “gute” Vorsätze handelt.
… und ihre Tücken
Ganz im Sinne des fordernden Papstes fasst der immer um Pflichterfüllung bemühte Mensch in Wirklichkeit keine “guten” Vorsätze, sondern vor allem und in erster Linie den Vorsatz, sich noch mehr als bisher selbst zu quälen.
Da ist von regelmäßiger Körperertüchtigung die Rede, täglichen gymnastischen Übungen und Mittagspausen im Schwimmbad, ab Ostern soll zu Hause nur noch in Spanisch kommuniziert werden und bis dahin sind die nötigen Vokabeln zu lernen, eine tägliche Abendrunde mit dem Fahrrad wird geplant, nach einem Abendbrot, das nur aus selbst gekochtem, gesunden Essen besteht.
Festzuhalten bleibt: In der Regel nehmen wir uns eher etwas Schreckliches vor, etwas, was wir eigentlich nicht wollen oder nicht mögen, was mit viel Verzicht oder mit viel Mühe verbunden ist. Dass dieser Brauch trotzdem nicht schon längst untergegangen ist, ist wohl darauf zurückzuführen, dass es einfach zu verlockend ist, mit Beginn eines neuen Jahres auch persönlich einen Neubeginn zu planen.
Solche “guten Vorsätze” lassen sich nur mit Tricks einhalten
Kein Wunder, dass diese Art “guter” Vorsätze so selten eingehalten wird, geschickter kann man eigentlich kaum vorgehen, um sich selbst in Richtung Misserfolg zu motivieren: Das mieseste Wetter im Jahr für den Beginn täglicher Sportübungen zu wählen, vernünftiges Essen mit Anstrengungen zu belasten, die ihm einen durchgehend unsympathischen Anstrich verleihen, Lernaufgaben so zu strukturieren, dass die Erfüllung von Anfang an unmöglich ist … das ist eine Art von Planung, die jeden Motivationstrainer schaudern lässt.
Auch Vorsätze dieser nicht so sympathischen Art ließen sich einhalten – aber nur, wenn Sie bei der Aufstellung ein Mindestmaß an Sorgfalt in der Behandlung des eigenen Ichs walten ließen und die Vorsätze so ausgestalten, dass wenigstens der Beginn geradezu als Verlockung erscheint und ein Durchhalten (und jedes Pausieren zwischendurch) ohne Gewissensnöte erlaubt ist.
Am effektivsten funktioniert die Annäherung an neue nützliche Gewohnheiten ohne jeden Zwang, ganz nebenbei, indem Sie sich selbst ein wenig “austricksen”. Sie könnten z. B. etwas Sport zwanglos in Ihren Alltag integrieren, bis diese paar Muskelbewegungen zur lieben Gewohnheit geworden sind, der Körper zeigt dann von alleine Lust auf mehr.
Sie könnten ein paar nützliche Informationen über gesundes Essen einholen und sich die Speisen heraussuchen, nach denen sich jeder Gourmet die Finger lecken würde, vielleicht eine Reihe von spanischen Tapas, bei deren Zubereitung Sie “de paso” die ersten spanischen Vokabeln lernen (und ein halbes Jahr später voll motiviert noch viele mehr, weil Sie unbedingt ein ganz bestimmtes spanisches Rezept übersetzen möchten).
Sie könnten aber auch ganz einfach umdenken:
Gute Vorsätze, die Ihnen wirklich etwas Gutes bringen
Sie könnten Vorsätze fassen, die wirklich gut sind, gute Vorsätze, mit denen Sie sich selbst jedes Mal aufs Neue ein wenig belohnen. Für diese Art guter Vorsätze bietet sich das breite Feld der Kunst geradezu an:
Sie könnten sich bereits im Januar einen Waldspaziergang gönnen und in Gedenken an den heiligen Silvester (dessen Name von silva = Wald kommt) spannende Waldfundstücke sammeln, um daraus kleine Kunstwerke für Ihr Heim herzustellen. Vielleicht gibt es in Ihrer Umgebung sogar einen Waldkunstpfad oder Waldkunstwanderweg, wie in Wäldern bei Darmstadt oder in Berlin (Informationen auf iwz.waldkunst.com, www.waldkunst-berlin.de).
Sie könnten Entspannung einmal nicht vor dem Fernseher suchen, wo Sie verärgert feststellen, dass der vermeintlich neue Film schon zum vierten Mal wiederholt wird, sondern lieber im Internet nach interessanten Kunstausstellungen in Ihrer Nähe forschen (und diese dann in den nächsten Tagen auch wirklich besuchen).
Sie könnten selbst mit irgendeiner Art künstlerischer Betätigung beginnen, mit Lehrer oder ohne, für viele Menschen die schönste Form der entspannenden Freizeit überhaupt … Entscheidend ist wahrscheinlich, dass Sie mit Begeisterung neue Horizonte erobern, in diesem Sinne wünscht Ihnen Kunstplaza.de ein wunderschönes Neues Jahr!
Passionierte Autorin mit regem Kunstinteresse